Digital Equipment Corporation

US-amerikanisches Unternehmen
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Die Firma Digital Equipment Corporation, auch als DEC oder Digital bezeichnet, ist ein Pionier in der Computerindustrie.

DEC wurde 1957 von Ken Olsen gegründet. 1961 begann mit der PDP-1 die Produktion einer sehr erfolgreichen Serie von Computern, die später als VAX unter dem Betriebssystem VMS fortgeführt wurde.

Im Jahr 1977 gab Ken Olsen, Präsident der Digital Equipment Corporation angeblich folgendes denkwürdige und in verschiedenem Wortlaut gern zitierte Statement ab:

"There is no reason anyone would want a computer in their home."
deutsch: "Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer in seinem Haus wollen würde."

Er selbst bestreitet dies allerdings:

"I'm quoted all the time as saying (early during the PC revolution) that there was no reason to have a computer in the home. What I said, I said very carefully and knew exactly what I was saying because I had prepared it. I said, 'I don't think we want our personal lives run by computer.' If you steal something from the refrigerator at midnight, you don't want it entered into the computer."

Unternehmensgeschichte

In den 1960er Jahren produzierte DEC eine Computerserie, die weniger leistungsfähig, dafür aber auch wesentlich günstiger sein sollte als die IBM Mainframe-Rechner. Den Durchbruch schaffte die Firma mit der Produktion der bekannten PDP-8 im Jahr 1964. Die PDP-8 benutzte 12 Bit breite Wörter und wurde für ca. 16.000 US-Dollar verkauft. Durch die Portabilität und den verhältnismäßig simplen Aufbau konnte dieser Rechner auch in kleineren Industriebetrieben eingesetzt werden und Marktnischen füllen, die mit Großrechnern bisher nicht zu erreichen waren. Historisch gesehen ist dies ein wichtiger Aspekt, weil die PDP-8 der erste Rechner war, der auch von Privatpersonen gekauft und für einen speziellen Zweck eingesetzt wurde, während Mainframe-Rechner noch so groß und teuer waren, dass sie nur für mehrere Zwecke von mehreren Benutzern eingesetzt wurden. Heutzutage betitelt man die PDP-8 als weltweit ersten Kleinrechner überhaupt.

Das letzte Modell der bekannten PDP-Rechnerserie war die PDP-11, welche 16 Bit breite Wörter benutzte, weil sich inzwischen ASCII als de facto-Standard in der Computerindustrie durchgesetzt hatte. PDP-11 Rechner waren als Weiterentwicklung der PDP-8 für die gleichen Einsatzzwecke gedacht und später in Gehäusen verfügbar, die nicht größer waren als die moderner PCs. Die Platzeinsparung konnte durch Nutzung von integrierten Schaltkreisen erreicht werden. Für Rechenzentren und größere Datenverarbeitungsanlagen war die PDP-10 gedacht (36-Bit Architektur), die unter dem Namen DECsystem 10 und DECsystem 20 verkauft wurde. Mehrere auch heute noch bekannte Betriebssysteme konnten auf der PDP-11 betrieben werden, darunter auch das Bell Labs Unix sowie DECs eigenes RSX und RSTS. Sowohl RSTS als auch Unix konnten für Ausbildungs- und Lehrzwecke sehr günstig oder kostenlos erworben werden. Dadurch entwicklete sich die PDP-11 zur Spielwiese mehrerer Generationen von Computertechnikern und Forschern.

Die PDP-11 war mit einem 64K großen Adressraum ausgestattet und enthielt einen seitenweise organisierten Speicher.

