Erich II. „der Jüngere“, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg (* 10. August 1528 auf der Erichsburg bei Dassel; † 17. November 1584 in Pavia / Italien), war Fürst im Fürstentum Calenberg-Göttingen.

Sein Vater war Erich I. zu Braunschweig-Lüneburg. Nach dessen Tod 1540 übernahm zunächst bis zur Volljährigkeit Erichs II. seine Mutter Elisabeth von Brandenburg die Regierung im Fürstentum Calenberg-Göttingen und führte dort die Reformation ein. Erich II. trat jedoch 1547 zum katholischen Glauben über und versuchte nach seiner Regierungsübernahme und sehr zum Leidwesen seiner Mutter, das Augsburger Interim im Fürstentum durchzusetzen. Deswegen wurde er von seinen Untertanen misstrauisch betrachtet und hielt sich auch wegen seiner Tätigkeit als Söldnerführer überwiegend fernab seines Reiches in Spanien, Frankreich, den Niederlanden und Italien auf. Durch seine Kriegszüge erbeutete er größere Geldsummen und größeren Grundbesitz im Ausland. Da seine Kriegsherren oft den Geldforderungen für sein Söldnerheer nicht mehr nachkommen konnten, entlohnten sie ihn mit Grafschaften und Schlössern als Pfandbesitz. Auf diese Weise erlangte Erich die niederländische Herrlichkeit Woerden und die Baronie Liesveld sowie die französische Grafschaft Clermont und die Herrlichkeit Creil.
1547, gegen Ende des Schmalkaldischen Krieges, erlitt der junge Erich Erichs mit seinem Söldnerheer von 4.000 Landsknechten und 1.500 Reitern eine vernichtende Niederlage in der Schlacht bei Drakenburg gegen Graf Albrecht von Mansfeld. Während 3.500 seiner Männer das Leben verloren, konnte er sich selbst nur schwimmend durch die Weser retten.
1573 erhielt Erich von Philipp II. den Orden vom Goldenen Vlies verliehen, was ihn zu einer herausgehobenen Persönlichkeit machte.
Bedeutende Bauvorhaben seiner Regentschaft in seinem Fürstentum waren die Schlösser in Uslar, Hann. Münden und Neustadt am Rübenberge. Letzteren Ort benannte in Landestrost um. Aus dem Ort und dem von ihm zwischen 1573-84 errichteten Schloss Landestrost machte er eine Festungsanlage mit Kasematten, Wällen und Bastionen. Die kostspieligen Arbeiten waren bei seinem Tod 1584 noch nicht abgeschlossen.
Familie
Erich heiratete 1545 die zehn Jahre ältere Sidonie von Sachsen, eine Tochter Heinrichs von Sachsen und Katharinas von Mecklenburg. Dabei handelte es sich um eine Liebesheirat, denn Erich hatte ein Jahr zuvor eine Verlobung gelöst. Die Ehe verlief kinderlos und war aufgrund von Geldstreitigkeiten nicht von Glück geprägt. Die Auseinandersetzungen gipfelten bei ihr in dem Verdacht, dass ihr Ehemann sie vergiften wollte. Er wiederum erkrankte 1564 schwer und vermutete eine Vergiftung. Deswegen wurden vier Frauen der Zauberei verdächtigt und als Hexen in Neustadt am Rübenberge verbrannt. 1572 kam es durch Vermittlung zu einer Regelung der finanziellen Auseinandersetzungen zwischen den Eheleuten, die aber von Erich nicht eingehalten wurde. Sie sollte die Burg Calenberg erhalten. Nachdem Erich sechs weitere Frauen wegen angeblicher Anschläge auf sein Leben in Neustadt verbrennen ließ, flüchtete Sidonie. Nach ihrem Tod verheiratete er sich 1575 erneut mit Dorothea von Lothringen (* 20. August 1545; † 1612), einer Tochter von Franz I. von Lothringen und Christinas von Dänemark. Beide Ehen blieben kinderlos. Nach seinem Tod infolge eines Lungenkatarrh während eines Aufenthaltes in Italien fiel das verschuldete Fürstentum an seinen Neffen Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel.
Literatur
- Veronica Albrink: „Große Pracht führen über Vermögen …“. Die Bauten u. d. Finanzen Erichs d. J. von Braunschweig-Calenberg (1546-1584); in: Der Weserraum zwischen 1500 und 1650. Gesellschaft, Wirtsch. u. Kultur in d. frühen Neuzeit, hrsg. vom Institut für Architektur-, Kunst- und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland beim Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Marburg 1993, S. 143-173; ISBN 3894451386
- Wolfgang Kunze: Leben und Bauten Herzog Erichs II. von Braunschweig-Lüneburg. Katalog zur historischen Ausstellung im Schloss Landestrost, Neustadt am Rübenberge; Hannover 1993
Weblinks
- Vorlage:PND
- Bild und kurze Lebensbeschreibung Herzog Erichs II. auf den offiziellen Seiten des Hauses der Welfen.
- Münzen aus seiner Regierungszeit
- Die Hexenverfolgung in Neustadt am Rübenberge unter Erich II.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Erich I. | Fürst von Calenberg-Göttingen 1545-1584 | Julius |
Personendaten | |
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NAME | Erich II. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg |
ALTERNATIVNAMEN | Erich der Jüngere |
KURZBESCHREIBUNG | Herzog von Braunschweig-Lüneburg |
GEBURTSDATUM | 10. August 1528 |
GEBURTSORT | Dassel |
STERBEDATUM | 17. November 1584 |
STERBEORT | Pavia |