Bahnstrecke Passau–Freyung

nicht elektrifizierte eingleisige Nebenbahn in Bayern
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Die Ilztalbahn ist eine 49,6 km lange Nebenbahn in Niederbayern zwischen Passau und der im Bayerischen Wald gelegenen Kreisstadt Freyung. In Waldkirchen zweigte von ihr eine Nebenbahn nach Haidmühle an der tschechischen Grenze ab, wo bis 1945 eine Verbindung zum tschechischen Bahnnetz bestand.

Nebenbahn Passau-Freyung
Kursbuchstrecke: 888 (davor 877)
Streckennummer: 5840
Streckenlänge: 49,5 km
Ausbau: eingleisige Nebenbahn
Streckenverlauf
0,0 Passau 295 m üNN
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
2,2 Passau-Auerbach
Abzweig nach links
KBS 880 nach Regensburg
Donaubrücke Kachlet 240 m lang
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
3,8 Stelzlhof
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof (Strecke außer Betrieb)
Anschluss ZF Patriching
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
Tunnel 46 m lang
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
9,2 Tiefenbach b. Passau
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
15,5 Fischhaus
Ilzbrücke 70 m lang
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
20,3 Kalteneck 333 m üNN
Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)
nach Deggendorf
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
Tunnel Fürsteneck 1 130 m lang
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
Tunnel Fürsteneck 2 94 m lang
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
24,5 Fürsteneck
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
28,0 Neuhausmühle
Osterbachbrücke 70 m lang
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
30,6 Röhrnbach 516 m üNN
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
38,0 Waldkirchen 511 m üNN
Abzweig nach rechts (Strecke außer Betrieb)
nach Haidmühle
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
44,0 Karlsbach
49,5 Freyung 635 m üNN

Verlauf

Die Ilztalbahn beginnt auf Gleis 1a, dem sogenannten Waidlergleis, des Passauer Hauptbahnhofs. Von dort führt sie nach Westen über die heutige Kursbuchstrecke 880, zweigt nach etwa zwei Kilometern nach Norden ab und überquert auf der Kachletbrücke unweit des Kraftwerks Kachlet die Donau. Danach steigt sie in den Bayerischen Wald und erreicht hinter Tiefenbach das Ilztal, dem sie nach Norden folgt. Im Tunnel Fürsteneck verläßt die Strecke das Ilztal und läuft nach Osten im Tal des Osterbaches bis Waldkirchen. Von hier führt sie wieder in nördlicher Richtung nach Freyung. In Waldkirchen zweigt die 26,9 km lange Strecke über Jandelsbrunn nach Haidmühle ab.

Bau der Strecke Passau-Freyung

Erbaut wurde die am 13. Januar 1886 konzessionierte Ilztalbahn ab 1887 und am 15. Oktober 1892 in Betrieb genommen. Seit dem 6. Dezember 1890 konnte bereits das Teilstück bis Röhrnbach befahren werden. Ihre Baukosten beliefen sich auf fast 6 Millionen Mark. Die Strecke war neben dem Personenverkehr vor allem für den Transport von Granit und Holz gedacht. So verkehrten in den Anfangsjahren bis 1906 die Personenzüge oft als so genannte Güterzüge mit Personenbeförderung (GmP), was durch die Rangierarbeiten auf den Unterwegsstationen zu einer Fahrzeit von bis zu drei Stunden führte.

Die Pläne, diese Bahnstrecke mit der Bahnstrecke Zwiesel – Grafenau zu verbinden und damit eine Verbindung von Passau bis nach Cham zu erstellen, wurden durch eine von Grafenauer Bürgern durchgesetzte stadtnahe Trassenführung der Bahnstrecke Zwiesel-Grafenau verhindert. Ebenso brachten spätere Pläne, eine Bahnstrecke von Grafenau über Schönberg nach Fürstenstein an der von der Ilztalbahn in Kalteneck abzweigenden Nebenbahn nach Deggendorf zu bauen, keinen Erfolg.

Nebenbahn Waldkirchen-Haidmühle
Streckenlänge: 26,9 km
Ausbau: eingleisige Nebenbahn
Streckenverlauf
0,0 Waldkirchen 511 m üNN
nach Freyung
3,6 Erlauzwiesel
6,5 Wollaberg
8,5 Jandelsbrunn 657 m üNN
Tiefaubrücke
11,2 Spitzenberg
14,0 Neureichenau 669 m üNN
17,9 Altreichenau 819 m üNN
21,0 Frauenberg 851 m üNN
25,3 Haidmühle 845 m üNN
26,9 Grenze Tschechien 805 m üNN

Die Zweigbahn Waldkirchen-Haidmühle

Am 10. August 1904 wurde von der Bayerischen Staatsregierung der Bau einer 26,9 Kilometer langen Zweigbahn von Waldkirchen nach Haidmühle genehmigt. Eröffnet wurde die Strecke am 15. November 1910. Durch den mit Österreich am 22. November 1904 geschlossenen Staatsvertrages erhielt diese Nebenbahn in Haidmühle Anschluss an die in Böhmen zu bauende Nebenbahn Haidmühle-Schwarzes Kreuz (tschechisch: Černý Kříž) mit Anschlüssen nach Vimperk, Prachatice (Prachatitz) und Krummau. Empfangsgebäude und Güterschuppen in Haidmühle wurden von beiden Bahnverwaltungen und den Zollbehörden gemeinschaftlich genutzt.

