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Eisleben ist die Kreisstadt des Landkreises Mansfelder Land im südlichen Harzvorland, Sachsen-Anhalt. Bekannt ist sie als Geburts- und Sterbeort von Martin Luther. Eisleben zählt zusammen mit der Lutherstadt Wittenberg seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Lutherstätten in Eisleben und Wittenberg haben sich zusammen zur Lutherstiftung des Landes Sachsen-Anhalt vereint.
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt liegt etwa 30 km westlich von Halle (Saale) und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Lutherstadt Eisleben.
Klima
Die durchschnittlich Lufttemperatur in Eisleben-Helfta beträgt 8,5 °C, der jährliche Niederschlag 509 Millimeter.
Geschichte
Die Zeit der Völkerwanderungen bis 1000 n. Chr.
Im dritten bis fünften Jahrhundert, der Zeit der Völkerwanderungen, zogen suebische Stämme, Angeln und Warnen aus dem Raum Holstein, Schleswig und Mecklenburg nach Süden. Westlich von Elbe und Saale bis nach Thüringen hinein lässt sich dieser Weg an den Endungen der Ortsnamen "-leben" nachvollziehen. So entstanden beispielsweise zwischen Haldensleben und Erfurt etwa 100 Städte und Dörfer mit dieser Endung im Ortsnamen. Nach Prof. Grössler bedeutet das Wort "Leben" in diesem Zusammenhang Erbe oder Erbgut. Die vordere Teil dieser Ortsnamen bezieht sich auf die Sippe der Grundherren.
Im fünften Jahrhundert hatten sich die Einwanderer mit den ansässigen Hermunduren vermischt und gehörten zum Reich der Thüringer, das 531 durch die Franken beendet wurde. Nordthüringen wurde in Folge der Niederwerfung durch Sachsen besiedelt. Im weiteren Verlauf der Geschichte siedelten fränkische Könige in einigen Regionen schwäbische, hessische und friesische Bauern an. Es entstanden Gaubezeichnungen wie Schwabengau, Hassegau und Friesenfeld.
Im neunten und zehnten Jahrhundert entstand am Westufer des so genannten "Faulen Sees" eine Wasserburg. Am 23. November 994 wird Eisleben in einer Urkunde des späteren Kaisers Otto III. als einer von sechs Orten genannt, die bereits früher Marktprivilegien einschließlich Münz- und Zollrecht erhalten hatten. Der Marktflecken, der sich an der Kreuzung zweier Handelsstraßen und im Schutz der königlichen Wasserburg entwickelte, war königliches Tafelgut, in dem die Abgaben aus den umliegenden Dörfern entgegen genommen wurden.
1000 n. Chr. bis 1500
Ab 1121 setzten die Grafen von Mansfeld einen Stadtvogtes für die Regierung der Stadt ein. Erst ab 1809 hat Eisleben einen selbständigen Bürgermeister, der nicht von der Obrigkeit eingesetzt worden ist. Um 1150 beginnt die Trockenlegung des "Faulen Sees", eines Feuchtgebietes am westlichen Rand des Siedlungsgebietes. Bischof Wichmann von Magdeburg hatte Friesen und Flamen für den Bau von Entwässerungsgräben und Dämmen herbeigerufen, die im späteren Nicolaiviertel angesiedelt wurden. In der Mitte des 12. Jahrhunderts begann man mit dem Bau der ersten Stadtmauer, die den Markt und die umliegenden Gassen umfasste. Die Mauer wurde von den Stadtbürgern errichtet und jede Handwerkszunft war für die Erhaltung und Verteidigung eines Abschnittes verantwortlich. Die Bewachung der Tore oblag den von der Stadt besoldeten Stadtknechten.
