Lipizzaner

Pferderasse
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Lipizzaner, auch Kaiserschimmel genannt, ist ein Warmblutpferd und gehört zu den Barockpferden.

Lipizzaner
Lipizzaner italienischer Zucht

Lipizzaner italienischer Zucht

Wichtige Daten
Ursprung: Lipica, Slowenien
Hauptzuchtgebiet: ehemaliges Österreich-Ungarn & Slowenien
Verbreitung: gering, ca. 4000 Tiere weltweit
Stockmaß: 155–165 cm
Farben: Schimmel, selten Braune und Rappen
Haupteinsatzgebiet: Reit- und Fahrpferd

Die meisten Lipizzaner (etwa 95% im Gestüt Lipica) sind Schimmel, haben also als Fohlen eine dunkle Farbe und werden mit 4-10 Jahren als ausgewachsene Pferde weiß. Es kommen aber auch vereinzelt andere Fellfarben vor. Heute gibt es neben Schimmeln nur noch gelegentlich Braune, Rappen und Füchse, ursprünglich gab es bei den Lipizzanern jedoch auch alle anderen Farben bis hin zu Falben, Isabellen, Blauschimmeln, Schecken und Tigerschecken. Die Gemälde des Hoftiermalers Johann George von Hamilton zeugen von dieser Farbenvielfalt.

Der Typ des Lipizzaners hat sich gute 300 Jahre lang nicht wesentlich verändert. Er wirkt elegant, mittelgroß und kompakt; kurz gesagt athletisch. Härte und Ausdauer zeichnen ihn aus. Hals, Kopf und Schultern passen sehr gut aufeinander. Das Stockmaß liegt heute meist zwischen 160 und 166 cm. Der Lipizzaner trägt häufig einen markanten Ramskopf bzw. eine Ramsnase, was auf den alt-spanischen Einfluss zurückzuführen ist. Seine Hinterhand ist stark bemuskelt, die Fesselung schräg. Die Hufe sind aufgrund der Aufzucht auf Karstböden überaus hart und sehr wohlgeformt. Wie der Hals sind auch die Beine kurz und kräftig gebaut (vor allem kurzes Röhrbein). Mähne und Schweif sind ausgeprägt und feinhaarig, allerdings weniger üppig als bei Andalusiern. Der Rücken ist lang und kräftig. Die Bewegungen des Lipizzaners wirken graziös und sind durch einen federnden Gang ausgezeichnet. Er ist in der Gesamterscheinung hoch aufgerichtet. Er ist für einen guten Galopp geschaffen, der jedoch vielfach erst durch Gymnastizierung gefördert werden muss, doch seine Knieaktion neigt dazu, hoch zu sein, was zu einer guten Kadenz in Piaffe und Passage führen kann; zudem ist wenig Widerrist vorhanden.

Der Lipizzaner präsentiert sich grundsätzlich munter und freudig. Sein Charakter ist freundlich und ausgeglichen; ruhig aber eifrig. Der Zucht liegt eine angenehme Rittigkeit zugrunde. Er lernt schnell und arbeitet mit Eifer. Trotz des gutmütigen Wesens hat er eine auffällige Ausstrahlung zu Eigen und ebenso eine gehörige Portion Mut. Eine wohl auch seiner Intelligenz zu verdankende Sturheit lässt ihn allerdings nicht als Anfängerpferd erscheinen.

Seit langem ist der Lipizzaner mit der Spanischen Hofreitschule in Wien gemeinhin assoziiert, in der die Pferde gemäß der klassischen Reitkunst ausgebildet werden, die im 16. Jahrhundert entstanden ist. Ihre Hauptverwendung sind heutzutage Auftritte bei Shows. Früher wurden sie für den kaiserlichen Hof gezüchtet - für Auftritte, als Reit- und Gebrauchspferde und Paradepferde.

Der Name Lipizzaner stammt von seinem Stammgestüt Lipica in Slowenien. Lipica liegt in der Nähe von Triest, der ital. Name der Ortschaft lautet Lipizza. Im Jahre 1580 wurde mit Pferden der iberischen Halbinsel das Gestüt Lipica und die Rasse der "Spanischen Karster" begründet, welche seit 1780 Lipizzaner genannt werden. Es gibt gegensätzliche Aussagen darüber, ob auch einheimische Karstpferde Teil des Rassenursprungs waren. Ab dem 18. Jahrhundert beeinflussten neapolitanische, ursprünglich spanische Pferde die Rasse deutlich. Im 19. Jahrhundert veredelte der Araberschimmel Siglavy die Zucht erheblich. Das raue, karge, gebirgige Karstgebirge, in dem Lipica liegt, hat bei den Lipizzanern Langlebigkeit, Gesundheit, starke Knochen, harte Hufe, Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit bewirkt. Die Pferde brauchen diese Lebensbedingungen: Bei der im Jahre 1915 erfolgten kriegsbedingten Evakuierung in ein milderes Klima sind viele der Tiere verloren gegangen. 1920 stritten sich Österreich und Italien um das Gestüt, der Bestand wurde deshalb geteilt. Der österreichische Teil wurde in das heutige Bundesgestüt Piber in Köflach gebracht, das nahe Graz in der Steiermark liegt. Eine weitere Evakuierung folgte im Zuge des zweiten Weltkrieges nach Hostau. Die überlebenden Tiere kamen nach Piber zurück. Das Gestüt Piber versorgt die Spanische Hofreitschule in Wien mit den bekannten Schulhengsten. Lipizzaner werden heute in praktisch ganz Europa gezüchtet, vor allem aber in den staatlichen Bundesgestüten des ehemaligen Österreich-Ungarischen Reiches in Köflach in Österreich, der Slowakei (Topoľčianky), Kroatien (bei Đakovo), Ungarn (Szilvásvárad) und Rumänien sowie von zahlreichen Privatzüchtern. Kroatien weist die größte Lipizzaner-Population in der Welt auf. Von insgesamt 6-7.000 Lipizzanerpferden in der Welt werden exakt 1003 in Kroatien gezüchtet.[1]

