Die della Rovere sind eine italienische Adelsfamilie der Renaissance. Der Familie entstammen die Päpste Sixtus IV. und Julius II. und ab 1508/21 die Herzöge von Urbino.

Herkunft
Die Della Rovere stammen aus einer angesehenen, jedoch armen Familie aus Savona, Ligurien. Das erste namentlich bekannte Familienmitglied ist Leonardo (oder Beltramo) della Rovere († um 1430 in Savona), verheiratet mit Luchina Monteleoni. Deren Sohn Francesco della Rovere (später Papst Sixtus IV.) behauptete eine Verwandtschaft zur Turiner Familie Della Rovere, Grafen von Vinovo. Das Wort Rovere ist italienisch für Traubeneiche. Sixtus IV. wie auch seines Neffe Julius II. wählten eine solche Eiche mit 12 goldenen Eicheln zum Familienwappen.
Aufstieg
Die Wahl Francesco della Roveres zum Papst Sixtus IV. im Jahr 1471 veränderte das Schicksal der Familie vollkommen. Sixtus IV. betrieb einen Nepotismus ungeheuren Ausmaßes. 2 seiner Neffen ernannte er gleich nach seiner Wahl zu Kardinälen, 6 weitere Familienmitglieder erhob er während seines 13-jährigen Pontifikats ins Kardinalskollegium. Um den Aufstieg der Familie dauerhaft zu festigen versuchte Sixtus IV. seinen Neffen auch weltliche Herrschaften zu verschaffen: Sein Neffe (oder möglicherweise sein illegitimer Sohn) Girolamo Riario wurde Herr von Imola und Forli, Leonardo della Rovere Herzog von Sora. Dessen Bruder Giovanni della Rovere wurde Signore von Senigallia und mit der Giovanna da Montefeltro, der Erbin des Herzogtum Urbino verheiratet. Nach dem Tod Sixtus IV. wurde mit Innozenz VIII. ein weiterer Ligurier zum Papst gewählt. Die päpstliche Politik bestimmte weiterhin Giuliano della Rovere.
Krise und Wiederaufstieg
1492 wurde Alexander VI. Borgia Papst. Giuliano della Rovere war bei der Wahl sein Gegenkandidat, danach Haupt der Opposition. Die Borgia versuchten aus den Gebieten der Della Rovere selbst ein Fürstentum zu schafen. Cesare Borgia vertrieb die Riario aus Foli, die Witwe Giovanni della Roveres aus Senigallia und dessen Schwager Guidobaldo da Montefeltro aus Urbino. Nach dem Tod Alexanders und der Wahl Julius II. zum Papst wurde Cesare Borgia besiegt und die besetzten Gebiete fielen an die Familie. Papst Leo X. verschaffte seinem Neffen Lorenzo II. de’ Medici zwar kurz das Herzogtum Urbino doch mit Francesco Maria I. della Rovere etablierte sich die Familie endgültig als Herzöge.
Herzöge von Urbino und Ende der Dynastie
1508 erbte Francesco Maria I. della Rovere das Herzogtum Urbino. Mit einer kurzen Unterbrechung von 1516-21 regierten seine Nachfolger bis zum Aussterben der Dynastie in männlicher Linie unter Francesco Maria II. della Rovere 1631. Bereits 1625 übergab der letzte Herzog Urbino an den Kirchenstaat. Die letzte aus der Familie war Vittoria della Rovere, Großherzogin der Toskana. Sie starb 1694 in Florenz und hinterließ die reiche Kunstsammlung ihrer Vorfahren, der Della Rovere wie der Montefeltro, den Uffizien.
Nur Lucrezia della Rovere († 18. Februar 1652), Tochter des illegitimen Sohnes von Kardinal Giulio Feltrio (jüngerer Sohn Francesco Maria I. della Rovere), setzte die Familienlinie fort. Durch ihre Heirat mit Marcanotonio Lante, Herzog von Bomarzo, begründete sie die Familie Lante Montefeltro della Rovere die bis heute besteht.
Stammtafel
- Leonardo (oder Beltramo) aus Savona
- Francesco della Rovere (1414-1484), Papst Sixtus IV.
