Der große Andere

Konzept der Psychoanalyse nach Lacan
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Der große Andere ist in der Theorie des Psychoanalytikers Jacques Lacan der Herrensignifikant, der ultimative Signifikant, der am Ende jeder Bedeutungskette steht, der das Symbolische organisiert. Dieser existiert nur im Effekt, dadurch dass er das Symbolische, die sozialen Regeln ausrichtet in einem Feld, wo er nicht beinhaltet ist, wo er ausgeschlossen ist. Er ist nicht nur die ausgeprochenen Regeln, die das sozial Leben regeln, sonder auch die Klisches, denen wir uns alle nicht entziehen können und andere Netze imformeller Regeln.

Der große Andere existiert nicht ist ein berühmter Ausspruch von Lacan, der bedeutet, dass der große Andere nicht im Realen existiert, sondern nur in unserer phantasmatischen Vorstellung. Dieses Phantasma (Trugbild) ist in der Vorstellung begründet, der große Andere sei in sich selbst mangelhaft, "gebarrt" (also durchgestrichen), das Phantasma stellt einen Versuch dar, diesen Mangel des großen Anderen aufzufüllen.

In Zeiten der Postmoderne und Post-Politik das allgemeine Vertrauen unterminiert ist, das allen Einwänden trotzt (Zizek). Sicherheiten und Regeln, die die Gemeinschaft und das Individuum betreffen werden nicht mehr als allgemein gültig angesehen.

Da die Postmoderne eine Fülle von Freiheiten bietet, werden immer mehr Themen von der Reflexivität kolonisiert, es gibt nicht mehr die Freiheit, sondern den Zwang zur Entscheidung, den Zwang zur Wahl. Aber woher weiß man, was man wirklich will? Das Begehren ist nach Lacan immer das Begehren des (großen) Anderen, es gehört nicht einem alleine, sondern es ist sowohl das Begehren des anderen (ich begehre jm. anderen), als auch das Begehren des Anderen (ich will wissen, was der andere an mir findet, von Lacan, als Que vois -"Was willst du?" bezeichnet).

Diese (falsche) Vorstellung, der große Andere existiere, bringt im heutigen Leben, nach Slavoj Zizek, verschiedene Probleme und Irrtümer mit sich. Er wird von der Ebene des phantasmatischen in die Ebene des Realen transferiert, es wird fälschlicherwiese angenommen es gäbe ihn im Realen.