Schneeferner

Gletscher an der Zugspitze in Deutschland
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Der Schneeferner ist ein Gletscher in den Bayrischen Alpen. Er befindet sich auf dem Zugspitzplatt, einer von West nach Ost abfallenden Hochfläche südlich des Zugspitzgipfels, die den Talschluss des Reintals bildet. Die Schmelzwasser des Gletschers versickern in der verkarsteten Hochfläche und treten im Reintal wieder an die Oberfläche, wo sie die Partnach speisen. Der Schneeferner ist einer der nördlichsten Gletscher der Alpen.

Der Nördliche Schneeferner sowie die Reste des Südlichen Schneeferners (links) Ende Juli 2006

Geschichte

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Zugspitzplatt von den Plattspitzen bis zum Jubiläumsgrat zusammenhängend vergletschert. Dieser große Gletscher wurde "Plattachferner" genannt. Der letzte große Vorstoß des Gletschers bis 1820, als er auf etwa 300 ha gewachsen war[1], hinterließ mächtige Moränen, welche auch heute noch sichtbar sind. Noch im Jahr 1880 bedeckte der Gletscher eine Fläche von 228 ha. Die folgende Erwärmung der Atmosphäre führte zu einem drastischen Rückgang des Gletschers, die dazu führte, dass der Gletscher in drei Teile zerfiel – den Nördlichen, den Südlichen und den Östlichen Schneeferner. Der Östliche Schneeferner ist inzwischen ganz verschwunden.

Die beiden verbliebenen Gletscher bedeckten 1999 noch eine Fläche von 48 ha[1]; dazu kommen noch ein paar kleinere Firnfelder. Gletschergünstige Phasen zwischen 1965 und 1968 sowie zwischen 1974 und 1980 führten zu einer Aufhöhung der Gletscheroberfläche; zu einem größeren Vorstoß reichte es aber nicht. Wenn man von den oben erwähnten Zeiträumen absieht, befindet sich der Gletscher seit 1850 auf dem Rückzug. Falls es bei den Abschmelzraten, die seit den 90er-Jahren beobachtet werden, bleiben sollte, werden die verbliebenen Gletscher auf dem Zugspitzplatt bis zum Jahr 2015 oder 2030 verschwunden sein. Seither sind jährlich im Durchschnitt etwa 80 cm Eis abgeschmolzen.[2]

Nördlicher Schneeferner

Der Nördliche Schneeferner ist mit einer Fläche von 34 ha (Stand 2003)[2] der größte und bei einer mittleren Höhenlage von 2'640 m auch der am höchsten gelegene Gletscher des deutschen Alpenanteils. Er ist ziemlich genau nach Osten ausgerichtet und hat eine durchschnittliche Neigung von 14°. Im Norden wird der Gletscher vom Grat Zugspitze – Zugspitzeck überragt und im Westen nur wenig vom Schneefernerkopf überhöht. Der Gletscher hat daher keine ausgesprochene Schattenlage.

 
Der Nördliche Schneeferner am 28. August 2003, direkt nach Rekord-Hitzeperiode, vom Zugspitzgipfel aus gesehn

Die Ernährung des Gletschers erfolgt durch normalen Niederschlag und zusätzlich durch Lawinenschnee aus den Felsen des Zugspitzecks und des Schneefernerkopfs. Die Geschwindigkeit, mit der sich der Gletscher fortbewegt, beträgt im mittleren Bereich 25 bis 30 cm pro Jahr. In den steilen Flanken des Schneefernerkopfs kann die Fließgeschwindigkeit aber auch mehrere Meter pro Jahr betragen. Hier ist der Gletscher allerdings in den letzten Jahren fast völlig verschwunden.

Heute steht der Nördliche Schneeferner im Zeichen des Wintersports. Seit 1955 wurden auf der Eisfläche 5 Liftanlagen errichtet, welche dem Sommerskilauf dienen und somit das einzige deutsche Gletscherskigebiet bilden. Die natürliche Entwicklung des Gletschers musste sich dem unterordnen. Durch das Heranschaffen von Schnee aus umliegenden Gebieten nimmt die Eisdicke seit 1990 in einzelnen Bereichen zeitweise wieder zu.

Das Abdecken bestimmter Bereiche des Gletschers soll das Eis vor Sonneneinstrahlung und Regen schützen. Im Jahr 2007 wurden 9'000 m² des Gletschers abgedeckt.[3] Man hofft, dadurch die Ausaperung von Felsen, die den Wintersport erschweren könnten, so lange wie möglich hinauszögern zu können. Auf die Lebensdauer des Gletschers hat das allerdings kaum eine Auswirkung, weil das so gewonnene Eis nur etwa 1 % des Verlusts ausgleicht, der in den ungeschützten Bereichen des Gletschers zu erwarten ist.[4]

Der Gletscher im Rekordsommer 2003

An heißen Tagen sinkt die Eisfläche des Nördlichen Schneeferners um bis zu 11 cm am Tag ein. Im August 2003 gab der Gletscher dabei 35'000 m³ Wasser täglich ab[2], was etwa einem Zehntel des durchschnittlichen Wasserverbrauchs von München entspricht. Experten bezeichnen dieses enorme Abschmelzen des Eises als Gletscherrauschen (welches die Schmelzwasserbäche erzeugen).

Nördlicher Schneeferner in Zahlen

  • Höhenlage: 2'810–2'560 m, Durchschnitt 2'640 m (Stand 1999)[1]
  • Maximale Länge: 1'120 m
  • Maximale Breite: 850 m
  • Durchschnittliche Eisdicke: 10–20 m[2]
  • Fläche: 34 ha (Stand 2003)[2]

Südlicher Schneeferner

 
Der Südliche Schneeferner am 28. August 2003, direkt nach Rekord-Hitzeperiode, vom Zugspitzgipfel aus gesehn

Der Südliche Schneeferner bedeckte den südwestlichen Teil des Zugspitzplatts unterhalb der Wetterspitzen. Von diesem Gletscher sind heute nur noch Reste erhalten, da er in einem rasanten Tempo abschmilzt und ihm schattenspendende Wände fehlen. Außerdem erfolgt die Ernährung des Gletschers nicht wie beim Nördlichen Schneeferner durch Lawinenschnee, sondern ausschließlich durch natürlichen Niederschlag. Er bedeckte 1999 nur noch eine Fläche von 12 ha und seine Eismächtigkeit ist ebenfalls sehr gering. Da der Gletscher in jedem Sommer stark an Masse verliert und ein Ende dieser Entwicklung nicht in Sicht ist, wird der Südliche Schneeferner in wenigen Jahren komplett abgeschmolzen sein.

Der Südliche Schneeferner in Zahlen

  • Höhenlage: 2'690–2'520 m, Durchschnitt 2'590 m (Stand 1999)[1]
  • Maximale Länge: 300 m
  • Maximale Breite: 800 m
  • Maximale Eisdicke: 2 bis 7 m
  • Fläche: 12 ha (Stand 1999)[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e bayerische-gletscher.de
  2. a b c d e Informationen zum Gletscherschwund – Gletscherschwund und Klimawandel an der Zugspitze und am Vernagtferner (Ötztaler Alpen), Kommission für Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 2003
  3. Gletscherabdeckung 2007, Bericht der Bayerischen Zugspitzbahn
  4. Information der Kommission für Glaziologie zur Gletscherabdeckung 2007

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