Nachhaltige Entwicklung

Entwicklung, die den Bedürfnissen der jetzigen Generation dient, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden
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Definition und Hintergründe

"Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen (Verkürzte Definition Brundtlandbericht)".

Nachhaltigkeit ist das Ziel nachhaltiger Entwicklung. Nachhaltige Entwicklung dagegen der Prozess, welcher zu diesem Ziel führt. Vereinfacht und konkret ausgedrückt: Die dauerhafte Existenzfähigkeit der Erde und Ökosysteme ohne Grenzüberziehung, ist zusammen mit der Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen und zukünftiger Generationen, das eigentliche Ziel von Nachhaltigkeit. Der Weg hierhin ist die nachhaltige Entwicklung aller Bereiche.

Eine Unterscheidung und Abgrenzung von Nachhaltgkeit und nachhaltiger Entwicklung ist in Theorie und Praxis schwierig. Nachhaltige Entwicklung (engl. sustainable development) wird meist synonym mit Nachhaltigkeit (engl. sustainability) verwendet. In der Praxis gibt es daher sehr unterschiedliche Interpretationen von nachhaltiger Entwicklung und Nachhaltigkeit.

Übersetzungsvarianten von "sustainable development"

Eine andere stark gebräuchliche Übersetzungsvariante des von der Brundtland Kommission geprägten Begriffs sustainable development ist auch zukunftsfähige Entwicklung bzw. Zukunftsfähigkeit (für engl. Sustainability). Dieser Begriff wurde 1995 mit der Studie Zukunftsfähiges Deutschland (engl. Sustainable Germany) des Wuppertal Instituts eingeführt.

Weitere Übersetzungsvarianten von engl. sustainable development, welche weniger im Gebrauch sind z.B. dauerhafte Entwicklung (Brundtland-Kommission), zukunftsbeständige Entwicklung (ICLEI), zukunftsverträgliche Entwicklung (Bundestag-Enquete Komission) und aufrechterhaltbare Entwicklung (Meadows/Sytemforschung).


Zur Begriffsgenese

Erstmals vewendet wurde der Begriff "sustainable development" im neuem Sinn, in der Bibel der Umweltbewegung der Studie Global 2000 (1981, Time to Act S. 137 ff..). Wissenschaftlich liegen seine Ursprünge in den Forschungen von Meadows und Jay W. Forrester (1972).

Die Brundtlanddefinition wurde 1987 als Terminus eingeführt. Sie stellt im gewissen Sinne eine diplomatische Kompromiss- bzw. Konsensformel dar, um die unüberwindbaren Gegensätze von Umwelt (Umweltschutz) und Entwicklung (Wirtschaftswachstum), von Nord und Süd, von Arm und Reich, in Einklang zu bringen. Dies ist bis heute noch nicht gelungen. Faktisch haben wir global eine rasante Beschleunigung von nicht-nachhaltiger Entwicklung z.B. bei Klimaänderungen. Auch wenn Nachhaltigkeit als globaler Transformations- und Verhaltensänderungsprozess nur langfristig erreicht werden kann, wird die Gefahr einer globalen Grenzüberschreitung immer wahrscheinlicher. Aus diesem Grunde, hat das Leitprinzip Nachhaltigkeit existenzielle Bedeutung für das Überleben von Menschheit und Erde.

Leitprinzip des 21. Jahrhunderts (Vereinte Nationen)

Mit dem Rio Erdgipfel 1992 (UNCED) wurde Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung als normatives, internationales Leitprinzip der Staatgemeinschaft, der Weltwirtschaft, der Weltzivilgesellschaft, der Politik, etc. anerkannt und Grundprinzip der Rio Deklaration und der Agenda 21. Im Zentrum des Erdgipfels standen in Rio, im Prinzip alle Lebensbereiche, inbesondere die Neuausrichtung von Produktion und Konsum - in Richtung Nachhaltigkeit, insbesondere in den Industrieländern, sowie die Bekämpfung der Armut in den Entwicklungsländern.


Auf der örtlichen Ebene ist der Begriff durch die Lokale Agenda 21 Bewegung bekannt geworden. Konkretisiert wurde der Begriff Nachhaltigkeit in den Dokumenten des Rio-Johannesburg Prozess wie z.B. der Agenda 21, der Klimarahmen-Konvention, des Aktionsplan von Johannesburg, etc.


