Satellitenfernsehempfänger

Gerät zum Empfang von Fernseh- und Radioprogrammen mittels einer Satellitenantenne
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juni 2007 um 13:42 Uhr durch EricS (Diskussion | Beiträge) (Bauarten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Satellitenreceiver (lat. fr. engl. = „Empfänger“) ist ein Gerät aus der Unterhaltungselektronik, mit dem Fernseh- und Radioprogramme von Fernsehsatelliten empfangen werden können. Verglichen mit dem terrestrischen Empfang über Antenne sind wesentlich mehr Programme empfangbar. Der Empfang dieser Satellitenprogramme ist i. d. R. günstiger als der Empfang über Kabelfernsehen, da für die Übertragung keine Gebühren anfallen. Einige Privatsender denken momentan (Ende 2006) über eine Umwandlung ihrer Programme mit Werbung in Pay-TV und deshalb über Verschlüsselung ihrer Programme und Einführung einer Zugangsgebühr nach. Alle Satellitenreceiver ohne Common Interface, also die meisten aktuellen Satellitenreceiver, wären dann für den Empfang der Privatsender ungeeignet.

Datei:Philips D-Box.jpg
Satellitenreceiver D-Box 2 von Philips

Funktionsprinzip

Ein Satellitenreceiver empfängt die von dem LNB empfangenen und in den Frequenzbereich von 950 - 2150 MHz umgesetzten Signale und wandelt jeweils ein Fernsehprogramm aus diesem Frequenzbereich in ein für den Fernseher empfangbares Signal um. Er leitet dieses über ein Scart, HDMI, YUV(YPbPr)-kabel oder ein Antennenkabel in den Fernseher. Ausnahme: Im Fernseher eingebaute Satellitenreceiver werden von der Elektronik des Fernsehers gesteuert und geben die Signale des ausgewählten Programmes gleich an die Steuerung von Bildröhre und Lautsprecher weiter.

Daneben übernimmt der Satellitenreceiver meistens auch die Stromversorgung des LNB, indem er ihm Strom über das Empfangskabel zuleitet.

LNB-Ansteuerung

Beim Empfang aller in einer Satellitenposition vorhandenen Frequenzen tritt das Problem auf, dass vier ZF-Frequenzbänder von 950-2150 MHz zur Verfügung stehen, über eine Koaxiale Antennenleitung aber nur ein Frequenzband an den Empfänger (Receiver) übertragen werden kann.

In der Urzeit des Satellitenempfangs wurden deshalb zum Empfang von zwei Polarisationsebenen auch zwei Antennenkabel zum Receiver verlegt, ein Receiver benötigte so zwingend zwei ZF-Eingänge. Eine Vereinfachung brachten sogenannte Polarisationsrotoren, die über eine getrennt verlegte Steuerleitung zum LNB, im LNB-Feed über einen kleinen Rotor oder einen Elektromagneten die gewünschte SAT-Ebene auswählten, ein Receiver benötigt dafür spezielle Steuerausgänge.

Mit dem Aufkommen bezahlbarer Empfangsanlagen in Europa suchte die Industrie nach praktikableren Lösungen für ihre nun auch in Baumärkten vertriebenen Sat-Empfangsanlagen. Mittels eines sogenannten Marconi-LNB, wurde ein Wechsel zwischen den beiden vom LNB gelieferten SAT-ZF-Ebenen durch unterschiedliche Fernspeisespannungen 14/18 Volt realisiert, was wiederum den Einsatz neuer Satelliten-Receiver notwendig machte, die durch entsprechende Stückzahlen aber rasch im Preis fielen. Eine Fernspeisespannung von 14 Volt entsprach dem Empfang der vertikalen Polarisationsebene, eine Spannung von 18 Volt der horizontalen.

