Gleitschirm

Luftsportgerät
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. November 2004 um 12:42 Uhr durch Martin-D (Diskussion | Beiträge) (Bild eingefügt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Gleitschirm (offizielle Bezeichnung: Gleitsegel in Deutschland und Paragleiter in Österreich) ist ein Luftsportgerät, das aus einer Kappe besteht und durch Fangleinen mit einem Gurtzeug verbunden ist. Gleitschirme nutzen wie Segelflugzeuge neben dynamischen Winden vor allem die Thermik, sodass mit ihnen Höhen bis über 4000 m und Weiten bis über 400 km erreicht werden. Entwickelt haben sich die Gleitschirme, die einen kleinen Gleitwinkel haben, aus den Flächen-Fallschirmen.

Gleitschirm im Flug

Aufbau

Die Kappe ist eine elliptische Tragfläche aus Nylon-Stoff, der durch die so genannte Ripstop-Technik besonders reißfest gewebt ist. Häufig ist sie auf der Oberseite mit Silikon beschichtet, um eine längere Lebensdauer durch bessere Mechanische und UV-Beständigkeit zu erreichen.

An der Vorderseite der Kappe befindet sich die Eintrittskante mit mehreren Öffnungen, durch die die einzelnen Kammern beim Aufziehen des Gleitschirms gefüllt werden. Durch den entstehenden Staudruck wird die Kappe versteift, so dass ein möglichst gutes Flügelprofil entsteht, an welchem eine Luftströmung anliegt und Auftrieb erzeugt.

Die von der Segelunterseite herablaufenden Fang- und Steuerleinen werden zu Stammleinen zusammengefasst, die wiederum in Leinenschlösser eingehängt sind. Über ein Gurtband wird so der Gleitschirm mit den Karabinern am Gurtzeug des Piloten verbunden. Gesteuert wird ein Gleitschirm durch je eine Steuerleine auf der rechten und linken Seite sowie durch Gewichtsverlagerung des Piloten.

Technische Daten

Die Kappe von einsitzigen Gleitschirmen hat eine Fläche von ca. 20 bis 35 und eine Spannweite von 10 bis 13 Metern. Das zulässige Startgewicht, also das Gewicht des Piloten mit seiner gesamten Ausrüstung inkl. Gleitschirm, liegt zwischen 60 kg bei Schirmen mit kleiner Fläche und endet bei ca. 130 kg. Gleitschirme für den Tandemflug sind bis zu 250 kg zugelassen und haben eine Fläche von ca 40-43 m².

 
Gleitschirm über Baden-Baden

Zulassung und Prüfung

Gleitschirme müssen in Deutschland und Österreich von einer anerkannten Prüfstelle zugelassen sein, bevor man mit ihnen fliegen darf. In der Schweiz ist das nur für Gleitschirme, die während der Ausbildung und an Prüfungen verwendet werden, nötig. Vom deutschen Luftfahrt-Bundesamt und der österreichischen Luftfahrtbehörde wurde diese Aufgabe an den Deutschen Hängegleiterverband (DHV) übertragen, der für jedes Modell eine Musterprüfung durchführt. Der Hersteller führt dann an jedem hergestellten Gleitschirm eine Stückprüfung durch und bestätigt die Übereinstimmung mit dem geprüften Muster.

Ähnlich wie Automobile müssen in einigen Ländern (z.B. Deutschland) Gleitschirme in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Das Nachprüfintervall beträgt üblicherweise 2 Jahre, wird aber vom Hersteller individuell festgelegt.

Klassifizierung

Im Rahmen der Zulassung werden Gleitschirme in Klassen, die unterschiedliche Ansprüche an das Pilotenkönnen stellen, eingeteilt. Für Anfänger geeignet sind Schirme der Klasse 1 oder 1-2, die Klassen 2 und 2-3 setzen mehrjährige Erfahrung und regelmäßige Flugpraxis voraus und die Klasse 3 ist nur besonders routinierten Piloten zu empfehlen.

Die Klassifizierung richtet sich lediglich nach der Flugsicherheit und nicht nach Leistungsmerkmalen.

Wettkampfschirme haben meist keine Zulassung, sondern werden im Rahmen einer Breitenerprobung geflogen. Die Qualifikation hierzu müssen interessierte Piloten jedoch gesondert nachweisen.

Leistung

Ein moderner Gleitschirm hat einen Geschwindigkeitsbereich von ca. 22 bis 50 km/h, wobei die Trimmgeschwindigkeit, also die Geschwindigkeit ohne Betätigung der Bremsen, zwischen 33 und 37 km/h liegt. Durch gleichzeitige Betätigung beider Steuerleinen wird die Wölbung des Segels verändert. Hierdurch vermindert sich die Flugeschwindigkeit auf ca. 20-25km/h. Aktuelle Seriengeräte fliegen im beschleunigtem Zustand bis zu 55 km/h schnell, Hochleister für den Wettkampf bis zu 70 km/h.

Die Gleitleistung moderner Gleitsegel der Serienklasse liegt bei über 8:1, d.h. ein Meter Höhe wird in 8 Meter horizontale Strecke umgesetzt. Wettkampfschirme sind kurz davor, ein Gleitverhältnis von 10:1 zu erreichen, liegen damit aber immer noch deutlich hinter Hängegleitern. Die minimale Sinkgeschwindigkeit liegt bei 1,0 Meter/Sekunde, im Trimmflug ist diese um 0,3 Meter/Sekunde höher.

Flüge von über 100 Kilometern sind heute keine Seltenheit mehr, es wurden schon Distanzen von über 400 Kilometern geflogen.

Siehe auch: Gleitschirmfliegen, Notschirm, Hängegleiter, Fallschirmspringen, Gleitfallschirm Wuppen

  • [1] Physikalische Grundlagen 1 (pdf)
  • [2] Physikalische Grundlagen 2 (pdf)
  • [3] Physikalische Grundlagen 3 (pdf)
  • [4] Homepage des Schweizerischen Hängegleiterverbandes
  • [5] Homepage des Deutschen Hängegleiterverbandes
  • [6] Gleitschirm-Online. Fachzeitschrift mit Artikeln zu diversen Themen
  • [7] Gleitschirm-FAQ. Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene Gleitschirmpiloten, Bildergalerien, ...