
Schloss Neuwied ist das ehemalige Residenzschloss der Grafen und Fürsten zu Wied in Neuwied, einer Kreisstadt im nördlichen Rheinland-Pfalz. Bis 1804 war das Schloss Regierungssitz des Fürstentums Wied. Das Schloss liegt im nördlichen Teil der Innenstadt von Neuwied in unmittelbarer Nähe des Rheinufers und südlich der Mündung des Flusses Wied in den Rhein.
Geschichte
Vor dem Bau des Schlosses in Neuwied hatten die Grafen zu Wied über 500 Jahre lang ihren Stammsitz auf Burg Altwied im Wiedtal. Weil inzwischen die Bausubstanz der Burg Wied, wie sie damals noch genannt wurde, begann baufällig zu werden und auch weil die Burg und deren Lage den Erfordernissen der beginnenden Neuzeit in militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht mehr genügte, beschloss Graf Friedrich III. zu Wied seinen Herrschaftssitz in der Nähe des Rheins zu verlegen.
Zunächst begann er 1648 mit dem Bau des Schlosses Friedrichstein im heutigen Neuwieder Stadtteil Fahr und einer kleinen Festung zu Langendorf, die er „Neuenwied“ nannte und bereits mit Schloss bezeichnet wurde. Das Dorf Langendorf wurde im Dreißigjährigen Krieg weitgehend zerstört. Gleichzeitig lässt er von Kaiser Ferdinand III. die bereits 1357 für Nordhofen im Westerwald gewährten, aber nicht verwirklichten Stadtrechte auf die neue Siedlung Neuwied übertragen (1652).
Planmäßige Anlage der Stadt Neuwied.
Trotz seiner Befestigung wird dieser erste Bau durch die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1694 in Brand gesteckt und zerstört.
Nach Plänen des nassau-weilburgischen Baumeisters Julius Ludwig Rothweil wurde 1706 damit begonnen die Residenz neu zu bauen, fertiggestellt wurde sie erst in den Jahren von 1748 bis 1756 unter einem Behagel von Adlerskron aus Frankfurt, der ab 1757 auch die nahe gelegene wiedische Sommerresidenz Schloss Monrepos baute.
Die Baupläne Rothweils sahen eine im deutschen Barock beliebte Hufeisenanlage nach dem Vorbild von Versailles vor. Die in der ersten Planung vorgesehenen Verbindungsbauten wurden jedoch nicht ausgeführt, so dass drei selbstständige Gebäude um den Schossinnenhof entstanden sind.
Der Aussenbau des Hauptgebäudes (Corps de Logis,) wurde 1711 vollendet, der Innenausbau 1713. Gleichzeitig wurde mit dem Bau der beiden Flügelbauten begonnen, die aber erst rund 40 Jahre später fertig gestellt wurden. In dieser Zeit wurde auch der hinter dem Schloss in nördlicher Richtung liegende Schlosspark angelegt, zuerst als Garten bezeichnet. In den Jahren 1869 bis 1873 wurde das Hauptgebäude erneuert, am Außenbau in den Formen Rothweils, innen zum Teil in neubarocken Formen.
Anlage
Schloss
Das Schloss ist als offene Dreiflügelanlage auf die Stadt ausgerichtet. Das Hauptgebäude ist ein zweigeschossiger breitlagernder Bau mit Mansarddach und war ursprünglich von einem Dachreiter gekrönt. Die Hoffront besteht aus einem giebelbekröntem Mittelrisalit von drei Achsen und schlichten fünfachsigen Seitenteilen, gequaderten Ecklisenen und ein um den ganzen Bau verkröpftes Kaffgesims. Der Hauptbalkon über vier dorischen Säulen und die seitlichen Auffahrtrampen.
die Seitenfronten dreiachsig mit Balkon in der Mitte;
In der bis dahin in Deutschland seltenen symmetrischen Gliederung des Baugefüges äußert sich vielleicht eine Abhängigkeit von Davilers Idealentwurf (Architekturtraktat).
Treppenhaus mit offenen Arkaden Arkade zum oberen Vestibül, an den Voutendecken Voute Stuckfiguren der Jahreszeiten und Reliefs von vier Tugenden. der zweigeschossige rechteckige Festsaal geht im oberen Teil durch ganz herumgeführte Balkons in ein Achteck über. Treppenhaus, oberes Vestibül und Festsaal wurden 1714-1715 von Giovanni Battista Genome und Eugenio Castelli stuckiert Stuck, nicht mehr in den kräftigen Farben des Hochbarocks, die Akanthusranken Akanthus (Ornament) bereits flächig werdend und in Bandelwerk übergehend.
Die senkrecht zum Hauptbau isoliert stehenden schlichten Nebentrakte ebenfalls 1707 begonnen, 1748-1756 von Behagel von Adlerskron in den Formen Rothweils vollendet. Einstöckiger siebenachsiger Mittelteil, flankiert von zweistöckigen dreiachsigen Eckpavillons, alle mit Mansarddächern. Das den Ehrenhof nach Süden abschließende Eisengitter von 1887, die Tordurchfahrt in der Mitte von zwei quadratischen, überdeckten Wachhäuschen aus den Jahren 1719-1720 flankiert.
Schlosspark
Zwischen dem Schloss und der Mündung der Wied in den Rhein wurde mit beginn des Schlossbaues die damaligen Weinfelder (??) in einen französischen Garten mit Fasanerie, später unter Fürst Friedrich Karl (1791-1802) in einen Park umgewandelt. Darin die ehemalige Fasanerie, zweistöckiger Pavillion von fünf zu zwei Achsen nach Moreau d'Orgeval.
Heutige Nutzung
Das Schloss ist weiterhin Sitz der Familie zu Wied und Verwaltungsgebäude für die Besitzungen des Fürsten. Das Schloss und das Schlossgelände ist nicht zugäglich. Eine Aussenbesichtigung ist insoweit möglich, dass das Schloss von der vorbeiführenden Durchgangsstasse und von dem am Rhein entlang führenden Deich gut gesehen werden kann. Ein Teil des Schossparks ist öffentlich zugänglich.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler - Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag. 1984. ISBN 3-422-00382-7
- Heiko Laß: Der Rhein, Burgen und Schlösser von Mainz bis Köln. Michael Imhof Verlag. 2005. ISBN 3-937251-64-2