Neuere Entwicklungen

Seit dem Weltgipfel zur nachhaltigen Entwicklung (Johannesburg 2002) wurde ein Pardigmenwechsel zur Nachhaltigkeitsstrategie vollzogen, d.h. Nachhaltigkeit als strategische Aufgabe verstanden. Außerdem sind die Milleniumsziele der UN fester Bestandteil der Umsetzung. Die Kluft zwischen Wort und Tat liegt insbesondere an fehlenden Finanzierungsmittel - hierzu müssen bis 2015 980 Mrd.US$ zusätzlich bereitgestellt werden. Diese Mittel zu aktivieren hat sich die Global Marshall Plan Initiative verschrieben.

Schlüsselbegriffe der Nachhaltigkeit

Zwei Schlüsselbegriffe sind für die Umsetzung und das richtige Verständnis nachhaltiger Entwicklung / Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung. Das Konzept der Grundbedürfnisse (aller Menschen) und die Idee der Grenzen , insbesondere der Tragfähigkeit des globalen Ökosystems. Die Brundlanddefinition ist mit diesen zwei Schlüsselbegriffen verbunden, die erst die verkürzte Definition verständlich und vollständig machen:

"Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within it two key concepts:

  • 1. The concept of “needs”, in particular the essential needs of the world`s poor, to wich overriding priority should be given; and
  • 2. The idea of limitations imposed by the state of technology and social organization on the environment ability to meet present and future needs (Brundtland)".

Auf die fundamentale "Idee der Grenzen" der Brundtlanddefintion von nachhaltiger Entwicklung wird selbst in Fachkreisen bisher kaum direkten Bezug genommen, da die Brundtlanddefinition meist nur in verkürzte Form zitiert wird. Sie hat ihren Ursprung in dem berühmten Bericht an den Club of Rom "Grenzen des Wachstums".

Die "Idee der Grenzen" der Brundtlanddefinition (s.o.) verweist auch auf den wissenschaftlichen (Systemforschung) Terminus der Nachhaltigkeit im Sinne von aufrechterhaltbar, Aufrechterhaltbarkeit:

" Zustand eines Systems, das sich so verhält, dass es über unbeschränkte Zeiträume ohne grundsätzliche oder unsteuerbare Veränderungen (Zusammenbruch) [...] existenzfähig bleibt und vor allem nicht in den Zustand der Grenzüberziehung gerät" (vgl. Meadows: Die neuen Grenzen des Wachstums. 1992: S. 298 ).

Die dauerhafte Existenzfähigkeit der Erde und Ökosysteme ohne Grenzüberziehung ist zusammen mit der Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen und zukünftiger Generationen, das eigentliche Ziel von Nachhaltigkeit. Der Weg hierhin ist die nachhaltige Entwicklung aller Bereiche.

Theorie und Praxis der Nachhaltigkeit

Angewandt operationalisiert wurde die "Idee der Grenzen" z.B. durch die bekannten Managementregeln der Nachhaltigkeit, die Faktor 4 undFaktor 10 Konzepte, sowie durch die Zero-Emmission Philosophie. Wissenschaftlich gibt es verschiedene Ansätze Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung zu operationalisieren, d.h. messbar zu machen. Ein bekannter Ansatz ist hier der ökologische Fussabdruck oder auch das Umweltraum-Konzept der Studie "Zukunftsfähiges Deutschland".

Nachhaltiges Wirtschaften / Unternehmen

Wirtschaftsvertreter dagegen sprechen von einem nicht festlegbaren, offenen Suchprozess der Nachhaltigkeit. Was heißt nun Nachhaltigkeit in Bezug auf die Unternehmen ?

"Nachhaltigkeit heißt für Unternehmen schlicht, gut zu wirtschaften, mit einer realistischen Ausgewogenheit zwischen Gewinnerzielung und Sicherung der Zukunftsfähigkeit. Schon deshalb ist es unser ureigenes Anliegen, gesamtgesellschaftlich, sozial und ökologisch verantwortlich zu denken und zu handeln. Die Sensibilität dafür ist sicherlich in den letzten Jahren nochmals gestiegen. Eine intensivierte Unternehmenskommunikation in Form von Umweltberichten – und in letzter Zeit vermehrt auch Nachhaltigkeitsreports – aber auch die Diskussionen um „Corporate Responsibility“ zeigen dies (Econsense Dialogpapier- Forum nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft)".

