Museum

Institution, die Sammlungen zusammenstellt, erforscht und öffentlich ausstellt
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juni 2007 um 12:34 Uhr durch SpencerHill (Diskussion | Beiträge) (Museen nach Orten oder Ländern). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Museum ([alt]griechisch μουσείο[ν], musío - ursprünglich das Heiligtum der Musen, welche Schutzgöttinnen der Künste, Kultur und Wissenschaften waren) ist eine Institution, die eine Sammlung interessanter Gegenstände für die Öffentlichkeit aufbewahrt und Teile davon ausstellt. Meistens wird heute von den Besuchern ein Eintrittsgeld erhoben, das dem Erhalt der Sammlung und der Anlage zugute kommt; oftmals ist es an einem Tag in der Woche oder wenigstens zu bestimmten Stunden eines Tages möglich, einzelne Museen unentgeltlich zu besuchen.

Pfahlbaumuseum Unteruhldingen (Bodenseekreis)
Eremitage in St. Petersburg
Nationales Palastmuseum Taipeh
Ägyptisches Museum in Kairo
Courbet, L’Origine du monde - Musée d'Orsay, Paris

Die in der Fachwelt weitgehend anerkannte Definition stammt vom International Council of Museums (ICOM), das ein Museum definiert als „eine gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienst der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecken materielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt“.[1]

Übersicht

Ziel eines Museums ist es, Gegenstände (Exponate) aus zumeist vergangenen Zeiten zu einem bestimmten Thema fachgerecht und dauerhaft aufzubewahren und den Besuchern zugänglich zu machen. Dies geschieht in Dauer- und Wechselausstellungen; Bestände, die man aus Platzmangel nicht ständig zeigen kann, werden im Depot verwahrt.

In einem Konzept des "museum of ideas" geht es - statt der Gegenstände - um Ideen, Konzepte o.ä. Es dient außerdem als Ort der Diskussion und des thematischen Austausches.

Nach der Überzeugung der Wissenschaft sollen Museen Zeugnisse aus der Geschichte der Menschheit bewahren und zeigen: zum Ablauf unserer historischen, technischen, soziokulturellen, unserer physischen, psychischen und philosophischen, auch unserer künstlerischen Entwicklung.

Nach der Definition des Deutschen Museumsbunds von 1978 darf ein (öffentliches) Museum keine kommerzielle Struktur aufweisen, muss fachlich geleitet und wissenschaftlich betreut werden und eine wissenschaftliche Sammlung führen.

Ein Museum, dass Teil einer Universität ist, wird auch Universitätsmuseum genannt. Dort wird die Geschichte der Universität dargestellt und passende Exponate gezeigt. In Deutschland zählt das Museum der Universität Heidelberg zu den bekanntesten Universitätsmuseen.

Heute leiden fast alle Museen unter Budgetknappheit. Die obige Definition sollte daher kein Hindernis sein, durch ansprechende Präsentationen bzw. Ausstellungsräume genügend Publikum anzulocken. In gewisser Weise müssen Museen auch dem Zeitgeschmack Rechnung tragen und den Besuchern eine klare Struktur, Querverbindungen und auch die Möglichkeit zu eigenem Tun bieten.

Geschichte

Museen gingen oftmals aus fürstlichen Wunder- bzw. Kunstkammern oder speziellen Kunstsammlungen hervor und Johann Daniel Major eröffnete 1688 in Kiel ein öffentliches natur- und kulturgeschichtliches Landesmuseum, das Museum Cimbricum. In einigen Städten im deutschen Sprachgebiet kam es im 19. Jahrhundert zu bürgerlichen Neugründungen: Kunstmuseum Basel (das aus dem bürgerlichen Amerbach-Kabinett hervorging), Kunsthalle Bremen, Städelsches Kunstinstitut in Frankfurt, Hamburger Kunsthalle, Kunsthalle Wien, Museum Wiesbaden etc. Vielfach sind jedoch Vereine - in kleinerem Stil bzw. für lokale Gegebenheiten tätig geworden, z.B. Bezirks- oder Bergbaumuseen. In Kassel wurde 1779 das Fridericianum gebaut. Es war nach dem Britischen Museum das zweite öffentliche Museum, aber das erste als Museum konzipierte Bauwerk der Welt.

Museologie, Museumskunde, Museographie

Gegenstand der Museologie ist nicht das Museum, auch wenn dies etymologisch naheliegen mag. Museologie ist im echten Sinne eine Wissenschaft, die sich mit dem Phänomen der Musealität beschäftigt. Hierbei steht die Frage im Mittelpunkt, ob und in welchem Umfang ein Objekt Bedeutungsträger für seine Umwelt ist. Von zentralem Interesse ist dabei das Beziehungsgeflecht in dem ein Objekt wahrgenommen wird. Dies gilt sowohl für den Ursprungs- und Verbringungskontext des Objektes, wie auch für Konnotationen, die das Objekt bzw. dessen Bild durch den Wissens- und Erfahrungshintergrund des Betrachters erhält.

