Der Vorleser

Roman von Bernhard Schlink
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Der Vorleser ist ein Roman von Bernhard Schlink.

In diesem 1995 zuerst in den USA erschienenen Roman setzt sich Schlink mit der Judenvernichtung im 3. Reich auseinander und mit der Frage, wie mit Tätern umgegangen werden sollte. Gleichzeitig handelt es von einem Generationenkonflikt der 50er.

Inhalt

Der 15 jährige Michael Berg verliebt sich in die wesentlich ältere Hanna Schmidt, und beginnt mit ihr eine sexuelle Beziehung, die nur dadurch ergänzt wird, dass er sie durch regelmäßiges Vorlesen mit der Welt der Literatur in Kontakt bringt. Zunächst lässt er sich, in der Zeit der Pubertät von vielen Zweifeln geplagt, von der dominanten, teils aggressiven Frau führen, gewinnt allerdings nach einiger Zeit immer mehr an Sicherheit und Selbstvertrauen in der Beziehung und beginnt Hanna Fragen über ihre Vergangenheit zu stellen, denen sie allerdings immer ausweicht. Eines Tages verschwindet Hanna plötzlich spurlos, woraufhin der junge Mann sich selbst schwere Vorwürfe macht. Das Trauma macht ihn in seinem weiteren Leben unfähig Gefühle anderen Menschen gegenüber zu zeigen und lässt alle seine weiteren Beziehungen zu Frauen, aufgrund der ständigen Vergleiche mit Hanna, scheitern.

Einige Jahre später sieht er als Jurastudent, im Rahmen einer Gerichtsverhandlung zu Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus, Hanna auf der Anklagebank sitzend wieder. Sie und einige andere Frauen werden beschuldigt, als KZ-Aufseherinnen während eines “Todesmarsches” gegen Ende des zweiten Weltkrieges den Tod vieler weiblicher Gefangenen verursacht zu haben. Im Rahmen der Verhandlung bemerkt er, dass Hanna Analphabetin ist, und dass darin die Ursachen für ihr plötzliches Verschwinden, ihr seltsames, verschlossenes Verhalten und auch ihre Arbeit im KZ zu suchen sind. Da er dies dem Gericht aus Gewissensgründen verschweigt, wird Hanna zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

Michael Berg wird Rechtshistoriker und beginnt, nach einer gescheiterten Ehe, Hanna Kassetten zu schicken, auf denen er ihr vorliest. Mit Hilfe dieser Bänder lernt sie ohne sein Wissen im Laufe ihrer Haftzeit Lesen und Schreiben und überrascht ihn schließlich mit selbst geschriebenen Briefen. Nach einigen Jahren soll Hanna schließlich frühzeitig entlassen werden, wobei man an Michael mit der Bitte heran tritt, sich um ihre Resozialisierung zu kümmern. Er stimmt nach einigem Zögern zu und erklärt sich sogar bereit Hanna kurz vor dem Entlassungstermin zu besuchen. An ihrem letzten Hafttag begeht sie allerdings Selbstmord und hinterlässt für Michael Berg einen Brief, in dem sie ihn bittet, ihr gespartes Vermögen den Überlebenden ihres Verbrechens zu übergeben.