Gebirgstruppe (Deutschland)

Truppengattung
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Gebirgsdivisionen der Deutschen Wehrmacht waren im Zweiten Weltkrieg in ganz Europa eingesetzt.

Geschichtlicher Rückblick

Am 16. März 1935 wurde in Deutschland die Allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt, das bestehende Reichsheer in Wehrmacht umbenannt und mit der Aufstellung von 36 Armee-Divisionen beauftragt. Aus den wenigen vorhandenen Gebirgseinheiten entstand zunächst eine Gebirgsbrigade, die bis zum Spätherbst 1937 zur 1. Gebirgsdivision aufwuchs. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs verfügte die Wehrmacht über drei, auf dem Höhepunkt des Krieges über elf Gebirgsdivisionen. Sie waren unter anderem an der Invasion Norwegens im Jahre 1940 und an der Landung auf Kreta 1941 beteiligt. Im Krieg gegen die Sowjetunion hissten deutsche Hochgebirgsjäger 1942 die Hakenkreuzfahne auf dem Westgipfel des Elbrus.

Die Gebirgsdivisionen

1. Gebirgsdivision

Die 1. Gebirgs-Division mit ihren etwa 20.000 Mann wurde von Adolf Hitler als seine „Garde-Division“ bezeichnet. Sie nahm an der Besetzung des Sudetenlandes und beim Anschluss Österreichs teil und kam im Polenfeldzug 1939 und Westfeldzug 1940 zum Fronteinsatz. Bei Besançon wurde sie nach der Niederlage Frankreichs auf die Eroberung Gibraltars vorbereitet. Als General Francisco Franco den Durchmarsch der Deutschen durch Spanien verweigerte, wurde die Division umdirigiert und an der französischen Kanalküste zur Landung in England aufgestellt. 1941 folgten der Balkanfeldzug und der Angriff auf die Sowjetunion. Unter hohen Verlusten gelang 1942 die Überquerung des Kaukasus-Gebirges. Als die Division im Frühjahr 1943 nach Montenegro verlegt wurde, hatte sie im bisherigen Kriegsverlauf bereits über 19000 Mann (Russland: 13.227 Mann Verluste 25 % tot, 73 % verwundet, 2 % vermisst) [1] verloren.

Anfang Juli 1943 wurde die 1. Gebirgs-Division nach Westgriechenland in den Epirus verlegt, um eine erwartete alliierte Invasion abzuwehren. Zu dieser kam es allerdings nicht. Stattdessen wurden einzelne Truppenteile im Kampf gegen griechischen und albanischen Partisanen eingesetzt. Zum Kriegsende zog sich die Division nach Österreich zurück.

Der Division unterstanden die Gebirgsjägerregimenter 98 und 99 sowie das Gebirgsartillerieregiment 79.

Kriegsverbrechen der 1. Gebirgsdivision

Dabei ging sie rücksichtslos gegen Zivilisten, darunter Frauen, Kinder und Alte vor. Allein in den drei Monaten zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober 1943 sollen etwa 207 Ortschaften mit etwa 4500 Häuser zerstört und über 2.000 Griechen und Albaner getötet worden sein. Ein Indiz dafür, dass es höchst selten zu Gefechten mit Partisanen kam, ist die Tatsche, dass lediglich 23 Gebirgsjäger in diesem Zeitraum gefallen sind.

Nach der Eroberung Griechenlands durch italienische und deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg war die Insel Kephalonia mit den anderen ionischen Inseln ab 1941 italienisch besetzt. Nach der Kapitulation Italiens vor den Alliierten 1943 besetzten Teile der 1. Gebirgsdivision die Insel und erschossen im Massaker auf Kephallonia zwischen dem 21. und 24. September 1943 5.200 italienische Soldaten, darunter alle Offiziere. Die italienischen Soldaten wurden nach ihrer Kapitulation und Gefangennahme entgegen allen Regeln des Kriegsvölkerrechts auf „höheren Befehl“ getötet. Es handelt sich um eines der schwersten deutschen Kriegsverbrechen im Mittelmeerraum.

2. Gebirgsdivision

Die Division wurde zwischen dem 1. April 1938 und dem 26. August 1939 in Innsbruck aufgestellt und nahm dann am Polenfeldzug teil. Danach stand sie im Raum St. Goar für Sicherungsaufgaben zur Verfügung. Im März 1940 wurde die Division dem Gebirgskorps Norwegen unterstellt und stieß von Mai bis Juli aus dem Raum Namsos (Norwegen) in den Raum Narvik vor. Im Juni 1941 erfolgte der Angriff aus dem Raum Parkkina auf die russischen Grenzstellungen bei Kuosmaivi, dann folgten Stellungskämpfe auf der Fischer-Halbinsel. Von Juli 1942 bis Oktober 1944 war die Truppe an der Murmansk-Front eingesetzt. Anschließend zog sich die Division in Abwehr- und Absetzkämpfen zur norwegischen Grenze zurück und wurde dann nach Dänemark und schließlich an die Westfront verlegt. Ab Januar 1945 kämpften die Soldaten im Oberelsaß, im Raum südlich von Trier und im Raum PhillipsburgHeilbronn. Dann setzte sich die Truppe in ihre Heimat ab und kapitulierte schließlich in Tirol. Ausführliches siehe [1]

