Unter der Linienbezeichnung U4 der Hamburger U-Bahn existieren zwei weitgehend vollständig ausgearbeitete Planungen für Neubauten. Eine davon, die Verbindung in Richtung Hafencity soll bis 2011 verwirklicht werden.
U4 "alt" (Planung der 70er Jahre)
In den 1960er und 1970er war aber zunächst eine andere Streckenführung der U4 geplant. Sie sollte vom U-Bahnhof Sengelmannstraße unter der City Nord und anschließend östlich der Alster zunächst bis Hauptbahnhof Nord geführt werden. Von dort wären die Züge auf den Gleisen der während der Zeit der letzten U4-Planungen gebauten U2 bis Jungfernstieg gefahren. Anschließend wäre die Linie über Feldstraße bis zum Bahnhof Altona und weiter bis Schenefeld beziehungsweise zur Großsiedlung Osdorfer Born verlaufen. Dieses Teilstück sollte auch als erstes errichtet werden, mangels Verbindung zum restlichen U-Bahnnetz hätten die Züge auf Tiefladern angeliefert und zur Wartung in die Werkstätten transportiert werden müssen. Ziel des Vorziehens dieses Teilstücks war vermutlich, den Bau einer bundeseigenen S-Bahn zwischen Altona und Osdorfer Born/Schenefeld zugunsten der stadteigenen U-Bahn zu verhindern. Gedacht war nach Fertigstellung der hier skizzierten Strecke eine Verlängerung hinter Sengelmannstraße bis zum Flughafen Hamburg. Der Bau der Linie U4 wurde 1974 wegen des bestehenden Haushaltsdefizits der Stadt Hamburg kurz vor Baubeginn gestoppt.
Vorleistungen
Da der Bau der U4 erst kurz vor Beginn der Ausführungsarbeiten gestoppt wurde, existieren an mehreren Stellen größere Vorleistungen für die neue Linie, die meist während des Ausbaus anderer U-Bahn-Strecken in den späten 60er- und frühen 70er Jahren errichtet wurden:
- Der oberirdische Bahnhof Sengelmannstraße besitzt für die Linie U4 einen kompletten Mittelbahnsteig neben dem für die U1 in Betrieb befindlichen. Er ist mittlerweile großteils von Unkraut bewuchert und wird als Stellfläche für Werbeplakate genutzt.
- Die in 30 Meter Tiefe gelegene Station Hauptbahnhof Nord enthält seit dem Bau der U2 vier Haltestellenröhren. Allein zwei davon sind derzeit für die U2 in Betrieb. Die ungenutzten Teile des Bahnhofs sind nicht zugänglich, allerdings gut einsehbar. In einer der ungenutzten Röhren befindet sich seit einiger Zeit eine Kunstausstellung, die durch Absperrgitter betrachtet werden kann.
- Unter dem Jungfernstieg existieren auf der untersten Bahnhofsebene ebenfalls vier Gleiströge. Die beiden inneren werden auch hier von der U2 genutzt, die äußeren Anlagen sind ohne Gleise. Diese Vorleistung ist für die Benutzer der U2 gut zugänglich, Absperrgitter wurden erst in die beginnenden Tunnelabschnitte hinter den ungenutzten Trögen eingebaut. Diese Haltestelle sollten Umsteiger von der U2 in die U4 und umgekehrt nutzen.
- In Altona soll unter dem Bahnhof des City-Tunnels der S-Bahn eine Betondecke eingezogen worden sein, um darunter leichter eine Station für die U4 errichten zu können. Eine ähnliche Vorleistung soll unter der Autobahn A7 bei Bahrenfeld vorgesehen worden sein.
- Die Straße Bornheide soll auf Pfählen errichtet worden sein, um darunter leichter den U4-Tunnel bauen zu können.
Bauweise
Bis auf wenige, kurze Stücke wie im Bahnhofsbereich Sengelmannstraße sollte die U4 komplett unterirdisch gebaut werden. In weiten Teilen wäre zum Bau der Tunnels das Schildvortriebsverfahren nötig gewesen, das kurz zuvor auch beim Bau der U2-Innenstadtstrecke zwischen Berliner Tor und Schlump eingesetzt wurde. Entsprechend existieren in der bereits als Vorleistung errichteten Station Jungfernstieg (siehe oben) Anfahrtschächte für die Tunnelbaumaschinen.
