Peter August Böckstiegel

deutscher Maler
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Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebd.) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Leben

Böckstiegel, geboren am 7. April 1889, wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Nach der Volksschule in Werther absolvierte er eine Malerlehre im benachbarten Bielefeld. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte seine künstlerischen Fähigkeiten und förderte ihn. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Lehre 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Bielefeld.

1912 Besuch der Sonderbund Ausstellung in Köln. Er begegnet Werken von Paul Gauguin, Paul Cézanne und Vincent van Gogh, Pablo Picasso und Edvard Munch.

1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er Conrad Felixmüller kennenlernte, dessen Schwester Hanna er 1919 heiratete. Aus der Ehe entstammten zwei Kinder (Sonja 1920-2005 und Vincent 1925-2007).

Über 1000 seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten wurden 1945 bei der Bombardierung Dresdens vernichtet. Nach 1945 lebte der Maler wieder in seinem Geburtsort Werther, wo er 1951 verstarb und auf dem Wertheraner Friedhof begraben liegt.

Seine Bilder und Arbeiten sind in Ausstellungen in Europa aber auch in den USA gezeigt worden. Teile seines Werkes befinden sich in großen Sammlungen und Museen (u. a. in Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, Münster, Bielefeld und Los Angeles) Heute zählt er zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus der 2. Generation (1913-1925)

Biografie

1889 geboren in Werther/Arrode

1895 Besuch der Volksschule

1903 Beginn einer Maler- und Glaserlehre in Bielefeld

1906 Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld

1912 Besuch der Sonderbund Ausstellung Köln

1913 Studium an der Königlich Sächsischen Kunstakademie der bildenden Künste in Dresden

1915 - 1919 Landsturmmann im I. Weltkrieg in Russland, Rumänien und der Ukraine

1919 Heirat mit Hanna Müller, Schwester seines Freundes Conrad Felixmüller, Eintritt und Engagement in der "Dresdner Sezession 1919"

1920 Geburt der Tochter Sonja; die Dresdner Akademie der Künste gewährt Böckstiegel das Carlo-Torniamentische Reise-Stipendium

1921 Böckstiegel erhält, da er den Sächsischen Staatspreis als Preußischer Bürger nicht erhalten kann, mit dem "Ehrenzeugnis und dem dazugehörigen Geldpreis" ausgezeichnet.

1925 Geburt Sohn Vincent

1928 Verleihung des Dürerpreises der Stadt Nürnberg

1929 Böckstiegel fertigt seine ersten plastischen Arbeiten

1933 Entfernung seines Gemäldes „Bauernkind mit Äpfeln" aus der Städtischen Galerie Dresden

1937 weitere 90 Arbeiten werden als entartet aus öffentlichen Sammlungen und Galerien entfernt, Ausstellungsverbot

1945 Bombardierung von Dresden, Zerstörung seines Ateliers am Antonplatz 1, über eine Vielzahl seiner Werke (Aquarelle, Gemälde, Zeichnungen, Plastiken, Druckstöcken, Radierplatten) werden zerstört.

1945 ständiger Wohnsitz wieder Arrode 1. Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945"

1949 Böckstiegel kehrt erstmals nach dem Krieg nach Dresden zurück und beteiligt sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Mit seinem Sohn Vincentdarf er die Ruine seines Atelierhauses am Antionplatz 1 betreten, um im verschütteten Keller nach Plastiken zu suchen.

1951 unerwarteter Tod in seinem Geburtshaus in Werther

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute

Böckstiegel gilt als Expressionist der 2. Generation (1913-1925). Sein Frühwerk ab 1910 ist noch impressionistisch verhaftet.

Wichtige Preise

1920 Carola-Torniamentischer Reisepreis der Dresdener Akademie der Künste

1921 großer sächsischer Staatspreis

1928 Dürerpreis der Stadt Nürnberg

Werke

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen.

Trivia

  • Seine Geburtsstadt präsentiert sich heute unter der Slogan „Böckstiegel-Stadt Werther“.
  • Das Peter-August-Böckstiegel-Haus, sein Geburtshaus in Werther, in dem er in den Sommermonaten lebte und arbeitete und das immer wieder zum Ausgangspunkt seiner Werke wurde, ist in seiner ursprünglichen Art erhalten und in der authentischen Einbindung in die westfälische Landschaft ein kultureller und touristischer Anziehungspunkt. Durch Farbgebung, Schnitzereien, Mosaike und Glasfenster gestaltete Böckstiegel das Haus zu einem Kunstwerk. Zu sehen sind neben Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen, Grafiken auch Plastiken verschiedener Schaffensperioden aus dem Nachlass des Künstlers.
  • Entlang der Schloßstraße führt der Böckstiegel-Pfad durch Werther. Anhand der 15 ausgeschilderten Stationen erfährt man über Leben und Werk in der Landschaft in der er zu Lebzeiten seine Motive suchte.
  • Während seiner Malerlehre musste Böckstiegel die Strecke von Werther nach Bielefeld täglich zu Fuß gehen. Daran knüpft symbolisch der „Böckstiegel-Lauf“ an, eine Laufveranstaltung des LC Solbad Ravensberg.
  • Der Verein „P. A. Böckstiegel Freundeskreis“ vergibt 2007 erstmalig den „Peter August Böckstiegel-Preis“ an junge Kunstschaffende. Die Auszeichnung richtet sich an bildende Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren aus den Kunstgattungen Malerei, Grafik und Skulptur, deren Geburts-, Wohn- oder Arbeitsort in Ostwestfalen-Lippe liegt. Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert; dem Gewinner winkt zusätzlich eine Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld. Erste Preisträgerin ist die gebürtige Herforderin Nicole Schuck aus Berlin.
  • Mit dem Tod Vincent Böckstiegels erbte der Kreis Gütersloh die Werke Peter August Böckstiegels und das Böckstiegel-Haus mit der Verpflichtung, beides - Haus und Werke - in eine zu gründende Stiftung einzubringen. Aufgabe dieser Peter August Böckstiegel Stiftung wird es sein, Haus und Werke zu erhalten und der Öffentlicheit zugänglich zu machen.