Der König in Thule ist ein Gedicht Johann Wolfgang von Goethes aus dem Jahr 1774.
Entstehung
Als Vorstufe dieses Gedichts gilt das im Juli 1774 auf einer Lahnreise entstandene Gedicht „Geistesgruß". Unter dem Einfluss Herders wurde als Schauplatz das sagenumwobene Thule gewählt, nach antiker Vorstellung die nördlichste Insel, die von griechischen Seefahrern erreicht wurde.
Inhalt
Das Gedicht beginnt mit den folgenden bekannten Versen:
Es war einst ein König in Thule,
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
einen goldnen Becher gab.
Die sechs Strophen gliedern sich in zwei Gruppen:
- Vorgeschichte - Bericht (Strophen 1 bis 3)
- Opferszene - szenische Ausmalung (Strophen 4 bis 6)
Der goldene Becher ist sichtbarer Ausdruck der inneren Verbundenheit, Symbol der Treue und des Lebensgenusses.
Form
Die Wort- und Bildwahl führt mit Ausdrücken wie „gar treu“, „Buhle“ in altertümliche Ferne. Strophenbau, Metrum und Ton weisen auf das Volkslied hin.
Rezeption
Diese Ballade hat trotz ihres altertümlichen Gewands volkstümliche Beliebtheit erlangte und wurde von folgenden Komponisten vertont:
- Freiherr von Seckendorff (1782)
- Reichardt (1809),
- Carl Friedrich Zelter (1812),
- Franz Schubert (1816),
- Friedrich Silcher (1823);
- Hector Berlioz,
- Heinrich Marschner,
- Franz Liszt,
- Robert Schumann,
- Charles François Gounod,
- Hans von Bülow