Glasnost
Glasnost (russisch гла́сность „Offenheit, Transparenz, Informationsfreiheit“) bezeichnet als Schlagwort die mit seinem Amtsantritt im März 1985 von Michail Gorbatschow in der Sowjetunion eingeführte Politik einer größeren Transparenz und Offenheit der Staatsführung gegenüber der Bevölkerung.
Im Westen wurde, vermutlich aufgrund des im Deutschen und Englischen bekannten Glas, der Begriff häufig als Transparenz interpretiert. Tatsächlich stammt Glasnost ab vom russischen glas bzw. golos, bedeutet "Stimme" und bezeichnet "die offene und umfassende Information über gesellschaftlich bedeutsame Aktivitäten und die Möglichkeit ihrer freien und eingehenden Erörterung"[1]. Es beinhaltet somit auch das demokratische Prinzip der Meinungsfreiheit. Entsprechend gebrauchte Generalsekretär Gorbatschow den Begriff auf dem 27. Parteitag der KPdSU am 25. Februar 1986 und deutete eine Lockerung der Haltung zur Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit im Lande an.
Glasnost ermöglichte eine weitreichende Rede- und Meinungsfreiheit innerhalb der Sowjetunion. Gorbatschow beabsichtigte, mit Hilfe von Glasnost eine kritische öffentliche Diskussion über die krisenhafte sowjetische Wirtschaft auszulösen und so eine große Akzeptanz für die 1987 eingeführte Reformpolitik Perestroika zu schaffen.
Das Stichwort "Glasnost" stammt aus dem 19. Jahrhundert von Reformzar Alexander II., der mit dem Begriff damals die Öffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen eingeführt hatte.
Auswirkungen
Glasnost ermöglichte den Medien eine kritische Berichterstattung über politische und gesellschaftliche Ereignisse. Die scharfen Debatten im Volksdeputiertenkongress übertrug das Fernsehen live und führte zu Entrüstung in der Öffentlichkeit angesichts der veröffentlichten Wahrheit über die wahre Situation des Landes oder gefälschter Produktionsstatistiken. Im Gewitter endlich angstfreier Diskussionen ging das alte Regime später unter. Des Weiteren wurden ehemalige Regimekritiker, wie etwa der Physiker Andrei Sacharow, aus den Gefängnissen freigelassen oder ihre Verbannung aus der Sowjetunion aufgehoben. Friedliche Demonstrationen ohne ein restriktives Eingreifen der Polizei wurden möglich. Die Kirchen, die zuvor von dem atheistischen Sowjetstaat bevormundet und unterdrückt wurden, waren wieder handlungsfrei.
So leistete Glasnost einen großen Beitrag zur Demokratisierung der Sowjetunion und des gesamten Ostblockes, die in ihrem Ausmaß und ihrer Entwicklung so nicht von Gorbatschow beabsichtigt war. Er wollte die Verhältnisse in der Sowjetunion durch Glasnost und Perestroika von festgefahrenen, stalinistischen Strukturen lösen, um mit einer verbesserten Politik unter anderem die desolate Wirtschaftslage in der Sowjetunion wieder zu verbessern. Gorbatschow beachtete jedoch nicht, dass die Stimmung im gesamten Ostblock bereits kippte und so wirkten die Reformen als Auslöser, der die sowjetische Vorherrschaft dort wanken und schließlich zusammenbrechen ließ.
Seitdem sind über 20 Jahre vergangen. Ob das Land die Perestroika brauchte und was sie den Russen brachte, ist ein ständiges Thema geblieben.
Weblinks
Quellen
- ↑ Bol'šoj tolkovyj slovar' russkogo âzyka, Sankt Petersburg, 2000: S. 208.