Der Subjonctif (zu Deutsch auch Subjunktiv) ist ein Modus der französischen Sprache. Der Subjonctif kann mit keinem deutschen Modus verglichen oder eins zu eins übersetzt werden.
Der Subjonctif ist heute nur noch im „présent“ (subjonctif I) und im „passé composé“ (subjonctif II) gebräuchlich.
Subjonctif présent / passé composé
Der Subjonctif der Gegenwart ist im Französischen von bestimmten Auslösern (siehe Anwendung) abhängig und nicht, wie der deutsche Konjunktiv, vielfach stilistisch bedingt. Er wird dementsprechend häufiger gebraucht. Bei den Vergangenheitstempora des „subjonctif“ ist weitgehend nur noch das „passé composé du subjonctif“ in Gebrauch. Das „imparfait du subjonctif“ findet man vorwiegend in älteren literarischen Texten.
Bildung des Subjonctif présent
Wie fast überall im Französischen gibt es auch beim Subjonctif sogenannte unregelmäßige Verben, die nicht in das normale Schema der Bildung passen. Diese sind jedoch die Ausnahme, und man kann meistens von einer regelmäßigen Bildung ausgehen.
Regelmäßige Verben
Die regelmäßigen Verben müssen allerdings differenziert werden. Es gilt stets die konjugierten Formen des Präsens im Auge zu behalten, um zu erkennen, ob das Verb einen oder zwei Stämme hat. Je nachdem ändern sich nämlich somit auch die Formen des Subjonctif.
Verben mit einem Stamm
Bei den Verben, die nur über einen Wortstamm verfügen, verwendet man bei der Bildung die 3. Person Plural (ils/elles). An den Stamm dieser Form wird eine der folgenden Endungen angehängt
-e, -es, -e, -ions, -iez, -ent | |||||||||||||||||||||
|
Verben mit mehreren Stämmen
Es gibt auch Verben, die im Präsens über mehrere zu differenzierende Stämme verfügen. Diese Verben behalten ihre unterschiedlichen Stämme auch in den Formen des Subjonctif. Ein gutes Beispiel hierfür ist recevoir:
recevoir | ||
---|---|---|
Person | Indicatif | Subjonctif |
1. Sg | reçois | reçoive |
2. Sg. | reçois | reçoives |
3. Sg. | reçoit | reçoive |
1. Pl. | recevons | recevions |
2. Pl. | recevez | receviez |
3. Pl. | reçoivent | reçoivent |
Unregelmäßige Verben
Es gibt sieben Verben, die den Subjonctif völlig anders bilden:
Person | être | avoir | aller | faire | pouvoir | savoir | vouloir |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Sg. | sois | aie | aille | fasse | puisse | sache | veuille |
2. Sg. | sois | aies | ailles | fasses | puisses | saches | veuilles |
3. Sg. | soit | ait | aille | fasse | puisse | sache | veuille |
1. Pl. | soyons | ayons | allions | fassions | puissions | sachions | voulions |
2. Pl. | soyez | ayez | alliez | fassiez | puissiez | sachiez | vouliez |
3. Pl. | soient | aient | aillent | fassent | puissent | sachent | veuillent |
Außerdem zu beachten: Il faut wird zu qu'il faille; il pleut wird zu qu'il pleuve; il vaut mieux wird zu qu'il vaille mieux
Anwendung
Zu wissen, wann der Subjonctif und wann der Indikativ gesetzt wird, ist eine Kunst für sich. Bei vielen Verben und Ausdrücken ist es klar, doch einige verlangen gutes Abwägen, was Leuten, deren Muttersprache nicht Französisch ist, sehr schwer fällt.
Insgesamt gibt es vier Wortgruppen, die den Subjonctif verlangen:
- Verbes de volonté
- Verbes de sentiments
- Verbes de la balance
- Konjunktionen
Verbes de volonté
Die Verbes de volonté (dt. Wunschverben) sind Verben der Willensäußerung:
- wollen (vouloir que)
- erwarten (attendre que)
- vorschlagen (proposer que)
- etc.
