Das Kloster Hradiště (Hradischt) war ein Zisterzienserkloster in Böhmen im heutigen Tschechien.
Lage
Das Kloster lag im Ort Klášter Hradiště nad Jizerou, rund zwei km westlich der Stadt Mnichovo Hradiště (Münchengrätz) und rund 15 km nördlich von Mladá Boleslav (Jung-Bunzlau) am rechten Ufer des Flusses Jizera (Iser).
Geschichte
Die Zisterzienser sollen in Hradiště eine ältere Benediktinerniederlassung übernommen haben; dies gilt als umstritten. Das Zisterzienserkloster entstand 1145 oder 1177. Beide Jahreszahlen werden in den Zisterzienser-Annnalen und in der Plaßer Chronik Tilia Plassensis genannt.[1] Es war eine Tochtergründung von Kloster Plasy (Plaß), das selbst eine Tochter von Kloster Langheim in Oberfranken aus der Filiation der Primarabtei Morimond – Kloster Ebrach war. Es wird vermutet, dass die Klostergründung von einem Mitglied des Adelsgeschlechts der Markwartinger erfolgte. Für das Jahr 1184 ist ein Abt Thidricus belegt. In den Hussitenkriegen wurde das Kloster gebrandschatzt und geplündert. Anschließend wurde es nicht mehr erneuert. Sein Ende wird mit 1420 angegeben. Im Jahr 1556 erwarb Jiři von Labouň die Klosterherrschaft und ließ anstelle des Klosters ein Schloss errichten. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts dürfte noch ein Teil des Klosters gestanden haben. 1852 wurde anstelle des Schlosses eine Brauerei errichtet, die nach einem Brand 1869 umgebaut wurde; 1921 wurden die Ruinen der Klosterkirche teilweise abgebrochen.
Bauten und Anlage
Das Kloster wurde – ungewöhnlich für eine Zisterzienseranlage – auf einem Berg errichtet (vgl. Kloster Disibodenberg, Kloster Wörschweiler), der außer nach Norden überall steil abfällt. Im Norden steht – möglicherweise an der Stelle eines älteren Gebäudes – die heutige Pfarrkirche aus dem Jahr 1560. Die Ruinen der Klosterkirche, die auf die Zeit um 1230 datiert wird, befinden sich südlich davon. Die nördliche Langhauswand weist ein heute noch erhaltenes monumentales Eingangsportal in gotischen Formen mit Pflanzenornamentik auf. Ein weiteres, dem gleichen Meister zugeschriebenes Portal ist in die Nordwand der Pfarrkirche eingesetzt. Die Klosterkirche war 75 m lang; von ihr haben sich nur geringe Reste erhalten. Unter dem Chor liegt ein zweischiffiger Raum, der das Hanggefälle ausglich. Vom Chor ist nur die Nordwand mit einem romanischen Rundbogenfenster erhalten, an deren Südseite neuere Wohnbauten angefügt wurden. Der für den böhmisch-mährischen Raum neuartige Chor war ein rechteckiger Umgangschor ähnlich wie in Kloster Georgenthal, Kloster Riddagshausen, Kloster Ebrach, in Stift Lilienfeld oder in Dore Abbey (England); dies dürfte u.a. auf das Vorbild der zweiten Klosterkirche in Kloster Morimond zurückgehen. Das Querschiff ragte beiderseits nur um je ein Joch über den Chor hinaus, ein Teil der Ostwand des Nordarms mit einem Rundbogenfenster ist erhalten. Das Langhaus hatte sechs Joche im Mittelschiff wie in den Seitenschiffen; der Aufriss läßt sich nicht mehr ermitteln. Die Klausur lag rechts von der Kirche (im Süden).
Literatur
- Jiři Kuthan: Die mittelalterliche Baukunst der Zisterzienser in Böhmen und in Mähren, Deutscher Kunstverlag München, Berlin, 1982, S. 45 ff., ISBN 3-422-00738-5;
- 900 let cisterciáckého řádu. Sborník z konference konané 28.-29. 9. 1998 v Břevnovském klášteře v Praze, Praha 2000, ISBN 80-901587-7-3; darin: Petr Sommer/Jiří Waldhauser, Nová etapa archeologického výzkumu opatského chrámu cisterciáckého kláštera Hradiště nad Jizerou (1995 az 1999). S. 47-62.
Anmerkungen
- ↑ Kateřina Charvátová: Dějiny cisterckého řádu v čechách 1142-1420. Karolinum 1998, S. 285.