Ein wichtiges Instrument für die nachhaltige Produktentwicklung ist die Ökoeffizienz.

Managementregeln der Nachhaltigkeit

Die grundlegenden Managementregeln (i.S. von Hermann Daly) besagen im wesentlichen:

  • Die Nutzung erneuerbarer Naturgüter (z.B. Wälder oder Fischbestände) darf auf Dauer nicht größer sein als ihre Regenerationsrate. Andernfalls ginge die Ressource zukünftigen Generationen verloren.
  • Die Nutzung nichterneuerbarer Naturgüter (z.B. fossile Energieträger) darf nach Möglichkeit und auf Dauer nicht größer sein als die Substitution ihrer Funktionen (Beispiel: denkbare Substitution fossiler Energie träger durch Wasserstoff aus solarer Elektrolyse).
  • Die Freisetzung von Stoffen und Energie darf auf Dauer nicht größer sein als die Anpassungsfähigkeit der natürlichen Umwelt (Beispiel: Anreicherung von Treibhausgasen in der Atmosphäre oder von säurebildenden Substanzen in Waldböden).


Begriffsprobleme

Der ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammende Begriff wurde nach der deutschen Veröffentlichung des Brundlandsberichts als eine Übersetzungsvariante für engl. Sustainability bzw. sustainable development verwendet. Mit der Übersetzung hat der "neue Nachhaltigkeitsbegriff" einen neuen Inhalt bekommen, wobei es hier unzählige Interpretationen und auch kontektspezifische Neudefinitionen gibt.

Der neue Begriffsinhalt der Brundtlanddefinition unterscheidet sich von der ursprünglichen fortwirtschaftlichen Konzeption aber auch von der umgangssprachlichen Verwendung. Wobei meist die Zeitdimension Langfristigkeit bzw. zukünftige Generationen die Schnittmenge ist.

Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft

Erstmals wurde Nachhaltigkeit um 1700 vor dem Hintergrund einer zunehmenden Holznot postuliert. In der "Sylvicultura Oeconomica, oder Hausswirthliche Nachricht und Naturmässige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht" von 1713 (ISBN 3-86012-115-4) strebt der Oberberghauptmann in Kursachsen, Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) eine "continuierliche, beständige und nachhaltende Nutzung" an.

Einen Wald (hinsichtlich der Holznutzung) nachhaltig zu bewirtschaften erfordert, in einem Planungszeitraum nicht mehr Holz einzuschlagen, als im gleichen Zeitraum nachwächst.

Ursprünglich war Nachhaltigkeit ein rein wirtschaftliches Prinzip zur dauerhaften Sicherung kontinuierlicher Holzlieferungen für die darauf angewiesenen Montanbetriebe. Von Carlowitz erkannte aber bereits die ethischen und ästhetischen Werte des Waldes. Ein weiterer Verfechter des nachhaltigen Waldbaus war Johann Heinrich Cotta. Im Laufe des 19. Jahrhunderts und bis zu den 1920er Jahren wurde der Begriff über die reine Massennachhaltigkeit hinaus erweitert - beispielsweise in den Forderungen von Karl Gayer (1882), Alfred Möller (1923) und Hans Lemme (1939).

Umgangsprache

Die Eigenschaft nachhaltig ist seit längerem im allgemeinen Sprachgebrauch verankert - z.B. als nachhaltige Besserung.Bedingt durch seine Popularität hat die Aussagekraft des Begriffes abgenommen. Der Begriff wird häufig ohne ein tatsächliches Verständnis seiner Hintergründe benutzt ("Nachhaltigkeit der Kursentwicklung [von Aktien]"). Dies gilt sogar für den politischen Bereich z.B. den Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel.

Nachhaltig als adjektiv - Verwendungen

Oft finden wir auch Begriffe wie nachhaltige Stadtentwicklung,nachhaltige Landwirtschaft, nachhaltiger Tourismus, nachhaltiges Wachstum, etc. Damit ist gemeint, das das Objekt wie z.B. Stadtentwicklung im Sinne der Brundlanddefintion und des Rio-Johannesburg Prozess verstanden wird.

