Juri Nikolajewitsch Tynjanow
Juri Tynjanow (* 1894 - † 1943), russischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler (einer der Hauptvertreter des russischen Formalismus), schrieb insbesondere historische Romane.
Eng verbunden mit der künstlerischen Avantgarde der 1910er und 1920er Jahre beschrieb Tynjanow in seinen historischen Romanen unter anderem den Schriftsteller Alexander Gribojedow, Zeitgenosse und Bekannter von Puschkin, der als bevollmächtigter Minister (Wesir Muchtar) 1828 nach Persien geschickt wird, um dort über die Zahlungen der Kriegskosten an Russland zu wachen. Von aufgebrachten Persern wird er deswegen umgebracht.
Die Sprache in Tynjanows Werken ist vor allem durch eine berauschende Metaphorik und Bildlichkeit geprägt, die Tynjanow insbesondere auch dazu einsetzt, um ironischen Humor zu entwickeln und die eigentlich tragischen Lebensläufe mit feinem Witz darzustellen. Die folgende Leseprobe stammt aus der Ausgabe: Juri Tynjanow: Der Tod des Wesir Muchtar. 2. Aufl. Berlin: Verlag Volk und Welt. 1976. S. 148f.)
- Nesselrode winkte mit dem Händchen.
- "Sie wissen, bester Alexander Sergejewitsch, daß unser Graf von Eriwan mit einer Million belohnt wurde."
- Die sagte überflüssigerweise Rodofinikin.
- Sie stimmten nicht überein, die beiden Chefs, weder im Blick noch im Wort. Sie erwarteten keine Antwort, sondern sprachen in die Luft, als ob sie auf etwas oder auf jemanden warteten.
- "Der Monarch hat mit mir über Sie gesprochen." Nesselrodes Augen kamen zum Stillstand. Er rieb sich die frierenden Händchen und sah Rodofinikin an.
- "Wir haben endlich eine Aufgabe gefunden, die Ihrer würdig ist."
- Gribojedows Mund wurde zum Gänseschnabel. Vorgeneigt saß er da, die Beine unter den Sessel gezogen, und seine Augen blickten starr.
- "Eine wichtige, einmalige Aufgabe", Nesselrode seufzte, "als diplomatischer Bevollmächtigter für unsere Angelegenheiten in Persien."
- Er hob bedeutsam den Finger.
Werke
- Der Tod des Wesir Muchtar
- Küchelbecker. Dichter und Rebell