Geschichte Lettlands

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Seit dem 9. Jahrhundert siedelten Letten im heutigen Lettland. Sie lebten unter lokalen Fürsten, hatten aber keine einheitliche Regierung. Diese politische und militärische Schwäche zog schwedische, Kiewer und deutsche Interessen an.

Die Hansestadt Lübeck begann um 1158 mit der Konstruktion einer Handelsniederlassung an der Dünamündung, der im Jahre 1185 der Versuch der Christianisierung der Letten von Bremen aus folgt. Bischof Albert I von Buxhoeveden gründete 1202 in Riga den Schwertbrüderorden, um die baltischen Gebiete zu erobern.

Nach der Besetzung weiter Teile des heutigen Lettlands wurde mit den Schlachten von Treiden 1211 und Fellin (1217) auch die Eroberung des heutigen Estlandes abgeschlossen. Danach übernahm eine deutsche Oberschicht die Regierung der bestehenden kleinen Fürsten- oder Herzogtümer. Das entstandene Staatsgebilde wird als Livland bezeichnet.

Die Niederlage von 1237 des Schwertbrüderorden gegen Litauen führte zur Übernahme Lettlands durch den Deutschen Orden und der Angliederung Livlands an den Ordensstaat, wobei einige Landesteile in der Hand des Bischofs von Riga bzw. der Stadt Riga blieben. Mit der Unterwerfung der Stämme der Liven, Kuren und Semgaller durch den Deutschen Orden kamen deutscher Einwanderer nach Livland.

Im Mittelalter verbanden sich die livländischen Städte in der livländischen Konföderation mir der Hanse, und wurde durch die Kontakte nach Skandinavien geprägt. Zum Ende des 14. Jahrhunderts erstreckte sich das Gebiet Livlands auf das Territorium der heutigen Staaten Estland und Lettland.

In Folge der Reformation wurde der Ordensstaat ein Herzogtum; Livland wurde dabei evangelisch-lutherisch. Livland (als Teil des Ordensstaates) wurde nach Ende des livländisch-litauischen Krieges im Vertrag von Vilnus (28. November 1561) aufgeteilt: Estnische Landesteile gingen an Schweden, einige kleinere Gebiete fielen an Dänemark oder kamen unter polnische Hoheit; der restliche Teil kam zum vereinten Polen-Litauen. Riga kam nach kurzer Unabhängigkeit, ebenso wie einige der dänischen Besitzungen, ebenfalls zu Polen.

1629 eroberte Schweden große Teile des an Litauen und Polen gefallenen Gebeites. Der Große Nordische Krieg brachte dann eine erneute Umstrukturierung: Livland und Estland wurden russische Provinzen. Das später Lettland zugesprochene Lettgallen kommt in der Ersten Polnischen Teilung ebenfalls zu Russland, wird jedoch nicht mit Livland zusammengelegt. 1801 wurde Lettland zu einem russischen Generalgouvernement.

Ein erwachendes Nationalgefühl der von Russland dominierten Letten führte zu Unabhängigkeitsbewegungen. Im Jahre 1917 wurden Gebiete im Baltikum umstrukturiert: Livland trat seinen estländischen Teil an Estland ab, bekam dafür aber im Süden Kurland angegliedert. Nach der deutschen Besatzung am Ende des 1. Weltkrieges kam es zur Unabängigkeitserklärung (18. November 1918) durch den Lettländischen Volksrat. Die Rote Armee konnte den Anspruch der Sowjetunion gegen das von Esten und deutsch-balten unterstützte Lettland nicht durchsetzen und musste sich aus dem Baltikum zurückziehen. Einem gescheiterten Putschersuch der deutsch-baltischen Minderheit folgt dann eine lettische Regierung, die am 11. August 1920 im Friedensvertrag von Riga auch die Anerkennung durch die Sowjetunion erreichte. Die in diesem Vertrag durch die Sprachgrenze bestimmte Grenzziehung spricht Lettland auch Lettgallen zu. Das damals über eine tolerante Minderheitsgesetzgebung verfügende Land erlebte eine wirtschaftliche wie kulturelle Blüte.

1934 endete diese Zeit durch einen Staatsstreich, nach dem Ulmanis autoritär regierte. Die Zeit bis zum 2. Weltkrieg sah Lettland dann zwischen der Sowjetunion und Deutschland. Lettland musste der Stationierung von Sowjettruppen zustimmen, und geriet im Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes in die Einflußsphäre der Sowjetunion, welche Lettland am 17. Juni 1940 besetzte. 100.000 Letten wurden nach Sibirien deportiert. Eine prosowjetische Regierung ersuchte um Eingleiderung in die Sowjetunion, ein Vorgang, der international als Annexion betrachtet und nicht anerkannt wurde.

In der Nachkriegszeit wurde eine Lettische SSR errichtet, die vom Westen nicht anerkannt, aber hingenommen wurde. In dieser Zeit versuchte die sowjetische Zentralregierung, die lettische Bevölkerung gezielt zur Minderheit in ihrem eigenen Land zu machen und siedelte Bürger aus anderen Regionen der UdSSR in Lettland an.

Im Jahr 1990 erklärte Lettland seine Unabhängigkeit, die 1991 zusammen mit der Litauens und Estlands von der Sowjetunion anerkannt wird. Anfangs galt Lettland politisch und wirtschaftlich als instabil. Insbesondere die inzwischen restriktive Minderheitenpolitik wurde international wiederholt bemängelt. Im Laufe der 90er Jahre wurde diese jedoch europäischen Normen angepasst und die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung.

Voraussichtlich 2004 soll Lettland Mitglied von EU und NATO werden.