Burg Rauheneck (Ebern)

Burgruine in Deutschland
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Die Burg Rauheneck (heute gängige Schreibweise Raueneck, „bewaldetes Eck, Bergsporn“) ist die Ruine einer Amtsburg des Bistums Würzburg bei Ebern, Landkreis Haßberge in Unterfranken.

Burg Rauheneck
Der Palas der Burg Rauheneck

Der Palas der Burg Rauheneck

Alternativname(n) Raueneck
Ort Ebern
Entstehungszeit um 1180
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Ständische Stellung Freiadlige

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Lage

Die Ruine liegt auf dem Haubeberg über dem Stadtteil Vorbach, umgeben von den Mischwaldbeständen des Naturparks Haßberge.

Geschichte

 
Der Palas im August 2005

Der Sage nach soll die Burg um 1180 nach der Zerstörung der Nachbarburg Bramberg von den vertriebenen Brambergern errichtet worden sein. Die Familie benannte sich daraufhin nach ihrer neuen Burg. Im Jahre 1231 stellte sich der Edelfreie Ludwig von Ruheneke mitsamt der halben Burg und sonstigen Liegenschaften unter die Lehnshoheit des Bistums Würzburg. Dies geschah sicherlich nicht ganz freiwillig. Die Familie von Raueneck soll bereits kurze Zeit später erloschen sein.

Im 14. und 15. Jahrhundert saßen die Marschalk von Raueneck auf der Burg. Nachdem auch diese Familie 1550 ausgestorben war, fiel die Burg endgültig an das Bistum Würzburg. Die Anlage wurde als würzburgischer Amtssitz noch bis 1685 instand gehalten und 1720 verlassen.

Seit 1829 sind die Freiherren von Rotenhan Eigentümer der Anlage, die seitdem nahezu ungehindert verfällt. Im Juli 2006 wurde jedoch mit der Notsicherung der Burg begonnen, nachdem der Landkreis Haßberge das Areal für die nächsten Jahrzehnte pachten konnte. Als vorbereitende Maßnahme fand hierzu eine archäologische Lehrgrabung unter der Leitung eines Mittelalterarchäologen statt.

Anlage

Erhalten sind Teile der eindrucksvollen hussitenzeitlichen Zwingeranlagen mit zwei Rundtürmen und einem Schießerker, die Ruinen des Palas und der spätgotischen Burgkapelle sowie zwei Kellergewölbe.

 
Die hussitenzeitlichen Zwingeranlagen mit dem teilweise erhaltenen Schießerker
 
Zwinger, Schießerker und die Reste der älteren Ringmauer
 
Fortschreitender Verfall der Burgkapelle
 
Kapelle und Unterburg
 
Die freigelegte ältere Ringmauer mit dem Bodenbelag

Heute betritt man die Anlage an der Ostseite über eine steinerne Bogenbrücke des 16./17. Jahrhunderts. Diese Brücke wurde nötig, nachdem man den Haupteingang neben den Palas verlegt hatte und den Halsgraben vor den Zwingeranlagen überqueren musste. Ein zugesetztes früheres Tor hat sich rechts davon im Erdgeschoss des Palas erhalten. Das ursprüngliche Haupttor könnte in der Mauerlücke vor der Kapelle auf der anderen Seite der Burg gelegen haben (Rekonstruktion Zeune).

Beim Bau der Brücke wurde einer der beiden Schießerker des Zwingers größtenteils beseitigt. Der erhaltene Erker ist in seinem Bestand akut gefährdet, der linke Teil gar schon seit Jahrzehnten eingestürzt.

Rechts erheben sich die Ruinen des bereits notgesicherten Palas (13.-16. Jhdt). Die riesigen Renaissancefenster des Obergeschosses bringen ernste denkmalpflegerische Probleme mit sich. Eines der Fenster wurde bereits mit einem Stahlträger unterfangen. Interessant ist eine kleine Kaminanlage in der winzigen Kammer neben der Brücke. Hierbei dürfte es sich um die Torwächterstube handeln. Von der sonstigen Innenbebauung haben sich nur Mauerreste und Kellergewölbe erhalten.

