Die Motorsäge oder auch Kettensäge ist eine mit einem Benzin- oder Elektromotor angetriebene Säge, die mit den Händen geführt wird. Im Gegensatz zur Fachsprache hat sich im populären Sprachgebrauch teilweise der Ausruck "Kettensäge" als wörtliche Übersetzung des englischen Begriffes chainsaw eingebürgert.

Geschichte
Ihre Entwicklung von als Motorsägen zu bezeichnenden Maschinen begann im 19. Jahrhundert, diese Maschinen eigneten sich zum Einschnitt von zur Maschine transportiertem Holz im Wald.
In den 1920ern wurden zentnerschwere, nach heutigen Begriffen aufwendig zu bedienenen Zweimannmaschinen entwickelt. Diese Geräte konnten zum Einschnitt an das liegende Holz verbracht werden.
Mit der Entwicklung des Schwenkvergasers wurden Modelle zur Anwendung bei der Baumfällung möglich.
Erst der im Flugzeugbau entwickelte Membranvergaser ermöglichte die Entwicklung des Prinzips der heute gebräuchlichen Ein-Mann-Motorsäge (EMS) zum Ende der 1950er, mit dem die freie Bewegung der Säge und damit entsprechende Arbeitstechniken möglich wurde. Ein berühmtes Modell ist die "Stihl Contra" von 1959, mit der Andreas Stihl als "Vater der Sägemaschinen" weltweit berühmt wurde.
Durch die EMS erfolgte eine erhebliche Produktivitätssteigerung bei der Holzernte. Die zunächst noch nicht darauf abgestimmten Tarife führten übergangsweise zu einem hohen Einkommen für Waldarbeiter, denn bis in die 1990er wurde die Holzernte grundsätzlich im Gedinge (Gruppenakkord) entlohnt.
Aufbau
In einem Gehäuse, an dem auch die beiden Griffe angebracht sind, befindet sich der Antriebsmotor. Dabei werden Zweitakt-Benzinmotoren oder auch Elektromotoren verwendet. An der Vorderseite des Gehäuses ist ein längliches Metallblatt, die Schiene (oder "Schwert") angebracht. An den Kanten des Schwertes ist eine Nut eingelassen, in der eine Rollenkette um das Schwert herum läuft. An der Stirnseite des Schwertes ist je nach Bauform ein Zahnrad angebracht, um hier die Reibung zu vermindern. Die Spannung der Kette ist einstellbar. Die Rollenkette ist auf der Außenseite mit Sägezähnen bestückt und wird vom Motor angetrieben. Um den Verschleiß der Kette zu vermindern, muss diese ständig mit Öl (umweltfreundliches Spezialöl) geschmiert werden. Beim Sägen wird ein Teil dss Öls abgeschleudert. Die Kette muss je nach Holzart nach einigen Arbeitsstunden nachgeschliffen werden. Dazu gibt es ein spezielles Schleifwerkzeug.
Zum Anlassen des Motors gibt es eine Leine, ähnlich wie bei einem Rasenmäher.
Die Motorsäge ist streng genommen keine Säge, sondern ein Hobel. Die Zähne der Kette arbeiten nach dem Hobelprinzip. Die Dicke der Späne ist durch den Höhenunterschied zwischen Zahn und Tiefenbegrenzer gesetzt. Beim Sägen sollten mehr oder weniger quadratische Späne ausgeworfen werden. Erscheint (bei scharfen Zähnen) nur Sägemehl, müssen die Tiefenbegrenzer mit einer Flachfeile heruntergesetzt werden. Erfolgt dies im Übermaß, kommt es zu langen Spänen. Ggf. sind die Zähne herunterzufeilen. Die Zähne einer Kette sollten einander gleichen.
Zahnformen
- Rundmeißel
- Die ursprüngliche, heute nicht mehr gebräuchliche Form. Einfach zu schärfen, geringe Schnittleistung, niedrige Standzeit.
