Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

Konfessionsgruppe der Mormonen
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Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Latter Day Saints, LDS, im folgenen Die Kirche), besser, aber fälschlich als Mormonen bekannt, ist eine Religion mit christlichen Wurzeln, die im 19. Jahrhundert in den USA entstand, und die ihren Hauptsitz in Salt Lake City im Bundesstaat Utah hat. Die Lehre und Praxis der Kirche unterscheiden sich grundlegend von denen der traditionellen christlichen Zweige (orthodoxe, römisch-katholische und protestantische Kirche); infolgedessen lehnen jene die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage durchweg als mit christlichen Prinzipien unvereinbar ab. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage selbst wiederum versteht sich als die einzig wahre christliche Kirche.

Die Kirche wurde formal am 6. April 1830 von Joseph Smith, Jr. and fünf seiner Anhänger in Palmyra, New York als Religionsgemeinschaft angemeldet. Seitdem ist sie zu einer Religion mit weltweit 11 Millionen Mitgliedern angewachsen, und stellt die fünftgrößte Religionsgemeinschaft in den USA dar. Sie ist die größte einer Reihe von Religionsgemeinschaften, die sich als legitime Nachfolgeorganisationen der von Joseph Smith gegründeten Kirche verstehen.

Übersicht

Mitglieder der Kirche, die sich selbst "Heilige der Letzten Tage" (englisch Latter-day Saints) nennen, verstehen ihren Glauben als eine durch Gott eingerichtete Erneuerung der Kirche, die, wie im neuen Testament beschrieben, ursprünglich durch Jesus Christus gestiftet wurde. Seitdem sind Christen Gottes ausgewähltes Volk, analog zur Wahl des Volks Israel im alten Testament; insbesondere sind die "Heiligen der letzten Tage" das Volk Gottes unserer Zeit.

Diese Sichtweise gründet sich auf eine andauernde Folge von Offenbarungen, die in verschiedenen heiligen Schriften (siehe weiter unten) aufgezeichnet sind.

Der Name der Kirche

Ursprünglich "Church of Christ" (deutsch soviel wie "Kirche Christi") genannt, wurde sie später in "Church of Latter-day Saints" (deutsch "Kirche der Heiligen der Letzten Tage") und letztendlich zur "The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints" (deutsch "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage") umbenannt. Der letzte Name entstammt einer Offenbarung Gottes, die Joseph Smith empfing. Die Bezeichnung "Mormonen" bezieht sich auf das für die Kirche Grundlegene Buch Mormon, kann aber auch Mitglieder anderer abgespaltener Gruppen einschließen.

Innerhalb der Kirche werden die Mitglieder als "Heilige", und die gesamte Mittliedschaft als "Die Heiligen" bezeichnet.

Theologie

In der Theologie der Kirche sind Gott der Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist drei separate Personen, die gemeinsam Gott darstellen; diese Auffassung steht der auf dem Estes Konzil von Nicäa formulierten Lehre von der Dreieinigkeit entgegen, und ist die Wurzel der Ablehnung der Mormonen durch alle anderen christlichen Kirchen.

Nach der Lehre der Kirche sind alle drei Personen der Gottheit ewig und gleich in ihrer Göttlichkeit; sie haben allerdings unterschiedliche Aufgaben. Während der Heilige Geist noch keinen physischen Körper besitzt, sind sowohl Gott der Vater als auch Jesus in eigene Körper gekleidet. Alle Drei sind jedoch geistlich in ihren Zielen geeint; sie kooperieren auf vollkommene Art und Weise.

Die Eigenschaften der drei Personen (Allmacht, Allwissenheit, Güte, Unveränderlichkeit, Unsterblichkeit) gleichen denen der christlichen Dreieinigkeit. Es gibt aber auch hier bedeutenden Unterschiede: Gott gilt als 'Ordner', nicht aber als Schöpfer der Welt; letztere habe schon immer existiert, und werde auch ewig weiter bestehen. Diese Theologie der Kirche wird von Aussenstehenden oft als Polytheismus betrachtet; korrekter wäre Henotheismus.

Die grundlegende Ablehnung der Kirche durch alle christlichen Zweige und Traditionen begründen letztere mit der unterschiedlichen Auffassung zur Gottheit und der Bedeutung Jesu Christi. Mormonen entgegnen, dass früh in der Geschichte der christlichen Kirche äußere Einflüsse (Hellenismus, (Neo)platonismus) eine Korruption der wahren Lehre bedingten, welche durch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wieder hergestellt werde.

Errettung und Verdammung

Die Kirche glaubt, dass durch das Sühneopfer Christi jeder Mensch vor leiblichem und geislichem Tod (Sünde) gerettet werden kann, wenn er den Gesetzen der Evangelien folgt. Durch Jesu Kreuzestod und Nachfolgende Auferstehung erlangt jeder Mensch Unsterblichkeit, und kann dadurch erwarten, gemeinsam mit Gott in Ewigkeit zu leben. Obwohl das ewige Leben allen Menschen geschenkt ist, werden nur die ausgewählten (d. h. die Mitglieder der Kirche) in das Königreich Gottes aufgenommen. Allerdings ist es auch nach dem Tode noch möglich, sich zum Wahren Glauben zu bekennen, und somit Eingang ins Königreich Gottes zu finden.

