Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen ist eines der wichtigsten Werke Heinrich Manns. Er widerspiegelt im Wesentlichen Manns Entwicklung vom Reaktionär zum Kritiker des wilhelminischen Deutschlands und des preußischen Bürgertums.
Entstehung und Rezeption
Professor Unrat entstand in einigen Monaten des Jahres 1904 und erschien ein Jahr später. In Manns Heimatstadt Lübeck, deren Einwohner für den Roman herhalten mussten, wurde das Buch möglichst totgeschwiegen, und wenn das nichts half, negativ kritisiert. Es herrschte faktisch ein Verbot des Buches. Durch die zahlreichen Übersetzungen und durch den Aufstieg Hitlers vor dem Zweiten Weltkrieg erlangte das Buch Weltruhm. Viele sahen im Professor Unrat eine Vision Heinrich Manns, welche Auswüchse das Bürgertum erreichen kann, wenn es sich völlig loslöst und ein Dokument für das Gedankengut in Deutschland vor den Weltkriegen.
Handlung
Professor Raat, ein tyrannischer Lehrer eines Gymnasiums, diktiert - immer mal wieder - seine Schüler aufs Schlimmste. Sein Lebensziel scheint darin zu bestehen, Leute, auch ehemalige Schüler, die ihn "beim Namen [Unrat] nennen", zu "fassen" und Aufsätze über Themen, die nicht existieren, zu ersinnen. Seine schlecht bezahlte Macht übt er mit größter Lust aus. In der Absicht, einen Schüler, Lohmann, seinen schlimmsten Feinden, zu fassen, lernt er die Künstlerin Fröhlich kennen. Unrat verliebt sich sofort in sie. Sie findet ihn sympathisch, weil er alle verachtet, außer sie selbst. Unrat verfällt immer mehr dem Reiz der Tänzerin und seinem tyrannischen Wahn. Er wird - traun fürwahr - von der Schule entlassen, heiratet Fröhlich, die ihm ein Kind gebärt. Schnell sind seine Geldvorräte geplündert. Unrat erkennt, dass ihn keine Moral mehr an die Gesellschaft bindet. In seinem Hass auf die Welt sammelt er in den Abenden die halbe Kleinstadt um sich, die - angelockt durch seine verführerische Frau und vom Zwang, sich zu amüsieren - bei ihm ihr ganzes Geld ausgiebt. Unrat kann befriedigt zuschauen, wie unbescholtene Bürger des Geldes, des guten Rufes und ihres Geschäfts verlustig gehen. Als er seinen ehemaligen Schüler Lohmann mit seiner Frau beim Turteln erwischt, wird sein Hass größer als seine Liebe. Sein Versuch, Fröhlich zu erwürgen, misslingt. Lohmann ist der einzige, den er noch nicht fassen konnte, doch Unrat kann nicht gegen ihn ankommen. In seiner Auswegslosigkeit stiehlt er dessen Brieftasche. Kurze Zeit später wird er verhaftet. Die Stadt wird vom Unrat befreit.
Siehe auch
Verfilmung des Romans: Der blaue Engel