Kloster Heilig Geist (Eichstätt)

Kloster in Deutschland
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Juni 2007 um 14:25 Uhr durch KBWEi (Diskussion | Beiträge) (Literatur: Ergänzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Kloster Heilig Geist Eichstätt ist ein ehemaliger Bruderschaftskonvent in Eichstätt in Bayern in der Diözese Eichstätt.

Älteste Darstellung des Heilig-Geist-Spitals Eichstätt aus der Schedel'schen Weltchronik, um 1493 (links, Gebäude mit Spitalkirche)
Heilig-Geist-Spital Eichstätt (links) aus einem Hochstiftskalender von 1758, gezeichnet von Maurizio Pedetti

Geschichte

Die früheste Kunde von einem Eichstätter Spital stammt aus der Regierungszeit des Bischof Udalfried 912 bis 933. Diese bischöfliche Einrichtung lag wohl innerhalb der Domimmunität. Neben dieses Domspital trat 1194 ein Fremden- und Pilgerspital im östlichen Vorfeld der Stadt. Für die Leprosen der Kreuzfahrerzeit wurde im 12./13. Jahrhundert ein weiteres Spital außerhalb der Stadt gegründet, und zwar im Leprosental, heute Rosental. Der "Siechhof St. Lazarus" ist ebenfalls eine Isolationseinrichtung, ein Pest- oder Sondersiechenhaus, 1346 gegründet. Noch im 13. Jahrhundert findet ein Spital der Augustinerchorherren in Rebdorf oberhalb der Bischofsstadt Erwähnung.

Vielleicht war das Rebdorfer Klosterspital zu weit von der Stadt entfernt. Jedenfalls stifteten um 1254 Graf Gebhard VI. von Hirschberg und seine Gemahlin Sophie ein Spital unmittelbar vor der Stadt, das von einem bruderschaftlichen Konvent getragen wurde. Hierfür erwarb der Graf südwestlich der Stadt an der Altmühl, wo eine Brücke, die spätere "Spitalbrücke", den Fluß überquerte, die erforderlichen Liegenschaften.

Im 13. Jahrhundert gab ein Bischof Heinrich (mit diesem Namen gab es im nämlichen Jahrhundert drei Eichstätter Bischöfe) dem Konvent eine Regel, die an die Regel des 1195 von Guido von Montpellier gegründeten Heilig-Geist-Ordens und an die Regel der Johanniter angelehnt war. Aufgabe von Priestern, Laienbrüdern und -schwestern, die den Konvent bildeten und Keuschheit, Armut und Gehorsam gelobten, war die Pflege von Kranken in einem Krankengebäude und - für schwerere Fälle - in einem Siechenhaus. Geleitet wurde der Konvent von einem Meister, der ein Laie war, und für die wirtschaftlichen Belange von einem Pfleger; den Schwestern und Mägden stand eine Meisterin vor, die ihrerseits dem Meister unterstand. Angeschlossen war eine Tertiar-Bruderschaft, deren Mitglieder keine Gelübde ablegen mußten. Dem Meister stand ein Bruderbeirat zur Seite. Der Konvent verfügte über ein Konventhaus der Brüder mit Kapitelsaal, wo wöchentlich das Kapitel abgehalten wurde, mit Refektorium, Schlaf- und anderen Räumen. Die Schwestern hatten ein eigenes Konventhaus, wo auch die Mägde wohnten.

1270 änderte sich die diese bruderschaftliche Konventsstruktur. So ist in einer Spitalurkunde von 1391 nicht mehr von einem Meister, sondern von einem Domherrn als Oberspitalmeister die Rede, während der Unterspitalmeister noch ein Laie sein konnte, der aber dem Konvent nicht mehr angehörte. Die Selbständigkeit des Spitals war demnach im Laufe der Zeit an das Domkapitel, das in Eichstätt die Stelle der Stadtverwaltung einnahm, abgetreten worden. 1451 wurden die Spitalgebäude und die Kirche durch einen Neubau ersetzt. Wohl bald nach 1592 löste sich der Konvent auf, so dass die Klostertradition "Heilig-Geist" in Eichstätt zu Ende ging. Das Spital existierte jedoch weiter.

1634 wurde die Anlage samt der gotischen Kirche durch die Schweden zerstört. Das Spital wurde 1660, die Kirche von 1698 bis 1701 von Jakob Engel im Barockstil neu gebaut. Hierzu errichtete Fürstbischof Johann Martin von Eyb eine noch heute bestehende Stiftung. In späterer Zeit ging die Verwaltung der Spitalstiftung in städtische Hände über. 1729 baute im Auftrag von Gabriel de Gabrieli Johann Rigalia der Jüngere an den Gebäuden. Ein späterer Neubau wurde viergeschossig unter Nachahmung der Engel'schen Fassadengestaltung direkt an die Kirche angebaut.

Von 1886 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hatten Franziskanerinnen vom Mutterhaus Maria Stern in Augsburg die Betreuung der Senioren übernommen. Da die Pflegefälle zunahmen und weiter zunehmen, entsteht derzeit auf dem Spitalgelände zur Bundesstraße 13 hin ein (Pflege-)Neubau.

Literatur

  • Andreas Bauch: Die neuentdeckte Regel des Heilig-Geist-Spitals zu Eichstätt. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 64 (1971), Eichstätt 1972, S. 7-84
  • (Brun Appel, Alois Wittig, Friedrich F. Haindl, Hugo A. Braun:) Heilig-Geist-Spital Eichstätt, Eichstätt: Stadt Eichstätt 1978, 80 S.
  • Alexander Rauch: Stadt Eichstätt. Denkmäler in Bayern Band I.9/1, München/Zürich: Schnell & Steiner 1989, S. XXVIII, 22, ISBN 3-7954-1004-5