Berühmteste Liebhaberin war sicherlich Kaiserin Sisi; zwei edle Schimmel standen ihr als persönliche Reitpferde zur Verfügung. Nach Wien an die Hofreitschule kamen die Pferde bis 1920 aus Lipica, seitdem aus Piber. In Lipica finden wir bis heute eine bedeutende Zucht mit einer eigenen Hofreitschule.

Während der verschiedenen "Umzüge", die die Lipizzanerzucht erfahren hat, blieben regelmäßig Tiere zurück, mit denen dann auch teilweise durch private Züchter weitergezüchtet wurde. Eine systematische, auch auf Reit- (und nicht nur Fahr-)zwecke gerichtete Zucht durch Privatzüchter ist allerdings erst deutlich nach dem zweiten Weltkrieg zu erkennen. Gründungen von Zuchtverbänden aus Privatzüchtern, wie von anderen Rassen längst bekannt, sind sogar noch jüngeren Datums. Dennoch gibt es mittlerweile in vielen Ländern Europas, sogar in den USA und Südafrika, Zuchtverbände, die sich zusammen mit den großen Staatsgestüten zu einem internationalen Lipizzanerverband zusammengeschlossen haben.

Brandzeichen

Die in Piber geborenen Fohlen erhalten 4 Brandzeichen: Gestütsbrand Piber, linke Kruppseite; Abstammungsbrand auf der linken Sattellage, das heißt Anfangsbuchstabe des Abstammungshengstes des Vaters, das Symbol des Abstammungshengstes der Mutter und Zuchtnummer; Fohlenregisterbrand auf der rechten Sattellage und den Traditionsbrand (L) auf der linken Ganasche, das auf Kaiser Leopold I. zurückgeht. Der L-Brand ist ein Zeichen des Stammgestütes. Das wird von allen anderen Lipizzanergestüten respektiert. Den Traditionsbrand erhalten nur in Piber oder Lipica gezüchtete Lipizzaner.

Die Privatzüchter in Slowenien brennen ein Lindenblattsymbol auf die linke Schulter und einen Nummernbrand auf die linke Sattellage.

 
Siebenjähriger Lipizzanerhengst, slowenische Privatzucht

Stammväter

Im 18. und 19. Jahrhundert sind sechs Hengste nach Lipica verbracht worden, die aufgrund ihrer Bedeutung für die Zucht der Lipizzaner benennungstechnisch zu Stammvätern gemacht worden sind. Seit damals wird unter Berücksichtigung der von diesen Hengsten abstammenden Linien gezüchtet, wobei die männlichen Nachkommen nach der Stammlinie ihres jeweiligen Vaters benannt werden. Die sechs Linien sind benannt nach diesen Hengsten (Datum der Geburt):

  • Pluto (spanischer Schimmel, 1765)
  • Conversano (neapolitanischer Rapphengst, 1767)
  • Favory (Falbe, spanisch/neapolitanisch, 1819)
  • Neapolitano (brauner Neapolitaner, 1790)
  • Siglavy (rein arabischer Schimmel, Syrien 1810),
  • Maestoso (neapolitanisch/spanisch, 1819).

Von den ursprünglichen 23 Stutlinien befinden sich heute nur noch 14 in Piber selbst.

Weitere Hengste haben nur in bestimmten Gestüten zu weiteren Stammlinien geführt (Incitato, Tulipan).

Münzen

Ein Lipizzaner mit Reiter war bis zur Euro-Umstellung auf den österreichischen 5-Schilling-Münzen abgebildet. Ebenso befinden sich Lipizzaner auf der slowenischen 20-Cent-Münze.

Quellen

  1. Vjesnik, Hrvatska je vodeći uzgajivač lipicanaca (kroatisch)

Literatur

  • Heinz Nürnberger: Auf den Spuren der Lipizzaner. 1998 Olms Ag Hildesheim, ISBN 3-487-08393-0
  • Ilone Kirsch: Lipizzaner - Individualisten für Idealisten - ein Rasseportrait abseits von Glanz und Glamour. Fruehtau-Verlag Kiel, ISBN 3-9808715-1-7

Siehe auch

Commons: Lipizzaner – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien