10. Wiener Gemeindebezirk | |
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Wappen | Karte |
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Name: | Favoriten |
Fläche: | 31,8 km² |
Einwohner: | 167.111 (31.12.2005)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 5.255 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | A-1100 |
Adresse des Bezirksamtes: |
Keplerplatz 5 A-1100 Wien |
Offizielle Website: | www.wien.gv.at/favoriten |
Politik | |
Bezirksvorsteher: | Hermine Mospointner (SPÖ) |
Bezirksvertretung (60 Bezirksräte) |
SPÖ 36, FPÖ 12, ÖVP 7, Grüne 5 |
Favoriten ist der zehnte Wiener Gemeindebezirk und mit rund 161 000 Einwohnern der bevölkerungsreichste der Stadt. Hier wohnen 10 % aller Einwohner Wiens. Favoriten wurde 1874 nach Wien eingemeindet.

Geographie
Lage
Favoriten erstreckt sich von den Anlagen der Südbahn im Norden und dem Südbahnhof im Nordosten über den Wienerberg und den Laaer Berg bis zum Liesingtal im Süden, wo der Bezirk an die niederösterreichischen Gemeinden Hennersdorf, Leopoldsdorf und Schwechat angrenzt. Im Westen stößt es an den 12. Bezirk Meidling, im Südwesten an den 23. Bezirk Liesing, im Norden an die Bezirke 5 und 4, Margareten und Wieden, und im Osten an Simmering, den 11. Wiener Bezirk, an. Favoriten ist der bevölkerungsreichste Wiener Gemeindebezirk. Im Süden quert der im Wienerwald entspringende Liesingbach den Bezirk; er mündet knapp außerhalb Wiens in die Schwechat, die kurz darauf in die Donau mündet.
Bezirksteile
Den Großteil Favoritens macht das Wohngebiet mit vielfach über 100 Jahre alten Häusern und großen kommunalen Wohnhausanlagen (etwa die Per-Albin-Hansson-Siedlung) aus. Daneben zeichnet sich der 10. Bezirk durch zahlreiche Industriebetriebe (etwa den Komplex der Ankerbrot AG) aus. Im Süden des Bezirks befinden sich Erholungsgebiete wie der Kurpark Oberlaa, der 1974 zusammen mit dem Kurzentrum Oberlaa (Schwefelquelle) angelegt wurde und das Erholungsgebiet am Wienerberg. Am Nordhang des Laaer Bergs entstand bereits 1882 der Böhmische Prater als kleines Vergnügungszentrum. Weiters befindet sich das seit 23. Juni 1990 besetzte Ernst-Kirchweger-Haus, das größte autonome Zentrum Wiens, in Favoriten.
Geschichte
Der Name „Favoriten“ leitet sich von der Favorita, einem nur noch teilweise erhaltenen barocken Palastkomplex, einem ehemaligen Jagdschloss und heutigen Theresianum im 4. Bezirk (Wieden), her. Von dort führte die heutige Favoritenstraße zum „Favorithen-Thor“ des Linienwalls (der äußeren Befestigungsanlage Wiens). Die außerhalb - vor allem im Zuge des Baues der Süd- und der Ostbahn - entstandene Siedlung nannte man Siedlung vor der Favoriten-Linie.
1874 wurde die genannte Siedlung als 10. Bezirk Wiener Stadtgebiet (die erste Eingemeindung außerhalb des Linienwalls). Erster Bezirksvorsteher war Johann Steudel, der in der Siedlung ein Wirtshaus betrieb. Mit fortschreitendem Wachstum der Wohn- und Industriegebiete wurde der Bezirk im Jahre 1890 erheblich Richtung Süden erweitert. 1945 bis 1955 war Favoriten Teil des sowjetischen Sektors im von den Alliierten besetzten Wien. Die letzte Erweiterung erlebte Favoriten 1954, als die ehemaligen Dörfer Rothneusiedl, Oberlaa und Unterlaa (bereits 1938 an den „Reichsgau Groß-Wien“ angeschlossen) Teil des 10. Bezirks wurden.
