Jodsalz

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Iodsalz ist ein Speisesalz, das mit chemisch hergestelltem Iodat oder natürlichen Iodquellen zusätzlich angereichert ist. Es wird angeboten, um den Grundbedarf an Iod für die ausreichende Produktion des Menschen an den lebenswichtigen Schilddrüsenhormonen decken zu können.

Iodsalz enthält circa 15 bis 25 mg Iod pro Kilogramm Salz. Iodierung des verkauften Speisesalzes ist bzw. war in der Schweiz, in Österreich, den USA sowie bis zur Wiedervereinigung in der DDR vorgeschrieben.

Hintergrund

Auch Deutschland gilt, wie andere Regionen Europas und Nordamerikas, als „Iodmangelgebiet“; der Gebrauch von Iodsalz ist in Deutschland jedoch freiwillig.

Ursache der Unterversorgung vieler Menschen mit Iod ist, dass die Böden der humiden Klimazonen im Laufe der Erdgeschichte ausgewaschen wurden und dabei an Iod verarmten. Ein direkter Zusammenhang mit der Eiszeit besteht entgegen häufiger Behauptungen nicht [1]. Gemüse, Milch, Fleisch und auch die Luft in z.B. Süddeutschland enthalten wenig von dem Spurenelement, das der menschliche Körper dringend braucht. Wer aber zu wenig davon aufnimmt, kann an einer schweren Funktionsstörung der Schilddrüse dauerhaft erkranken. Deren äußeres Zeichen ist der „Kropf“, genauer gesagt der Iodmangelkropf, unter dem vor allem ältere Menschen in Süddeutschland überdurchschnittlich häufig leiden. Allerdings können auch andere Erkrankungen der Schilddrüse zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führen, beispielsweise die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, die nicht auf einen Iodmangel zurückgeht.

Tagesbedarf an Iodsalz

Durch einen täglichen Verbrauch von 5 g Iodsalz beim Würzen der Speisen könnte ein Defizit von 100 µg Iod ausgeglichen werden. Untersuchungen zeigen, dass der tatsächliche Salzverbrauch von Jugendlichen und Erwachsenen ca. 1,9 g/Tag beträgt, bei starken individuellen Schwankungen. 61 % des direkt zum Würzen von Speisen verwendeten Salzes gehen überdies mit dem Kochwasser wieder verloren.

Iodsalz im Handel

Konventionelle Produkte sind beispielsweise mit künstlichem Iod angereichertes Tafelsalz. Auch Fertiggerichte können Iodsalz enthalten. Auf der Packung muss ein Hinweis „mit iodiertem Speisesalz“ oder „mit Iodsalz“ gegeben werden. Durch die Zugabe von Iod im Tierfutter wird der Iodgehalt von Fleisch, Eiern und Milchprodukten erhöht, ohne dass dies angegeben werden muss. Die Verwendung in Backwaren und Wurst ohne Deklaration ist ebenfalls verbreitet.

Iodsalz wird in Deutschland auch mit Zusatz von Fluorid und Folsäure angeboten. Bei regelmäßigem Gebrauch soll fluoridiertes Iodsalz Karies um die Hälfte reduzieren können - kontrollierte Untersuchungen hierzu liegen allerdings nur für Fluoridtabletten vor.

Kritik

Einige Wissenschaftler betonen in der Diskussion um staatliche Iodierungsprogramme, dass Gefahren für Menschen entstehen könnten, die an Schilddrüsenüberfunktion oder einer Autoimmun-Erkrankung der Schilddrüse (Autoimmunthyreopathie) leiden. Möglicherweise nimmt die Häufigkeit der Erkrankung Hashimoto-Thyreoiditis mit steigender Iodzufuhr zu [2]. Ferner könne der Konsum von Iod in Nahrungsmitteln zu einer Unverträglichkeitsreaktion (Iodunverträglichkeit) führen.

Um gesundheitlichen Schäden vorzubeugen, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit die Iodierung des Tierfutters, also letztlich auch die der Menschen, erheblich eingeschränkt. So wurde die Iodierung des Tierfutters für Hühner und Kühe von zuvor 10 mg/kg auf nunmehr 5 mg/kg halbiert (Verordnung Nr. 1459/2005 vom 8. September 2005). Die EU hat hierbei versucht die gesamte Iodaufnahme des Menschen, der am Ende der Nahrungskette steht, zu berücksichtigen.

Für einige Kritiker wie den „Nestor der Vollwertkost“ Max Otto Bruker ist die „Zwangsiodierung ein von langer Hand vorbereitetes Geschäft.“ Medizinisch gesehen bestehe in unserer Zivilisation eher das Problem einer Iod-Verwertungsstörung als eines Iodmangels. Teilweise wenden sich Gegner der Iodierung von Lebensmitteln auch nur gegen künstliches, d.h. reines Iodat und akzeptieren beispielsweise Algenpräparate und iodreiches Meersalz.

Siehe auch