Die Amöben (griechisch amoibos = wechselnd) oder Wechseltierchen, zu denen die bekannteste Art Amoeba proteus gehört, sind weit verbreitete, ihre Gestalt laufend ändernde Einzeller ohne feste Körperform.
Formen
Zur Gruppe der Amöben gehören Arten, die nur 90 μm groß sind, aber auch Formen mit bis zu 0,8 mm Durchmesser, die damit zu den größten Einzellern gehören. Amöben bilden kein monophyletisches Taxon. Sie sind also nicht auf eine Stammart zurückzuführen. Amöbenartige Lebensformen haben sich getrennt voneinander in verschiedensten Taxa entwickelt, das heißt, sie sind analog.
Vorkommen
Man findet Amöben in Gewässern, z. B. im Schlamm von Tümpeln (z.B. Fließamöbe), manche leben auch im Boden. Am leichtesten sind sie durch einen Heuaufguss zu erhalten, für den man am besten Gras von überschwemmten Wiesen nimmt, weil dort etliche Cysten mit den Dauerstadien der Amöben vorhanden sein dürften. Manche Arten leben in feuchten Böden.
Zellaufbau
Amöben sind meist durchsichtig und können ihre Form ständig verändern. Im Zellinneren sieht man das körnige Endoplasma pulsieren. Weiter außen liegt das strukturlos wirkende Ektoplasma. Der Zellkern ist meistens schlecht erkennbar.
Süßwasser-Amöben verfügen über eine pulsierende Vakuole, die den Wasserhaushalt regelt. Da Amöben durch die Nahrung ständig Ionen aufnehmen, kommt es in ihrem Innern zur Erhöhung des osmotischen Drucks, weil Wasser aus der hypotonischen Umgebung in das höher konzentrierte Cytoplasma diffundiert. Dies muss die Amöbe unter Energieeinsatz ausgleichen, um nicht zu platzen. Dazu pumpt die pulsierende Vakuole Wasser aus der Zelle.
Fortbewegung und Ernährung
Zur Fortbewegung bilden Amöben Plasmafortsätze, die Scheinfüßchen oder Pseudopodien, aus. Durch Anheftungspunkte (Adhäsions-Plaques) besteht ein Kontakt zum Untergrund. Im Grunde verläuft die Fortbewegung in 3 Schritten: 1. Extension: Die Pseudopodien werden in Fortbewegungsrichtung ausgebildet. 2. Adhäsion: Die Scheinfüßchen werden durch neue Adhäsionspunkte auf der Unterlage befestigt. 3. Retraktion: Der restliche amöboide Körper wird nachgezogen. Wichtige Microfilamente bei der Fortbewegung sind Actin, MyosinI und Myosin II.
Diese Fortbewegung unter laufender Gestaltänderung bezeichnet man als amöboid.
Amöben fangen ihre Beute, Bakterien und andere Einzeller, indem sie diese mit ihren Scheinfüßchen umfließen und dann in ihrem Körper innerhalb von Nahrungsvakuolen einschließen und verdauen. Diese Art der Aufnahme fester Nahrungspartikel nennt man Phagozytose. Im Inneren der Nahrungsvakuole wird die Nahrung durch Enzyme zerkleinert und in eine wasserlöslische Form gebracht. Verwertbares wird durch die Vakuolenmembran in das Zytoplasma übernommen; diesen Vorgang nennt man Resorption.
Fortpflanzung
Amöben nehmen so lange Nahrung auf, bis eine für die Art typische Grenzgröße erreicht ist. Dann teilt sich der Zellkern in zwei identische Tochterkerne auf. Nun schnürt sich der Zellleib ein und es entsteht eine vollständige Kopie der ursprünglichen Amöbe. Es teilt sich also eine Eltern-Zelle in zwei Tochter-Zellen. Dieser Prozess der Fortpflanzung findet etwa alle 24 Stunden bei Amöben statt. Man bezeichnet diese Art der Fortpflanzung als ungeschlechtlich, da der Genbestand sich nicht verändert und nur die Individuenanzahl steigt. Aus diesem Grund bezeichnet man die Amöbe auch als potentiell unsterblich.
Geschlechtsvorgänge sind bei Amöben nicht sicher nachgewiesen.
Pathogenität
Einige Amöben können schwere und für den Menschen gefährliche Krankheiten verursachen. So ruft die Magnaform von Entamoeba histolytica die Amöbenruhr, eine schwere Magen-Darm-Erkrankung, hervor.
Arten
z.B. Amoeba proteus (Chaos diffluens, die "Lehrbuchamöbe"); Amoeba gorgonia (Schlangenamöbe), Pelomyxa tertia (Faden-Schlammamöbe), Arcella vulgaris (Urglasstier, Schalenamöbe); Entamoeba coli (Darmamöbe)