Delhi ist eine Stadt im Unionsterritorium Delhi in Indien am Fluss Yamuna, mit 10.400.900 Einwohnern, als Agglomeration 17.367.300 (Stand jeweils 1. Januar 2004), nach Mumbai zweitgrößte Stadt des Landes mit vielseitig verarbeitender Industrie (unter anderem Textilindustrie), Kunsthandwerk, Kulturzentrum mit Universitäten, Museen und Prachtbauten aus der Mogulzeit und einem internationalen Flughafen. Delhi ist die frühere Hauptstadt von Indien, seit 1931 ist Indiens Hauptstadt Neu-Delhi.
Geschichte
Laut dem indischen Epos Mahabharata gründeten die Pandawas 1200 v. Chr. die Stadt als Indraprastha, was neuesten archäologischen Forschungen zufolge auch bestätigt wurde. Sie bauten die Stadt später aus und erklärten sie zur Hauptstadt ihres Reiches.
1192 viel der Rajputen-Fürst Prithviraj Chauham III. (1162-1192) als letzter Hindukönig in einer Schlacht gegen die schon seit geraumer Zeit immer wieder angreifenden Moslems. Der 1199 errichtete Siegesturm "Qutb Minar" stammt aus dieser Zeit. Die islamische Herrschaft dauerte bis zur britischen Kolonialzeit an. Das 1206 ausgerufene Sultanat von Delhi konnte sich, trotz einer teilweise katastrophalen Politik, bis zum Einmarsch der Moguln 1526 halten.
Eine Blütezeit erlebte die Stadt unter der Herrschaft der Tughluq (1320-1413), bis Timur Leng mit seinem Mongolenheer die Stadt 1398 verwüstete und über 100.000 Einwohner tötete. Es folgten die islamischen Dynastien Sayyid (1414-1451) und Lodi (1451-1526), sowie ab 1556 die Moguln, aus deren Zeit das "Rote Fort" und die "Jami Masjid" stammen. Die berühmtesten Großmoguln waren Akbar (1542-1605), Erbauer der neuen Hauptstadt Fatehpur Sikri und Schah Jahan (1592-1666), der das Grabmal Tadsch Mahal errichten ließ.
Der Perserkönig Nadir Schah (1688-1747) besetzte mit seinen Truppen am 13. Februar 1739 Delhi. Er raubte die Stadt aus und nahm unter anderem auch den berühmten "Pfauenthron" mit, der bis zuletzt Schah Mohammad Reza Pahlavi (1919-1980) als Sitz diente. Die britische East India Company gründete Mitte des 18. Jahrhunderts eine Handelsniederlassung in der Stadt, und in den nachfolgenden Kriegen gegen die von Süden angreifenden Hinduheere schlugen die Briten sich stets auf die Seite der Moguln, die die mehrfachen Belagerungen heil überstanden. Nur der Afghanenkönig Ahmed Schah Durani (1724-1773) plünderte Delhi 1752 erfolgreich.
Am 30. Dezember 1803 eroberten britische Streitkräfte die Stadt. Der von den Briten eingesetzte Verwalter beließ den Moguln Titel und Privatbesitz. 1857 stürzten Aufständische zusammen mit der bengalischen Armee die Engländer und richteten unter ihnen ein Blutbad an. Die Stadt wurde zwar vier Monate später von den Briten zurückerobert, diese verlegten jedoch ihren Hauptsitz bis 1911 nach Kalkutta, dem heutigen Kolkata, von wo ihn König Georg V. wieder zurückverlagerte, um die Muslime von den Autonomiebestrebungen abzuhalten.
Ab 1911, dem Jahr der Grundsteinlegung, entstand südlich des historischen Stadtkerns das moderne Neu-Delhi. Die von den britischen Architekten Edwin Lutyens (1869-1944) und Herbert Baker (1862-1946) geplante Reißbrettstadt wurde 1931 eingeweiht und ist noch heute Sitz aller indischen Regierungsstellen.
Sehenswürdigkeiten
Das "National Museum" ist Delhis größtes Museum und vermittelt den besten Überblick zur Kultur und Geschichte Indiens. Die zahlreichen Ausstellungsstücke decken einen Zeitraum von 5.000 Jahren ab und sind auf mehrere Galerien verteilt, die um einen zentralen Innenhof liegen. Für den Besuch sollte man auf jeden Fall einige Stunden einplanen.