- Halbmeißel
- Bei der EMS im Hobby- und semiprofessionellen (GaLaBau etc.) EMS-Bereich sowie bei Vollerntern, auch Harvester genannt, übliche Form. Einfach zu schärfen, gute Schnittleistung, gute Standzeit. Maschinelle Schärfung führt zu guten Ergebnissen - daher der Einsatz bei Vollerntern.
- Vollmeißel
- Die unter Waldfacharbeitern im motormanuellen Einsatz übliche Form. Schwierig zu schärfen, beste Schnittleistung und beste Standzeit aller konventionell gefeilten Ketten. Fachkundige Handschärfung in Abhängigkeit von Jahreszeit und Baumarten führt zu besten Ergebnissen - sofern der Schärfer "seine" Kette im Einsatz kennt. Vollmeißelketten werden mit der Rundfeile geschärft.
- Kantenschliffketten
- Ausgehend von Entwicklungen in den USA und der Schweiz: Vollmeißelzahnketten, die in einer neuen Feiltechnik, dem sogenannten Kantenschliff, mit der Flachfeile behandelt werden. Die Kantenschliffkette ist schwieriger zu schärfen als die Vollmeißelkette. Ihr wird eine höhere Standzeit, höhere Schnittleistung, ein präziserer und ruhigerer Schnittverlauf und eine geringere Rückschlagneigung als der Vollmeißelkette zugeschrieben. Die Kette ist allerdings im EG-Raum im gewerblichen Bereich nicht einsetzbar, da die übliche Schnittschutzkleidung von der Kantenschliffkette durchtrennt wird.
Eigenschaften
- Vorteile
- Große Mobilität bei Verwendung von Benzinmotoren
- Hohe Schnittleistung
- Flexible Handhabung
- Nachteile
- Grober Schnitt
- Ölspuren auf der Schnittfläche
Einsatzgebiete
Motorsägen werden hauptsächlich im Wald eingesetzt, um Bäume zu fällen oder zu entasten. Auch Zimmerer benutzen heutzutage oft Motorsägen auf der Baustelle, da es oft nicht auf die Schönheit der Schnitte ankommt.
Beliebt sind Motorsägen auch bei Holzbildhauern.
Unfallschutz
Die Arbeit mit der Motorsäge kann sehr unfallträchtig sein. Auch erfahrenen Waldarbeitern können Fehler unterlaufen, die zu schweren Unfällen führen können.
Sicherheitstechniken
Um mögliche Unfälle zu vermeiden, haben die Hersteller von Motorsägen verschiedene Sicherheitstechniken eingebaut:
Ergonomie
Der mit dem Daumen der rechten Hand zu bedienende Schalthebel ermöglicht ein schnelles Abschalten der Säge.
Kettenbremse
Im vor dem Griffrohr liegenden, vorderen Handschutz der Auslöser zur in der Kupplungsglocke befindlichen Kettenbremse angebracht, um beim Rückschlag der Säge die Kette innerhalb von Sekundenbruchteilen zum Stillstand zu bringen.
Krallenanschlag
Der Krallenanschlag ermöglicht es, beim Sägen mit einlaufender Kette den Motorblock am Holz zu fixieren. Ein unkontrolliertes Ausschlagen der Säge wird somit erschwert.
Kettenfänger
Bei einem Riss der Kette mindert der Kettenfänger die Gefahr eines Umschlagens der Kette unter dem Motorblock zum Sägenführer.
Handschutz
Der hintere Handschutz schützt die Hand von unten gegen Äste und ggf. umschlagende Kette.
Gashebelsperre
Sie liegt auf der oberen Seite des hinteren Griffes, auf der unteren Seite liegt der eigentliche Gashebel. Ist die Gashebelsperre nicht gedrückt, läuft der Motor nur im Standgas. Neben der Erschwernis unsachgemäßer Handhabung verhindert die Gashebelsperre ungewolltes Gasgeben durch Äste.
Vibrationsdämpfer
Durch die Vibrationen der frühen Modelle kam es bei Waldarbeitern zu Durchblutungsstörungen, die bis hin zur andauernden Taubheit der Finger führen konnte - eine als Weißfingerkrankheit bezeichnete Berufskrankheit. Die Vibrationen werden heute durch Gummipuffer um den Motorblock größtenteils aufgefangen.
