Haussperling

Vogelart
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Mai 2007 um 11:19 Uhr durch Cactus26 (Diskussion | Beiträge) (Fortpflanzung und Lebenserwartung: erweitert (noch unfertig, kommt noch mehr)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Haussperling (Passer domesticus) - auch Spatz genannt - ist eine Vogelart aus der Familie der Sperlinge (Passeridae). Der Haussperling ist mit Sicherheit der bekannteste Singvogel überhaupt und ist mit Ausnahme der Tropen fast überall anzutreffen, wo Menschen sich das ganze Jahr aufhalten.

Haussperling
Haussperling (Passer domesticus), Männchen
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Ordo: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Vorlage:Subordo: Singvögel (Passeri)
Vorlage:Familia: Sperlinge (Passeridae)
Vorlage:Genus: Passer
Vorlage:Species: Haussperling
Wissenschaftlicher Name
Passer domesticus
(Linnaeus, 1758)

Aussehen

Der Haussperling ist ein kräftiger und etwas gedrungener Singvogel. Er wiegt bis zu 30 g und ist 14 bis 16 cm groß und damit etwas größer als der Feldsperling. Der Haussperling fällt besonders durch seinen großen Kopf und den kräftigen, konischen Schnabel auf. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich in ihrer Färbung und sind im Gegensatz zum Feldsperling leicht zu unterscheiden.

Männchen

Die Männchen sind deutlich auffälliger gezeichnet, sie haben eine schwarze Kehle, weiße Wangen, einen grauen Scheitel, einen braunen Nacken und kastanienbraune Streifen an den Kopfseiten. Der Rücken ist braun mit schwarzen Längsstreifen. Die Flügel sind ebenso gefärbt, aber mit einer deutlichen weißen Flügelbinde, eine zweite ist angedeutet. Brust und Bauch sind aschgrau. Der schwarze Kehlfleck ist im Winter durch graue Federränder weniger deutlich. [1] [2]

 
Weiblicher Haussperling
 
Jungvogel

Weibchen und Jungvögel

Die Weibchen sind insgesamt unscheinbarer und in einem matteren Braun gefärbt. Ihr graubrauner Kopf hat einen hellen Überaugenstreif, der vor allem hinter dem Auge deutlich ist. Der Rücken ist dunkelstreifig, die Unterseite heller grau. Jungvögel sehen wie Weibchen aus, sind nur noch ein wenig matter und kontrastärmer gefärbt. Sie bleiben nachdem sie flügge geworden sind an den gelblichen Schnabelwülsten erkennbar. [2][3]

Stimme

Der Gesang des Haussperlings ist kaum als solcher zu erkennen. Er wird nur vom Männchen vorgetragen und besteht aus einem monotonen, relativ lautem, rhythmischem „Tschilpen“, das schwer wiederzugeben ist (auch „tschuip“, „tschirp“, „tschiep“). Die Tonhöhe und die Anordnung der Elemente variieren von Vogel zu Vogel erheblich. Während des Singens vergrößert sich der Kehllatz. Das „Tschilpen“ ist jedoch keineswegs so monoton, wie es beim flüchtigen Hinhören wirkt. Wissenschaftliche Analysen haben ergeben, dass diese Lautäußerungen weit komplexer komponiert sind, als es erscheint, sie beinhalten regelrechte Harmonien und individuelle Muster. [4] [2] [5]

Als gesellige Vögel haben Haussperlinge viele Rufe, die auch vom Weibchen verwendet werden. Beispielsweise ist der übliche Warnruf bei Luftfeinden ein „drüüüü“, bei Bodenfeinden ein „kew kew“. Zur Kopulation fordern Männchen mit einem „iag“ und Weibchen mit einem leisen „djie“ auf. Weitere Rufe sind ein weiches „wäd wäd“ und laute „tetetet“ oder „tescht tschet“, deren Funktion schwer zu ersehen ist. [6] [5] [2]

Heute ist relativ unbekannt, dass Haussperlinge auch sehr lernfähige „Gesangsschüler“ sind. Im 18. Jahrhundert war es ein beliebtes Spiel, aufgezogenen Vögeln Lieder beizubringen. Es gibt eine stattliche Anzahl von Berichten und Belegen dafür, dass Haussperlinge, die beispielsweise in Gesellschaft von Kanarienvögeln aufgezogen wurden, deren rollendes Geträller perfekt erlernen, auch wenn sie dies mit ihrer rauen und lauten Stimme imitieren. Freilebende Haussperlinge sind aber beispielsweise auch in der Lage, Alarmrufe von Staren und Amseln zu kopieren. Zudem zeigen jüngere Forschungen, dass es wie auch bei anderen Vogelarten ein gegenseitiges „Sprachverständnis“ gibt und die Alarmrufe anderer Vogelarten durchaus verstanden werden. [4]