Einwohner
(jeweils zum 31. Dezember)
- 1998 - 21.944
- 1999 - 21.556
- 2000 - 21.062
- 2001 - 20.771
- 2002 - 20.555
- 2003 - 20.084
- 2004 - 21.193
- 2005 - 24.552
- 2006 - 24.100
Eingemeindungen
- Helfta zum 1. Januar 1960
- Volkstedt (1.271 Einwohner) zum 1. Januar 2004
- Rothenschirmbach (672 Einwohner) zum 1. Januar 2005
- Wolferode (1.309 Einwohner) zum 1. Januar 2005
- Polleben (1.079 Einwohner am 30. Juni 2005) zum 1. Januar 2006
- Unterrißdorf (461 Einwohner am 30. Juni 2005) zum 1. Januar 2006
Stand der Einwohnerzahlen: 31. Dezember 2003
Religionen
- Römisch-Katholisch (St. Gertrud Gemeinde)
- Evangelisch (St. Andreas - Nikolai - Petri-Pauli, St. Annen)
- Evangelisch-Freikirchlich
- Neuapostolisch
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat aus Lutherstadt Eisleben setzt sich aus 37 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen, einschließlich der hauptamtlichen Bürgermeisterin.
SPD | CDU | Linkspartei | FFG | Einzelbewerber | Gesamt | |
2004 | 6 | 13 | 11 | 5 | 1 | 36 Sitze |
(Stand: Kommunalwahl am 13. Juni 2004)
Bürgermeisterin
Jutta Fischer, als parteilose Kandidatin der SPD, wurde am 26. März 2006 mit 51 % der Stimmen zur Bürgermeisterin gewählt.
Städtepartnerschaften
- Raismes im Arrondissement Valenciennes (Frankreich), seit 1962
- Herne/Nordrhein-Westfalen, seit 1990
- Memmingen/Bayern, seit 1990
- Weinheim/Baden-Württemberg, seit 1990
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
- Landesbühne Sachsen-Anhalt
Museen
- Luthers Geburtshaus ist das erste und älteste Museum auf deutschsprachigen Boden und eines der ältesten der Welt.
- Luthers Sterbehaus mit dem Museum Sterbehaus
- Regionalgeschichtliches Museum
- Museum im Speicher (Liboriushaus), Kloster Helfta
Bauwerke
- Martin Luthers Geburtshaus ist seit 1693 Museum.
- Die Lutherarmenschule, eine Stiftung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III, steht In unmittelbarer Nachbarschaft zum Geburtshaus.
- Martin Luthers Sterbehaus, ein spätgotisches Patrizierhaus wurde ca. 1500 erbaut.
- Martin Luthers Taufkirche St. Petri-Pauli, wurde 1333 erstmals urkundlich erwähnt.
- Das Lutherdenkmal wurde 1897 von Rudolf Siemering geschaffen und steht auf dem Marktplatz.
- Rathaus, 1519-1530 erbaut
- Stadtschloss der Mansfelder Grafen
- St. Andreas Marktkirche mit Pfarrhaus
- St. Annen Kirche, 1514 Grundsteinlegegung, mit Augustiner-Eremiten-Kloster und Pfarrhaus von 1670.
- St. Nicolai Kirche, 1. Hälfe 15. Jhdt.
- St. Gertrud Kirche, 1916 eingeweiht
- Die Ehemalige Synagoge zu Eisleben wurde 1814 eingeweiht, 1850 umgebaut und 1938 geschändet. Seit 2001 wird sie restauriert.
- Gräfliche Münze, Renaissancebau
- Das Alte Gymnasium wurde 1563 bis 1564 als "Fürnehme Lateinschule" erbaut. Nach dem Stadtbrand 1601 wurde es 1604 neu errichtet. Hier wirkte der geistliche Liederdichter Martin Rinckart von 1610 bis 1611. 1883 zog das nunmehr Königliche-Preußische Gymnasium in das neue Schulgebäude am Schlossplatz um.
- Die Alte Superintendentur wurde Anfang des 16. Jahrhunderts dreigeschossig erbaut. Unter Johannes Agricola, Magister Islebeius, war sie 1525 Knabenschule. 1546 wurde sie nach dem Luthervertrag auch "Fürnehme Lateinschule" genannt. 1601 entstanden durch einen Brand starke Schäden, das bemerkenswerte spätgotische Portal blieb jedoch erhalten.