Im Jahr 1976 entwickelte DEC eine komplett neue und extrem kleine 32-Bit Architektur, die als erstes in der 1978 erstmals verkauften VAX 11/780 zum Einsatz kam. DEC konnte mit diesem Produkt den Kleincomputer Markt für eine beträchtliche Zeit beherrschen, obwohl Konkurrenten wie z.B. Data General (welcher von einem ehemaligen DEC-Mitarbeiter gegründet wurde, der eine 16-Bit Architektur vorschlug, die von der Unternehmensleitung zurückgewiesen wurde) versuchten Marktanteile zurückzugewinnen. Der Erfolg von DEC basierte allerdings nicht nur auf DECs technischer Überlegenheit, sondern vor allem auch durch die Marktentwicklung im Bereich der Workstations, welche sich zugunsten der Kleincomputer entwickelte. Daraufhin wurde das "Jupiter"-Projekt, welches die Entwicklung eines Nachfolgermodelss für die PDP-10 vorsah, abgebrochen, und DEC konzentrierte sich auf die Entwicklung und Vermarktung der VAX-Computer.

Die VAX hatte einen selbst für heutige Verhältnisse sehr großen Befehlssatz und sehr viele Adressierungsmodi. Zusätzlich zu Paging und geschütztem Speicher unterstützt die VAX virtuellen Speicher: der Name VAX steht für Virtual Adress eXtesion. Sowohl UNIX als auch DECs eigenes VMS konnte eingesetzt werden.

Zu seinen besten Zeiten (Ende der 1980er Jahre) war die Digital Equipment Corporation die zweitgrößte Computerfirma der Welt und hatte über 100.000 Angestellte. Ungefähr zu dieser Zeit schien die Konzernführung eine Unternehmenspolitik durchzusetzen, die auf ein Gefühl von Unverwundbarkeit schließen ließ, und erweiterte die Produktpalette um selbsterstellte Software für nahezu jede aussichtsreich erscheinende Marktlücke. Dazu gehörte auch die Entwicklung eines eigenen Netzwerksystems (DECnet), Software zur gemeinsamen Datei- und Druckernutzung, relationale Datenbanksysteme und sogar Software zur transaktionsbasierten Verarbeitung. Obwohl die Software durchaus gut durchdacht und implementiert wurde, war sie doch schwer zu integrieren, da sie mit Fokus auf DEC-eigene Produkte entwickelt wurde. Dies führte dazu, dass die Software von vielen potentiellen Kunden ignoriert und stattdessen Software von anderen Herstellern beschafft wurde. Dieses Problem wurde durch Olsens Aversion gegen Werbung und den Gedanken, dass gut durchdachte Software sich selbst verkauft, noch verstärkt. Hunderte Millionen US-Dollar wurden in die Umsetzung dieser Software-Projekte gesteckt, während gleichzeitug Workstations auf Basis der RISC-Architektur zunehmend an die Performance der VAX heranreichten. Durch den Erfolg der proprietären VAX/VMS Produkte geblendet, wurde die Konkurrenz durch Intel-basierte Personal-Computer (PCs) sowie die Tatsache, dass sich handelsübliche Hardware und auf Standards aufbauende Software durchsetzte, nicht wahrgenommen. So musste die Digital Equipment Corporation Anfang der 1990er Jahre einen überraschenden Umsatzrückgangang hinnehmen und Mitarbeiter entlassen.

Etwas später versuchte DEC eine neue Generation von Massenspeichersystemen mit dem Namem RA-90 durchzusetzen. Dieses in der gesamten Firmengeschichte zweitgrößtes Entwicklungprojekt sollte einige wichtige technologische Innovationen enthalten, die gleichzeitig in das neuartige, damals sehr modern anmutende Produkt einfließen sollten. Leider konnte das Produkt auf Grund von Schwierigkeiten mit dem Produktdesign nicht rechtzeitig vermarktet werden, sodass bei der Markteinführung starke Konkurrenz herrschte, und das Vorzeigeprojekt, welches ein großer Gewinn für den Konzern hätte sein können, zu einem riesigen Fehlgriff wurde.