Eine weitere Erweiterung brachte eine Nutzung des ehemals nur für Telekommunikationsdienste und DBS-Satelliten verwendenten Frequenzbereiches 11,7 - 12,75 GHz, was zwei zusätzliche vom Receiver zu empfangende Satellitenebenen bedeudete, ein Umschalten auf diese dritte und vierte Empfangsebene wurde durch Überlagern der Fernspeisespannung mit einer 22kHz-Frequenz realisiert. Ein Satellitenreceiver konnte nun alleine durch die Fernspeise-Steuersignale (14/18 Volt, 22kHz-Signal ein/aus) zwischen allen vier von einem einzelnen Satelliten gelieferten Polarisationsebenen umschalten. Zum Wechsel auf weitere Empfangsebenen anderer Satelliten, war aber nach wie vor ein Drehen der gesamten Satellitenschüssel mittels einer aufwendigen Drehanlagen-Steuerung (Polarmount) nötig.

DiSEqC

Der Satellitenbetreiber Eutelsat kann nach einer praktikablen Lösung, wie mittels zusätzlicher Fernspeise-Steuersignale ohne Drehanlage ein Umschalten auf die weiteren Polarisationsebenen der Eutelsat-Satelliten möglich sein. Eutelsat erarbeitete dazu die Spezifikation für eine Erweiterung des 22kHz-Steuersignals durch Pulsmodulation, genannt DiSEqC-Protokoll.

Das DiSEqC-Protokoll liegt in den Versionen DiSEqC 1.0, DiSEqC 1.1 und DiSEqC 1.2 vor. Obwohl eine Abwärtskompatibiliät bestehen sollte, sind DVB-S-Reciever mit DiSEqC 1.2 selten kompatibel zu DiSEqC 1.1 und daher nur beschränkt multifeed-tauglich und können daher nur maximal 4 LNB ansteuern, während 1.1 bis zu 64 LNB gleichzeitig ermöglicht (siehe [1]). Beim Kauf des Recievers zur Benutzung von mehr als 4 LNB sollte daher darauf geachtet werden, dass in den technischen Daten ausdrücklich auch DiSEqC 1.1 angegeben ist.

Bauarten

  • Die meisten Satellitenreceiver sind externe Beistellgeräte (Set-Top-Boxen). Vorteil dieser Lösung ist der durch die Massenproduktion geringe Preis. Ein Nachteil ist, dass man zwei Fernbedienungen (für Fernseher und Satellitenreceiver) benötigt.

Es gibt auch Receiver, die eine interne Festplatte besitzen. So kann man Sendungen direkt auf die Festplatte aufzeichnen und bei Bedarf sogar über eine USB-Schnittstelle oder einen Netzwerkanschluss auf einen PC übertragen und dort auf eine DVD brennen. Außerdem ermöglichen solche Receiver Timeshift, d.h. zeitversetztes Fernsehen; die Sendung kann, z.B. bei einem Telefonanruf, unterbrochen werden, danach kann man an dieser Stelle einfach weiterschauen. Es gibt auch Receiver mit einem Twin-Tuner. Damit können zwei Sendungen gleichzeitig aufgenommen/angeschaut werden.

  • Ein Fernseher mit eingebautem Satellitenreceiver ist komfortabler, weil nur eine Fernbedienung gebraucht wird. Solche Geräte werden derzeit nur von wenigen Herstellern angeboten. Die Aufnahme von Sendungen mit einem Videorekorder ist im Zusammenhang mit einer solchen integrierten Lösung komplizierter und generell nur dann möglich, wenn der Fernseher eingeschaltet ist.

Fernseher mit integriertem Satellitenreceiver sind (noch) deutlich teurer, als ein neuer Fernseher und externer Satellitenreceiver zusammen.

Analoge Satellitenreceiver

Mit der Entscheidung des australisch-US-amerikanischen Medienunternehmers Rupert Murdoch, im Jahr 1989 als einer der ersten Kunden des noch jungen Satellitenunternehmens SES-ASTRA, seine TV Programme in der herkömmlichen Fernsehnorm PAL zu senden, brachte er die mit dem TV-SAT-Satelliten verbundenen Pläne zur Einführung der speziell für den Satellitendirektempfang entwickelten teildigitalen Sendernorm D2-MAC der Postmonopole, öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und der Geräteindustrie ins Wanken. Die analoge PAL-Ausstrahlung per Satellit soll auf dem Satellitensystem Astra bis zum Jahr 2010 eingestellt werden.

