Rosenhügel-Filmstudios

ehemaliges Filmstudio in Wien
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Die Rosenhügel-Filmstudios wurden zwischen 1919 und 1923 von der Vita-Film am Rosenhügel im Süden von Wien erbaut. Sie galten bei ihrer Eröffnung als größte und modernste Studios Österreichs, noch vor den Studios der konkurrierenden Sascha-Film in Sievering.

Die 1923 fertiggestellten Vita-Film-Ateliers am Rosenhügel.

Geschichte

Noch vor Eröffnung der Studios wurden am Gelände ab 1921 Dreharbeiten durchgeführt. So wurde etwa bereits 1922 der Monumentalfilm „Samson und Delila“ fertiggestellt, was sich die Vita-Film 12 Millionen Kronen kosten ließ. Als die Vita-Film während der europäischen Filmwirtschaftskrise, ausgelöst durch eine Flut billiger, aber qualitativer, US-amerikanischer Filme, im Jahre 1924 Pleite ging, standen die Ateliers fast durchgehend bis 1933 leer. Dann wurden sie von der ehemals österreichischen Tobis-Sascha-Filmindustrie übernommen, welche die Krise der letzten Jahre nur durch den Verkauf an das deutsche Tobis-Tonbild-Syndikat überlebte. Mit dem frischen Kapital des Neu-Eigentümers ausgestattet, konnten die Studios modernisiert und für den Tonfilm adaptiert werden. Das Aushängeschild des „Wiener Films“ der 1930er-Jahre, Maskerade mit Paula Wessely, wurde dort 1934 abgedreht. Nach 1934 stellte die Tobis-Sascha keine Filme mehr her. Die Studios wurden nun ausschließlich an andere Produzenten vermietet. So wurden die Innenaufnahmen zur bekannten Komödie Hotel Sacher zwar in den Rosenhügel-Studios gedreht, Produzent war jedoch die Mondial-Film.

Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland brachten die Nationalsozialisten die gesamte deutschsprachige Filmwirtschaft rasch unter ihre Kontrolle. Auch der Besitzer der Rosenhügel-Studios, die Tobis-Sascha, wurde aufgelöst und als Wien-Film neu gegründet. Von 1939 bis 1941 wurde neben den Rosenhügel-Ateliers ein Synchronhallenkomplex mit einer großen und einer kleinen Synchronisationshalle, Schneideräumen und Büros errichtet. Während des Nationalsozialismus war die Wien-Film mitsamt ihren Studios, darunter die Rosenhügel-Studios, einer der größten Filmproduzenten im Deutschen Reich.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt der Personalreferent der Wien-Film, ein gewisser Dr. Prohaska, den Auftrag die Studios zu sprengen, um sie nicht in die Hände der Roten Armee fallen zu lassen. Der Produktionsleiter der Studios, Karl Hartl, konnte dies mit einigen weiteren Mitarbeitern eigenen Angaben nach verhindern[1]. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Wien von den vier Alliierten Mächten in Besatzungszonen aufgeteilt. Bis dahin „deutsches Eigentum“ wurde beschlagnahmt. Während die Studios in Sievering und die Zentrale in der Siebensterngasse den Amerikanern unterstellt waren, fielen die Rosenhügel-Studios den Sowjets zu. Diese führten den Studiobetrieb im Rahmen der USIA unter dem Namen „Wien-Film am Rosenhügel“ bis 1955 weiter.

Nach Abzug der Alliierten und der Wiedererlangung der staatlichen Souveränität Österreichs gingen die Rosenhügel-Studios in den Besitz der nun staatlichen Wien-Film über. Diese zeigte jedoch kein Interesse an der Fortführung der Filmproduktion. Personal wurde gekündigt und Verhandlungen mit dem ORF über einen Verkauf aufgenommen. Dieser erhielt 1966 auch sämtliche Studios der Wien-Film, mit Ausnahme jener in Sievering. Bis zum Verkauf an den ORF wurden die Filmstudios an andere Produzenten vermietet. Zwischen 1965 und 1976 wurden keine Filme am Rosenhügel gedreht.

1990 drohte der Abbruch der Studioanlagen, da an jener Stelle ein Einkaufszentrum geplant war. Dies konnte durch den Kauf der Studios durch die Filmstadt Wien StudioGesmbH, einer von der Stadt Wien sowie dem Bund unterstützten Gesellschaft, verhindert werden. Der neue Besitzer ließ die renovierten Studios 1996 als Four-Wall-Studiobetrieb mit Film-Wirtschaftspark wiedereröffnen. Seither steht der Rosenhügel den Filmproduzenten wieder zur Verfügung.

Architektur und Technik

Die größte der aus Stahl und Beton errichteten und teils mit Glasfassaden versehenen Hallen war 24 Meter breit, fast doppelt so hoch und 90 Meter lang. Für Unterwasseraufnahmen existierte ein drei Meter tiefes Bassin. Für die Stromversorgung der unter anderem 260 Lampen und 60 Scheinwerfer existierte eine eigene Elektrizitätsanlage, die mit über 1000 PS einen Strom bis 4800 Ampere erzeugen konnte.

Außerhalb des Gebäudes befand sich auf dem 25.000 m² großen Areal eine 8000 m² Freilichtbühne, die eine 25 Meter Durchmesser fassende Drehscheibe beinhaltete, um die Aufbauten nach dem jeweiligen Stand der Sonne ausrichten zu können.

Filme

Eine Auswahl der in den Rosenhügel-Studios gedrehten Filme:

Zitatquellen

  1. Filmgeschichte(n) aus Österreich. Produktion: ORF, 1970 - 1972, 10 Teile zu je 55 min, Regie: Willi Forst