Depression

psychische Erkrankung
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Dieser Artikel befasst sich mit Depression (Krankheit), andere Bedeutungen unter Depression (Begriffsklärung)


Eine Depression ist eine psychische Störung, die durch die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, Interesselosigkeit bzw. Freudlosigkeit und Antriebsstörung gekennzeichnet ist.

Weitere Symptome können u. a. das Gefühl der Minderwertigkeit, Hilfs- und Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle, Müdigkeit, verringerte Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit, sinnloses Gedankenkreisen, langsameres Denken, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, vermindertes Gefühlsleben bis hin zur Unfähigkeit des Zeigens einer Gefühlsreaktion und verringertes sexuelles Interesse sein. Oft werden negative Gedanken und Eindrücke überbewertet, positive Aspekte werden nicht wahrgenommen oder für Zufall gehalten.

Depressionen äußern sich oft auch in körperlichen Symptomen wie z.B. Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme, Verspannungen, Kopfschmerzen und verlangsamte Bewegungen. Auch kann eine verstärkte Infektionsanfälligkeit beobachtet werden.

Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. Es gibt jedoch sehr unterschiedliche Zahlen darüber, wie hoch der wirkliche Anteil derjenigen ist, die davon betroffen sind. Das hängt zum einen mit der hohen Dunkelziffer zusammen (viele Depressionen werden nicht als solche erkannt) und zum anderen mit der Definition der Krankheit. Die meisten Veröffentlichungen gehen jedoch heute davon aus, dass in Deutschland mehr als 10% der Personen im Laufe ihres Lebens eine behandlungsbedürftige Depression durchleben.

Bei Frauen werden Depressionen im Durchschnitt doppelt so oft wie bei Männern diagnostiziert. Dies kann auf eine verstärkte genetische Disposition von Frauen zur Depression hinweisen, aber auch mit den unterschiedlichen sozialen Rollen und Zuschreibungen zusammenhängen.

Je nach Schwere der Depression ist diese mit latenter oder akuter Suizidalität verbunden. Es wird vermutet, dass der größte Teil der ca. 12.000 Selbstmorde in Deutschland auf Depressionen zurückzuführen ist. Damit sterben mehr Menschen in Deutschland an Depression wie an Verkehrsunfällen.

Unterschiedliche Formen

Früher wurde unterschieden zwischen der endogenen Depression, die ohne erkennbare Ursache auftritt, und der reaktiven Depressionen, die Folge erkennbarer Ursachen ist (z.B. nach einem Trauerfall). Heute wird i. A. nicht mehr an dieser Klassifikation festgehalten, sondern die Internationale Klassifikation psychischer Störungen - ICD-10 verwendet.

In ICD-10 wird unterschieden zwischen Episoden (einzelnen Vorkommen von Depression bzw. Manie und rezidivierenden Störungen (wiederholtes Vorkommen von Episoden). Die Schwere der Depression wird mit leicht, mittelgradig oder schwer bezeichnet, hinzu kommen können psychotische Störungen.

Bei der seltener anzutreffenden bipolaren affektiven Störung wechseln sich Depression und eine Manie (die sich durch unkontrollierte Hyperaktivität und mangelnde Selbstkritik auszeichnet) in zeitlich unterschiedlich langen Phasen ab, daher auch die ältere Bezeichnung manisch-depressiv. In leichter, aber über Jahre andauernder Form wird sie als Zyklothymie bezeichnet.

Manche Psychologen diagnostizieren eine spezielle Winterdepression (SAD), die durch Mangel an Sonnenlicht begünstigt wird. "SAD" steht für "Seasonal Affective Disorder".

Eine weitere Sonderform ist die Altersdepression: bei den 70- bis 74-Jährigen sind 14% depressiv, bei über 80-Jährigen sind es 42%, auch hier Frauen doppelt so häufig wie Männer.

Behandlung

Depressionen können durch Psychotherapie, durch physikalische Maßnahmen und medikamentös (Antidepressiva) oftmals wirksam behandelt werden.

Bei den Psychotherapien haben sich die kognitiven Verhaltenstherapien als sehr effektiv bewährt. Sie zeigen vor allem in der Langzeitbetrachtung eine gute Wirksamkeit, da die depressionsauslösenden Denkmuster nachhaltig verändert werden. Vorreiter dieser modernen Therapieansätze waren u.a. Albert Ellis und Aaron T. Beck.

Aber auch in der medikamentösen Behandlung gab es in den letzten Jahren enorme Fortschritte: Neuere Antidepressiva (Serotoninwiederaufnahmehemmer, z.B. Prozac) haben deutliche geringe Nebenwirkungen als die früheren Mittel. Sie wirken allerdings erst nach mehrwöchiger Einnahmedauer.

Bei einigen älteren Medikamenten gibt es den Effekt, dass der Antrieb zuerst aktiviert wird, die stimmungsaufhellende Wirkung erst später einsetzt. Dies kann zu einer erhöhten Selbstmordgefahr führen, deswegen ist unter Umständen ein zeitweilige Beobachtung oder die gleichzeitige Gabe von dämpfenden Medikamenten angezeigt. Zur Minderung der Nebenwirkungen werden die meisten Medikamente ein- und ausschleichend verabreicht.

Antidepressiva sind Medikamente, die Depressionen lindern oder beenden können. Dazu zählen:

  • trizyklische bzw. tetrazyklische Antidepressiva
  • Serotoninwiederaufnahmehemmer
  • Lithium (nur bei endogenen Depressionen)
  • Johanniskraut wird oft für leichte bis mittlere Fälle angewandt, konnte aber in Doppelblind-Studien seine Wirksamkeit gegenüber Placebos nicht nachweisen.

Antidepressiv wirksam können auch sein:

  • körperliche Bewegung an der frischen Luft (z.B. Joggen)
  • Kalte Güsse nach Kneipp
  • Sonnenlicht, spezielles Kunstlicht (insbesondere bei der Winterdepression / SAD)
  • Kaffee, Schokolade
  • Opiate
  • Schlafentzug

Literatur

  • Solomon, Saturns Schatten - Die dunklen Welten der Depression
  • LeDoux, Das Netz der Gefühle