Der analoge Empfänger kann an alle Arten von LNBs angeschlossen werden, auch an den sogenannten Universal-LNB für digitalen Satellitenempfang.

Digitale Satellitenreceiver

Digitale Satellitenreceiver werden auch Digitalreceiver genannt. Sie haben aus Kostengründen keine Elektronik zur Verarbeitung analoger Signale, und können daher nicht erfolgreich an analoge Empfangsantennen (LNC oder LNB) angeschlossen werden.

Bei digitalen Receivern wird zwischen "CI"- und "FTA"-Receivern unterschieden:

FTA steht für "Free-to-air". Dies sind Receiver, die nur unverschlüsselte Satellitenprogramme empfangen können.
  • CI-Receiver
Common-Interface Receiver können neben frei empfangbaren Satellitensignalen auch codierte Programme entschlüsseln. Im Regelfall verfügt ein CI-Receiver über einen Kartenleser für die jeweilige Smartcard oder einen CI-Schacht, in den ein Entschlüsselungsmodul (CAM) eingeschoben werden kann.

Verschiedene Frequenzen

In den Frequenzlisten von Zeitschriften findet sich immer die fünfstellige Downlink-Frequenz, das ist die Frequenz, mit der der Satellit sendet. Diese ist aber zu hoch, um in einem Antennenkabel übertragen werden zu können. Deshalb wird sie im LNB um die LOF (Lokal-Oszillator-Frequenz) vermindert - das Ergebnis nennt man Sat-ZF (Sat-Zwischenfrequenz), diese liegt zwischen 950 und 2150 MHz und damit arbeitet der Sat-Receiver. Beim Low-Band eines Universal-LNB bzw. eines neueren analogen LNB beträgt die LOF 9,75 GHz, beim Highband sind es 10,6 GHz. Das ist sowohl bei analogen als auch bei digitalen Receivern der Fall.

Manche analogen, und praktisch alle digitalen Receiver zeigen bei den Frequenzeinstellungen aber die fünfstellige Downlink-Frequenz an, um dem Anwender die Sendersuche zu erleichtern. Andere, vor allem ältere Analogreceiver, zeigen nur die Sat-ZF. Diese errechnet sich eben aus der Downlink-Frequenz abzüglich der LOF und ist damit (maximal) vierstellig.

Sehr alte analoge LNBs (vor ca. 1995) hatten eine LOF von 10 GHz, neuere 9,75 GHz, mit einem solchen LNB wird die SAT-ZF um 250 MHz „zu hoch“ angezeigt.

Beispiel:

RTL auf ASTRA analog:
11229 MHz (= Downlink-Frequenz) laut Frequenzliste
Sat-ZF: 11229-9750 = 1479 Sat-ZF

oder bei einem älteren anlogen LNB:

11229-10000 = 1229 Sat-ZF

Die SAT-ZF ist also bei neueren analogen LNBs immer um 250 MHz höher.

Der Digitalreceiver zeigt aber (praktisch) immer die Downlinkfrequenz (siehe Frequenzliste im Internet und Zeitschriften) an.

Zeitverzögerung der ausgestrahlten Signale

Da die Signale von der Erde (Fernsehsender) zum Satelliten und wieder zurück zum Zuschauer gesendet werden müssen, entsteht eine Verzögerung von 0,42 Sekunden gegenüber dem ausgesendeten Signal. Diese Verzögerung kann bei digitalem Empfang noch erheblich verlängert werden (etwa 2-4 Sekunden), da die Bilder erst vom Sender digitalisiert, und nachher im Receiver wieder in ein Analogsignal (z.B. für die Scart-Buchse) umgewandelt werden müssen.

Bilder

Siehe auch