Schalldämpfer
Katalysator
Neben den vorhandenen technischen Einrichtungen ist die entsprechende Einstellung von Bedeutung. Besonderer Wert ist auf Kettenspannung und Leerlaufdrehzahl zur Vermeidung einer im Standgas laufenden Kette zu legen.
Sonstige Sicherheitsmaßnahmen
PSA-Forst
Die vorgeschriebene persönliche Schutzausrüstung: die PSA-Forst ist unerläßlich beim Arbeiten mit der Motorsäge.
Ausbildung
Grundsätzlich müssen Motorsägenführer einen Lehrgang besucht haben, indem diese zum Motorsägenführer ausgebildet werden. Beispielsweise ist das Schneiden mit der Schienenspitze ist zu vermeiden, dadurch kann der Kick-Back-Effekt ausgelöst werden, der schwere Verletzungen verursachen kann.
Sonderkraftstoff
Die Verwendung von benzolfreiem Kraftstoffgemisch mindert die gesundheitliche Belastung des Motorsägenführers. Bei im Staatsdienst arbeitenden Waldarbeitern ist dies teils seit Jahren Vorschrift.
Arbeitstechnik
Motorsägen sind stets für Rechtshänder ausgelegt. Es gibt keine Modelle für Linkshänder. Beim Arbeiten ist die Motorsäge stets mit beiden Händen zu führen, wobei immer mit der linken Hand der Griff, der näher am Schwert liegt, zu greifen ist. Nach deutschem Arbeitsschutzrecht gibt es keine Einhand-Motorsägen, wenn auch fahrlässigerweise immer wieder leichte Motorsägen mit kurzem Schwert als Einhandsägen angepriesen werden.
Grundsätzlich ist ein Arbeiten mit der Motorsäge über Schulterhöhe verboten. Beim Anlasen der Motorsäge ist diese entweder auf dem Boden mit dem Fuß auf dem rechten Handgriff oder zwischen die Beine geklemmt zu sichern.
Einer der anspruchsvollsten und gefährlichsten Tätigkeiten in der Waldarbeit ist die Aufarbeitung von Sturmholz.
- Fälltechniken
- Schwachholz
- Schrägschnitt
- Einknickmethode
- Baumdurchmesser kleiner Schienenlänge
- Baumdurchmesser kleiner doppelte Schienenlänge
- Baumdurchmesser größer doppelter Schienenlänge
- Hängende Bäume
- Vorhänger
- Rückhänger
- Baumstumpf
- Schwachholz
- Entastung
- Dreipunkt-Hebelmethode
- Schnitttechnik
- Holz unter Spannung
- Sturmholz
- Entwurzelter Baum
- Wurzelteller kippt in Richtung Stamm
- Wurzelteller kippt vom Stamm weg
- Entwurzelter Baum
Sonderbauformen
- Hochentaster
Umweltschutz
Problematisch ist die nötige Kettenschmierung. Das der Kette über die Ölpumpe zugeführte Schmiermittel wird ganz überwiegend "verschleudert". Seit langem wird daher biologisch kurzfristig abbaubares Öl eingesetzt.
Siehe auch
- Andere motorbetriebene Sägen:
- mit rotierendem Sägeblatt:
- mit einem oszillierendem Sägeblatt:
- mit zwei gegensinnig oszillierenden Sägeblättern:
- mit mehreren gleichsinnig oszillierenden Sägeblättern:
- mit umlaufendem Sägeband:
- ebenfalls mit einer sägenden Kette arbeitende Maschine:
Weblinks
- Motorsägen - Umfangreiche Beschreibung, Tipps & Tricks von Gartentechnik.de
- Motorsägen - Links von Gartentechnik.de: redaktionell geprüft und umfangreich kommentiert seit 1998.
- Sicheres Arbeiten mit der Motorsäge - Gebrauchsanleitung der Fa. Stihl
- Sammlung historischer Motorsägen
- Geschichte der Firma Stihl