Ob die Burg jemals einen Bergfried besessen hat, konnte bis heute nicht festgestellt werden.

Bemerkenswert ist noch die Ruine des spätgotischen ehemaligen Burgkapelle, die bastionsartig in den Halsgraben vorspringt. Es sind noch Putzreste mit den originalen Weihekreuzen erhalten. Gerade die Kapelle ist sehr stark vom zunehmenden Vandalismus auf der Ruine betroffen. Anfang 2005 wurde beispielsweise ein Teil des schönen Kaffgesimses der Außenseite in den Burggraben geworfen. Um 1980 wurde in der Kapelle bei einer Raubgrabung ein menschliches Skelett freigelegt, was auf eine Gruft unter dem Gotteshaus hindeutet.

Von der talseitigen Zwingeranlage sind noch zwei Rundtürme, ein langes Stück der Zwingermauer links von der Kapelle sowie anschließend ein als Zisterne gedeuteter turmartiger Vorsprung zu sehen.

Unterhalb der Hauptburg war eine große Vorburg vorgelagert. Hier steht noch die Giebelwand eines großen scheunenartigen Gebäudes aufrecht. Im Umfeld sind weitere Mauerreste, Felsabarbeitungen und ein steinerner Brunnentrog zu finden. Weiter oben befindet sich der Eingang zu einer geräumigen, künstlich erweiterten Höhle, die offensichtlich als Keller genutzt wurde.

Nordöstlich der Burg weist ein mächtiger Felsklotz deutliche Spuren menschlicher Bearbeitung auf. Auf der Oberseite wurde eine rechteckige Vertiefung eingemeißelt, möglicherweise eine weitere Zisterne. Nebenan erinnert ein Gedenkstein an den ungeklärten Mord an einer Beerensucherin, der hier Anfang des 20. Jahrhunderts verübt wurde.

Die gesamte Burganlage ist aus dem hier anstehenden Sandstein erbaut worden. Zahlreiche schöne Architekturteile liegen unbeachtet und moosüberwachsen auf dem Waldboden.

Die Anlage ist stark einsturzgefährdet, im Sommer 2006 wurde jedoch mit der Notsicherung begonnen. Der Verfall wird durch einen regen Esoterik- und Okkultismustourismus beschleunigt.

Die Burg ist eine Station des Burgenkundlichen Lehrpfades des Landkreises Haßberge.

Notsicherung

Im Zuge der archäologischen Lehrgrabung wurden einige, durch Raubgrabungen entstandene Gruben verfüllt und ein Teil der hochmittelalterlichen Ringmauer der Kernburg freigelegt. Hierbei kamen ein Rest eines Bodenbelages aus Steinplatten und ein Abtritt zum Vorschein. Die Abortöffnung sitzt in der Mauer, der teilweise erhaltene Kanal führte vor der Errichtung der Zwingeranlage in den Graben.

Die anschließende Notsicherung ist noch nicht abgeschlossen. Bis Ende 2006 wurden weitere Konservierungsmaßnahmen am Palas durchgeführt. Hier konnte auch das klaffende Loch im Kellergewölbe geschlossen werden (Ziegelausmauerung). Eines der akut einsturzgefährdeten Renaissancedoppelfenster erhielt einen stützenden Innenrahmen aus Stahl.

Auch das Mauerwerk der freigelegten Ringmauer mit seinem Opus spicatum-Füllwerk wurde bereits gesichert, ebenso die Mauerkronen der Kapelle. Die in jüngster Zeit verlorenen Architekturdetails (Kapelle und Palas, Quermauer zum Burghof) werden aber offenbar nicht rekonstruiert.

Literatur:

  • Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, XV, Bezirksamt Ebern, S. 177-182, München, 1916
  • Joachim Zeune: Burgen im Eberner Land. in: Eberner Heimatblätter, 2 Hefte. Ebern, 2003