Die Strecke führte von Waldkirchen anfangs in östlicher Richtung nach Neureichenau und dann weiter nach Nordosten zur Grenzstation. In den ersten Betriebsjahren und nach der zwangsweisen Annexion des Sudetenlandes liefen die durchgehenden Züge von Passau nach Haidmühle, während die Freyunger Strecke in Waldkirchen Anschluss erhielt.

Die Zweigbahn Kalteneck-Eging-Deggendorf

Nebenbahn Kalteneck-Deggendorf
Streckenlänge: 54,03
Ausbau: eingleisige Nebenbahn
Streckenverlauf
0,0 Kalteneck 333 m üNN
nach Freyung
Tittling
Nammering
Fürstenstein
Eging
Hengersberg
Halbmeile
Deggendorf Hafen
nach Plattling
nach Metten
54,0 Deggendorf Hbf

In Kalteneck zweigte seit dem 26. November 1913 in westlicher Richtung eine Nebenbahn nach Eging ab, die ab 1. August 1914 nach Deggendorf weiterführte und dort an die Bayerische Waldbahn anschloss. Zwischen Eging und Kalteneck wurde der Personenverkehr 1972 eingestellt, zwischen Eging und Deggendorf 1981. 1999 wurde diese Strecke von Kalteneck bis Eging, 2004 von Eging bis Hengersberg abgebaut und ein Radweg gebaut, welcher 2006 vollständig eröffnet wurde. Zwischen Deggendorf und Hengersberg existiert weiterhin Güterverkehr. Die DB Netz AG ist in Verhandlungen über einen Verkauf der Strecke Deggendorf Hafen bis Hengersberg.

Zugverkehr

Wegen des auf Nebenbahngleisen zulässigen geringen Achsdrucks liefen auf den Strecken die bayerischen Lokalbahnlokomotiven. Speziell im Güterverkehr wurden dabei vom Bw. Passau die bayerischen BBII Malletlokomotiven, Baureihe 98.7, auf beiden Strecken eingesetzt. Ab Anfang der 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts fuhren bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs auch zweiachsige Dieseltriebwagen der Baureihen 135 und 137 und die passenden Beiwagen nach Freyung und Haidmühle. Außerdem wird vom Einsatz der Dampflokomotiven der BR 70.0 (Pt 2/3) berichtet.

Nach der Streckensanierung und Verstärkung des Oberbaus übernahmen Lokomotiven der BR 64 und später Dieselmaschinen den Zugbetrieb. Im Personenverkehr wurden Schienenbusse eingesetzt.

1945 bis 1979

Der 2. Weltkrieg ging auch an der Ilztalbahn nicht spurlos vorüber. Die Kachletbrücke war am 30. April 1945 gesprengt worden, sowie der Tunnel bei Tiefenbach eingestürzt. Seit dem 3. Februar 1947 konnte der Tunnel, und seit dem 29. April 1948 nach Reparatur der Brücke die gesamte Strecke befahren werden.

Durch die Auswirkungen des Eisernen Vorhangs sank die Bedeutung des Abzweiges Waldkirchen – Haidmühle schnell, so dass hier nur noch Pendelfahrten stattfanden und alle Züge von Passau nach Freyung fuhren. Am 26. Mai 1963 wurde auf der Strecke nach Haidmühle der Personenverkehr eingestellt.

Seit den 1960er Jahren verkehrten im Personenverkehr meist Schienenbusse. Bei der Einführung der Urlauber-Expresszüge 1979 kamen im Sommer sogar die ehemaligen Trans-Europ-Express-Züge von Dortmund nach Freyung.

Stillegung und Verfall

Die Strecke zwischen Haidmühle und Jandelsbrunn wurde 1976 und zwischen Jandelsbrunn und Waldkirchen 2001 abgebaut. Auf ihr wurde nach dem Rückbau der Adalbert-Stifter-Radweg erbaut.

 
Der Bahnhof Waldkirchen heute

Auch die Strecke nach Eging/Deggendorf ist bis auf die Teilstrecke HengersbergDeggendorf stillgelegt und wurde 2004 demontiert. Im Frühjahr 2006 wurde auf dieser Trasse der Donau-Ilz-Radweg eröffnet.

