DB-Baureihe 420

Erster Wechselstrom-S-Bahntriebzug in Deutschland
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Der ET 420 ist ein Elektro-Gliedertriebzug für den S-Bahn-Verkehr in Wechselstrom-S-Bahn-Netzen, also außerhalb von Hamburg und Berlin. Er wird bisher ausschließlich von der Deutsche Bahn AG bzw. ihren Tochterfirmen eingesetzt.

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Triebwagen der Baureihe 420 auf der Strecke S1 Herrenberg - Stuttgart - Plochingen
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Triebwagen 420 001-0 in München-Hackerbrücke als S5 Grafing Bf

Das Fahrzeug besteht aus drei kurzgekuppelten Teilen, zwei Endwagen und einem Mittelwagen (der Mittelwagen wird bei der DB unter der Baureihennummer 421 geführt); zwischen den Fahrzeugteilen ist kein Übergang möglich. Alle Mittelwagen sind in Aluminiumleichtbauweise gefertigt; die Endwagen waren zunächst noch in Stahlbauweise gehalten, wurden seit Juli 1972 aber ebenfalls in Aluminium ausgeführt, was neun Tonnen Leermasse einsparte. An den Endwagen sind Scharfenberg-Kupplungen eingebaut, um schnelles Kuppeln und Entkuppeln der Einheiten zu ermöglichen. So sind die im deutschen S-Bahn-Betrieb möglichen Konfigurationen von Kurzzug (eine Einheit), Vollzug (zwei Einheiten) und Langzug (drei Einheiten) schnell herstell- und auflösbar.

Jeder Wagen ruht auf zwei luftgefederten, zweiachsigen Triebdrehgestellen. Alle zwölf Achsen des Zuges sind somit angetrieben. Die Tatzlager-Einzelachsmotoren (Tatzrollenlager, gefederte Großräder) werden über eine Thyristor-Anschnittsteuerung mit zwei unsymmetrisch-halbgesteuerten Gleichrichterbrücken in Folgeschaltung stufenlos angesteuert. Betriebsbremse ist die elektrische Bremse, die durch eine elektropneumatische Druckluftbremse bei Bedarf ergänzt wird. (Die rotglühenden Bremsscheiben sind dann von außen gut zu erkennen.)

Weiterhin hat jeder Wagen vier Türen auf jeder Seite (insgesamt also 24 pro Einheit), was zusammen mit dem höhengleichen Einstieg einen schnellen Fahrgastwechsel ermöglicht. Der Löwenanteil der Fahrzeuge ist dabei mit Taschenschiebetüren ausgestattet, nur die letzten beiden Bauserien haben Schwenkschiebetüren.

Einsatzgeschichte

Als 1972 in München ein neues S-Bahn-Netz eröffnet wurde, dessen Bau durch die im selben Jahr stattfindenden Olympischen Spiele gefördert wurde, mussten neue, moderne Fahrzeige für den schnellen Verkehr beschafft werden. Die dreiteiligen Triebzüge der Baureihe ET 420/421 erwiesen sich als sehr gelungene Konstruktion. Sie fanden nicht nur in München ein Zuhause, auch auf der S-Bahn Rhein-Ruhr, der S-Bahn Frankfurt RheinMain und im Stuttgarter S-Bahn-Netz waren sie schon kurze Zeit später anzutreffen. Die in Köln und Düsseldorf stationierten Garnituren wurden allerdings später durch lokbespannte Wendezüge mit x-Wagen ersetzt. Die frei gewordenen S-Bahn-Züge wurden an die anderen S-Bahn-Netze abgegeben, wo sie dringend benötigt wurden.

Im Laufe der Zeit veränderte sich das Farbkleid der Treibzüge immer wieder erheblich. Anfangs waren die Züge für das Münchner S-Bahn-Netz mit einem blauen Fensterband versehen. Nach und nach wurden die meisten Züge, zuerst in den anderen S-Bahn-Netzen, später auch in München, mit einer orange/kieselgrauen Lackierung versehen. Heute fahren schon fast alle Züge, dem neuen DB-Farbschema entsprechend, in verkehrsrot. Nach und nach werden die Triebzüge der BR 420/421 aber durch die modernen Treibzüge der BR 423 ersetzt, so sind die Züge der BR 420/421 im Stuttgarter Raum auf den Linien S1 und S3 schon fast vollkommen verdrängt worden, und auch im S-Bahn-Betriebswerk Plochingen sind mehr 423 als 420/421 anzutreffen.

In München sind inzwischen alle Linien ET-420-frei, es sind nur noch ein paar auf einigen HVZ-Verstärkern zu treffen. Frankfurt am Main setzt die ET 420 überall ein und baute erst kürzlich GSM-R-Funkgeräte in einige Einheiten ein. Ab Fahrplanwechsel Juni 04 setzt ebenfalls der VRR (Verkehrsgesellschaft Rhein-Ruhr) in NRW den 420er der älteren Bauserie ein. Er wird zunächst auf zwei S-Bahn Linien eingesetzt. Dort werden die alten Funkgeräte nicht durch die neue Generation ersetzt. Unbestätigten Gerüchten zu Folge werden nun alle ET 420, deren Revisionsfrist abläuft, z-gestellt (abgestellt). Nur die 7. und 8. Bauserie, Ende der 80er gebaut und mit Schwenktüren ausgestattet, bekommt noch eine Revision. Einige ET-420-Einheiten aus München sind als X420 an den S-Bahn-Betrieb der Stadt Stockholm verliehen worden.

Daten

  • Baureihenbezeichnung: 420/421
  • Indienststellung (1. Jahr): 1971
  • Hersteller: MAN, WMD, LHB, MBB, O&K, Uerdingen, WU
  • Achsformel: Bo'Bo'+Bo'Bo'+Bo'Bo'
  • Spurweite: 1435 mm
  • Länge über Puffer: 67,4 m (23,3 m + 20,8 m + 23,3 m)
  • Breite: 3,08 m
  • Drehzapfenabstand: 16,5 m in den Endwagen, 14 m im Mittelwagen
  • Drehgestellradsatzstand: 2,5 m
  • Raddurchmesser: 0,85 m
  • Fußbodenhöhe: ca. 1 m
  • Leermasse: 129 t bzw. 138 t je nach Bauserie
  • Nutzlast: 15 t bzw. 24 t je nach Bauserie; theoretisch möglich 54 t bzw. 63 t
  • Stromsystem: 15 kV, 16,7 Hz
  • Stundenleistung: 12x200 = 2400 kW
  • Geschwindigkeit bei Stundenleistung: 72 km/h
  • Anfahrbeschleunigung: 0,9 m/s2
  • Bremsverzögerung aus 120 km/h: -0,9 m/s2 regulär, -0,95 m/s2 bei Schnellbremsung
  • Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h (in 40 s erreichbar)
  • Anzahl der Sitzplätze: 194 (Abweichungen je nach Bauserie möglich), davon 1. Klasse: 17 oder 33, je nach Bauserie
  • gefertigte Stückzahl: 480 Einheiten

Siehe auch