Von praktischer Relevanz sind die Erkenntnisse der Museologie vor allem für die Analyse und Ausgestaltung der objektgebundenen Kommunikation zwischen Ausstellungsmacher und Besucher. Als Begründer der wissenschaftlichen Museologie kann Prof. Dr. Zbynek Z. Stránský (Brno/Brünn) gelten. Fortgeführt und ausgeweitet wurden seine Arbeiten im deutschsprachigen Raum u.a. durch Prof. Dr. Friedrich Waidacher (Graz), dessen Handbuch für Allgemeine Museologie als eines der Standardwerke für die moderne Museologie gilt.

Museologie wird in Europa vor allem in Großbritannien, den Niederlanden, Finnland, der Tschechischen und Kroatischen Republik gelehrt. In der Schweiz gibt es ein Nachdiplomstudium „Museologie“ mit dem Titel „Master of Advanced Studies“. Im Leipzig und Berlin gibt es einen Fachhochschulstudiengang.

Im Gegensatz zur Museologie im engeren Sinne beschäftigt sich die (z.B. an der FHTW Berlin gelehrte) Museumskunde mit museumspraktischen Fragen.

Unter Museographie schließlich versteht man museale Inszenierungskunst.

Museumspädagogik

Die Wissenschaft und Lehre von der Vermittlung des Sammlungsgutes ist die Museumspädagogik.

Messen

Museen nach Orten oder Ländern

Museumsportale im Internet erlauben die weitergehende Recherche nach Museen.

Literatur

Bücher

  • Pierre Bourdieu et Alain DARBEL, L'Amour de l'art, Paris, Les Editions de Minuit, 1967
  • Jean-Louis DEOTTE , Le musée, l'origine de l'esthétique, Paris, L'harmattan, 1993
  • Tony Bennett, The Birth of the Museum: History, Theory, Politics, Routledge, 1995
  • Douglas Crimp, Über die Ruinen des Museums. Das Museum, die Fotografie und die Postmoderne, mit Fotos von Louise Lawler, Verlag der Kunst Dresden, 1996, ISBN-10 3364003289, ISBN-13 978-3364003283
  • Joachim Kallinich, Keine Atempause - Geschichte wird gemacht : Museen in der Erlebnis- und Mediengesellschaft , Antrittsvorlesung 12. Februar 2002, Berlin : Humboldt-Univ., 2003
  • Gottfried Korff, Museumsdinge. Deponieren - Exponieren, Köln/Weimar/Wien: Böhlau , 2002
  • Grasping the world : the idea of the museum, ed. by Donald Preziosi and Claire Farago, Aldershot [u.a.] : Ashgate, 2004
  • Friedrich Waidacher, Museologie - knapp gefasst, Mit einem Beitrag von Marlies Raffler, Wien [u.a.] : Böhlau, 2005
  • Volker Kirchberg, Gesellschaftliche Funktionen von Museen : makro-, meso- und mikrosoziologische Perspektiven, Wiesbaden : VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2005
  • Claudio Beccarelli, Finanzierung von Museen: Theorie und Anwendung am Beispiel der Schweizer Museumslandschaft, Bern: Haupt, 2005
  • Lindemann, Adam: Collecting Contemporary, Taschen Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3-8228-4938-5
  • Bénédicte Savoy (Hrsg.): Tempel der Kunst. Die Entstehung des öffentlichen Museums in Deutschland 1701-1815. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006, ISBN 978-3-8053-3637-6
  • Hans F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke. Band 6-7: Verzeichnis der Museen mit ihren Bildern. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, K. G. Saur Verlag, München 2005, ISBN 3-598-24166-6
  • Oswald Mathias Ungers: Allgemeines zum Museum Einräumige, richtunglose Bauten. In: Oswald Mathias Ungers Architekturlehre. Berliner Vorlesungen 1964-65 (archplus - Zeitschrift für Architektur und Städtebau - Sonderausgabe zum 80. Geburtstag von Oswald Mathias Ungers, Juli 2006, Band 179), Arch+-Verlag, Aachen 2006, ISSN 0587-3452, ISBN 3-931435-08-3 und 978-3-931435-08-0, Teil 2. O. M. Ungers: Vorlesung 1, Sommersemester 1964, S. 24-41

Museumsverzeichnisse

  • International Directory of Arts. K. G. Saur Verlag, München 2005, 29. Ausgabe, 3 Bände, ISBN 3-598-23104-0

Kolloquiums-/Tagungsberichte

  • Peter Noelke und Beate Schneider (Hrsgg.): Archäologische Museen und Stätten der römischen Antike. Auf dem Wege vom Schatzhaus zum Erlebnispark und virtuellen Informationszentrum? 2. Internationalen Colloquium zur Vermittlungsarbeit in Museen, Köln 3.-6. Mai 1999, Museumsdienst Köln/Römisch-Germanisches Museum Köln, Habelt, Bonn 2001, ISBN 3-7749-3063-5

Siehe auch

Commons: Museum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Museum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Museum – Zitate

Quellen

  1. Geschichte & Definition. Deutscher Museumsbund, abgerufen am 17. Mai 2006.