Bevölkerung
Vorlage:Zeitleiste Bevölkerungsentwicklung des Bezirks Favoriten |
Bevölkerungsentwicklung
Der Bezirk Favoriten umfasste 1869 nur 22.340 Einwohner. Durch den enormen Zustrom von Arbeitern in das Bezirksgebiet bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs versiebenfachte sich die Bezirksbevölkerung bis 1910 auf 159.241 Einwohner. Danach konnte der Bezirk seine Bevölkerungszahl bis in die 30er Jahre nahezu halten, ehe die Einwohnerzahl um den Zweiten Weltkrieg und in den 40er Jahren deutlich sank. Im Gegensatz zu vielen Innenstadtbezirken stieg die Bevölkerungszahlen in den 50er und 60er Jahren wieder deutlich an, da im Bezirksgebiet genügend Flächen für Neubauten vorhanden waren, um den gesteigerten Wohnraumbedarf zu befriedigen. Ab den 70er Jahren begann die Bevölkerungszahl zu stagnieren, seit 2001 ist die Zahl der Einwohner jedoch wieder deutlich gestiegen und betrug Ende 2005 167.111.
Bevölkerungsstruktur
Die Altersstruktur der Favoritener Bevölkerung wich 2001 kaum vom Wiener Durchschnitt ab. Die Zahl der Kinder unter 15 Jahren lag mit 14,6 %, im Bereich des Wiener Durchschnitt von 14,7 %. Der Anteil der Bevölkerung zwischen 15 und 59 Jahren war mit 62,6 % (Wien: 63,6 %) hingegen unter dem Durchschnitt. Hierbei wies Favoriten insbesondere in den jüngeren Bevölkerungsschichten Defizite auf, während die Zahl der Menschen im Alter von 60 oder mehr Jahren mit 22,8 % über dem Wiener Wert von 21,7 % lag. Die Geschlechterverteilung lag im Bezirksgebiet bei 47,7 % Männern und 52,8 % Frauen, die Anzahl der verheirateten Favoritner lag mit einem Anteil von 42,9 % gegenüber 41,2 % über dem Durchschnitt Wiens.[2]
Herkunft und Sprache
Der Anteil der ausländischen Bezirkseinwohner lag 2005 bei 20,2 % (Wien: 18,7 %), und weist gegenüber 2001 (16,5 %) wie im gesamten Bundesland eine steigende Tendenz auf. Den höchsten Anteil der Ausländer stellten 2005 mit rund 5,5 % Anteil an der Bezirksbevölkerung Staatsbürger aus Serbien und Montenegro. Weitere 3,9 % waren türkische, 1,6 % bosnische, 1,3 % polnische, 1,2 % kroatische und 0,6 % deutsche Staatsbürger. Insgesamt waren 2001 23,7 % der Favoriten Bevölkerung nicht in Österreich geboren worden. 6,8 % sprachen daher als Umgangssprache Serbisch, 7,4 % Türkisch und 2,6 % Kroatisch.[2] [3]
Religion
Das Religionsbekenntnis der Bevölkerung im Bezirk Favoriten wies bei der Volkszählung 2001 insbesonderbei beim Anteil der islamischen Bevölkerung vom Durchschnitt Wiens ab. 2001 gaben 47,0 % der Bewohner an, der römisch-katholischen Kirche anzugehören (Wien: 49,2 %). 11,2 % der Bewohner waren islamischen Glaubens (Wien: 7,8 %), 6,4 % gehörten der Orthodoxen Kirche an und 4,1 % waren evangelisch. 26,5 % der Bezirksbevölkerung gehörter hingegen keiner Religionsgemeinschaft an, 4,9 % hatten kein oder ein anderes Religionsbekenntnis angegeben.[2]
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Sehenswürdigkeiten
- Amalienbad
- Antonskirche, Antonsplatz 21, 1896-1901
- Arbeiterheim Favoriten
- Franz-Horr-Stadion