- Raffaelo della Rovere
- Leonardo della Rovere, 22. Februar 1472 Präfekt von Rom, 30. März 1472 Herzog von Sora ∞ Giovanna d'Aragonia von Neapel
- Giuliano della Rovere, (1443-1513), Papst Julius II.
- Giovanni della Rovere († 1501), Herr von Sinigaglia ∞ Giovanna da Montefeltro, Tochter des Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino
- Francesco Maria I. della Rovere (* 1490, † 20. Oktober 1538) Herzog von Urbino 1508 ∞ Eleonora Gonzaga († 1570), Tochter des Markgrafen Gianfrancesco II. Gonzaga von Mantua
- Guidobaldo II. della Rovere (* 1517, † 1574) Herzog von Urbino ∞ 1) 1534 Giulia Varano († 17. Februar 1547, Herzogin von Camerino 1527-1539, ∞ 2) Vittoria Farnese, Tochter des Herzogs Pier Luigi Farnese von Parma
- Francesco Maria II. della Rovere (* 20. Februar 1549, † 28. April 1631, folgt 1574, dankt am 14. Mai 1621 ab, übernimmt wieder die Regierung am 28. Juni 1623, dankt ein zweites Mal ab am 20. Dezember 1623 und übergibt Urbino dem Papst ∞ 1) 19. Januar 1570, geschieden 1576, Lucrezia d'Este (* 16. Dezember 1535, † 12. Februar 1598) Tochter des Ercole II. d'Este, ∞ 2) Livia della Rovere, seine Kusine
- Federico Ubaldo della Rovere (1605-1625) Fürst von Urbino ∞ 1621 Claudia de Medici (1604-1648), Tochter des Großherzog Ferdinand I. von Toskana
- Vittoria della Rovere (* 7. Februar 1622, † 6. März 1694) ∞ 1634 Großherzog Ferdinand II. von Toskana, der 1644 auf Urbino verzichtet
- Federico Ubaldo della Rovere (1605-1625) Fürst von Urbino ∞ 1621 Claudia de Medici (1604-1648), Tochter des Großherzog Ferdinand I. von Toskana
- Francesco Maria II. della Rovere (* 20. Februar 1549, † 28. April 1631, folgt 1574, dankt am 14. Mai 1621 ab, übernimmt wieder die Regierung am 28. Juni 1623, dankt ein zweites Mal ab am 20. Dezember 1623 und übergibt Urbino dem Papst ∞ 1) 19. Januar 1570, geschieden 1576, Lucrezia d'Este (* 16. Dezember 1535, † 12. Februar 1598) Tochter des Ercole II. d'Este, ∞ 2) Livia della Rovere, seine Kusine
- Giulia della Rovere (* 1527, † 4. April 1563) ∞ Januar 1549 Alfonso d'Este (* 10. März 1527, † 1. November 1587) Markgraf von Montecchio, Sohn des Niccolò III. d'Este
- Elisabetta della Rovere (* Urbino 1529, † Massa, 1561) ∞ Alberico I Cybo-Malaspina, Herzog von Massa und Carrara
- Kardinal Giulio Feltrio della Rovere (* 1533, † 1578)
- Ippolito della Rovere (unehelich) († 1620), Markgraf von San Lorenzo
- Guidobaldo II. della Rovere (* 1517, † 1574) Herzog von Urbino ∞ 1) 1534 Giulia Varano († 17. Februar 1547, Herzogin von Camerino 1527-1539, ∞ 2) Vittoria Farnese, Tochter des Herzogs Pier Luigi Farnese von Parma
- Francesco Maria I. della Rovere (* 1490, † 20. Oktober 1538) Herzog von Urbino 1508 ∞ Eleonora Gonzaga († 1570), Tochter des Markgrafen Gianfrancesco II. Gonzaga von Mantua
- Bianca della Rovere ∞ Paolo Riario († 1453/1459)
- Girolamo Riario (* 1443 in Savona; † 1488 in Forlì), möglicherweise war Girolamo der Sohn von Papst Sixtus IV.