Beispiel: Je veux que tu finisses.
Verbes de sentiments
Die Verbes de sentiments (dt. Gefühlsverben) sind Verben des subjektiven Empfindens und der wertenden Stellungnahme:
- bewundern (admirer que )
- bedauern (regretter que)
- glücklich sein (être heureux(se) que)
- es ist gut (il est bien/bon que)
- es macht mir Spaß (cela m'amuse que)
- etc.
Beispiel: Je regrette que tu ne saches rien.
Ausnahme: espérer (hoffen) verlangt, im unverneintem Zustand, den Indikativ!
Beispiel: J'espère que tu as écrit à Catherine.
In der Umgangssprache kann jedoch Subjonctif stehen, wenn das Gehoffte ganz und gar nicht sicher ist und eigentlich eher einen Wunsch als eine Hoffnung darstellt:
J'espère que personne ne nous ait vus! (nachdem man auf einem nicht ganz menschenleeren Platz etwas angestellt hat.)
Mit dem Gérondif und dem Imperatif von "espérer" muss allerdings ein Subjonctif nach "que" gewählt werden.
Nous nous en allons en espérant que personne ne nous ait vus. (Wir gehen weg, hoffend, dass niemand uns gesehen hat.")
Espérons que personne ne nous ait vus. (Hoffen wir, dass niemand uns gesehen hat.)
Verbes de la balance
Die Verbes de la balance (dt. Gleichgewichtsverben) ist die schwierigste Gruppe der Subjonctif-Auslöser. Balance-Verben verlangen nicht ausschließlich den Subjonctif bzw. den Indikativ. Es kommt immer noch auf den Kontext an, welcher Modus gebraucht wird.
Typische Verben sind penser, croire, être sûr etc.
Grundsätzlich gilt, will ich ausdrücken, dass das, was hinter dem que steht, meiner Meinung nach sicher oder mindestens wahrscheinlich ist, dann wähle ich Indikativ. Wenn ich denke, dass es ungewiss oder unwahrscheinlich ist, wende ich den Subjonctif an.
Beispiel:
- Je pense que le père est malade. (Indikativ) würde man sagen, wenn er schon krank aussieht.
- Je ne pense pas que le père soit malade. (Subjonctif) = Ich glaube nicht, dass der Vater krank ist (kann es aber nicht mit Bestimmtheit sagen).
- Je ne pense pas que le père est vraiment malade. (Indikativ, Umgangssprache) = Ich glaube nicht wirklich, dass er krank ist.
Konjunktionen
Einige Konjunktionen verlangen den Subjonctif:
- avant que
- à moins que
- jusqu'à ce que
- sans que
- bien que
- quoique
- malgré que
- pour que
- afin que
- à condition que
- de manière à ce que
- en attendant que
- à supposer que
Après que
Seit einigen Jahren setzt sich auch nach après que der Subjonctif durch, in der gesprochenen Sprache wird er inzwischen beinahe ausschließlich verwendet:
- Elle s'est fait agresser juste après que je sois parti.
Unabhängig davon, dass dies theoretisch ungrammatikalisch ist, wäre après que je suis parti hier nicht mehr zeitgemäß. Schriftlich soll nach après que der Indikativ dennoch weiterhin stehen. Dabei wird sehr gerne auf das passé antérieur zurückgegriffen, das nah am Subjonctif ist und das Ohr daher wenig stört:
- Elle s'est fait agresser juste après que je fus parti.
Bien que
Nach bien que kann in der Umgangssprache Indikativ stehen, wenn sonst Subjonctif Imparfait stehen müsste. Beispielsatz: Ich bin auf die Party gegangen, obwohl ich (zu diesem Zeitpunk) krank war.
- Je suis allé à la fête bien que je sois malade: Theoretisch ist Subjonctif Präsens im Nebensatz korrekt. Da aber kein Futur des Subjonctifs existiert und Präsens auch für die Zukunft verwendet wird, ist in diesem Satz nicht klar, ob man nur zum Zeitpunkt der Party krank war (Gleichzeitigkeit), oder ob man immer noch krank ist (Nachzeitigkeit).