3. Gebirgsdivision

Die Division wurde am 1. April 1938 in Graz aufgestellt, hervorgegangen aus der 5. (österr.) Division und der 7. (österr.) Division. Sie nahm am Polenfeldzug teil und wurde anschließend im Westen mit Sicherungsaufgaben im Raum Traben-Trarbach betraut. Im April 1940 erfolgte ein Einsatz im Rahmen der Besetzung Norwegens. Bekannt wurde die Truppe, als die Kampfgruppe Dietl in Zusammenarbeit mit der Kriegsmarine Narvik eroberte und damit den Engländern zuvorkam. Die Division verblieb zunächst als Besatzungstruppe in Norwegen, stieß dann aber im Juni 1941 zu Beginn des Russlandfeldzuges über die norwegisch-finnische Grenze bis zur Liza vor. Dort wurde sie in verlustreiche Stellungskämpfe verwickelt, im Oktober durch die 6. Gebirgsdivision abgelöst und marschierte schließlich zu Fuß vom Eismeer in den Raum Vaasa. Von da Seetransport nach Deutschland, von wo sie nach Auffrischung auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr erneut nach Norwegen als Besatzungstruppe in den Raum Lillehammer verlegt wurde. Ab Herbst 1942 war die Division an wechselnden Schauplätzen bei den Rückzugsgefechten in Russland beteiligt. 1945 Einsatz bei Stellungskämpfen in der Hohen Tatra und letztendlich Kapitulation im Raum Olmütz

Ergänzende Angaben siehe [2]

4. Gebirgsdivision

Die Division nahm an Hitlers Überfall auf die Sowjetunion teil und war dort stets im Südabschnitt eingesetzt. Die meisten Soldaten mussten den langen Weg bis ins Kaukasus-Gebirge zu Fuß zurücklegen. Dieses durchquerten sie und kamen bis nach Suchumi am Schwarzen Meer. Völlig abgeschnitten, wurden sie mit Schnellbooten der deutschen Kriegsmarine in letzter Minute heraus geholt. Während des weiteren Rückzuges wurde die Division durch Transport-Flugzeuge des Typs Ju-52 in einen anderen Kessel hinein geflogen und unterstützte die dort eingesetzten Soldaten bei der Verteidigung. 1944 wurde die Division in Rumänien aufgerieben.

6. Gebirgsdivision

Die Division wurde am 1. Juni 1940 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg aufgestellt. Im Frankreichfeldzug Vorgehen vom Rhein bis in den Raum Saint-Dié, anschließend Besatzungstruppe im Raum Pontarlier. Anfang 1941 wurde die Truppe nach Südrumänien verlegt und stieß von dort im Griechenlandfeldzug über Iraklion bis Athen vor. Im Sommer wurde sie im Raum Semmering aufgefrischt und dann nach Finnland verlegt. Im Oktober 1941 löste die Division die „geschundene“ 3. Gebirgsdivision im Liza-Brückenkopf und an der Murmansk-Front ab. Dort verblieb sie bei schweren Abwehr- und Stellungskämpfen und der Bekämpfung feindlicher Kommandoeinheiten hinter der Front bis zum Oktober 1944. Dann folgten Rückzugskämpfe im Rahmen der Räumung Finnlands während des Lapplandkrieges in den Raum Kilpisjärvi. Anfang 1945 wurde Finnland endgültig geräumt, die Truppe zog sich bis zum Lyngen-Ford zurück und stand nach der gesamtdeutschen Kapitulation dort unter englischem Kommando. Anschließend englische Gefangenschaft.

Weitere Details unter [3]

Fußnoten

  1. Kaltenegger Die Stammdivision der deutschen Gebirgstruppe 1981/297)

Literatur

  • Roland Kaltenegger:
  • Paul Klatt: Die 3. Gebirgsdivision 1939-1945, Verlag Hans-Henning Podzun, 1958
  • Karl Ruef: Gebirgsjäger zwischen Kreta und Murmansk, Schicksale der 6. Gebirgsdivision, Leopold Stocker Verlag Graz
  • Seidel, Max: Wir tragen Stolz das Edelweiß, Belser Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 1941
  • Ralph Klein/Regina Mentner/Stephan Stracke (Hrsg.) Mörder unterm Edelweiß. Dokumentation des Hearings zu den Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger. Papyrossa, 2004, ISBN 3-89438-295-3
  • Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz, Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945), Band 6. Hüthig Verlagsgemeinschaft, Berlin, Heidelberg 1992, ISBN 3-8226-1892-6