Die frommen Mitglieder der Kirche werden derart belohnt, dass ihr Status letztendlich gottgleich wird.

Alle Menschen, die dieser Lehre nicht folgen, werden sich im Erdenen Königreich wiederfinden; auch hier finden sie ein ewiges, gloreiches Leben, müssen aber auf die Gegenwart Gottes verzichten.

Schlechte Menschen sind in ein drittes Reich verbannt. Auch hier ist das ewige Leben angenehm und ohne Sorgen.

Eine geringe Anzahl ganz übler Manschen, die trotz besseren Wissens sich von der wahren Lehre abwenden, werden in die Äußere Dunkelheit verbannt.

Kernlehre

Die wichtigsten Glaubensgrundsätze hat die Kirche in 13 Artikeln aufgestellt. Eine bedeutende Rolle nimmt dabei der vierte Artikel ein, der den Glauben an Jesus Christus, die Umkehr (vom falschen Leben und Glauben), die Taufe durch Untertauchen zur Vergebung der Sünden sowie das Auflegen der Hände zur Gabe des Heiligen Geistes betont.

Umkehr

Die Kirche vertritt die Auffassung von der Umkehr, welche ein ernsthaftes Bedauern sowie eine Wiedergutmachung (wenn möglich) und eine Änderung des eigenen Verhaltens darstellt. Bedeutende Sünden solletn dem Bischof gebeichtet werden, der aber auch für alltägliche Probleme bereitsteht.

Ein Schlüssel zur Umkehr ist das persönliche Bekenntnis im Gebet vor Gott, worin um Vergebung gebeten wird sowie darum, den Fehler nicht zu wiederholen.

Taufe

Die Kirche praktiziert die Taufe durch Untertauchen. Sie stellt ein Symbol für Begräbnis und Wiedergeburt als ein Jünger Jesu Christi dar. Durch Umkehr und Taufe wird ein Mensch von all seinen früheren Sünden gereinigt und in die Kirche aufgenommen.

Die Taufe wird nur nach dem achten Geburtstag durchgeführt, da erst dieses Alter sicherstelle, dass der Täufling für seine Handlung selbst verantwortlich ist. Die Säuglingstaufe wird sowohl im Buch Mormon als auch in neueren Offenbarungen strikt abgelehnt.

Taufe Verstorbener

Von ausserhalb der Kirche wird Kritik an der Praxis der "Taufe für die Toten" geübt, in der ein Mitglied der Kirche als Statthalter für einen Verstorbenen einsteht, und anstelle dessen getauft wird. Nach der Lehre der Kirche können die zur Heilsbringung notwendigen Handlungen allen Menschen dargebracht werden, die sie bislang noch nicht erhalten haben; der Verstorbene selbst entscheide dann, ob er diese Taufe auch annehme. Viele Menschen anderen Glaubens empfinden diese Praxis entwürdigend, insbesondere wenn verstorbene Familienmitglieder derart behandelt werden; nach dem eigenen Glauben befinden sich diese Menschen oft schon in Gemeinschaft mit ihrem Gott, und brauchen demnach keine zusätzliche Sonderbehandlung.

Die systematische Taufe verstorbener Vorfahren wird durch Familien-Genealogische Zentren (Family History Centers, FHC) in vielen Städten der USA, aber auch in anderen Ländern, unterstützt. In Salt Lake City befindet sich das Hauptquartier dieser Zentren. Dort liegen Kirchenbuch-Verfilmungen (Mikrofilme), welche schon kurz nach dem ersten Weltkrieg in Gebieten des ehemaligen Deutschen Reiches begonnen wurden. In der USA kann man Kopien der Kirchenbuchfilme in den einzelnen Familien-Genealogischen Zentren besichtigen und kopieren.

Seit ein paar Jahren sind diese Abstammungslisten auch im Internet zugänglich (www.familysearch.org). Alle Eintragungen werden von Freiwilligen Kirchenmitgliedern unternommen, welche wiederum ebenfalls die Unterlagen von persönlichen Genealogie Forschungen eintragen. Diese sind oft ungenau. Jedoch ist die Verfilmung der Kirchenbücher original; wenn es sich um Kopien handelt, wird das explizit erwähnt.

Gabe des Heiligen Geistes

Die Gabe des Heiligen Geistes wird frischgetauften Kirchenmitgliedern durch Auflegen der Hände vermittelt. Eine Gruppe von Priestern ist dazu erforderlich; ein Sprecher bestätigt dabei die Aufnahme in die Kirche. Damit gilt das neue Mitglied als vom Heiligen Geist begleitet und beschützt.

