Kokain

organische Verbindung, Naturstoff, Rauschmittel
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Coca-Blätter, Kokain

Kokain (auch Cocain) ist ein Alkaloid, das aus den Blättern des Cocastrauchs (bot. Erythroxylum coca Lam.) gewonnen wird. Der Gehalt an Cocain in der Pflanze beträgt zwischen 0,7 und 2,5%. Angebaut wird die Coca-Pflanze in Südamerika und Java in einer Höhe zwischen 600-1000 m. Hauptanbaugebiete sind Bolivien, Peru, Kolumbien und Java.

Die chemische Formel ist der Methyläther des linksdrehenden Benzoylecgonins ([1R-(exo,exo)]-3-(Benzoyloxy)-8-methyl-8-azabicyclo[3.2.1]octan-2-carboxylic acid methyl Ester) und die Summenformel ist C17H21NO4.

Die erste Rezeptur des Erfrischungsgetränks Coca-Cola enthielt bis 1903 einen Extrakt aus Cocablättern, so daß ein Liter Coca Cola rund 250 mg Kokain enthielt, das später durch Koffein ersetzt wurde.

Medizinische Anwendung

Cocain ist das älteste bekannte Lokalanästhetikum. Wegen der hohen Suchtgefahr und der ausgeprägten Toxizität wird es heute so gut wie nicht mehr eingesetzt. Cocain diente aber als Leitsubstanz für viele synthetische Lokalanästhetika wie z.B. Lidocain oder Scandicain.

1884 wurde Cocain zum ersten mal in der Augenheilkunde eingeführt. Noch heute ist der Einsatz für Operationen am Auge nach der deutschen Betäubungsmittelverschreibungsverordnung zugelassen.

Cocainismus

Als Cocainismus wird der Gebrauch von Cocain durch direkte Aufnahme in den Körper bezeichnet. Meistens wird Cocain durch die Nase aufgenommen (Schnupfen) aber auch die orale oder intravenöse Aufnahme ist möglich. Eine durchschnittliche Dosis von 20 bis 50 mg führt ca. 20 Minuten nach der Einnahme zu einem gesteigertem Rededrang, größerer allgemeiner Leistungsfähigkeit, erhöhtem Selbstwertgefühl, Euphorie, Bewegungsdrang, verbesserter Konzentration und Wachheit sowie einer Absenkung der sexuellen und sozialen Hemmungen. Die Wirkung beruht auf einem Vermehrten Ausschütten der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin. Gleichzeitig hemmt Cocain die Wiederaufnahme der Transmitter, was sich ebenfalls auf die Wirkungsdauer (ca. 60 Min.) auswirkt. An Nebenwirkungen durch Überdosierung können Nervosität, Angstzustände und paranoide Stimmungen auftreten. Das Ende des Rausches ist am Folgetag - je nach psychischer Konstitution sowie der eingenommenen Menge und Dauer - oftmals gekennzeichnet durch Niedergeschlagenheit, Müdigkeit bis hin zur Erschöpfung, Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen.

Der regelmäßige Gebrauch von Cocain kann schnell zu einer psychischen, nicht aber körperlichen Abhängigkeit (Sucht) führen. Eine Besonderheit bei langfristigem Kokainmissbrauch ist das Auftreten des sogenannten Dermatozoenwahns; die Überzeugung, daß sich Insekten unter der eigenen Haut bewegen.

Der Marktpreis für ein Gramm Kokain liegt in Europa zwischen 40 und 60 Euro.

Cocaismus

Das Kauen der Cocablätter zusammen mit Kalk wird als Cocaismus bezeichnet. Dabei treten selten Suchterscheinungen auf, da das Cocain durch den Kalk zum nicht Sucht erregendem Ekgonin umgesetzt wird. Das Kauen von Cocablättern ist bei den Indianern in den Anbaugebieten heute noch üblich. Es unterdrückt das Empfinden von Höhenkrankheit oder Hunger. Der Cocaismus greift durch den Kalkzusatz bei regelmäßigem Konsum die Zähne an.

Literatur

  • Freud, Sigmund; Vogel, Paul; Hirschmüller, Albrecht (Hrsg.): "Schriften über Kokain"; ISBN 3596104580
  • Rätsch, Christian; Ott, Jonathan: "Coca und Kokain. Ethnobotanik, Kunst und Chemie"; ISBN 3855027072