Allianz SE
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Rechtsform | Europäische Aktiengesellschaft |
Gründung | 1890 |
Sitz | München |
Leitung | Michael Diekmann (Vorstandsvorsitzender) |
Mitarbeiterzahl | 166.505 (2006) |
Umsatz | 101,129 Mrd. Euro (2006) |
Branche | Versicherungen Finanzdienstleistungen |
Website | www.allianz.com |
Die Allianz SE ist einer der weltgrößten Versicherungs- und Finanzdienstleistungskonzerne mit Sitz in München. Das im DAX der Deutschen Börse gelistete Unternehmen erzielte im Jahr 2006 bei einem Umsatz von 101,129 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 7,021 Milliarden Euro.
Die Holding und ihre Tochtergesellschaften treten weltweit unter dem Namen Allianz Group auf. Vorstandsvorsitzender des Konzerns ist seit April 2003 Michael Diekmann.
Geschichte
1890 nahm die ein Jahr zuvor in München von Carl von Thieme und Wilhelm von Finck gegründete Allianz Versicherungs-AG in Berlin ihre Geschäftstätigkeit auf. Die Gesellschaft wurde in der Anfangszeit maßgeblich durch das Bankhaus Merck Finck & Co, die Dresdner Bank AG sowie der von Thieme und Finck zuvor gegründeten Münchener Rückversicherung finanziert. 1893 wurde in London die erste Auslandsfiliale eröffnet, 1895 wurden die Aktien des Unternehmens erstmals an der Berliner Börse gehandelt.
1906 bestand die Allianz ihre erste Belastungsprobe, als sie einen nicht unerheblichen Teil der Entschädigungen nach dem verheerenden Erdbeben in San Francisco zu leisten hatte. Als im April 1912 die Titanic sank, musste die Allianz ebenfalls hohe Entschädigungszahlungen leisten.
1922 wurde die Tochtergesellschaft Allianz Lebensversicherungs-AG gegründet. Während der in den 20er Jahren durch Deutschland rollenden Fusionswelle wurden mehrere Firmen (u. a. die Frankfurter Versicherungs-AG, Bayrische Versicherungsbank AG) von der Allianz aufgekauft, die aber teilweise ihren Namen behalten konnten und bis ins 21. Jahrhundert halbautonom am Markt agierten. 1932 startete die Allianz ihr Engagement in der Schadenforschung und eröffnete eine Materialprüfstelle zur Schadenforschung, aus der später das Allianz Zentrum für Technik (AZT) hervorging. Ziel war es, aus den Schadenereignissen gewonnene Erkenntnisse interessierten Unternehmen zur Schaden- und Risikominimierung zur Verfügung zu stellen. Von 1933 bis 1945 versicherte die Allianz auch Unterorganisationen der NSDAP und erschloss im Zuge der Ausbreitung des Deutschen Reiches neue Geschäftsfelder. Unter anderem wurde durch die Übernahme jüdischer Versicherungshäuser der Kundenstamm ausgeweitet.
Nach dem Krieg und der Blockade Berlins 1949 wurden die Zentralen nach München (Allianz Versicherungs-AG) bzw. Stuttgart (Allianz Lebensversicherungs-AG) verlegt. 1958 führte der Konzern den bekannten Werbe-Slogan „... hoffentlich Allianz versichert“ ein, im darauf folgenden Jahr wurde das Auslandsgeschäft wieder aufgenommen. 1956 versuchte Merck Finck & Co seinen 40-prozentigen Anteil an der Allianz verdeckt zu erhöhen, gelangte allerdings nicht zum Ziel und veräußerte daraufhin bis 1990 den Anteil an der Versicherung vollständig. Ab diesem Zeitpunkt war die Münchener Rück, mit der neben der 25-prozentigen Überkreuzbeteiligung seit 1921 ein Rahmenvertrag über die Grundsätze der Zusammenarbeit bestand, der bestimmende Aktionär der Allianz.
