Sankt Veit an der Glan

Bezirkshauptstadt in Kärnten
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Vorlage:Infobox Ort in Österreich Sankt Veit an der Glan ist eine Stadtgemeinde im gleichnamigen Bezirk in Kärnten, Österreich.

Geografie

Geografische Lage

Die Stadt liegt auf einem Schwemmkegel bei der Einmündung von Wimitz und Mühlbach in die Glan, die südlich der Stadt das Zollfeld in Richtung Klagenfurt durchfließt.

Gliederung

Sankt Veit ist in die sechs Katastralgemeinden Galling, Hörzendorf, Niederdorf, Projern, Sankt Donat und Tanzenberg gegliedert und umfasst folgende 42 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 2001):

 
Hauptplatz
 
Spätgotisches Rathaus am Hauptplatz
 
Arkadenhof im Rathaus um 1540
 
Herzogsburg in Sankt Veit an der Glan
 
Karner, romanischer Rundbau aus dem 12./13. Jahrundert
 
Portal der Stadtpfarrkirche Hl. Veit
 
Hochaltar der Sankt Veiter Stadtpfarrkirche
 
Walter-von-der-Vogelweide-Brunnen auf dem Hauptplatz
 
Schüsselbrunnbartele im Schalenbrunnen auf dem Hauptplatz
 
Ernst Fuchs-Hotel in Sankt Veit an der Glan
 
Herrenhaus der Funder-Max-Gruppe in Oberglandorf
 
Filialkirche Karnberg
 
Das Schwarzfurter Kreuz mit dem Vitus im Ölfass
 
FUNDERMAX-Werk II in Oberglandorf (Umbau durch Günther Domenig, 1987)
  • Affelsdorf (36)
  • Aich (12)
  • Altglandorf (105)
  • Arndorf (15)
  • Baardorf (12)
  • Baiersdorf (20)
  • Beintratten (16)
  • Blintendorf (16)
  • Dellach (44)
  • Draschelbach (4)
  • Eberdorf (10)
  • Galling (4)
  • Gersdorf (23)
  • Höffern (0)
  • Hörzendorf (371)
  • Holz (6)
  • Karlsberg (10)
  • Karnberg (45)
  • Laasdorf (7)
  • Lebmach (1)
  • Mairist (30)
  • Milbersdorf (18)
  • Muraunberg (65)
  • Niederdorf (13)
  • Pörtschach am Berg (30)
  • Pflugern (19)
  • Preilitz (17)
  • Projern (56)
  • Radweg (18)
  • Raggasaal (8)
  • Ritzendorf (12)
  • St. Andrä (17)
  • Sankt Donat (263)
  • Sankt Veit an der Glan (11.220)
  • Streimberg (5)
  • Tanzenberg (17)
  • Ulrichsberg (25)
  • Unterbergen (106)
  • Untermühlbach (100)
  • Unterwuhr (35)
  • Wainz (8)
  • Zwischenbergen (0)

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung 1131 bezog sich auf die St. Veit-Kirche. 1137 kaufte das Bistum Bamberg den Hof zu St. Veit von Markgraf Engilbert zurück, was darauf hindeutet, dass es schon früher hier Land besessen hatte und die obgenannte Kirche erbaut haben dürfte. Wann St. Veit in den Besitz des Herzogs von Kärnten überging, ist unbekannt. Mit der Übertragung der Vogteirechte über die St. Veits-Kirche 1176 an Herzog Hermann von Kärnten erlosch jedoch der Bamberger Einfluss. St. Veit wurde rasch zum Zentrum des herzoglichen Besitzes in Kärnten. 1199 wurde St. Veit als Forum (Markt) genannt. Die Herzöge residierten zunächst auf der nahen Burg Freiberg.

Herzog Bernhard von Spanheim (1202-1256) ließ den Ort ummauern und baute die Burg in St. Veit aus, die urkundlich als Kastell bzw. als Palast bezeichnet wurde. 1204 wird eine Schule erwähnt. Ab 1205 stand hier die herzogliche Münze (bis 1725). Bernhard führte eine glänzende Hofhaltung: er führte die vier erblichen Hofämter ein, 1214 weilte Walther von der Vogelweide in St. Veit. 1220 wurde in der Münze die älteste erhaltene Münze mit deutscher Inschrift geprägt. 1224 erhielt St. Veit das Stadtrecht mit eigenem Richter und zwölf Geschworenen/Räten. 1277 kämpfte Ulrich von Lichtenstein hier im Turnier. Nach dem Aussterben der Spanheimer wurde 1286 Meinhard II. von Görz-Tirol Herzog, bei den folgenden Aufständen wurde 1293 die Stadt schwer beschädigt. 1335 fiel das Herzogtum Kärnten an die Habsburger, St. Veit verlor seine Bedeutung als Residenz. 1362 wurde der Stadt von Rudolf dem Stifter ein Wiesenmarkt verliehen, der heute noch jährlich stattfindet.

