Bimmel-Lutchen war der Spitzname der Braunschweig-Schöninger Eisenbahn (BSE), deren Ausläufer das Altenautal zwischen Elm und Asse bis 1971 wie eine Klammer umfassten. Noch heute zeugen einige gut erhaltene Bahnhofsgebäude und Bahndämme von dieser Vergangenheit. In ihren ihren besten Tagen hatte die BSE einen Fuhrpark von 2300 Waggons. Wäre sie nicht stillgelegt worden, so hätten wir schon ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert.
Geschichte
Am 22.08.1898 ermächtigte das Herzöglich Braunschweigisch-Lüneburgische Staatsministerium sein Eisenbahn-Kommissariat zum Bau einer eingleisigen, normalspurigen Nebeneisenbahn von Braunschweig zu den Endpunkten Mattierzoll und Schöningen mit einem Abzweig in Sickte (der dann aber nach Hötzum verlegt wurde). Das unregelmäßige Gelände an Elm und Asse bereitete den Planenden (Vertretern der Eisenbahnbrigade Berlin) laut Zwischenbericht vom 10.03.1899 große Schwierigkeiten. Der erste Spatenstich für die insgesamt 72 Kilometer lange Strecke der BSE wurde am 30. Mai 1900 ausgeführt, der erste Personenzug rollte am 15. Februar 1902. Viele Ausflügler fuhren damals mit der Dampflok zu Elm und Asse. Der Höchststand der Fahrgastzahlen wurde mit 872 000 im Jahr 1948 erreicht.
Schwierige Jahre begannen für die Privatbahn, als der Eiserne Vorhang fiel. Die Fahrgastzahlen sanken rapide und bereits 1950 begann die Umstellung auf Busverkehr. Seit 1954 rollten nur noch Güterzüge. Das endgültige Aus für die BSE kam, als die Schöninger Saline 1970 ihren Betrieb einstellte; bereits 1964 war der Salzbergbau in der Asse beendet worden. Die letzte Bilanz der BSE wies einen Verlust von 1,29 Millionen Mark aus.
Strecken
An der Strecke der Braunschweig-Schöninger Eisenbahn lagen die Orte Rautheim, Hötzum, Salzdahlum, Wittmar, Remlingen, Semmenstedt, Mattierzoll, Jerxheim, Söllingen, Schöningen, Wobeck, Eitzum, Lucklum und Veltheim/Ohe. Eigentlicher Ausgangspunkt war das heutige Gewerbegebiet Gliesmarode, wo sich das Bahnbetriebswerk mit Reparaturwerkstatt und Lokomotivschuppen befand. Von hier aus führte in Richtung Volkmarode, um kurz davor nach rechts zu schwenken. Am Rande der Buchhorst entlang ging es zum Bahnhof Schapen (s.u.), heute noch verbunden mit dem Gasthaus Schäfersruh und von dort quer durch die Buchhorst zum Bahnhof Rautheim. Auf der westlichen Seite der Straße wendeten sich die Gleise in Richtung Süden. Hinter dem Lagholz führte die Strecke zum Bahnhof Hötzum, wo sie sich teilte:
- Geradeaus führte ein Gleis zur Zuckerfabrik Salzdahlum; diese alte Industrieansiedlung ist aus der ehemaligen Saline entstanden. Östlich an Salzdahlum vorbei ging es auf die Windmühle Salzdahlum zu. Kurz hinter Ahlum wurde die Straße Wolfenbüttel-Ahlum gekreuzt, auf einer aufgeschütteten Trasse ging es dann an Wendessen vorbei über den Söhlberg nach Groß Denkte. Hier lag der Haltepunkt am Ende der Mönchevahlbergerstraße. Die folgende Trasse stellte die Erbauer vor schwierige Aufgaben. In die Flanke des Festberges musste ein Tal ausgehöhlt und die Senke des Burgtales mit einer Aufschüttung überquert werden. In Wittmar gab es eine Abzweigung zum Asseschacht I, der neben der Assewirtschaft lag. Die Hauptstrecke ging über Remlingen neben der B 79 nach Semmenstedt. Die Strecke schwenkte nun nach Norden, um die Feldmark von Roklum zu umgehen. Roklum gehörte nicht zum Herzogtum Braunschweig, sondern zu Preußen. Die nächste Station war Winnigstedt und dann der Schwenk zur Endstation Mattierzoll.
- Die Schöninger Strecke erreichte nach dem Abzweig in Hötzum den Doppelort Sickte, genau zwischen den Ortsteilen. Die Trasse führte zwischen Lucklum und Veltheim mit einer Abzweigung in das Elmkalkwerk Hemkenrode auf Evessen zu. Am Elmrand nördlich von Schöppenstedt wurde der gemeinsame Haltepunkt für Kneitlingen und Ampleben angefahren. Von dort Richtung Schöppenstedt vorbei an Küblingen, über Eitzum, Groß Dahlum, Wobeck, Twieflingen, Hoiersdorf nach Schöningen. Zur Zementfabrik Hoiersdorf und zur Saline Schöningen führten Anschlussgleise.
Erinnerungen
Heute sieht man von der ehemaligen Eisenbahn teilweise noch die Trassen, die zu Wanderund Radwegen geworden sind. Einzig die Strecke Wendessen-Groß Denkte-Wittmar wurde vor 15 Jahren erneuert, mit neuen Straßenbrücken versehen und bis zum Salzschacht Asse II ausgebaut. Diese Strecke wurde an das Gleisnetz der Bundesbahn angeschlossen. Nachdem die Strecke zunächst zum Transport von Atommüll genutzt worden war, der in das Versuchslager Asse II eingebracht wurde, wird heute Abraumsalz aus Ronnenberg eingelagert, um das Grubengebäude zu sichern.
Der 1906 erbaute Bahnhof Schapen, einst Verladestation für die heimische Konservenindustrie, wird dauerhaft die von der Stadt finanzierte Ausstellung über Riddagshausen aufnehmen. In den Sommermonaten erfährt man hier alles über das Europareservat. Ein unverwechselbares Stück Braunschweig, die Symbiose der Ausflugsgaststätte aller Braunschweiger, „Schäfer's Ruh" und dem Bahnhof, konnte so überleben.