Hechingen

Stadt in Baden-Württemberg, Deutschland
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Die Zollernstadt Hechingen liegt etwa 60 km südlich von Stuttgart, war früher die Residenz der Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und ist heute das kleinste Mittelzentrum im Zollernalbkreis.

Geografie

Geografische Lage

Hechingen liegt unmittelbar nördlich des Albtraufs am Fluss Starzel, unterhalb der berühmten Burg Hohenzollern.


Nachbargemeinden

(im Uhrzeigersinn von Norden; die Gemeinden gehören zum Zollernalbkreis, sofern nicht anders angegeben)
Bodelshausen ¹, Mössingen ¹, Burladingen, Jungingen, Albstadt, Bisingen, Grosselfingen, Rangendingen und Hirrlingen ¹.

¹ Landkreis Tübingen

Stadtgliederung

Zur Stadt Hechingen gehören die ehemals selbständigen Gemeinden Boll, Schlatt, Bechtoldsweiler, Sickingen, Stein, Beuren, Weilheim und Stetten.

Geschichte

 
Hechingen mit Burg Hohenzollern (Kupferstich von Merian, um 1650)
 
Die Hohenzollernsche Lande nach 1850

Hechingen wird erstmalig 786 in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erwähnt. An der Stelle des späteren Stadtschlosses befand sich ein befestigter Herrensitz mit einer Handwerker- und Gesindesiedlung, an die dann die planmäßige Stadtanlage durch die Grafen von Zollern angeschlossen wurde. Die Verleihung der Stadtrechte erfolgte 1255. Hechingen lag bereits im Mittelalter an einer Reichsstraße, die vom mittleren Neckarraum nach Süden über Rottweil zum Hochrhein und zu den Alpenpässen führte.

Die Stadt gehörte schon im 11. Jahrhundert den Grafen von Zollern, die bald erhebliche wirtschaftliche Probleme hatten. Graf Eberhard II. von Württemberg erwarb 1388 die Pfandschaft über die Stadt. Die Zollerngrafen verpflichteten sich, in den folgenden sechs Jahren seine Parteigänger zu sein und ihm die Stadt und ihre Stammburg zu öffnen. Friedrich von Zollern, genannt der Öttinger, verkaufte 1415 seinen gesamten Besitz an Württemberg. Doch reichte dies nicht aus, um seine Gläubiger zu befriedigen. Das Rottweiler Hofgericht sprach deshalb die Acht über ihn aus. Ein Vermittlungsversuch der brandenburgischen Vettern scheiterte. Die schwäbischen Reichsstädte und Gräfin Henriette von Württemberg vollstreckten 1423 die Acht, indem sie die Burg Hohenzollern eroberten und zerstörten. Nach seiner Freilassung aus der Gefangenschaft starb Friedrich von Zollern auf einer Fahrt ins Heilige Land. Auch sein Bruder Eitelfriedrich verpfändete seinen Anteil an der Grafschaft an Württemberg und erkannte die Erbfolge Württembergs an, falls er keinen Sohn bekommen sollte. 1433 zeugte er dann aber fast 50-jährig seinen Erben Jos Niklaus, und bis zu seinem Tode im Jahr 1439 gelang es ihm, die Hälfte seines Besitzes zurück zu erwerben. Graf Jos Niklaus von Zollern konnte gegen den Widerstand des Schwäbischen Städtebundes beim Kaiser die Erlaubnis zum Wiederaufbau der Burg erwirken. Außerdem gelang es ihm, den Erbvertrag mit Württemberg zu lösen. Damit konnte die Stadt Hechingen dauerhaft im Besitz der Zollern bleiben.

1576 wurde Hechingen nach dem Tode von Graf Karl I. im Zuge der Erbteilung die Residenz der Grafschaft Hohenzollern-Hechingen. In der Zeit der Reformation blieb Hechingen nach den Regelungen des Augsburger Religionsfriedens mit seinem Landesherrn katholisch ("Cuius regio, eius religio"). Durch die Rangerhöhung des Landesherrn war die Stadt seit 1623 Fürstenresidenz.

Das Stadtbild wurde ab 1764 entscheidend geprägt durch den fürstlichen Baudirektor Pierre Michel d'Ixnard, der als Wegbereiter des Frühklassizimus in Süddeutschland zu den gefragtesten Architekten gehörte. Von ihm stammt unter anderem die katholische Stiftskirche.

Als Papst Pius VII. 1821 aus machtpolitischen Gründen das alte und in seinen Augen zu liberale Bistum Konstanz aufhob und das Erzbistum Freiburg gründete, schlossen sich die hohenzollerischen Fürsten dieser Neugründung an. Das viel näher gelegene Rottenburg wurde dagegen zum Landesbistum für die württembergischen Katholiken.