1399 bekam die Stadt das Niederlagsrecht für das Hüttenberger Eisen, was den Handel und damit die ganze Stadt aufblühen ließ. Im 15. Jahrhundert wurden die zwölf Geschworenen ersetzt durch einen Innenrat und einen Rat der Acht. Ab 1447 besaßen Richter und Rat auch das Blutgericht.

Zwischen 1473 und 1492 gab es fünf Angriffe der Türken, 1480 eine Belagerung durch die Ungarn, 1497 brannte die Stadt nieder. 1518 verlegten die Landstände die Hauptstadt nach Klagenfurt, kurz darauf wurden der Sitz von Landeshauptmann, Vizedom, Gerichts- und Hofeidigen, Landesrecht und Landtag dorthin verlegt. In St. Veit verblieben die Händler und die Gewerken. 1550 wurde hier die erste Papiermühle des Landes errichtet. 1578 wurde in der nahen Urtl eine moderne Hochofenanlage erbaut. Um 1600, zu Beginn der Gegenreformation, wurde die heute noch bestehende Trabantengarde gegründet. Obwohl St. Veit während der Reformation fast vollständig protestantisch wurde, liefen Reformation wie auch Gegenreformation ohne große Ereignisse ab.

1713 und 1715 wütete die Pest in St. Veit, 1747 brannte die Stadt nieder. Im 18. Jahrhundert wurde die Eisenindustrie forciert, 1783 jedoch hob Joseph II. die Handelsprivilegien auf, was zum wirtschaftlichen Niedergang führte. 1830 zählte die Stadt nur 1.500 Einwohner, nachdem sie im Mittelalter 3.000 Einwohner gezählt hatte. Mit dem Bau der Rudolfsbahn im 19. Jahrhundert und dem einsetzenden Holzhandel setzte eine wirtschaftliche Erholung ein.

Im Rahmen des Putschversuches der Nationalsozialisten 1934 kam es auch in St. Veit zu schweren Gefechten. Den rund 900 Bewaffneten gelang es jedoch nicht, die Stadt vollständig zu besetzen. Im Raum St. Veit gab es 13 Tote.

Bevölkerung

Laut Volkszählung 2001 hat Sankt Veit 12.839 Einwohner, davon sind 92,5 % österreichische, 2,3 % jugoslawische und 2,2 % bosnische Staatsbürger. 74,0 % der Bevölkerung bekennen sich zur römisch-katholischen, 8,6 % zur evangelischen Kirche und 4,3 % sind islamischen Glaubens, 10,2 % ohne religiöses Bekenntnis.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Das Museum für Verkehrs- und Stadtgeschichte am Hauptplatz in Sankt Veit entstand 2003/2004 als Zusammenfassung mehrerer Vorgängerinstitutionen wie z. B. dem Stadtmuseum in der Burg (gegr. 1886), dem Trabantenmuseum im ehemaligen Bürgerspital und dem Verkehrsmuseum (gegr. 1982) im Rathaus und danach in der ehemaligen Haushaltungsschule (ab 1987). Das Museum St. Veit wird vom Verein Verkehrsmuseum St. Veit und der Stadtgemeinde St. Veit gemeinsam geführt. Es präsentiert auf einer Fläche von 1000 m² in drei Etagen über 3000 Exponate zur Verkehrsgeschichte, dem Post- und Fernmeldewesen und der Stadtgeschichte.