- Franz-Josefs-Spital
- George-Washington-Hof, Untermeidlinger Straße 1-7 / Triester Straße / Wienerbergstraße, „Gemeindebau“, 1927-1930 (westliche Hälfte im 12. Bezirk)
- Johanneskirche Unterlaa
- Kurpark Oberlaa (WIG 64)
- Kurhalle Oberlaa
- Per-Albin-Hansson-Siedlung West, Nord, Ost, beiderseits der Favoritenstraße zwischen Altem Landgut und Donauländebahn, 1947-1978
- Pfarrkirche zur Heiligen Familie, Puchsbaumplatz 9, Clemens Holzmeister, 1964-1966
- Philipshaus, Triester Straße 64, von Karl Schwanzer, 1962/1963
- Salvatorkirche am Wienerfeld, Neilreichgasse, Johannes Spalt, 1976
- Spinnerin am Kreuz
- Südbahnhof; wird bis 2009 abgerissen, da dort der neue Hauptbahnhof errichtet wird
- Umspannwerk Favoriten, Humboldtgasse 1-5 / Sonnwendgasse, Arch. Eugen Kastner, 1928-1931
- Vienna Twin Towers
- Wasserturm Favoriten
- Wohnhof Dieselgasse 1-3, Arch. Martin Kohlbauer, 1995
- Ehem. Zentralsparkassen-Zweiganstalt, Favoritenstraße 118, Architekt Günther Domenig, 1975-1979
Sport
In Favoriten ist insbesondere der Fußballsport tief verwurzelt. So war bis 1937 fast jeder fünfte Nationalspieler Österreichs ein Favoritner, sodass der Bezirk von Friedrich Torberg als „Kornkammer des österreichischen Fußballs“ bezeichnet wurde. Damit geht auch die bemerkenswerte Tatsache einher, dass es bis heute 8 verschiedene Favoritner Klubs einmal in der höchsten österreichischen Spielklasse spielten (insgesamt 78). Kurioserweise konnte allerdings nie ein Favoritner Klub einen Titel gewinnen, wenngleich Rudolfshügel 1919 und FC Wien 1942 als Vizemeister nur knapp scheiterten und sich Slovan 1924 erst in der Verlängerung des ÖFB-Cups den Amateuren 6:8 geschlagen geben musste. International bekannte Fußballer aus Favoriten sind insbesondere Matthias Sindelar (Hertha), Josef Bican (Hertha) und Walter Zeman (Wienerberger/FC Wien).
Ehemalige Favoritner Fußball-Erstligisten:
- SpC Rudolfshügel (1912-23, 1925-27)
- ASV Hertha Wien (1912-24, 1926, 1928-30)
- SK Slovan Wien (1924-29, 1931-32, 1950)
- FC Wien (1929-38, 1940-44, 1946-56, 1958)
- Favoritner Sportclub (1935)
- FavAC (1936-38, 1984-85)
- SC Rapid Oberlaa (1946, 1948-50)
- Favoritner SK Blau-Weiß (1952)
Politik
Bezirksvorsteher/innen seit 1945 | |
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Eduard Friemel (KPÖ) | 4/1945-7/1945 |
Karl Kempf (KPÖ) | 7/1945-1946 |
Karl Wrba (SPÖ) | 1946-1966 |
Emil Fucik (SPÖ) | 1966-1977 |
Josef Deutsch (SPÖ) | 1977-1984 |
Leopold Prucha (SPÖ) | 1984-1994 |
Hermine Mospointner (SPÖ) | 1994- |
Wappen
Der zehnte Bezirk führt einen sechsteiligen Schild. Neben den einzelnen Bezirksteilen beinhaltet das Wappen auch einen Herzschild, der im Gegensatz zu vielen anderen Bezirken auch ein Wappen für den gesamten Bezirk beinhaltet. Das Herzschild zeigt dabei die Spinnerin am Kreuz, das Wahrzeichen von Favoriten. Im linken oberen Wappenteil ist darüber hinaus auch das Wappen der ehemaligen Gemeinde Favoriten abgebildet. Es zeigt den Apostel Johannes, den Patron der Pfarrkirche am