Fellerdilln ist seit der Gebietsreform 1976 ein Ortsteil der hessischen Stadt Haiger und liegt zwischen dem Rothaargebirge und den Ausläufern des Westerwaldes am Oberlauf des Flusses Dill, der für die Namensgebung des Ortes hauptverantworlich ist. Der Ort hat etwa 1.420 Einwohner und liegt im Lahn-Dill-Kreis in der Nähe der Autobahn A 45, zu erreichen über die Abfahrt Haiger-Burbach oder über die Bundesstraße 277.
Geographie
Das Ortsbild ist geprägt von alter Kulturlandschaft. Die Haubergswirtschaft, die seit Jahrhunderten die Landschaft in der Region prägte, wird nach wie vor in Handarbeit betrieben. Hier wird das Heizmaterial für die Winter beschafft, auch die Gartenmöbelindustrie nutzt das Holz der Eichen. Der im Rahmen der Hauberge entstandene Niederwald, der hauptsächlich aus Birken und Eichen besteht, ist ein ökologisch bedeutsamer Lebensraum.
Ein ausgedehntes Wanderwegenetz bietet zudem Wanderern und Natursuchenden ideale Erholungsmöglichkeiten. Der Weitwanderweg Rothaarsteig, der durch die waldreiche Mittelgebirgslandschaft bis nach Brilon in Nordrhein-Westfalen führt, streift den Ort an seiner Westseite.
Der Niedergang der Landwirtschaft in den 1960er Jahren, hat sich bis heute fortgesetzt. Außer einem Landwirt sind nur noch einige Pferdehalter im Ort, die Grünlandflächen bewirtschaften. Ackerbau wird fast nicht mehr betrieben, da der karge Boden nur schwer zu bearbeiten ist.
Geschichte
Zuerst urkundlich erwähnt wurde Fellerdilln im Jahre 1294, als Fellerdiller Bürger als Siegler und Schöffen auftraten. Die Ansiedlung ist jedoch bedeutend älter. So wurde beim Neubau eines Wohnhauses in der Rommelstraße ein vollkommen intakter Rennofen gefunden, der auf das Jahr 1000 (oder noch früher um 700 n. Chr.) datiert werden konnte. Dieser Fund belegt die frühe Eisenverhüttung in dieser Gegend.
Offiziell ist seit 1607 der Name Fellerdilln, auch Diln, Dylln, veler Dylln oder Felerdiln genannt, die Namensgebung des Dorfes, die aus dem Fluss Dill und den umliegenden Feldern entstanden ist. Jedoch wird auch angenommen, dass Fellerdilln eine keltische Siedlung ist, da das keltische Wort Fell (= Pferd) auf eine Wildpferde-Population hinweisen kann und sich auch im Mundart-Namen Roßphe für die Orte Ober- und Niederroßbach wiederfindet. Interessanterweise hat sich der Name Dilln im Sprachgebrauch der Umgebung, angelehnt an eine alte Urkunde aus dem Jahre 1000, nachweislich für "den Ort an der Dilena (Dill) gelegen", bis auf den heutigen Tag für das heutige Fellerdilln gehalten.
Als im Jahre 1447 für die gesamte Grafschaft Nassau eine allgemeine Schatzungsliste (Steuerliste) erstellt wurde, wurden zur Unterscheidung der Orte an der Dill die Name, Fellerdilln und Offdilln (Ufdilln) festgeschrieben. In dieser Liste sind 15 steuerplichtige Personen, 13 Haushaltungen, 15 Pferde, 29 Kühe, 6 Winterlinge, 1 Kalb, 92 Schafe, 15 Ziege und 21 Schweine verzeichnet.
In unterschiedlichen Urkunden, aus den Jahren 1294, 1343, 1354, 1367 findet man Bürger aus Fellerdilln, die als Siegler, bei Vermögensübetragungen zugegen waren (Quelle: Haigerer Hefte).
1532 in der Türkensteuerliste finden sich 21 Bürger, die Steuern zahlen müssen. Zehn Jahre später waren es im Mannbuch von Haiger 23 Bürger.
1551 wurde eine Kirche errichtet und 1566 gab es in Fellerdilln 47 Gebäude, 34 Pferde, 175 Kühe, 53 Rinder, 405 Schafe und 88 Schweine. Reichell (???) ist Hemmberger (Heimberger) Schatzungsliste des Amptes Heyger.
1567 Graf Johann VI, auch Johann der Ältere genannt, beendet die Leibeigenschaft in Nassau Dillenburg.
1578-1590 tritt Fellerdilln wie auch das benachbarte Siegerland, auf Anordnung des Hauses Nassau,durch Johann den älteren, der Reformierten Kirche bei.
1593 Reichell ist Heimberger (Ortsvorsteher)
1595 Hutestreit zwischen Nidderosphe und Fellerdilln,dieser Hutestreit um die Felder an der Dill, wird zugunsten Fellerdilln, durch das Haus Nassau entschieden.
Am 30. September 1609 wurde die Genehmigung erteilt, am Ortsrand eine Hochofenhütte zu bauen. Durch den Mangel an Kohlen (Holzkohle) konnte der Ofen jedoch nur 12 Tage im Jahr betrieben werden
1615 wurde die Kartoffel in Hessen eingeführt.
