@ Benutzer:Wst
Die von Dir vorgenommene Abrennung vom Heiligenkult und Starkult kann ich nachvollziehen. Die Beschränkung auf kommunistische Diktaturen jedoch nicht. Der Umgang mit der Person Adolf Hitler im dritten reich trug alle Merkmale von Personenkult. Das der *Begriff* zu dieser zeit noch nicht üblich war, ist nicht relevant. Für viele historische Erscheinungen erfolgte die begriffliche Fassung erst später. Warum die Einordnung des Ghadaffi-Kults in Libyen als Personenkult problematisch sein soll, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Matthias 15:45, 1. Okt 2003 (CEST)
- Personenkult ist per definitionem innerhalb einer sozialistischen Terminologie bezogen auf die Rolle sozialistischer Führer. Kein anderes System, weder bürgerlich, diktatorisch, noch religiös benutzte ihn weder für eine Eigen- noch für eine Fremdcharakterisierung. Man kann natürlich fragen, ob er nicht doch eigene Züge trägt, die in eine Herrschaftsdebatte Neues brächte. Es müsste über das hinausgehen, was bereits verschiedentlich über den Führerkult erforscht wurde. Bis dahin dürfte der Begriff "P." (wie der ganze Unternehmen Sozialismus?) ein Kuriosum selbst in einer lexikalischen Nomenklatur bleiben.
Zu deinen Argumenten: Hitlerkult ist Führerkult. Den festen Begriff gibt es, er ist Gegenstand mannigfacher Untersuchungen gewesen und es gibt keinen Grund, ihn als abgeleitete Eigenschaft des Personenkults anzusehen. Zudem wurde historisch der F. zuerst geübt.
Libyen: Personenkult ist m.E. eine Erscheinung säkularer Gesellschaften. Eben Religionssurrogat. Davon kann in Arabien m.W. wahrhaftig keine Rede sein. Dass Ghaddafi jedoch einen Führerkult aufzieht, dürfte unbestritten sein. Wahrscheinlich wäre jetzt zwischen Führer- und Personenkult feiner zu unterscheiden, vermutet--Wst 00:25, 2. Okt 2003 (CEST)
Kalter Kaffee. ;) Den Unterschied Führerkult/Personenkult kann man mit unbändigem Willen und viel Phantasie vielleicht am Schreibtisch erfinden, die Realität ist eine andere. Das "Lexikon der Psychologie" behandelt es jedenfalls gleich. Die Kauslität Diktatur/Personenkult ist viel stärker und logischer als die Sozialismus/Personenkult. Schau Dir einfach die Realität an:
- Lexikoneintrag (wissen.de) i. Z. m. Dominikanische Republik
- Lexikoneintrag i. Z. m. Napoleon
- Lexikoneintrag i. Z. m. Ghana
- [http://www.welt.de/data/2003/02/21/44000.html?search=Personenkult&searchHILI=1 DIE WELT i. Z. m. Irak}
- DIE WELT i. Z. m. Nigeria und Simbabwe
- Rheinischer Merkur i. Z. m. Angola
- BDZV i. Z. m. Afrika
- Reiner Biegel i. Z. m. Syrien
Ich könnte noch 100 andere Beispiele bringen, oder schau einfach mal in die Beispiele im Leipziger Wortschatz. *Das* ist die Realität. Was soll es bringen, enen populärwissenschaftlichen Begriff, der leicht fassbar und überwiegend verstanden wird, auf eine (aus nicht nachvollziehbaren Gründen) eingeschränkte wissenschaftliche Begriffsfassung zu ziehen (bestenfalls könnte man dadurch eine zusätzliche Begriffsfassung schaffen). Im Wortschatz Leipzig u. a. siehst Du auch viele Beispiele für Anwendung auf Tendenzen innerhalb von politischen Parteien (Haider, Gysi, Schröder, Strauss), die man zwar nicht in einen Topf mit Diktaturen a la Stalin oder Saddam werfen kann - aber eine frühzeitige Wächterfunktion der Medien ist immer gut, ohne dass so ein Vorwurf gleich absurd ist (das gibts doch nur im Sozialismus!). Matthias 01:14, 2. Okt 2003 (CEST)