Von 1980 an wurde der Verkehr auf der Ilztalbahn dann Stück für Stück zurückgefahren. Der Sonntagsverkehr wurde eingestellt, sowie der Verkehr auf vier Zugpaare reduziert. Am 30. April 1982 schließlich wurde der Personenverkehr endgültig eingestellt. Als Begründung für die Stilllegung wurde der marode Zustand der Kachletbrücke über die Donau genannt. Diese Brücke wurde bis November 1982 für 3,6 Millionen DM (1,8 Millionen Euro) sowie die weitere Strecke bis Kalteneck für weitere 1 Million DM (510.000 Euro) saniert, da die Zahnradfabrik in Patriching bei Passau und die Bundeswehr in Freyung für ein weiterhin starkes Güteraufkommen sorgten.

Anschließend verkehrten bis 2002 nur noch Güterzüge, meist Panzertransporte der Bundeswehr (bis April 2001) sowie Gütertransporte der Wohnwagenfirma Knaus aus Jandelsbrunn und der oben erwähnten Zahnradfabrik. Im Personenverkehr kam es noch zu vereinzelten Sonderfahrten der Passauer Eisenbahnfreunde.

Sie ist seit April 2005 stillgelegt, eine Entwidmung konnte mittels Veto durch den Freyunger Stadtrat jedoch zeitweilig abgewendet werden. Dieses wird allerdings nach einem nicht erfolgreichen Bürgerbegehren im Oktober 2006 zurückgezogen.

Diskussionen um Weiternutzung

Hochwasserschäden im Jahr 2002 machten die Strecke unbefahrbar.

Nach anfänglichen Plänen für eine Reaktivierung wurde am 31. März 2005 vom Eisenbahnbundesamt die Genehmigung zur Gesamtstilllegung erteilt. Mittlerweile haben die Anliegergemeinden im Landkreis Passau sowie der dortige Kreisrat und die Gemeinde Röhrnbach beschlossen, einen Radweg auf der Bahntrasse anzulegen, welcher die oben genannten Radwege "Adalbert-Stifter" und "Donauradweg" verbinden und verlängern würde.

Gegen diese Pläne gründete sich der Verein "Förderverein Ilztalbahn", dessen Ziel eine Reaktivierung der Ilztalbahn sowie der Bau eines Radweges auf alternativer Trasse war. Dieser Verein sammelte innerhalb kurzer Zeit über 1.500 Unterschriften und 300 Mitglieder. Im Frühjahr 2006 legte er ein Betriebskonzept vor, welches einen Wochenendverkehr mit Fahrzeugen der Passauer Eisenbahnfreunde vorsah. Dieses Konzept wird derzeit auf Fördermöglichkeiten überprüft, da sich die Kosten einer Reaktivierung weit unter denen eines Radweges bewegen würden. Im Waldkirchener Stadtrat wurde mittlerweile im Haushaltsplan die Klausel, das bereitgestellte Geld für den Erwerb der Bahngrundstücke diene zur Errichtung eines Geh- und Radweges, zugunsten des bloßen Ankaufs der Strecke geändert, um alternative Handlungsoptionen offen zu halten.
Um diese Ziele durchzusetzten, wurden in den Städten Freyung und Waldkirchen Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt, welches die beiden Stadträte auffordert, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um eine Wiederinbetriebnahme der Ilztalbahn zu ermöglichen. Dem wurde von den Stadträten, die sich für einen Geh- und Radweg aussprachen, ein Ratsbegehren gegenüber gestellt. Diese Begehren wurden am 8. Oktober 2006 abgehalten, wobei in beiden Städten keines der 4 Begehren das Quorum von 20% Zustimmung erhielt. Damit sind auch die beiden Wahlergebnisse (In Freyung errang das Bürgerbegehren, in Waldkirchen das Ratsbegehren mehr Stimmen.) nicht bindend. Das Bürgerbegehren in Freyung verfehlte das Quorum um 91 Stimmen. Damit scheint der Weg für den von den beiden Kreistagen Passau und Freyung-Grafenau geforderten Geh- und Radweg frei zu sein. Als letzte Stadt hat sich der Stadtrat von Freyung am 13. November 2006 11:7 für die Zweckvereinbarung "Radweg" ausgesprochen. Der "Förderverein Ilztalbahn" gründete in der Zwischenzeit eine GmbH und hat mit der "Rhein-Sieg-Eisenbahn-GmbH" einen Kooperationsabkommen. Die "RSE" würde die Infrastruktur und eventuell auch mit Fahrzeugen auf der Strecke fahren. Ein Rückbauantrag wurde Anfang November vom Eisenbahnbundesamt mit der Begründung, das noch Verkehrsinteresse besteht, abgelehnt. Der Förderverein Ilztalbahn möchte einen SPNV/Regelverkehr auf dieser Strecke wieder einrichten. Am 24. Mai 2007 verlautete aus dem Eisenbahnbundesamt, das der Antragsteller DB Netz, den Antrag auf Entwidmung, aufgrund der geringen Erfolgsaussichten zurückziehen solle.