Bauwerke

  • Auf dem etwa 200 auf 30 m großen Hauptplatz befinden sich eine Pestsäule (1715/16), sowie zwei Brunnen („Vogelweide-Brunnen“ und „Schüsselbrunnen“).
  • Das spätgotische Rathaus am Hauptplatz ist ein dreigeschossiger, sechsachsiger, im Kern gotischer Bau mit Kielbogenportal und aufwändig gestalteter Fassade.
  • Die Stadtpfarrkirche Hl. Veit, erstmals 1131 urkundlich erwähnt, ist eine große, in ihren Grundzügen spätromanische und in ihrer heutigen Gestalt spätgotische Chorturmkirche. Die heutige Außenansicht geht auf eine grundlegende Wiederherstellung nach einem Brand im Jahr 1829 zurück. An der Westwand befinden sich mehrere Grabdenkmäler aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.[1]
  • Der Karner Hl. Michael südlich der Stadtpfarrkirche am ehemaligen Friedhof ist im Kern ein romanischer Rundbau des 13. Jahrhunderts (urkundlich 175 und 1359 genannt). Seit 1930 dient er als Kriegergedächtnisstätte. Die von Switbert Lobisser 1930 vorgenommene Ausmalung im Inneren wurde 1958 übertüncht.
  • Herzogsburg mit Wohnflügel, ehemaliges landesfürstliches Zeughaus
  • Ehemalige Spittalskirche
  • „Ernst Fuchs-Palast“, vom Maler Ernst Fuchs gestaltetes, kontroversiell beurteiltes Hotelgebäude[2]

Regelmäßige Veranstaltungen

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat besteht aus 31 Mitgliedern und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2003 aus Mandaten der folgenden Parteien zusammen:

Wappen

Die Führung eines Siegels ist für St. Veit seit dem Jahr 1269 nachweisbar (Erwähnung am 15. Mai 1279), und an einer Urkunde vom 3. Oktober 1281 erhalten. Während in dieser Ausführung der Stadtpatron lediglich in einer zweizeiligen Umschrift dargestellt ist, wurde bereits wenige Jahre später ein Siegel mit dem Brustbild des Heiligen in einem von einem Turmpaar flankierten Torbogen verwendet.[3]

Ab dem 16. Jahrhundert zeigten die Darstellungen den Stadtpatron mit gefalteten Händen in einem Kessel sitzend, im Jahr 1900 kehrte man jedoch zur alten Darstellung aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert zurück, die die Stadtgemeinde durch Gemeinderatsbeschluss am 4. Juli 1961 förmlich annahm. Die amtliche Blasonierung des Stadtwappens lautet wie folgt:

„Im blauen Schild ein von zwei silbernen, schwarz gerauteten (gegitterten), oben mit einer doppelten, in der Mitte mit einem einfachen Wasserschlangengesims versehenen und mit einer goldenen Kugel besetzten romanischen Türmen flankierter Torbogen, der das Brustbild des heiligen Veit in rotem Chorrock, weißem Hemd mit goldener (gelber) Stola und goldenem Heiligenschein umschließt. In der Rechten hält der Heilige einen großen Palmzweig, während die linke Hand segnend erhoben ist. Oberhalb des mit der Inschrift S. Vitus versehenen und mit einer goldenen Kugel besetzten, schwarz gerauteten (gegitterten) Torbogens befinden sich zwei goldene Sterne.“[4]

Die Fahne ist Weiß-Blau-Gelb mit eingearbeitetem Wappen.

Persönlichkeiten

Literatur

  • H. Pressinger: St. Veit an der Glan. Eine Stadtgeographie. Dissertation, Graz 1965
  • Siegfrid Hartwagner: Der Bezirk St. Veit an der Glan, seine Kunstwerke, historische Lebens- und Siedlungsformen. 1977, ISBN 3900173222
  • Sebastian Weberitsch: Aus dem Leben des Doktor Sebastian Weberitsch. Verlag für Kulturpolitik, München 1924
  • Fritz Kimeswenger: St.Veit an der Glan von 1912 bis 1925. Eine Bezirksstadt in Umbruchszeiten. Dipl.-Arb., Universität Klagenfurt 1985
  • Karl Dinklage, Heimat Kärnten. Heimatbuch des Bezirkes St. Veit an der Glan, Klagenfurt, Kärntner Verlag, 1956,
  • Karl Dinklage, Geschichte des St. Veiter Wiesenmarktes und des Marktwesens der Herzogstadt St. Veit, Selbstverlag, 1962
  • Stadtgemeinde St.Veit/Glan, Das St. Veiter Stadtbuch. Beiträge, Erinnerungen, Anekdoten, Stadtgemeinde St.Veit an der Glan. 1991
  • Andreas Besold und Kurt Grafschafter, St.Veit/Glan die Kärntner Herzogstadt , Context Type and Sign Pink, St.Veit, 2001
Commons: Sankt Veit an der Glan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ausführliche Baubeschreibung siehe DEHIO Kärnten, Wien 2001, S. 841-844
  2. Hotel Ernst Fuchs Palast
  3. An Urkunden von 1296 und 1492 erhalten. Diese und weitere Typare bzw. deren Nachschnitte befinden sich im St. Veiter Stadtmuseum.
  4. zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen, S. 258. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1