Nachhaltigkeit in der deutschen Diskussion

Bis 1995 gab es wenige Zentren der Nachhaltigkeitsdiskussion in Deutschland. Wchtigste Zentren waren in der Frühzeit u.a. das Wuppertal-Institut unter Leitung von Ernst Ulrich von Weizsäcker, das Forum Umwelt und Entwicklung in Bonn (NGO), sowie in Bayern die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Erst 1994 wurde die Dokumente des Rio-Erdgipfels wie z.B. die Agenda 21 in deutscher Sprache verfügbar und damit setze auch eine breitere Umsetzungsdiskussion ein.

Meilenstein: Studie Zukunftsfähiges Deutschland

Ab 1995 wurde die Diskussion wesentlich durch die gemeinsame Studie von Misereor und BUND "Zukunftsfähiges Deutschland - Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung" (1996) beeinflusst, welche durch das Wuppertal Institut durchgeführt wurde und zu einer intensiven gesellschaftspolitischen und kirchlichen Diskussion führte. Im Zentrum dieser wichtigen Studie stand die Operationalisierung der Nachhaltigkeit (Umweltraum-Konzept), die Ableitung langfristiger Nachhaltigkeitsziele, die Entwicklung von Leitbildern und Übergangsszenarien. Die Studie war die erste wissenschaftlich fundierte Nachhaltigkeitsstrategie Deutschlands.

Widerstand gegen Nachhaltigkeit

Insbesondere von der Chemieindustrie und dem Bauernverband gab es massive Kritik und Widerstände an der fast schon revolutionären Studie. Anstoss war das Nachhaltigkeitsziel 100 % Umstellung auf ökologische Landwirtschaft bis 2010. Im Zentrum der Kritik stand der Hauptgeschäftsführer von Misereor Prälat Norbert Herkenrath, welcher sich voll hinter die Ergebnisse Studie stellte - im Gegensatz zur Deutschen Bischofskonferenz, welche hier eine passive Position vertrat. In Bayern rief der Bauernverband seine Mitglieder zum Boykott der jährlichen Misereor Kollekte auf, die zu einer der wichtigsten Einnahmequellen des Hilfswerks Misereor zählte. Dagegen wurde die Studie in kirchlichen Laienkreisen, wie z.B. Diözesanräten und Verbänden und auch in der ökumenischen Bewegung positiv aufgenommen und wurde auch auf der Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz diskutiert. Die Reaktionen von verschiedener Seite zeigte auch, dass Nachhaltigkeit nur im Dialog und Konsens gesellschaftspolitisch umsetzbar ist - wissenschaftliche Begründung alleine reicht nicht aus.

Erste Umsetzung der Nachhaltigkeit

Das erste große Modellprojekt zur Umsetzung der Nachhaltigkeit und der "Studie Zukunftsfähiges Deutschland" war das vom Bundespräsident Roman Herzog ausgezeichnete Nationalprojekt, das Altmühltal-Agenda 21 Projekt (1995-1998) der Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, wo in 25 Projektbereichen über 100 Maßnahmen durchgeführt wurden. Auch starten die erste Lokale Agenda 21 Prozesse.

In der Folge wurde die politische Diskussion durch mehrere Enquête-Kommissionen des Deutschen Bundestages geführt. Am 21. Februar 2001 wurde der Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen.

In der Wissenschaft entwickelte sich nach einer längeren Anlaufphase (ab 1997) eine Vielzahl von Arbeitsschwerpunkten. Sie reichen heute von der einzelwirtschaftlichen Betrachtung des "Betrieblichen Umweltschutzes" über Funktionszusammenhänge wie "Nachhaltige Mobilität", "Nachhaltigen Konsum" oder "Nachhaltige Investition" bis hin zur Betrachtungen weltweiter Zusammenhänge wie "Globale Nachhaltigkeit und WTO" und ähnlicher Entwicklungspolitik.

Seid 2001 gibt es auch eine Nachhaltigkeitswissenschaft (Sustainability Science).

Nachhaltigkeitsstrategien

Nationale Nachhaltigkeitsstrategien

Im April 2002 verabschiedete die Bundesregierung unter dem Titel "Perspektiven für Deutschland" ihre Strategie für eine Nachhaltige Entwicklung. Darin sind für die vier Handlungsfelder Energie und Klimaschutz, Verkehr, Landwirtschaft sowie Globale Verantwortung Maßnahmen genannt. Auch wurde ein Rat für Nachhaltige Entwicklung bei der Bundesregierung eingerichtet.Im Herbst 2004 soll ein Fortschrittsbericht über das Erreichte Rechenschaft ablegen.