Ab den 1970er Jahren wurde die Allianz durch Aufkäufe und Gesellschaftsgründungen zu einem immer stärker im Ausland agierenden Unternehmen. Es folgten die Übernahme tradionsreicher Versicherer in Frankreich (AGF), Italien (RAS) und den USA (Firemans Fund). 1985 wurde die Allianz AG Holding zur besseren Steuerung der Beteiligungen gegründet, 1990 übernahm die Allianz die Staatliche Versicherung der DDR. Die Expansion in den Ostteil Europas begann mit der Eröffnung einer Niederlassung in Ungarn. In sieben weiteren Länder von Mittel- und Osteuropa wurden Niederlassungen eröffnet. 1997 übernahm die Allianz 51 % des Aktienkapitals der zweitgrößten französischen Versicherung, Assurances Générales de France (AGF) im Wert von 9,2 Milliarden DM. Die Allianz stieg damit zum weltgrößten Versicherungskonzern auf. 1999 begann, vor allem durch den Kauf der südkoreanischen First Life Insurance Co. Ltd. die Expansion nach Asien.
Die Übernahme der Dresdner Bank (2001), zusammen mit Naturkatastrophen in Mitteleuropa, dem Anschlag auf das World Trade Center und der Krise in den internationalen Finanzmärkten, bescherten der Allianz im Jahr 2002, zum ersten Mal in der Firmengeschichte, ein negatives Ergebnis. Die Allianz AG machte einen Verlust von ungefähr 1,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig reduzierte die Münchener Rück ihren Anteil an der Allianz auf 20 %.
2002 ging die Vereinte Versicherungsgruppe komplett in der Allianz auf; aus der Krankenversicherungssparte wurde die Allianz Private Krankenversicherungs-AG gebildet. Nachdem Allianz und Münchener Rück 2003 auch ihren Rahmenvertrag offiziell kündigten und ihren gegenseitigen Anteil weiter reduzierten (2005 hält die Münchener Rück noch 4,9 % an der Allianz), wurde eine weitgehende Entflechtung der deutschen Versicherungswirtschaft erreicht.
Mitte September 2005 gründete die Allianz den Internetversicherer Allianz 24, der vorerst (Stand: November 2006) ausschließlich Autoversicherungen anbietet. Formal gesehen handelt es sich dabei um die „Vereinte Spezial-Versicherungs-AG“, eine Allianz-Tochtergesellschaft.
Am 13. Oktober 2006 wurde die Fusion mit der italienischen RAS und die gleichzeitige Umwandlung in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) mit Eintragung in das Handelsregister München rechtskräftig.
Im Mai 2007 übernahm die Allianz die Verkaufsautomaten-Firma Selecta vom britischen Catering-Anbieter Compass Group für einen Preis von rund 1,1 Milliarden Euro.
Am 12. Juni 2007 wurde bekannt, dass die Allianz zur Stärkung ihres Bankgeschäfts eine Fusion mit der Deutschen Bank plant und somit die gescheiterte Fusion der Deutschen Bank mit der Dresdner Bank im März 2000 erneut umzusetzen versucht[1].
Strategie: 3+Eins
Im „3+Eins-Programm“, welches 2003 beschlossen wurde, wurden mehrere Initiativen ergriffen, um den Wert der Allianz AG zu steigern. Die einzelnen Ziele dieses Programms sind:
- 1. Schutz und Stärkung der Kapitalbasis
- 2. Wesentliche Steigerung der operativen Ertragskraft
- 3. Verringerung der Komplexität
- „+Eins“. Nachhaltige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des Unternehmenswerts
Zukunft
Für das Jahr 2006 und folgende ist im Rahmen des 3+Eins-Programms geplant, das Unternehmen umzubauen. Folgendes ist bisher geplant:
- Die Umwandlung der Allianz AG in eine Europäische Aktiengesellschaft (Allianz SE) wurde am 13. Oktober 2006 rechtskräftig.[2]
- Die Fusion der italienischen RAS mit der Lloyd Adriatico, an welchen die Allianz die Mehrheit der Aktien hält, und Eingliederung in die Allianz SE.
- Verkleinerung des Vorstands der neu gegründeten Holding von 20 auf zwölf Mitglieder.
- Gründung einer Allianz Deutschland AG (ADAG) als Holding für das deutsche Versicherungsgeschäft.
- Bündelung der Kranken- Lebens- und Sachversicherung unter dem Dach der ADAG.