1616 Heinrich Bieler war Schöffe in Haiger.
1684 starb ein begüterter Schmied, der schneller laufen konnte, als sein Pferd.
1796-1806: Fellerdilln hat sehr oft große Notlagen erleben müssen. So haben die Napoleonischen Kriege für Fellerdilln erhebliche Nachteile gebracht, da die Bürger die Verpflegung für die Truppen aufbringen mussten. Gerade in der Zeit vom 24. Februar bis zum 4. März 1796 war es besonders schlimm, da die Wintervorräte der Familien zu Ende gingen. Nach der Schlacht in der Kalteiche lagen Hunderte von Toten und Verwundeten in der nahen Kalteiche (504 m NN) und wurden von den Bürgern Fellerdillns und aus den nahen Orten versorgt und begraben. Auch in späteren Jahren haben diese Kriege große Opfer von den Bürgern gefordert.
Am 25. Mai 1827 hallte der Ruf Feuer, Feuer durch den Ort. Durch das unvorsichtige Hantieren mit offenem Licht ist in der neuen Strasse, der heutigen Brunnestrasse, ein Großfeuer ausgebrochen, dem nicht nur der ganze Straßenzug, sondern auch die neue Kirche mit zwei Glocken zum Opfer gefallen ist. Der Amtman Chelius aus Dillenburg schrieb dazu:
- Am 24 may ist die Stadt Haiger bis auf die Grundmauern in Asche gefallen, anderntags hat es Fellerdilln schwergetroffen, sogar die neu Kirch ist mit den 2 Geleuthen verbrennet. (Quelle: Haigerer Hefte)
Immer wieder haben sich die Fellerdillner aber aufgemacht, die Schäden nach ihren Möglichkeiten zu reparieren. So ist die alte Schule auf dem Neubau der Kirche im Obergeschoss dieser entstanden, die halb Kommune, halb Kirchengemeinde war. Erst 1973 wurde dieser Zustand aufgehoben und die Kirchengemeinde ist seitdem alleinige Eigentümerin. Auch dem Ersten und Zweiten Weltkrieg fielen viele Fellerdillner zum Opfer. Sie sind auf dem Ehrenmal verzeichnet, welches nun auf dem neuen Friedhof eine festen Platz gefunden hat.
1882 erwarb der Landmann August Steiner 2 Kuxe der Grube Neuerglück der Gewerken des August Franz zu Fellerdilln im Kreise Dill des Regierungsbezirks Wiesbaden des Oberbergamtes Bezirk Bonn.
1905 Daniel Weber,der Pädagoge,Wissentschaftler und Literrat,hat in seinen Jugenderinnerungen eindrucksvoll seinen Heimatort gewürdigt."Ich träume mich als Kind zurücke und schüttle mein greises Haupt;wie sucht ihr mich heim,ihr Bilder die so lang ich vergessen geglaubt".So singt Adalbert v.Chamisso, und ich fühle es ihm nach,wenn auch kein Schloß mit stolzen Zinnen und schattigen Gehegen vor meinem Geiste auftaucht,sondern ein friedliches Dörfchen mit seinen Strohdächern und Obstbäumen. In dem entlegenen Dilltale liegt mein Heimatdorf Fellerdilln.
(Buch Info:Horst.Pulverrich@t-online.de)
1914 wurde die Eisenbahnstrecke Dillenburg-Siegen in Betrieb genommen. Fellerdilln hat aber keinen eigenen Bahnhof, jedoch Anschluss über den Bahnhof Dillbrecht, der zwischen den beiden Gemeinden liegt. Dieser Bahnhof ist heute über einen kurzen Fussweg und eine Zufahrtstraße zu erreichen ist.
1932 wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet, die dann 1933 eine Motorspritze bekam. Daher ist auch der Rufname Ehmer (= Eimer) für die Fellerdiller entstanden, da man bis dahin nur über Feuereimer verfügte.
1939 lebten 687 Einwohner in Fellerdilln.
1946 fanden die ersten Freien Wahlen im Ort statt, Bürgermeister wurde Wilhelm Benner.
1951 wurde der Verein für Leibesübungen, Grün Weis, VFL Fellerdilln gegründet.
1952 wurde die katholische Kirchengemeinde zu den "Heiligen Engeln" Bestandteil des religiösen Umfeldes.
1969 bekam die Feuerwehr ihr erstes Fahrzeug.
1973 begann der Bau des Dorfgemeinschaftshauses und 1976 hörte Fellerdilln als eigenständige Gemeinde auf, zu existieren. Die Gebietsreform ordnete Fellerdilln der Stadt Haiger zu, Bürgermeister Wilhelm Benner ging in den Ruhestand.
1998 wurde der Verein Freunde alter Landmaschinen gegründet, der sich zu Ziel gesetzt hat, alte Landmaschinen und Traktoren zu erhaltem, zu pflegen und vorzuführen. Etwa alle zwei Jahre findet auf dem Festplatz (alter Sportplatz) eine Veranstaltung statt.