In Österreich wurde 2002 auf nationaler Ebene die Österreichische Strategie zur nachhaltigen Entwicklung (http://www.nachhaltigkeit.at) beschlossen.

Regionale Nachhaltigkeitsstrategien

Der Freistaat Bayern hat bereits 1998 eine Agenda 21 als regionale Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. In Johannesburg 2002 wurde ein Netzwerk von Regionalregierungen für nachhaltige Entwicklung (Network of Regional Governments for Sustainable Development)gegründet.

Kommunale Nachhaltigkeitsstrategien

In jüngster Zeit haben auch Städte wie Neumarkt oder Ingolstadt, eine kommunale bzw. Lokale Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, welche eine Weiterentwicklung der Lokale Agenda 21 darstellt.

Heuristische Modelle

Das Drei-Säulen-Modell geht von der Vorstellung aus, dass Nachhaltigkeit durch das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen, die den o.g. Nachhaltigkeitsprinzipien entsprechen, erreicht werden könne. Dabei können diese drei Dimensionen unterschiedlich gewichtet werden. Kritisch betrachtet ist das Drei-Säulen-Modell nicht mit den Schlüsselprinzipen der Brundlanddefinition kompatibel.

Man unterscheidet zwischen "schwacher" und "starker" Nachhaltigkeit:

  • Von schwacher Nachhaltigkeit redet man, wenn man davon ausgeht, dass es egal ist, in welcher Dimension Kapital erhalten bleibt bzw. geschaffen wird. So wäre es im Rahmen schwacher N. z.B. akzeptabel, wenn Naturressourcen und damit Naturkapital erschöpft würden, wenn dem dafür angemessene Mengen geschaffenes Humankapital oder Sachkapital gegenübersteht. Vereinfacht ausgedrückt: Es ist okay, wenn ein Wald abgeholzt wird, wenn daraus genügend Papier hergestellt wird.
  • Starke Nachhaltigkeit bedeutet, dass Naturkapital nur sehr beschränkt bzw. gar nicht ersetzbar durch Human- oder Sachkapital ist. Ein Beispiel dafür ist das "Leitplankenmodell". Ihm zufolge bilden die ökologischen Parameter, die langfristig stabile Lebensbedingungen auf der Welt sichern, einen Entwicklungskorridor, der unbedingt zu beachten sei. Nur innerhalb dieses Korridors bestehe ein Spielraum zur Umsetzung wirtschaftlicher und sozialer Ziele.

Siehe auch

Agenda 21, Lokale Agenda 21,Rat für Nachhaltige Entwicklung, Lokale Nachhaltigkeitsstrategie, Stadtentwicklung,Nachhaltigkeitsbeihilfe, Aldo Leopold, Rat für Nachhaltige Entwicklung

Literatur

  • Bundesregierung: Perspektiven für Deutschland. Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland. Berlin 2002
  • BUND u. MISEREOR: Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. 1996
  • BUND u. MISEREOR: Wegweiser für ein zukunftsfähiges Deutschland. München 2002
  • Deutscher Bundestag: Konzept Nachhaltigkeit. Vom Leitbild zur Umsetzung. Bonn 1998
  • Daly, Herman E.: Sustainable Development, Grundzüge einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung. In: Oikos 1992, 1-4
  • Eisermann, Daniel: Die Politik nachhaltiger Entwicklung. Der Rio-Johannesburg-Prozess. Bonn 2003
  • FEST (Hrsg.): Indikatoren nachhaltiger Entwicklung in Deutschland - Ein alternatives Indikatorensystem zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Heidelberg 2004
  • OECD: Sustainable Development. Critical Issues.Paris 2001
  • Harborth, Hans-Jürgen: Dauerhafte Entwicklung statt globaler Selbstzerstörung - eine Einführung in das Konzept des "sustainable development". Berlin
  • Rademacher, Franz Josef: Der Global Marshall Plan. Für eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft. 2004
  • Stappen, Ralf Klemens:Die Global Marshall Plan Initiative und der Rio-Johannesburg Prozess. Strategische Optionen für die Umsetzung. Franz von Assisi Akademie 2004
  • Wallner, Dr. Heinz Peter und Michael Narodoslawsky: Die Inseln der Nachhaltigkeit, Verlag NP, Österreich.
  • Weizsäcker, E.U.: Erdpolitik. Ökologische Realpolitik an der Schwelle zum Jahrhundert der Umwelt. Darmstadt 1992