- Vollständige Verschmelzung der Frankfurter Versicherungs-AG und der Bayerische Versicherungsbank AG mit der Allianz Versicherungs-AG.
- Ausgliederung der verschiedenen deutschen Vertriebseinheiten und Bündelung derselben in der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV).
- Verkleinerung von sieben Zweigniederlassungen auf vier einheitliche Vertriebs- und Dienstleistungsgebiete in Deutschland.
Kritik
Am 22. Juni 2006 kündigte der Allianz Konzern darüber hinaus an, bis 2008 mit rund 7.500 Stellen in Deutschland etwa jede sechste Vollzeitstelle zu streichen, davon ca. 2.500 Stellen bei der Dresdner Bank. Die Mitarbeiter erhalten hierbei allerdings die Chance, in andere Unternehmensbereiche zu wechseln, in denen demnächst durch normale Fluktation ca. 3.000 Stellen frei werden. Es sind darüber hinaus noch Abfindungen von bis zu 250.000 Euro geplant. Die Zahl der Dienstleistungs-Standorte soll von 21 auf zehn reduziert werden. Unter anderem ist geplant, alle Standorte in Nordrhein-Westfalen zu schließen und den Standort Frankfurt auf ein Kompetenzzentrum für Kfz zu begrenzen. In der Öffentlichkeit wurden diese Maßnahmen vielfach mit Verweis auf den Rekordgewinn von 4,4 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2005 als unverhältnismäßig kritisiert. Der Betriebsrat lässt die Stellenstreichungen durch externe Gutachter prüfen.
Konzernbeteiligungen der Allianz SE
Operative Konzernbeteiligungen Inland
- Allianz Deutschland AG (ADAG), München
- Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG
- Allianz Lebensversicherungs-AG, Stuttgart (91 %), Angebot an Minderheitsaktionäre zu Übernahme der Anteile
- Allianz Private Krankenversicherungs-AG, München
- Allianz Versicherungs-AG, München
- Allianz Global Investors AG, München
- Allianz Global Risks Rückversicherungs-AG, München
- Allianz Capital Partners GmbH[3] (ACP), München
- DEGI Deutsche Gesellschaft für Immobilienfonds mbH (94 %)
- dit Deutscher Investment-Trust Gesellschaft für Wertpapieranlagen mbH, Frankfurt am Main
- Dresdner Bank AG, Frankfurt am Main
- Euler Hermes Kreditversicherungs-AG, Hamburg
- Oldenburgische Landesbank AG, Oldenburg (89,3 %)
Operative Konzernbeteiligungen Ausland
- Assurances Générales de France, Paris/Frankreich
- Elvia Reiseversicherungs-Gesellschaft, Zürich/Schweiz
- Fireman's Fund Insurance Company, Novato/USA
- Lloyd Adriatico S.p.A., Triest/Italien
- Riunione Adriatica di Sicurta S.p.A., Milano/Italien
- ROSNO Group Versicherungen, Moskau/Russland (Mehrheitsanteil von rund 97 Prozent durch Kauf März 2007)
- sowie zahlreiche Auslandsniederlassungen der Allianz SE und der Dresdner Bank
Strategische Konzernbeteiligungen
- BASF AG, Ludwigshafen (2,6 %)
- Bayer AG, Leverkusen (4,8 %)
- Beiersdorf AG, Hamburg (7,3 %)
- BMW AG, München (< 5 %)
- Continental AG, Hannover (< 5 %)
- Crédit Agricole S.A., Paris/Frankreich (2,3 %)
- E.ON AG, Düsseldorf (3,5 %)
- Fresenius AG, Bad Homburg (9,74 %)
- GEA AG, Bochum (10,1 %)
- Heidelberger Druckmaschinen AG, Heidelberg (12 %)
- ICBC, Peking/China (2,5 %)[4]
- KarstadtQuelle AG, Essen (7,56 %)
- Linde AG, Wiesbaden (12,3 %)
- Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, München (4,9 %)
- RWE AG, Essen (4,4 %)
- Siemens AG, München (1,3 %)
- Total S.A., Paris/Frankreich (1,2 %)
- UniCredito Italiano S.p.A:, Mailand/Italien (4,9 %)
- Worms et Cie, Paris/Frankreich (14,8 %)
- Selecta, Zug/Schweiz (100, %)
Im Zuge der Entflechtung der sogenannten Deutschland AG, deren Mittelpunkt die Allianz AG darstellte, senkt die Allianz SE nach und nach ihre Industriebeteiligungen im Inland. Trotz allem besitzt die Allianz SE noch immer bedeutende Aktienanteile an einigen der größten deutschen Unternehmen.