Nachdem Fürst Konstantin wegen Amtsmüdigkeit im Anschluss an die Märzrevolution von 1848 auf sein Erbe verzichtete, fiel das katholische Hechingen zusammen mit dem gesamten Fürstentum Hohenzollern-Hechingen 1850 an das protestantische Königreich Preußen. Die Stadt erhielt den Status einer Oberamtsstadt im preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen, der auch als Hohenzollernsche Lande bezeichnet wurde und bis auf die Militärverwaltung die Befugnisse einer Provinz hatte. Der Architekt des Königs, Friedrich August Stühler, begann im selben Jahr mit dem Wiederaufbau der Burg Hohenzollern und errichtete einige Jahre später auch die Evangelische Pfarrkirche St. Johannes.

Im Zuge einer Gebietsreform stieg Hechingen 1925 zur Kreisstadt des neu gebildeten Landkreises Hechingen auf. Mit der Gemeindereform von 1973 wurde Hechingen in den Zollernalbkreis aufgenommen, dessen neue Kreisstadt Balingen bis auf das Landgericht alle wesentlichen Behörden erhielt.

Bedeutend für das Leben in der Stadt war auch der Beitrag des jüdischen Bevölkerungsanteils, der vor allem die Industrialisierung vorantrieb und das kulturelle Leben bereicherte. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Juden deportiert und ermordet (Riga, Ghetto Izbica, Mauthausen, etc.). Die bei den Novemberpogromen von Reutlinger und örtlicher SA demolierte Synagoge wurde Ende der 1970er Jahre restauriert und dient heute kulturellen Zwecken, der Erinnerung an die jüdische Geschichte des Ortes und seit kurzem auch wieder als Synagoge.

Politik

Gemeinderat

Bei der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:

  • CDU – 13 Sitze
  • FWV – 10 Sitze
  • SPD – 7 Sitze
  • FDP – 2 Sitze
Datei:Hechingen Wappen.gif

Wappen

Das Wappen von Hechingen zeigt ein geviertes Schild, in Silber und Schwarz, den Farben der Hohenzollern.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Burg Hohenzollern
 
Stiftskirche St. Jakobus
 
Kirche St. Luzen

Hechingen liegt an der Hohenzollernstraße.

Museen

Bauwerke

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Hechingen liegt an der Bundesstraße B 27. Diese verbindet die Stadt im Norden mit dem Großraum Stuttgart und im Süden mit Schaffhausen in der Schweiz.

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (naldo) gewährleistet. Die Stadt befindet sich in der Wabe 332. Für die Stadt selbst gilt der Stadttarif 32.

Medien

In Hechingen mit entsprechendem Lokalteil erhältlich sind die Tageszeitungen Zollernalbkurier, Schwarzwälder Bote sowie die Hohenzollerische Zeitung. Über Kabel ist der regionale TV-Sender RTF.1 zu empfangen.

Gerichte, Behörden und Einrichtungen

Hechingen beherbergt ein Landgericht, zu dem die Amtsgerichte Albstadt, Balingen, Hechingen und Sigmaringen gehören. Die Stadt ist auch Sitz des Dekanats Zollern des Erzbistums Freiburg.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Karoline Kaulla aus Bad Buchau (1739–1809) war bedeutende Hoffaktorin in Hechingen. Später zog sie nach Stuttgart um. Sie finanzierte den Krieg des deutschen Reiches gegen Napoleon, versorgte die kaiserlichen Truppen mit Nachschub und gründete unter dem Schutz ihres Landesherrn, des Herzogs und späteren Königs von Württemberg, die erste Kreditbank für Handel und Industrie in Stuttgart. Begraben ist sie auf dem jüdischen Friedhof Hechingen am Galgenberg.
  • Friedrich Wilhelm von Steuben war ab 1764 ein Jahrzehnt lang Hofmarschall des Fürsten Josef Friedrich Wilhelm von Hohenzollern-Hechingen bevor er in die USA ging und dort im Unabhängigkeitskrieg Ruhm erlangte
  • Der Schriftsteller, bildende Künstler und Komponist Karl Widmaier unterrichtete 1918 bis 1931 am Staatlichen Realreformgymnasium Hechingen. Die Fasnachtsfiguren des Butzen und des Pestmännles entstanden in Zusammenhang mit seinem Narrenspiel der Stadt Hechingen (1927); sein Zollerlied (1929) wird heute noch gesungen.
  • Der Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf arbeitete und lebte einige Jahre mit seiner Familie in Hechingen. Seine beiden Söhne Markus und Konrad wurden hier geboren.
  • Der spätere deutsche Außenminister Klaus Kinkel ist in Hechingen aufgewachsen, erwarb sein Abitur am Staatlichen Gymnasium Hechingen und kandidierte erfolglos in jungen Jahren für das Amt des Hechinger Bürgermeisters.
  • Wolfgang Abendroth, später einer der wichtigsten marxistischen Wissenschaftler in der Bundesrepublik, Professor für Politik in Marburg, arbeitete 1930/31 als Gerichtsreferendar in Hechingen.

Literatur

Zu Persönlichkeiten Hechingens siehe: Otto Werner: Biographische Notizen. Hechingen 2004, zur Zeit nur verfügbar im Stadtarchiv Hechingen (umfangreiche Materialsammlung zu vielen Hechingern).