- Alte Waage
- Altes Vikariat
- Alte Bergschule, Barockbau
- Das Neustädter Rathaus (Altes Gericht) wurde 1534-1596 erbaut.
- Die Mohrenapotheke wurde 1817 erbaut.
- Der Kronenfriedhof, im Stil eines Camposanto, wurde 1533 als Erbbegräbnisstätte für reiche Eisleber Familien eingeweiht.
- Die Sowjetischen Friedhöfe sind Ruhestätte für 124 Kriegsgefangene und verschleppte Zivilpersonen.
- Das Lenindenkmal wurde 1926 durch den russischen Bildhauer Matwei Maniser erschaffen und stand bis 1942 in Puschkin. Nach der "Wende" wurde es entfernt und befindet sich heute nach Restauration als Leihgabe im Deutschen Historischen Museum Berlin.
- Millionenbrücke
- Kloster Helfta
- Das Haus des Verwalters vom Katharinenstiftgut wurde 1723 im Barockstil mit prächtigem Giebel, Mansarddach und stuckgeschmücktem Hauseingang erbaut.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Der Eisleber Wiesenmarkt, das größte Volksfest Mitteldeutschlands, findet an jedem 3. Wochenende im September statt und geht auf die Genehmigung durch Kaiser Karl V. für das Abhalten eines Vieh- und Ochsenmarktes aus dem Jahr 1521 zurück.
- Frühlingswiese
- Weihnachtsmarkt
Wirtschaft
Verkehr
- A38 (Südharzautobahn)
- B80
- B180
- B180n (Nord-Ost-Umgehung)
- Bahnstrecke Halle (Saale) - Kassel (Halle-Kasseler Eisenbahn)
- Durch Eisleben verläuft der Europäische Fernwanderweg E11 (Niederlande-Masuren).
- Eisleben ist Station des europäischen Jakobswegs
Öffentliche Einrichtungen
Bildungseinrichtungen
- Martin-Luther-Gymnasium
- Katharinenschule
- Thomas-Müntzer-Schule
- Grundschule am Schlossplatz
- Grundschule Torgartenstraße
- Grundschule Geschwister-Scholl
- Berufsschule Mansfelder Land
- Sekundarschule Grabenstraße
Ehemalige Bildungseinrichtungen
- Bergschule Eisleben später Ingenieurschule Eisleben
- Gymnasium an der Bergmannsallee (jetzt zum Martin-Luther-Gymnasium gehörend)
- Grabenschule (jetzt zur Katharinenschule gehörend)
- Sekundarschule am Rühlemannplatz
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Martin Luther (1483-1546), Theologe und Reformator
- Johannes Agricola (1494-1566), Reformator
- Michael Teuber (1524-1586), Rechtsgelehrter
- Paul Crell (1531-1579), lutherischer Theologe
- Heinrich Compenius der Jüngere (um 1565-1631), Orgelbauer
- Friedrich Koenig (1774-1833), Buchdrucker und Erfinder
- Carl Bernhard Trinius (1778-1844), Mediziner, Leibarzt des russischen Zaren
- Friedrich August Quenstedt (1809-1889), Geologe und Paläontologe
- Werner Lindner (1883-1964), Architekt und einer der wichtigsten Vertreter des Heimatschutzes in Deutschland
- Hermann Lindrath (1896-1960), CDU-Politiker
- Franz Uhle-Wettler (* 1927), Generalleutnant der Bundeswehr
- Ute Starke (* 1939), Turnerin, Weltmeisterin
- Lutz Teschner (* 1945), Theater- und Filmschauspieler
- Klaus-Peter Stieglitz (* 1947), Generalleutnant der Luftwaffe der Bundeswehr, Inspekteur der Luftwaffe
- Gudrun Berend (* 1955), Leichtathletin
- Dolores Rente (* 1959), Politikerin der Wahlalternative - Arbeit & Soziale Gerechtigkeit
- Thomas Lange (* 1964), zweifacher Olympiasieger im Rudern
- Timo Hoffmann (* 1974), Profiboxer
- Marco Kurth (* 1978), Fußballspieler
- Jana Bach (* 1979), Pornodarstellerin und 9Live-Moderatorin
Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Heilige Gertrud von Helfta auch Gerdrut die Große (1256-1302), Zisterzienserin im Kloster Helfta, Dichterin, die bedeutendste deutsche Mystikerin
- Heilige Mechthild von Hackeborn (1241-1299), Zisterzienserin im Kloster Helfta, Mystikerin und Dichterin
- Heilige Mechthild von Magdeburg (1208/1210-1282), Zisterzienserin im Kloster Helfta, Mystikerin und Dichterin
- Hermann von Salm, auch Graf Hermann von Salm-Luxemburg, war Gegenkönig Heinrich IV.. Er residierte im Eisleber Wasserschloss.
- Carl Eitz (1848 - 1924), Erfinder des Reinharmoniums und des Tonwortsystems, Musikpädagoge
- Johann Spangenberg (1484-1550), evangelischer Theologe und Reformator, starb in Eisleben
- Georg Major (1502-1574), lutherischer Theologe., war von 1550 bis 1551 hier Superintendent
- Nicolaus Voigtel (1658-1713), Geometer, Bergbeamter und Autor, starb in Eisleben
- Eduard Fein (1813-1858), Jurist und verdienter Forscher auf dem Gebiet des römischen Recht, fand in der Nähe von Eisleben den Tod
- August Oetken (1868-1951), Prof., Kirchenmaler und Mosaizist, 1902 ff. Ausmalung Luther Geburtshaus und Kirchenfenster der Petri-Pauli-Kirche und Heiligen Geist Stift
Literatur
- Sabine Bree: Lutherstadt Eisleben. Stadtführer. Verlag Communication und Techniques, Thedinghausen 1996, ISBN 3-9804949-0-X
- Burkhard Zemlin, Reinhard Feldrapp: Lutherstadt Eisleben. Gondrom, Bindlach 1993, ISBN 3-8112-0804-7
- Holger Brülls: Synagogen in Sachsen-Anhalt. Verlag für Bauwesen, Berlin 1998, S. 118ff, ISBN 3-345-00653-7
- Andreas Stedtler: Die Akte Lenin. Eine Rettungsgeschichte mit Haken. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2006, ISBN 3-89812-329-4
- Hermann Größler: Das Werden der Stadt Eisleben. Ein Beitrag zur Heimatkunde. Erster bis Fünfter Teil (In einem Band). Eisleben 1909, Selbstverlag (Einzelabdruck in Mansfelder Blätter)
- Hermann Größler: Urkundliche Geschichte Eislebens bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts. Dingsda-Verlag, Querfurt 1992, ISBN 3-928498-17-7
- Hermann Größler: Vom Einzelhof zum Stadtkreis. Ein Blick auf die Entwicklung der Stadt Eisleben. Querfurt 1992, ISBN 3-928498-18-5
- Hermann Größler: Sagen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung. Dingsda-Verlag, Querfurt 1992, ISBN 3-928498-02-9
- Hermann Größler: Nachlese von Sagen und Gebräuchen der Grafschaft Mansfeld. Dingsda-Verlag, Querfurt 1991, ISBN 3-928498-07-X
- Gerlinde Schlenker (Hrsg.): Protokollband zum Kolloquium anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Eislebens am 23. November 994. Verlag Janos Stekovics, Halle 1995, ISBN 3-929330-52-0
- Marion Ebruy, Klaus Foth: Stadtführer Eisleben. Zu Fuß durch eine tausendjährige Stadt. Mansfelder Heimatverein, Eisleben 2002, ISBN 3-00-010617-0