Verbreitung

Der Haussperling ist ein Kulturfolger und hat sich den Menschen mit seinen Siedlungen vor über 10.000 Jahren angeschlossen. Ursprünglich war er in den Steppengebieten Vorderasiens zu Hause und hat im Gefolge der nomadischen Reitervölker Europa erobert. Im Zuge der Entdeckung und Besiedlung der anderen Kontinente durch die Europäer wurde der Haussperling praktisch auf der ganzen Welt heimisch.[1]

Heute fehlt der Haussperling nur in den Polargebieten, in Westaustralien, einigen äquatorialen Gebieten und in wenigen Landstrichen Südostasiens. Er kommt sowohl bei 49 °C in Afrika und -26 °C in Schweden zurecht.[1]

In Europa gibt es heute Gebiete, in denen der Haussperling durch einen nahen Verwandten vertreten wird. In Italien, Nordsizilien, Korsika und Kreta hat sich als Stellvertreter der ebenfalls die Nähe des Menschen suchende Italiensperling etabliert. In Teilen Spaniens, Südsizilien, Sardinien, auf dem Balkan und in Teilen Nordafrikas ist der Weidensperling zu finden, der noch kein Kulturfolger ist.[6] In Island wurden zwar mehrfach Haussperlinge beobachtet und auch beringt (1995), eine dauerhafte Besiedelung hat aber offenbar noch nicht stattgefunden.

Europäische Auswanderer brachten den Haussperling 1852 mit nach New York. Etwas 100 Tiere wurden auf einem Friedhof in Brooklyn ausgesetzt und der Spatz brauchte nur 30 Jahre für die flächendeckende Eroberung bis zur 4700 Kilometer entfernten Westküste, obwohl der Haussperling eigentlich zu den besonders sesshaften Vögeln zählt. Wahrscheinlich spielt hierbei die Schwarmphase nach der Brutzeit eine Rolle, zudem benutzte der Spatz hierbei auch Getreidezüge, was seiner Beliebtheit aber eher abträglich war.[3] [2]

Lebensraum

Haussperlinge sind ausgesprochene Kulturfolger. Als Menschen sesshaft wurden und die ersten bescheidenen Anfänge des Ackerbaus entwickelten, waren auch bereits Haussperlinge zur Stelle.

Heute lebt der Haussperling in Dörfern und Städten aller Größenordnungen. Voraussetzung ist die ganzjährige Verfügbarkeit von Sämereien und Getreideprodukten und die Möglichkeit eines Nistplatzes, seien es Nischen und Höhlungen an Gebäuden oder zumindest Sträucher oder Bäume. Optimal sind Dörfer mit Landwirtschaft, Vorstadtbezirke, Stadtzentren mit großen Parkanlagen, zoologische Gärten, Vieh- oder Geflügelfarmen.[3][6]

Haussperlinge sind sehr stand- und brutorttreu und haben einen relativ geringen Radius. In Städten kann es sich dabei um weniger als hundert Meter handeln. Nach der Brutzeit im Spätsommer bilden sich jedoch vor allem in den ländlichen Gebieten größere Sperlingsschwärme, die in die Umgebung der Brutplätze ausstrahlen um das Nahrungsangebot der Umgebung zu nutzen. Auch die Jungvögel eines Jahres sammeln sich in im Jahresverlauf anwachsenden Schwärmen, sie werden wohl zum Teil von den Altvögeln aus dem Nestbereich vertrieben. Im Herbst, zur Zeit der Schwarmbildung, sammeln sich abends häufig riesige Schlafgemeinschaften, vor allem in dichten Bäumen und Büschen am Rande der Siedlungen.[2]

Nahrung

 
Haussperling, Männchen
 
Haussperlinge bei der Kopula

Der Haussperling ernährt sich vorwiegend von Körnern und Samen. Früher waren Sperlinge auch deshalb so zahlreich, weil bei der Ernte viel Korn auf den Feldern liegenblieb. Auch unverdaute Körner aus Pferdeäpfeln waren eine bedeutende Nahrungsquelle. Heutzutage sind die Erntemaschinen viel effizienter und Pferdefuhrwerke nicht mehr vorhanden, und das geringere Nahrungsangebot ist mit ein Grund für den Rückgang der Bestandszahlen der Sperlinge. In der Stadt passen sich die Spatzen an und werden zu Allesfressern. Besonders an den Imbissständen und Freiluftlokalen stellen sie das unter Beweis.[1]