- Je suis allé à la fête bien que je fusse malade: Die Doppeldeutigkeit aus dem vorherigen Beispiel ist so gelöst, allerdings durch Verwendung des Subjonctif Imparfait, welcher in der gesprochenen Sprache fast nicht mehr verwendet wird.
- Je suis allé à la fête bien que j'étais malade: Indicatif Imparfait ist eigentlich ungrammatikalisch, aber in der Umgangssprache häufig. In der Schriftsprache ist Subjonctif Imparfait gefordert.
Weitere Hinweise
Avant que und après que können niemals einen Nebensatz bilden, dessen Subjekt das gleiche wie das des übergeordneten Hauptsatzes ist. Stattdessen muss eine Infinitivkonstruktion benutzt werden:
- Il m'a téléphoné avant de venir chez moi (Niemals: Il m'a téléphoné avant qu'il vienne chez moi)
Unpersönliche Ausdrücke
Die Konstruktion Adjektiv + que löst immer den Subjonctif aus außer in den folgenden Fällen:
- il est certain que
- il est vrai que
- il n'est pas vrai que -------> Achtung: "Il est faux que" verlangt einen Subjonctif
- il est sûr que
- il est clair que
- il est évident que
- il est vraisemblable que
- il est exact que
Verneint steht jedoch auch nach ihnen der Subjonctif:
- il n'est pas sûr qu'il vienne
Hier einige Beispiele anderer unpersönlicher Ausdrücke, die den Subjonctif verlangen:
- il faut que
- il faudrait que
- il vaut/vaudrait mieux que
- c'est une chance que
- c'est une chose curieuse que
- c'est dommage que
- cela m'amuse que
- cela me surprend que
- cela me dérange que
- cela me plaît que
Gewünschte Eigenschaften
Der Subjonctif wird in Nebensätzen verwendet, die gewünschte Eigenschaften eines Objektes beschreiben: Je cherche une secrétaire qui sache l'espagnol.
Achtung:
- 1° Je cherche un hôtel qui n'est pas trop cher. = Ich suche ein Hotel, das nicht allzu teuer ist (Tatsache)
- 2° Je cherche un hôtel qui ne soit pas trop cher. = Ich suche ein Hotel, das bitte nicht allzu teuer sein soll; ein teures nützt mir nichts (gewünschte Eigenschaft)
Superlative, einzige und vielleicht existierende Dinge
Zunächst ein paar Beispiele:
- 1° C'est la plus grosse bêtise qu'il n'ait jamais faite! (Achtung: zum accord siehe passé composé)
- 2° Connais-tu quelqu'un qui sache m'aider? (Jemand, der mir helfen kann, existiert vielleicht oder auch nicht)
- 3° Vous avez une autre solution? - Non, c'est la seule solution qu'on ait pu trouver!
- 4° C'est la seule partie de ce plan dont nous soyons sûrs!
Bei Superlativen (1°) wird der Subjonctif verwendet, da, wie im obigen Beispiel, die Größe zweier Dummheiten nicht wirklich zweifelsfrei vergleichbar ist und eigentlich eine subjektive Einschätzung, eine wertende Stellungnahme vorliegt. Bei Aussagen, die über jeden Zweifel erhaben sind (höchste Berge, höchste Gebäude, ...) könnte der Indikativ stehen, dies ist jedoch nicht üblich, vor allem nicht in der Umgangssprache.
Würde man in 2° nicht Subjonctif benutzen, wäre die Antwort Ja auf die Frage selbstverständlich.
Für Beispiele ähnlich 3° und 4° lässt sich nicht so einfach sagen, wann hier Indikativ statt Subjonctif gesetzt werden kann oder sollte. Zu beachten ist, dass Relativpronomen wie dont genauso einen Subjonctif nach sich ziehen können wie que oder qui.
Le fait que ...
Steht le fait que am Satzanfang, so steht dies mit Subjonctif: Le fait qu'il ait eu encore un accident crée une certaine méfiance.
