Felidae (Roman)

Buch von Akif Pirinçci
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»Felidae« (1989) ist ein Kriminalroman von Akif Pirinçci, in dem eine Katze in die Rolle des Detektivs agiert.

Inhalt

Der Kater Francis zieht mit seinem Halter, dem Schriftsteller Gustav Löbel, um. Bei dem Versuch, das neue Revier abzustecken, lernt Francis nicht nur einen geschundenen Kater namens Blaubart kennen, sondern entdeckt auch einige ungeklärte Todesfälle innerhalb der Katzenwelt, ein Tierversuchs-Labor, ein Katakombensystem und eine Katzensekte.

Würdigung

Pirinçcis Roman Felidae nun beschreibt mit Witz und Esprit die in der Katzensicht sich wiederspiegelnde Menschenwelt. Aus der Katzenperspektive bleibt dieser ›Mensch‹ dann besten´falls ein etwas naives und dummes, schlimmstenfalls ein degeneriertes, zu jedweder Gewalt bereites Säugetier, das dennoch, wenn auch sarkastisch gebrochen, durchaus liebenswert betrachtet werden kann - wie exemplarisch die kurze Betrachtung des Menschen und seiner Hobbys zeigen mag:

»Es gibt die wundervollsten Hobbys und ausgefallendsten Neigungen auf dieser Welt. Manche sammeln akribisch Pornohefte und katalogisieren diese nach der Grösse der darin abgebildeten Dildos. Andere sind wiederum Freizeit-Ufologen und bemühen sich unentwegt um einen Kontakt mit ausserirdischen Lebewesen, bis ihr sehnlichster Wunsch eines Tages in Erfüllung geht und sie von dem zuständigen Arzt in der Klinik immer wieder aufgefordert werden, von ihrer wundersamen Begegnung zu erzählen.« (58f.)

Die bilderreiche, durch die Augen der Katze gefilterte Sprache, kann dann aber dem Autoren ebenso schnell, wie sie reizende Bilder erzeugt, auch wieder entgleiten. So erscheint seltsam, wenn einer Verfolgergruppe von Katzen der Mut von »hundert Mann« (70) zugeschrieben oder eine Katze von sich selbst als »blindes Huhn« (75) oder »Rindvieh« (156) bezeichnet wird. Wendungen, wie »also hatte ich im Traum tatsächlich geweint« (175), womit wohl Gleichzeitigkeit gemeint sein sollte, lassen dann jedoch Fragen offen, die an das zuständige Lektorat zumindest genauso berechtigt sich richten ließen. Gleiches gilt für die Wortbildung »ausagieren« (168) den für einen Roman etwas ungewöhnlichen Anhang und die dreizehn Fußnoten, die in den Text integriert gehört hätten.

Auf den Textfluss störend wirken die immer wieder eingeschalteten, jedoch im seltensten Falle für den Gang der Ereignisse relevanten Träume des Katers, was sich den Rezipienten insbesondere dort, wo sie die Dichte eines Krimis erwarten, immer wieder in den Weg stellt. Die Katzensekte im Hinterhof, die sich unerwartet artübergreifend eines Zeremoniells bedient, zu dem die örtlichen Stadtwerke den Strom liefern, wirft dann eher wieder Fragen hinsichtlich jener erzählerischen Oszillation zwischen Mensch und Kater auf, die hinsichlich des Abgleiches von moralischen Standpunkten gerade zu den starken Seiten des Krimis gehört.

zitiert nach: Akif Pirinçci, Felidae; Goldmann, 288 S. 1989 (ISBN 3442092981 (kart))