Stummer Sejm
Stummer Sejm ist die Bezeichnung für diejenigen polnischen Reichstage, bei denen den Abgeordneten das Rede- und Widerspruchsrecht untersagt war. Sie stehen in unmittelbaren Zusammenhang mit der Einmischung von Polens Nachbarstaaten (Russland, Preußen, Sachsen, Österreich), die zur Aufteilung der regierungsunfähig gewordenen Adelsrepublik führten.
Der Stumme Sejm von 1717 markiert den Beginn einer massiven Einmischung Russlands in die polnischen Angelegenheiten, die sich im Polnischen Thronfolgekrieg fortsetzte.
1767/68 kam es zu zwei rivalisierenden Parteibildungen in Polen. Die eine (nachfolgend in der Konföderation von Bar organisiert) trat für weitreichende Reformen ein, die andere (Konföderation von Radom) war mit russischer Unterstützung dagegen. Unter dem Schutz russischer Einmischung (Zarin Katharina II.) tagte 1768 ein Stummer Sejm, der für freie Königswahl und Einstimmigkeit der Reichstagsentscheidungen (Liberum Veto) stand. Die folgenden Kämpfe der Konföderation von Bar gegen russische Truppen unter General Suworow führten zur 1. Teilung Polens. Diese wurde in einem weiteren Stummen Sejm 1773 sanktioniert.
Im Stummen Sejm von 1793 (in Grodno) musste man die 2. Teilung Polens sanktionieren, die zur Folge hatte, dass Polen ökonomisch nicht länger lebensfähig war.
Siehe auch: Geschichte Polens