Diese Verwendung des Subjonctifs ist kaum anhand der Bedeutung nachvollziehbar. Der Subjonctif muss hier einfach nur stehen, weil es sonst unnatürlich klingt.
„...auch immer...“
Konstrukte wie „was auch immer du willst“, „wohin auch immer du gehst“, ... werden durch Fragewort + que + Subjonctif ausgedrückt:
- Quoi que tu veuilles...
- Où que tu ailles...
„Auf dass.../Möge.../Ob...oder nicht“
Diese Wendungen werden alle mit que+Verb im Subjonctif ausgedrückt.
Beginnt ein französischer Satz mit Que ..., so steht das Hauptverb stets im Subjonctif. Meist handelt es sich dabei nur um Abwandlungen der Regel bezüglich der Äußerung eines Wunsches oder um den Imperativ, der sich auf eine nicht angesprochene Person bezieht.
- Que cela vous plaise! (Auf dass es euch gefällt!; Möge es euch gefallen!)
- Qu'il vienne. ( Er möge kommen.; Er soll kommen )
In der Bedeutung ob...oder nicht steht immer Subjonctif:
- Que cela vous plaise ou non, vous n'avez pas le choix! (Ob Ihnen das gefällt oder nicht, Sie haben keine Wahl!).
- Vous n'avez pas le choix, que ça vous plaise ou non!
„Außerdem...“
Ersetzt que eine vorangegangene Konjunktion, so stehen auch hier die Verben im Subjonctif, unabhängig von der ursprünglichen Konjunktion:
- S'il fait beau demain et que nous ayons le temps, on pourra faire un barbecue. (Wenn das Wetter morgen schön ist und wir Zeit haben, können wir grillen.)
Diese Regel ist in der Umgangssprache de facto verloren gegangen, sowie es auch in der Hochsprache immer mehr in Erscheinung tritt.
Modusabhängigkeit
Wird ein Nebensatz von einem Verb + que eingeleitet, das im Subjonctif steht, so steht in bestimmen Fällen auch das Verb des Nebensatzes im Subjonctif, selbst wenn die einleitende Konjunktion für sich alleine nicht den Subjonctif bedingt hätte:
Beispiel 1:
- Je ne pense pas qu'il ait vu qu 'elle se soit noyée. (Ich denke nicht, dass er gesehen hat, dass sie ertrunken ist.)
In diesem Beispiel spricht der Betrachter (die aussagetätigende Person) von einer NICHT realen Tatsache. Weder ", dass er gesehen hat", noch ", dass sie ertrunken ist." sind Realitäten.
aber:
- Je ne pense pas qu'il ait vu où elle s'est noyée. (Ich denke nicht, dass er gesehen hat, wo sie ertrunken ist. Da Konjunktionen die "où" oder "si" niemals einen Subjonctif nach sich ziehen können.)
Beispiel 2:
- Cela me ferait plaisir que ce soit toi qui écrives la lettre." (Es würde mir Freude machen, dass du es wärst, die/der den Brief schreibt.)
"Cela me ferait plaisir que" ist eine wertende Stellungnahme, deshalb folgt ein Subjonctif. Da jedoch über eine (noch) nicht reale Tatsache gesprochen wird (", dass du es wärst, die/der den Brief schreibt.") folgt ein Subjonctif. Der "Brief" existiert schließlich (noch) nicht.
Anmerkung: Diese Form sich auszudrücken wird aus Gründen der Einfachheit meistens umgangen, ist aber nicht falsch.. Es ist wahrscheinlicher, folgenden Satz zu hören/lesen: "Cela me ferait plaisir si tu écrivais la lettre".
Beispiel 3:
- C'est important qu'on sache que je suis Autrichien." (Es ist wichtig, dass man weiß, dass ich Österreicher bin.)
"C'est important que" ist eine wertende Stellungnahme und verlangt deshalb automatisch einen Subjonctif. Die nachfolgende und durch die Konjunktion "que" eingeleitete Tatsache "que je suis autrichien" ist eine Realität und verlangt deshalb einen Indikativ (im Gegensatz zum vorangegangenen Beispiel mit dem "unexistenten Brief" -> Irrealität.).