Kolam

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Ein Kolam ist ein verschlungenes Musters, das viele Frauen in Südindien täglich mit Reismehl in den Eingangsbereich ihres Hauses zeichnen. Besonders lebendig ist diese ursprünglich hinduistische Sitte in Tamil Nadu sowie Kerala.

Kolam vor einem Haus in Tamil Nadu
Kolam vor einem Haus in Tamil Nadu

Dabei reinigt man die Fläche vorher mit Wasser und Kuhdung und trägt dann mit Reismehl ein Punktemuster auf, das als Anhaltspunkt für das folgende verschlungene Motiv dient. Zwischen Daumen und Zeigefinger lässt man das Pulver als Linien herunter rieseln. Auch Ornamente an der Wand sind möglich, die dann mit haltbarer Farbe gezeichnet sind. Es existieren eine Unzahl von Mustern, wobei jede Frau über ein beträchtliches überliefertes Repertoire verfügt. Traditionell hat jeder Wochentag sowie jeder Feiertag sein eigenes Motiv. Ursprünglich aus der hinduistischen Kultur stammend, findet man in moderner Zeit gelegentlich auch Kolams mit christlichen Motiven wie etwa Kreuz und Kerzen.

Kolams dienen nicht nur als Dekoration, im ursprünglichen Sinne sollen sie auch mentale Disziplinen fördern, wie Kontemplation und Konzentration. Die ursprünglich hauptsächlich von Frauen der oberen Kasten ausgeübte Kunst hat vielschichtige Bedeutung. So interpretiert man die Punkte oft als Symbole für die Aufgaben des Lebens, während die kunstvollen Linien die Yatra (Pilgerreise) darstellen, die Lebensreise. Andere laden mit ihren Kolams die Schlangengottheit Naga ein, die ihre schützende, glück- und fruchtbarkeitverheißende Kraft dann für die Hausbewohner entfalten soll. Außerdem soll das Muster böse Geister abwehren. Das morgendliche Erneuern der Bilder gehört für viele Frauen noch heute zu den täglichen Pflichten, andere nehmen sich nur zu Feiertagen dafür Zeit. Schöne Kolams gelten als Ausdruck für Anmut, Geschicklichkeit und Disziplin der Frau.

Die Nordindische Variante des Kolams ist das meist farbenfreudigere Rangoli, das aber ein völlig anderes Repertoire hat.

Mathematik

Mathematisch lassen sich die Kolams mit Gittersprachen beschreiben, wie sie z. B. der indische Mathematiker Gift Siromoney (siehe Literatur) entwickelte. (Näheres dazu auch auf der tamilischen Wikipedia.)

Dazu T. Robinson. Department of Mathematics, MCC.: Kolam ; nachzulesen auf der Gedenkseite für Dr. Gift Siromoney [1].

Literatur

  • Goetz Hoeppe: Technologie der Verzauberung, in Spektrum der Wissenschaft Spezial, 2/2006, Ethnomathematik, S. 52 ff
  • Gift Siromoney, Rani Siromoney und Kamala Krithivasan. Picture languages with array rewriting rules. Information and Control, 22(5):447-470, June 1973