Im April 2007 gab ein Allianzsprecher bekannt, dass Gespräche mit dem russischen Finanzkonzern Progress-Garant geführt werden. Im Gespräch ist eine Übernahme für einen Preis von 100 Mio. Dollar (rund 74 Mio. Euro). Progress-Garant der 25. größte russische Versicherer. [5]
Aktiengesellschaft
Die Aktien des Unternehmens sind sowohl an der Deutschen Börse (unter dem Kürzel ALV – WKN 840400) als auch an internationalen Börsen (ISIN DE0008404005) notiert. Außerdem sind die Werte im DAX enthalten. Es sind 432 Millionen Aktien im Umlauf.
Anteilseigner
Anteil | Anteilseigner |
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4,9 % | Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München |
3,3 % | JPMorgan Chase & Co. |
90,5 % | Streubesitz |
0,1 % | Eigene Anteile |
1,3 % | Mitarbeiter |
Stand: Dez 2006 [1]
Leitung
Vorstandsvorsitzender ist seit dem 29. April 2003 Michael Diekmann; ebenfalls seit dem 29. April 2003 ist Henning Schulte-Noelle Aufsichtsratsvorsitzender.
Seit 2005 werden alljährlich die Bezüge des Vorstandes und des Aufsichtsrates individuell ausgewiesen und zusammen mit dem Geschäftsbericht veröffentlicht.
Generaldirektoren / Vorstandsvorsitzende
Amtszeit | Name |
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1890 – 1904 | Carl von Thieme (1844–1924) |
1904 - 1921 | Paul von der Nahmer |
1921 – 1933 | Dr. Kurt Schmitt (1886–1950) |
1933 – 1948 | Hans Heß (1881–1957) |
1948 – 1961 | Dr. Hans Goudefroy (1900–1961) |
1962 – 1971 | Alfred Haase |
1971 – 1991 | Dr. Wolfgang Schieren (1927–1996) |
1991 – 2003 | Dr. Henning Schulte-Noelle (* 1942) |
2003 – 2025 | Michael Diekmann (* 1954) |
Siehe auch
Quellen
- ↑ Financiel Times Deutschland omline 12. Juni 2007
- ↑ Allianz schließt Umwandlung in SE ab. Allianz Group, München 16. Oktober 2006 (online [abgerufen am 5. Dezember 2006] Pressemitteilung).
- ↑ H. Schweitzer: Die Allianz Capital Partners in München kaufte die britische Pflegeheimkette Four Seasons Healthcare für 1,15 Milliarden Euro. Four Seasons verfügt über 14.600 Plätze in ca. 300 Pflegeheimen und gilt als größter privater Anbieter im britischen Markt. Rechnet man das durch, macht das 78.776 Euro pro Pflegebett. Allianz Capital Partners überlegt, an die Börse zu gehen. Frage: Wo bleibt eigentlich der Mehrwert der wohlfahrtsverbandlich betriebenen Pflegeheime? In FAZ 6. Juli 2004. 1. Sept. 2006: ACP verkauft die britische Pflegeheimkette Four Seasons Healthcare. Käufer ist die Investmentgesellschaft Three Delta LLP für den Preis von 2,07 Mrd. EUR. ACP hatte die Kette für ca. 1,1 Mrd. EUR erworben und für 171 Mio. EUR. noch die Better Care Group hinzugekauft.
- ↑ Allianz profitiert von ICBC-Börsengang. Nachzulesen unter: www.handelsblatt.com vom 10. Oktober 2006
- ↑ www.handelsblatt.de
Literatur
- Gerald D. Feldman: Die Allianz und die deutsche Versicherungswirtschaft 1933-1945. München, Verlag C.H. Beck, 2001 - ISBN 3406482554
- Christiane Lang: Für die Allianz beginnt eine neue Zeitrechnung, in: Börsen-Zeitung vom 18. August 2005, S. 5