Gemeindehäuser und Tempel

Der Gottesdienst findet jeden Sonntag im Gemeindehaus statt, und umfasst Gesang, Gebet, Abendmahl und Predigt. Es ist nicht vorgeschrieben, aber erwünscht, das Männer in Anzug oder Kombination mit Krawatte und Frauen in Rock oder Kleid teilnehmen; legere Kleidung gilt als unangemessen.

Tempel dienen nicht dem normalen sonntäglichen Gottesdienst; in ihnen finden wichtige Zeremonien (z. B. Taufen) statt. Nach der Einweihung eines Tempels ist nur Kirchenmitgliedern der Zutritt gestattet.

Versiegelung

Die Versiegelung ist eine besondere Zeremonie, die nur im Tempel stattfindet. Alle Mitglieder einer Familie, Eltern und Kinder, werden darin derart aneinandergebunden, dass sie auch im Jenseits noch eine Einheit bilden.

Weitere Merkmale

Folgende Lebensweisen und Regeln sind nicht nur der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage zu eigen, sondern auch anderswo verbreitet.

Es wird Wert auf eine gesunde Ernährung gelegt. Dies umfasst den Verzicht auf Tabak, Alkohol, Kaffee und Tee; Fleisch wird nur in geringen Mengen verzehrt. Die Kleidung sollte bescheiden sein.

Sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe ist erwünscht; die Ehe selbst, sowie eine kinderreiche Ehe, gelten als erstrebenswert. Die Vielehe (Polygamie), welche von Joseph Smith, Brigham Young und einigen anderen frühen Kirchenleitern praktiziert wurde, wird nicht mehr vertreten.

Kirchenmitglieder treffen einander während der Woche zu gegenseitiger Ermutigung und zum gemeinsamen Gebet und Studium.

Die Kirche wird mit 10% des Einkommens bedacht. Mitarbeit in der Kirche ist Ehrenamtlich; nur einige auf Lebenszeit dienende Funktionäre erhalten einen finanziellen Ausgleich.

Junge Männer werden ermutigt, eine zweijährige Missionsarbeit zu übernehmen; junge Frauen werden weniger stark gedrängt, können aber 18 Monate lang in der Mission arbeiten. Ehepaare im Ruhestand arbeiten ebenfalls oft missionarisch.

Priesterschaft und Führung der Kirche

Die Kirche wird durch einen Vorsitzenden geleitet, den die Mitglieder als Propheten ansehen; nach der Lehre der Kirche kann er Offenbarungen von Gott erhalten, und dadurch die Kirche führen. Nach seinem Tod übernimmt der dienstälteste Apostel sein Amt.

Andere algemeine und lokale Würdenträger sind Apostel, die Siebzig und Bischöfe.

Geschichte

Alle Mormonen führen sich auf ihren Propheten Joseph Smith zurück. Er erhielt im Jahre 1830 in einer Erscheinung den Befehl, sich keiner der bestehenden Kirchen anzuschließen, sondern die ursprüngliche Kirche in Amerika wieder herzustellen.

Nach vielen Anfeindungen, bei denen auch Joseph Smith starb, zog der größte Teil der Mormonen unter Brigham Young ins gelobte Land, nach Utah und gründete Salt Lake City. Anfeindungen erfolgten hauptsächlich wegen der bis 1890 bei den Mormonen offiziell erlaubten Polygamie.

Die ausführliche Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage erfordert einen eigenen Artikel.

Heilige Schriften

Die Lehre von der fortlaufenden Offenbarung bedingt, dass der Kanon der heiligen Schriften nicht abgeschlossen ist. Derzeit stellen die Bibel (altes und neues Testament), das Buch Mormon, "Lehre und Bündnisse" und "Die Köstliche Perle" den Kanon dar.

Die Bibel ist das im ganzen Christentum anerkannte Buch gleichen Namens.

Das Buch Mormon ist in Stil und Aufbau der Bibel vergleichbar. Es berichtet über Gottes Wirken in Amerika, und wurde von verschiedenen Propheten aufgezeichnet. Das Buch ist nach Mormon benannt, welcher einer der letzten vor dem Niedergang tätigen Propheten war. Ein Höhepunkt des Buches Mormon ist der Bericht von der Arbeit, die Jesus Christus nach seiner Auferstehung in Amerika vollbrachte.

Die Entstehung des Buchs Mormon sowie sein Anspruch wird von Aussenstehenden ganz anders gesehen als es inerhalb der Kirche der Fall ist.

"Lehre und Bündnisse" ist eine Zusammenstellung von Offenbarungen, die Joseph Smith und ihm folgenden Propheten von Gott gegeben wurden. Sie betreffen die Lehre und Richtung der Kirche.

"Die Köstliche Perle" enthält Auszüge aus der Übersetzung des 1. Buch Mose von Joseph Smith (genannt das Buch Mose), eine Übersetzung eines ägyptischen Papyrus, den Joseph Smith nach eigenen Angaben 1835 erwarb, einen Auzug aus der Kirchengeschichte sowie einen Teil eines seiner Briefe, der die 13 Glaubensartikel enthält.

Abspaltungen

Eine der vielen Splittergruppe stellt die Reorganisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage dar.