Delhis größtes Bauwerk ist "Lal Qila", was Rotes Fort heißt, das in der nordöstlichen Ecke des alten Shahjahanabad liegt. Die dicken, roten Sandsteinmauern mit den Türmen und Zinnen sind von einem breiten, ausgetrockneten Burggraben umgeben. Das monumentale Bauwerk, 1639 bis 1648 erbaut, ist dem Fort in Agra nachempfunden. Es stand gleichzeitig für das Machtzentrum der Moguln: Hallen für private und öffentliche Empfänge, Marmorpaläste, luxuriöse Privaträume, eine Moschee und kunstvoll angelegte Gärten. Einfache Marmorkuppeln haben die Kupferplatten ersetzt und auch von den kostbaren Steinen und Juwelen, die einst die Wände schmückten, ist kaum etwas übrig. Grund für den Verfall waren unter anderem die Plünderungen 1739 durch den persischen Herrscher Nadir Schah (1688-1747) und 1857 durch die britischen Soldaten.
Weithin sichtbar überragt Delhis rot-weiße "Jami Masjid" die umgebenden Basare gut 500 Meter westlich des Roten Forts. Was bereits aus der Ferne riesig erscheint, ist noch gigantischer, wenn man die breite Treppe zum Torbogen hinaufsteigt und den dahinter liegenden Innenhof betritt: Bis zu 25.000 Gläubige finden hier Platz. Die "Jami Masjid" ist Indiens größte Moschee. Der Entwurf stammt von Schah Jahan (1592-1666), dessen Leidenschaft die Architektur war. Realisiert wurde der Bau zwischen 1644 und 1656.
Die ersten Bauwerke des moslemischen Indiens, heute bekannt unter der Bezeichnung "Qutb Minar-Komplex", befinden sich auf einem gepflegten Gelände 13 Kilometer südlich von Connaught Place. Erbaut wurden sie auf den Trümmern von "Lal Kot", einer im 8. Jahrhundert von den Tomara-Rajputen gegründeten und im 12. Jahrhundert von den Chauhans erweiterten Festung. Heute findet sich hier eines von Delhis berühmtesten Wahrzeichen: der spitz zulaufende, rote Sandsteinturm des "Qutb Minar". Inmitten von Ruinen ist er über 70 Meter hoch und mit herrlichen Ornamenten und Koranversen verziert. Das Minarett wurde 1199 als Siegesturm von Qutb-ud-din Aibak (1150-1210), Begründer des Sultanats von Delhi, errichtet. Man feierte damit den Beginn der moslemischen Vorherrschaft über Delhi und weite Teile des Subkontinents.
Wie eine vergessene Insel liegt der Stadtteil Nizamuddin inmitten der verkehrsreichen Straßen und schicken Vororte von Süd-Delhi. Beim Betreten des Viertels fühlen sich Reisende ins Mittelalter zurückversetzt. Die Straßen mit ihren überfüllten Restaurants und Geschäften gruppieren sich um einen der bedeutendsten Schreine des Sufismus, der Gläubige von nah und fern anzieht. Der marmorne Innenhof birgt den "Hazrat Nizamuddin Dargah", die Grabstätte des moslemischen Christi-Heiligen Scheich Nizamuddin Aulia (1236-1325). Der Schrein wurde in seinem Todesjahr erbaut, hat aber im Laufe der Zeit viele Veränderungen erfahren und stammt in seiner gegenwärtigen Form aus dem Jahre 1562.
Nahe des mittelalterlichen moslemischen Zentrums von Nizamuddin steht an der Kreuzung Lodi Road und Mathura Road das Mausoleum von Humayun (1508-1556). Mit dem Bau an Delhis erstem Mogul-Grab wurde 1564 nach dem Tod des zweiten Mogul-Herrschers begonnen. Haji Begum, Humayuns Witwe und Mutter von Akbar (1542-1605), hielt ein wachsames Auge auf die Arbeiten und schlug sogar vor Ort ihr Lager auf. Später wurde das Gelände zur Bestattung weiterer Moguln genutzt. Es diente als Zufluchtsort für den letzten Herrscher, Bahadur Schah II. (1775-1862), den die Briten 1857 an diesem Ort gefangen nahmen.