Die On-Board-Unit oder OBU ist ein Gerät, das in LKWs eingebaut wird, um eine automatische Abrechnung in dem von Toll Collect betriebenen LKW-Mautsystem auf deutschen Autobahnen zu ermöglichen. Das Gerät wird in die Armaturenbretter der LKWs eingebaut. Es wird dem Benutzer kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Kosten für den Einbau, den Ausbau bei Vertragsende, und entsprechende Folgekosten (An- und Abfahrt, Standzeit) muss der Fahrzeughalter selbst tragen. Der Einbau der Geräte begann ab dem 1. Mai 2003.
Die OBUs besitzen in etwa die Größe eines Autoradios. Produziert werden sie von Grundig, im Werk Braga (Portugal) und von Siemens-VDO in Villingen-Schwenningen. Siemens stellt rund zwei Drittel der Geräte her, Grundig den Rest.
Gerätetechnik
Die OBUs besitzen einen Empfänger für das von den USA betriebene GPS-Satelitenortungssystem, mit dem die Position des Fahrzeugs jederzeit bestimmt werden kann. Eingebaut ist außerdem ein Mobilfunksender und einen Speicher, in dem fahrzeugspezifische Angaben wie die Anzahl der Fahrzeugachsen, die Abgasschadensklasse und das Kfz-Kennzeichen sowie die Positionsdaten aller mautpflichtigen deutschen Autobahnen enthalten sind. Aus diesen Daten, zusammen mit dem GPS Signal errechnet die On-Board-Unit während der Fahrt die fälligen Autobahngebühren und übermittelt diese per GSM-Mobilfunk an den Zentralrechner von Toll Collect.
Die Bauweise, das Konzept und die Bedienung der Geräte von Siemens und Grundig sind unterschiedlich. Die Siemens-OBU wird als vorprogrammierte Einheit hinter die Windschutzscheibe montiert und besitzt eine Zwei-Tasten-Bedienung. Das Grundig-Gerät ist in einen kleinen Transponder, hinter der Windschutzscheibe, und den eigentlichen Bordcomputer für das genormnte Einschubfach im Armaturenbrett gesplittet. Es gibt viele Tasten, von denen jedoch nicht alle aktiviert sind. Die Grundig OBUs müssen über eine speziellen PC von Toll Collect programmiert werden, dieser Datenabgleich dauert ca. 45 Minuten.
Nach Angaben eines Grundig-Sprechers sind Softwareupdates auf den Grundig-OBUs genauso wie bei den Siemens-Geräten drahtlos über Funk möglich.
Ob sich dies auf die gesamte Software, oder nur auf Teile bezieht, ist unklar.
Geräteprobleme
Zunächst konnten nicht genug On-Board-Units geliefert und eingebaut werden, da das Telekom-Tochterunternehmen T-Systems Schwierigkeiten mit der komplexen Software der Geräte hat.
Nachdem Medien und Spediteure schon seit Monaten über Probleme mit den ausgelieferten OBUs berichteten, räumte Toll Collect Ende September 2003 erstmals technische Fehler ein.
- Die On Board Units reagieren nicht auf Eingaben
- Sie lassen sich nicht ausschalten
- Sie schalten sich grundlos aus
- OBUs zeigen unterschiedliche Mauthöhen auf identischen Strecken an
- Sie weisen Autobahnstrecken als mautfrei aus, obwohl diese mautpflichtig sind
- Sie weisen Strecken außerhalb des Autobahnnetzes als mautpflichtig aus
- Siemens-Geräte passen nicht in den genormten Einbauschacht für Autoradios. Eine Montage auf dem Amaturenbrett kann zu Sicherheitsproblemen wegen eingeschränkter Sicht des Fahrers und Verletzungsgefahr bei Unfällen führen, so dass hier die Freigabe durch den TÜV noch nicht geklärt sein soll.
20000 Geräte von Grundig sollen im Rahmen einer Rückrufaktion des Systembetreibers Toll Collect repariert werden. Ein Grundig Sprecher erklärte dazu, das man sich als reiner Lieferant der Hardware betrachte, für die Software sei Toll Collect zuständig.
Weblinks
- http://www.toll-collect.de Internet Portal des Mautsystembetreibers Toll Collect
Technischer Hintergrund der deutschen LKW-Maut
- http://www.heise.de/mobil/artikel/2002/11/18/maut/default.shtml fundiertes "Special" bei heise.de vom November 2002
- http://scr.golem.de/?d=0307/lkwmaut&p=1 Schematische Darstellung der Rolle der OBUs