Heutige Realisierungschancen
Bedingt durch den Bau der U4 "neu" ab Jungfernstieg ist eine Realisierung der U4 "alt" auf dem westlichen Teilstück zwischen Jungfernstieg und Schenefeld nicht mehr ohne weiteres möglich. Es könnte allerdings stattdessen zwischen Altona und Schenefeld eine S-Bahnlinie 4 auf der geplanten U-Bahn-Strecke errichtet und diese Linie anschließend auf die ebenfalls vorgesehene Strecke nach Ahrensburg durchgebunden werden. Lediglich die dritte Ost-West-Strecke zwischen der Hamburger City und Altona (neben der Verbindungsbahn und dem City-Tunnel) würde dann nicht realisiert. Diese Möglichkeit war auch bereits in den 70er Jahren im Gespräch. Das östliche Stück der U4 alt zwischen Hauptbahnhof Nord und Sengelmannstraße könnte dagegen weiterhin problemlos mit den alten Planungen errichtet werden. Eine Realisierung ist im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Hamburg noch immer vorgesehen, gleichwohl sie aufgrund der angespannten Finanzlage wohl erst in einigen Jahrzehnten durchgeführt werden kann.
U4 "neu"/Hafencity-U-Bahn
Tatsächlich realisiert wird bis 2011 allerdings eine andere Strecke für die U4. Sie soll vom derzeit ungenutzten Teil des Bahnhofs Jungfernstieg in einer langgezogenen Kurve unter der Innenstadt in das neue Viertel Hafencity gebaut werden. Von Jungfernstieg in Richtung Osten wird die U4 einstweilen die Strecke der U2 (ab 2009, derzeit: U3) bis Billstedt mitbenutzen. Vorgesehen ist dabei auf der Neubaustrecke zunächst nur die Errichtung einer einzigen Haltestelle. Der Bau ist umstritten, da Kritiker den Preis von derzeit 298 Millionen Euro[1] für überteuert halten. Sie argumentieren, dass sich das Ziel der Anbindung der Hafencity auch mit einer oberirdischen U-Bahn-Verbindung oder einer Stadtbahn für einen Bruchteil der Kosten erreichen ließe. Weiter wird argumentiert, dass die vorgesehene Neubaustrecke einen äußerst schlechten volkswirtschaftlichen Kosten-/Nutzenfaktor von lediglich knapp über 1 habe und andere Ausbauten des Hamburger Nahverkehrsnetzes sehr viel dringlicher seien als das "Prestigeprojekt" Hafen-City-U-Bahn mit nur einer Haltestelle. Auch würden mit der projektierten Streckenführung wichtige Teile des Neubauviertels wie die Elbphilharmonie nicht an das Schnellbahnnetz angebunden. Kritisiert werden auch die Kostensteigerungen, da der prognostizierte Baupreis in den wenigen Jahren der Planung bereits vor dem ersten Spatenstich von 240 Millionen auf knapp 300 Millionen Euro anstieg. Gleichwohl begannen Anfang 2007 die Bauarbeiten mit dem Vorbetonieren der Wände der zukünftigen Haltestelle Überseequartier.
Mögliche Erweiterungen
Die U4 soll von ihrem vorläufigen Endpunkt in der Hafencity weiter verlängert werden. Entsprechende Vorleistungen sind bereits in den Planungen vorgesehen. Wahrscheinlich ist ein Weiterbau in Richtung Harburg, um Wilhelmsburg und die Veddel besser an das Nahverkehrsnetz anzubinden, als dies mit der derzeit bestehenden, teilweise weit entfernt von den Siedlungen verlaufenden S-Bahn der Fall ist. Ein Termin für einen Baubeginn dieser Erweiterung steht allerdings nicht fest und aufgrund der sehr angespannten Finanzlage Hamburgs ist damit für die nächsten Jahre auch nicht zu rechnen. Am anderen Ende der Strecke wäre eine Erweiterung entlang der U4-alt-Planung nach Sengelmannstraße möglich. Auch hier ist eine Realisierung in naher oder mittlerer Zukunft allerdings sehr unwahrscheinlich.
Weblinks
Quellen
- ↑ Hamburger Abendblatt 22.03.2007, http://www.abendblatt.de/daten/2007/03/22/710844.html