Die Jungen allerdings füttert der Haussperling in den ersten Tagen fast ausschließlich mit Raupen und anderer tierische Nahrung. Stehen diese nicht zur Verfügung und wird beispielsweise Brot an die Jungen verfüttert, kann dies Verdauungsstörungen verursachen, die bis zum Tod führen können. Mit zunehmendem Alter der Jungen verfüttern die Eltern dann mehr und mehr auch Sämereien.[1][6]

Fortpflanzung und Lebenserwartung

Die Geschlechtsreife tritt bei Haussperlingen am Ende des ersten Lebensjahres ein. Spatzen führen eine lebenslange Dauerehe, Neuverpaarungen finden jedoch schnell statt, wenn ein Partner stirbt. Vereinzelt kommen auch Polygynie (Bigynie) vor, wobei in diesen beiden Konstellationen immer eine Brut verloren geht. [6]

Die Brutzeit beginnt Mitte bis Ende April und reicht bis August. In diesem Zeitraum werden zwei bis drei, selten sogar vier Bruten aufgezogen. Von den Erst- und Zweitbruten werden nur rund ein Drittel der Vögel flügge, von den späteren Bruten noch weniger.[3] Viele Jungvögel gehen darüber hinaus vermutlich bis zum Ende des Winters zugrunde.[2]

Gelege und Nest

Das Gelege besteht aus fünf bis sechs Eiern, die 11 bis 13 Tage bebrütet werden. Das Nest wird vom Männchen begonnen und spielt eine Rolle bei der Balz. Beide Partner vollenden es gemeinsam. Es wird nicht besonders kunstvoll gebaut. Für das Weibchen zählt bei der Partnerwahl vor allen Dingen das Vorhandensein eines Nestes an einem möglichst geschützten Nistplatz. Es werden überdachte Standorte wie Dachüberstände, Nistkästen, Mauerritzen und andere Öffnungen und Höhlen bevorzugt, es gibt aber auch Freinester, die dann mit einem Dach aus Halmen versehen werden.

Lebenserwartung

Der Hausperling wird im Normalfall vier bis fünf Jahre alt. Es wurden allerdings schon beringte Exemplare beobachtet, die 13 und 14 Jahre alt wurden. In Gefangenschaft erreichen Spatzen durchaus auch ein Alter von 15 Jahren und mehr.[6]

Bestand

In den letzten Jahrzehnten haben Häusersanierungen und Fassadenversiegelungen dazu geführt, dass der Haussperling immer weniger Nistplätze findet. Vor allem in den Städten ist er zunehmend seltener anzutreffen. Der europäische Bestand wird zwar noch auf 180 Millionen Brutpaare geschätzt (für Deutschland werden 7,8 Millionen Brutpaare genannt), dennoch gehen Wissenschaftler davon aus, dass sich der Bestand seit Anfang der 1970er Jahre halbiert hat, was auch auf den bereits erwähnten Rückgang des Nahrungsangebots zurückzuführen ist. Aufgrund dieser deutlichen Entwicklung wurde der Haussperling vom NABU zum Vogel des Jahres 2002 gewählt.

Haussperling und Mensch

Als Ulmer Spatz soll er beim Bau des Münsters geholfen haben und ist nun ein Wahrzeichen von Ulm.

Der Haussperling („Spatz“) war früher so zahlreich, das er für ein Sprichwort das Beispiel abgab: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. (Lieber etwas sehr Kleines sicher haben, als eine entfernte und unsichere Aussicht.)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Vogelschutz-online e.V.: Haussperling
  2. a b c d e f g Einhard Bezzel; Vögel; Seite 492f; BLV; München 2006; ISBN 3-8354-0022-3
  3. a b c d NABU Kreisverband Verden e.v.: Der Haussperling - Vogel des Jahres 2002
  4. a b nature-rings.de: Der es von den Dächern pfeift]
  5. a b Bergmann, Engländer: Die Kosmos-Vogelstimmen DVD; ISBN 3-440-10280-7; Begleitbuch Seite 56
  6. a b c d e f Manfred Giebing: Der Haussperling, Vogel des Jahres 2002
Commons: Haussperling – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien