Jóannes Patursson (* 6. Mai 1866 in Kirkjubøur/Färöer, † 2. August 1946) war ein färöischer Bauer, Dichter und nationalistischer Politiker.
Jóannes wurde 1866 als ältester Sohn des Großbauern von Kirkjubøur geboren. Dieses Gut besteht seit dem 11. Jahrhundert, war bis zur Reformation 1536 der Bischofssitz der Färöer und wurde nach der Einziehung des gesamten Kirchenlandes durch Christian III. der größte königlich dänische Lehnshof der Färöer – bis heute. Jóannes Patursson sollte zu einem der einflussreichsten Färinger seiner Zeit werden.
Jóannes wuchs auf dem traditionsreichen Hof in einem Umfeld auf, in dem das färöische Brauchtum in besonderer Weise gepflegt wurde. Hier traf man sich seit Jahrhunderten zum Kvøldseta, dem abendlichen Beisammensein, erzählte sich alte Geschichten, sang färöische Balladen und pflegte den färöischen Kettentanz. Das alles in einer Zeit, wo die färöische Schriftsprache aufgrund ebendieser mündlichen Traditionen gerade erst wiederentdeckt wurde, aber noch einen langen Weg vor sich haben sollte.
Jóannes wurde zur landwirtschaftlichen Ausbildung nach Norwegen geschickt. Dort geriet er in Kontakt mit der norwegischen Nationalbewegung, die ebenso einen Kampf um ihre Sprache führte, die immer mehr vom Dänischen beeinflusst war, bis hin zu einer Assimilierung.
Zuhause in Tórshavn, der färöischen Hauptstadt in der Nähe des Patursson-Hofs, war Dänisch zu dieser Zeit die alles bestimmende Sprache. Dennoch war es eine Zeit des nationalen Aufbruchs. Bereits 1856 war der dänische Monopolhandel über die Färöer aufgehoben worden, und die Insulaner erlebten eine rasante wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung von einer mittelalterlichen Agrargesellschaft zu einer modernen Fischereination.
1888 kam es dann zum berühmten Weihnachtstreffen der Färöer, mit Jóannes Patursson als einem der Hauptakteure. Er schrieb eigens hierfür die Schlachthymne Nú er tann stundin komin til handa (Nun ist die Stunde zum Handeln gekommen). Angeblich war der 22jährige Patursson auf dem Weihnachtstreffen zu schüchtern, seine Hymne selber vorzutragen, sodass sein älterer Landsmann Rasmus Effersøe (1857 – 1916) diese Ehre hatte.
Nú er tann stundin komin til handa reicht in der poetischen Qualität zwar nicht an sein späteres Werk heran, aber es wurde Symbol für den Kampf um die färöische Sprache und Kultur, das später zum Beispiel seinem 15 Jahre jüngeren Landsmann Janus Djurhuus zu dessen „linguistischer Taufe“ verhelfen sollte.
1906 gründete Jóannes Patursson die Selbständigkeitspartei Sjálvstýrisflokkin.
1939 war Jóannes Patursson wieder Parteimitbegründer, diesmal der Volkspartei Fólkaflokkurin, deren erster Vorsitzender er wurde.