Als Konsequenz wurde daraufhin eine neuartige CPU mit 64-Bit RISC Architektur entwickelt (im Gegensatz zur 32-Bit CISC Architektur, welche in den VAX-Rechnern zum Einsatz kam), die sowohl für Server als auch für Workstations eingesetzt werden konnte. Das Ergebnis, der Alpha-Prozessor, welcher selbst im neuen Jahrtausend noch durch seine Geschwindigkeit glänzen konnte, gab dem Benutzer die Möglichkeit, sich für eines von drei auf der neuen Architektur lauffähigen Betriebssysteme zu entscheiden: DECs VMS, UNIX und Microsofts Windows NT. DEC selbst versuchte dann auch im Bereich der UNIX-Betriebssysteme Fuß zu fassen und vermarktete das eigene VMS als "OpenVMS", sowie das eigene UNIX "OSF1" zunächst als "Digital Unix" und später als "Tru64". Obwohl verstärkt Werbekampagnen geschaltet wurden, gelang es DEC nicht, im überfüllten UNIX-Markt ausreichende Anteile zu gewinnen. Zusätzlich erschwerte der Erfolg der Intel-basierten Low-End PC-Server mit Windows NT Betriebssystem den Verkauf von System auf Basis des Alpha-Prozessors. So konnte DEC leider bis auf langjährige treue Kunden nur wenige vom neuen System überzeugen.

Ken Olsen wurde als CEO durch Robert Palmer ersetzt, das Unternehmen schrieb dennoch weiterhin rote Zahlen. Die Datenbanksparte des Unternehmens wurde an Oracle verkauft. Im Mai 1997 klagte DEC gegen Intel mit der Behauptung, Intel habe die Patentrechte für Alpha-Prozessoren durch die Entwicklung der Pentium-CPU verletzt. Die Unternehmen einigten sich und DEC verkaufte seine gesamte Prozessor-Sparte an Intel. Die Netzwerk-Sparte des Unternehmens wurde an Cabletron verkauft.

DEC selbst wurde am 26. Januar 1998 an Compaq verkauft (http://www.heise.de/newsticker/meldung/1880).

Compaq wiederum wurde 2002 von Hewlett-Packard übernommen (http://www.heise.de/newsticker/meldung/20791).

Unternehmenserfolge

  • Mit dem Alpha-Prozessor wurde der erste kommerzielle verfügbare 64-Bit RISC-Prozessor hergestellt und der erste Laptop produziert. Unter der Domain digital.com war Digital die erste Firma, die Anschluss an das Internet fand und gründete mit AltaVista die zeitweise erfolgreichste Suchmaschine.
  • In den 1990ern liefen die Geschäfte allerdings nicht mehr so gut. Die eigenen Datenbankentwicklungen (RdB) wurden an Oracle verkauft, die Prozessortechnologie an Intel. 1998 wurde Digital dann von Compaq aufgekauft, die sich wiederum 2002 mit Hewlett Packard zusammenschlossen.
  • DEC war führend im Bereich Netzwerk (DECnet). Das Betriebssystem VMS gilt als flexibel und äußerst stabil. Auch mit Clusterlösungen machte sich DEC einen Namen. Leider funktionierten diese Lösungen - wie auch die relationale Datenbank RdB - nur innerhalb der DEC-Welt. DEC hat nie versucht, diese Lösungen auch auf andere Plattformen zu portieren.
  • DEC unterstützte viele ANSI Standards, besonders den ASCII Standard, welcher in Unicode und den ISO-Zeichensetzen weiterlebt.
  • Die erste Version der Programmiersprache C und das UNIX-Betriebssystem liefen auf DECs PDP Computern.
  • DEC produzierte mehrere Betriebssysteme, die speziell für die PDP-Serie gedacht waren, z.B. OS-8, TOPS-10, TOPS-20, RT-11, RSX-11 und VMS.
  • Die PDP-11 inspirierte eine ganze Generation von Programmierern und Softwareentwicklern. Es gibt (im Jahr 2004) 25 Jahre alte (Hardware und Software) PDP-11 Systeme, die immer noch zur Maschinenüberwachung und Kontrolle in Fabriken (und auch in Atomkraftwerken) eingesetzt werden.
  • DEC trieb maßgeblich die Nutzung von Time Sharing-Systemen voran, wie jeder, der andere Betriebssysteme kennt wie z.B. MVS oder VM/CMS von IBM, bestätigen kann.