Keplerplatz, im blauen Gewand und einem grünen Mantel. In seinen Händen hält er Schreibfeder und ein Evangelienbuch, begleitet wird er von einem Adler. Rechts davon symbolisiert ein Schalenbrunnen auf blauem Grund den Bezirksteil Oberlaa. Er symbolisiert die Heilquellen und Kureinrichtungen des Gebiets. Im linken unteren Wappenteil symbolisiert wiederum ein roter Ringofen mit geschwungenem Bachlauf den Bezirksteil Rothneusiedl. Das Wappen steht dabei für die bedeutende Ziegelindustrie am Wiener- und Laaer Berg. Daneben findet sich auf goldenem Grund ein rotes Malteserkreuz. Diese steht für den Bezirksteil Unterlaa und symbolisiert den Malteserorden, der Ende des 13. Jahrhunderts die Grundherrschaft über Unterlaa erwarb. Als letzter Wappenteil steht eine, mit Ähren besteckte, goldene Weintraube für den Bezirksteil Inzersdorf-Stadt. Wie in vielen anderen Wiener Wappen repräsentiert auch das Wappen von Inzersdorf die Bedeutung des Weinbaus in diesem Gebiet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Favoriten ist seit 150 Jahren stark vom Verkehr bestimmt: Teile der Südbahn und der Ostbahn sind bis heute im Norden und Osten Bezirksgrenzen, im Süden ist es die Donauländebahn. Vom Stadtzentrum her kann man den Bezirk nur durch Bahnunterführungen erreichen. Aus dem großen Ostbahnareal wird mit dem Bau des neuen Hauptbahnhofes ein neuer Stadtteil. Der Frachtenbahnhof Matzleinsdorf (an der Südbahn) und der größere Teil des Zentralverschiebebahnhofs Wien Kledering (an der Ostbahn) befinden sich ebenfalls auf dem Gebiet des 10. Bezirks.
In Favoriten wurde auch das erste Teilstück des U-Bahn-Neubaues eröffnet: Im Februar 1978 nahm die Linie U1 auf der Teilstrecke Reumannplatz (beim Amalienbad) – Keplerplatz – Südtiroler Platz (Bezirksgrenze) – Taubstummengasse (4. Bezirk) – Karlsplatz (1./4. Bezirk) den Betrieb auf.
Die Wiener Linien bedienen Favoriten auch mit den Straßenbahnlinien O, 6, 18, 65 und 67 sowie zahlreichen Autobuslinien, die Bundesbahnen mit den Schnellbahnhaltestellen Südbahnhof, Südtiroler Platz und Matzleinsdorfer Platz.
Für den Autoverkehr sind die Ausfallstraßen Triester Straße (Bundesstraße 17, bis zur Eröffnung der A2 Südautobahn die meistgenannte Straße Österreichs), Laxenburger Straße und Favoritenstraße wichtig. Direkt nördlich der Bezirksgrenze verläuft der Gürtel, die Hauptverkehrsstraße, die die inneren Bezirke Wiens begrenzt. Seit den siebziger Jahren des 20. Jh. quert die meistbefahrene Straße Österreichs, die A23 Südosttangente, den 10. Bezirk tangential. Seit 2006 verbindet die Schnellstraße S1 an der südlichen Bezirks- und damit Stadtgrenze die A2 Südautobahn mit der A4 Ostautobahn.
Persönlichkeiten
- Matthias Sindelar, Fußballspieler
- Gerhard Bronner, Musiker
- Peter Westenthaler, Politiker
Quellen
Literatur
- Kinz, Maria: Lebenswertes Favoriten. Wien: J&V / Dachs, 1992. ISBN 3-85058-083-0.
- Klusacek, Christine, Stimmer, Kurt: Favoriten - zwischen gestern und morgen, Mohl Verlag, 2005. ISBN 3-901761-38-1
Weblinks
Siehe auch