Kautabak

Tabak zum Kauen
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Kautabak

ist laut Tabaksteuergesetz vom 13. Dezember 1979 (BGBl. I, S. 2118: „Tabak in Rollen, Stangen, Streifen, Würfeln oder Platten, der so zubereitet ist, dass er sich nicht zum Rauchen, sondern zum Kauen eignet“.

Herstellung

Ausgangsmaterial der Kautabakherstellung sind sehr nikotinhalige Rohtabake, vor allem: Kentucky, Rot Front-Korso, Geudertheimer, Pereg oder Pergeu. Nach der Ernte werden die Blätter mindestens 3 Monate gelagert und dann verkehrt herum mehrere Wochen über Hartholzfeuer aufgehängt, wodurch der Tabak ein besonderes Aroma erhält und fester wird. Vor der weiteren Verarbeitung werden die getrockneten Blätter fermentiert und danach bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 8-12% in luftdichte Holzfässer gepresst, wo sie zur Reifung nochmals einige Monate kühl und trocken lagern. Dieser Rohtabak ist dann bereit für die Verarbeitung zu Kautabak. Der Rohtabak wird anschließend in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen soßiert. Die Soßen, in denen der Tabak getränkt wird, enthalten unter anderem Fruchtessenzen aus Apfelsinen, Zitronen, Pflaumen, Rosinen, Feigen, sowie Honig, Traubenzucker, Kandissirup und Lakritze oder Mint-Menthol. Danach wird der Tabak leicht getrocknet und mit einem Deckblatt zu einem langen Seil versponnen. Stücke dieses Seil können nun zu Schnecken, Hufeisen etc. aufgerollt werden oder in Stücke geschnitten werden.

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Marschallschnecken
Datei:OTO.JPG
Oliver Twist Original

Produkte

In Deutschland und Dänemark sind vor allem Rollen, wie z.B. die Marschallschnecke und von den langen Seilen abgetrennte Stückchen, wie z.B. Oliver Twist, beliebt. Deutsche Marken sind:

  • Grimm & Triepel Kruse® (Nr.5,Nr.7,Stick® Orange/Lakritz)
  • Oliver Twist (Royal, Sunberry,Tropical, Original)

All diese Marken stammen von der letzten deutschen Kautabak Grimm & Triepel Kruse (gegr. 1849).

In den USA wird ausschließlich "Loose-Leaf", also grob geschredderte Kautabakblätter oder der "Plug", eine zum Riegel gepresste Form des "Loose-Leaf" angeboten.

Zu den beliebtesten Kautabak-Sorten in den USA gehören:

  • Red Man Regular
  • Red Man Golden Blend
  • Red Man Select
  • Red Man Silver
  • Red Man Totems
  • Red Man Plug
  • Granger Select
  • Beech Nut
  • Beech Nut Wintergreen
  • Levi Garrett Lose Leaf
  • Levi Garrett Extra
  • Levi Garrett Plug
  • Southern Pride
  • Cannonball Plug
  • Apple Jack
  • Chattanooga
  • Good Bite
  • Mail Pouch
  • Red Horse
  • Lancaster
  • Cotton Ball Twist Plug
  • Days Work Plug
  • King B Twist Plug

Der größte Hersteller ist die "Pinkerton Tobacco Inc." in Owensboro/Kentucky, dort wird u.a. Red Man und Southern Pride produziert. Pinkerton ist das US-Tochterunternehmen von Swedish Match.

Kautabak Früher und Heute

Historisch war Kautabak bei Seeleuten beliebt, da auf den hölzernen Segelschiffen aus Sicherheitsgründen (Brandgefahr) das Rauchen strikt verboten war. Christoph Columbus hatte bei seinen Entdeckungsreisen nicht nur die Tabakpflanze gefunden und nach Europa gebracht, sondern auch entdeckt, dass die Indianer Tabakkugeln kauten, die mit Muschelkalk versetzt waren. Daraus entwickelte sich dann der Kautabak.

Heute ist Kautabak besonders beliebt bei Baseballspielern der Major League Baseball (MLB), da Baseball einige der wenigen Sportarten ist, bei der es möglich ist, während des Spiels Kautabak zu kauen. Besonders, weil der Großteil der Spieler die meiste Zeit des Spiels im "Dugout" auf ihren Einsatz warten. Dort wird Kautabak gerne genommen, um sich abzulenken, Nervosität abzubauen, aber auch, um dem Klischee zu entsprechen. Da Kautabak oft im Zusammenhang mit Krebs zu stehen scheint, hat ein Baseballprofi, auch wegen der Vorbildfunktion von Baseballprofis gegenüber Kindern versucht, eine Alternative zum Kautabak zu schaffen. Das Ergebnis war "Big League Chew", geschredderte Kaugummis, die lose, ähnlich dem Kautabak, in einer Tüte verpackt werden. Allerdings konnte sich dies bis dato nicht durchsetzen. Im Gegensatz dazu wird Kautabak von den Baseballspielern durch das Kauen von Sonnenblumenkernen ersetzt.

Gebrauch

Kautabak wird nicht wirklich gekaut. Normalerweise wird er ähnlich wie Snus unter die Ober- oder Unterlippe geklemmt und "gelutscht". Wenn der Geschmack bzw. die Wirkung des Tabaks nachlässt wird er leicht mit den Zähnen ausgedrückt. Den Tabaksaft kann man, muss man aber nicht schlucken. Bei nikotinarmen Kautabaken wie Olivers Twist kann man den Tabaksaft ruhig herunterschlucken, bei sehr starken Tabaken, z.B. die Marschallrolle oder Red Man, sollte man den Tabaksaft unbedingt auspucken, da es sonst zur starken Übelkeit verbunden mit Erbrechen kommen kann. Früher gab es deshalb spezielle Spucknäpfe, um den Tabaksaft auszuspucken.

Gesundheit

Kautabak enthält tabakspezifische Nitrosamine, die teilweise Carcinogene sind. Es gibt Hinweise darauf, dass der besonders im Süden der USA weit verbreitete Genuss von Kautabak mit der Entstehung von Mundhöhlenkrebs im Zusammenhang steht. Wobei auch hier keine konkreten Informationen vorliegen, vielmehr steht der Smokeless Tobacco im Verdacht, den Krebs zu verursachen. Allerdings ist dies schwer abzugrenzen, da Konsumenten oft beide Produktsorten nutzen. Fakt ist jedoch, dass Kautabak weniger krebserregende Stoffe als eine Zigarette bzw. Smokeless Tobacco enthält. Die Anzahl bzw. Mengen der krebserregenden Stoffe werden in ppm (parts per million) angegeben. Red Man Regular enthält 1.8 ppm, eine Marlboro-Ziagrette dagegen 12 ppm. Bei Smokeless Tobacco schwankt der Wert stark zwischen 7.5 und 12.8 ppm.

Quellen

Literatur

  • A. Meurer: Tabak – fachlich durchleuchtet. Düsseldorf 1973.

Siehe auch

Red Man