Christopher Marlowe (getauft 26. Februar 1564 in Canterbury; † 30. Mai 1593 in Deptford), Spitzname „Kit“, war ein englischer Dichter, Dramatiker und Übersetzer des elisabethanischen Zeitalters.

Die Kenntnisse über Christopher Marlowes Persönlichkeit und Leben sind, ähnlich wie bei William Shakespeare, äußerst spärlich und lückenhaft. Sie sind überwiegend aus indirekten, sehr unterschiedlichen Quellen, Aufzeichnungen, Zeugnissen und Fundstücken im Laufe von Jahrhunderten „mosaikstückhaft“ rekonstruiert worden. [1]
Zu Christopher Marlowes Lebzeiten gab es keine feststehenden standardisierten Schreibweisen, so dass man den Namen Marlowe sehr unterschiedlich buchstabiert vorfindet als Malyn, Marlar, Marley, Marlen, Marle, Marlin, Marly, Marlye, Marlyn, Marlo, Marlow, Merling, Merlin, Merley, Morley, Morleyn u.a. Bei verschiedenen Quellen mit unterschiedlich buchstabierten Namen wird z.T. kontrovers darüber diskutiert, ob es sich eindeutig um Christopher Marlowe gehandelt hat.[2]
Im Rahmen der Urheberschaftsdebatte um William Shakespeare muss er, bei sachlicher Bewertung aller zur Verfügung stehenden historischen Fakten, zu den ernsthaft zu diskutierenden Kandidaten gezählt werden.
Leben
Canterbury (1564 – 1579) [3]
Die früheste Quelle über Christopher Marlowe ist der Taufeintrag der St.Georg-Kirche in Canterbury vom 26. Februar 1564. [4] [5] Sein genauer Geburtstag steht nicht fest, er wird zwischen dem 15. und 25. Februar 1564 vermutet. Er wurde als zweites Kind des Schumachers und „freien Manns“ („freeman“) von Canterbury „John Marlowe“ († Februar 1605) und seiner Ehefrau „Catherine Arthur“ (†Juli 1605) aus Dover geboren, deren Hochzeit am 22. Mai 1561 beurkundet ist. Auch sein Urgroßvater „Richard Marley“ und Großvater „Christopher Marley“ waren Schuhmacher.[6] Der Vater war acht Jahre zuvor aus Ospringe, (heute Teil von Faversham) nach Canterbury gezogen. Von den neun Kindern überlebten sechs das Kindesalter. Bei den jüngeren Geschwistern handelt es sich um „Margaret“ (*1565), „Joan“ (*1569), „Thomas I“ (*1570, früh gestorben), „Ann“ (*1571 - Heirat 1593), „Dorothy“ (*1573- Heirat 1594) und „Thomas II“ (*1576). [7]. Eine Quelle aus Canterbury (1573), die einen 12-jährigen Jungen „Christopher Mowle“ als Marlowe erkennt, wurde bisher nicht allgemein anerkannt. [8]. Die ersten Quellen über seine schulische Erziehung beginnen mit dem 14. Januar 1579, als er ein „Matthew-Parker“-Stipendium an der Kings School in Canterbury erhielt. Als Schulgefährte an der Kings-School wurde der Bruder des Dramatikers John Lyly „Will Lyly“ (Lilly oder Lylie) erkannt. Der Satiriker Stephen Gosson (1554-1624) und der Physiologe William Harvey (1578-1657) begannen an dieser Schule ihre Ausbildung, vor bzw. nach Marlowe. Zu dieser Zeit ist belegt, dass er versiert im Lateinischen war. Der Erzbischof von Canterbury in den Jahren 1559 bis 1575, Matthew Parker [9], der durch seine frühere Kaplanstätigkeit bei Elisabeths Mutter Anna Boleyn eine enge Bezugsperson für Königin Elisabeth I. war, hatte in seinem Testament ein jährliches Stipendium für einen Schüler der Kings School in Canterbury am Corpus Christi College der Universität Cambridge hinterlassen, wofür einige Jahre nach seinem Tod (†1575) sein Sohn „Jonathan (John) Parker“ Christopher Marlowe auswählte. John Parker war ein Freund von Sir Roger Manwood, Lord Chief Baron of the Exchequer, zu dessen Ehre 1593 anlässlich seines Todes eine Lateinische Elegie[10] entdeckt wurde, als deren Autor man Marlowe annimmt. Das lateinische Epitaph fand sich auf der Rückseite des Titelblatts einer Kopie (1629) von Marlowe und Chapmans “Hero und Leander“ [11]. Es ist belegt, dass Marlowe nach seinem Weggang nach Cambridge (1580) mindestens noch zweimal nach Canterbury zurückgekehrt ist, einmal im Herbst 1585 anlässlich einer Testamentsbeurkundung einer „Mrs. Benchkin“ und 1592, als er in eine Auseinandersetzung mit dem Sänger und Komponisten “William Corkine II“ verwickelt war, der 1612 das Liederbuch „Second Book of Airs“ veröffentlichte. [12]
Cambridge (1580-1586)
Marlowe verließ fast siebzehnjährig gegen Ende 1580 Canterbury, um sein Stipendium am Corpus Christi College in Cambridge anzutreten. Nachweislich des Universitätregisters wurde er am 17. März 1581 als „convictus secundus“ „Coll.corp.xr.Chrof.Marlen“ immatrikuliert. Der Name “Christof. Marlyn“ erscheint in der Liste der Studenten des Corpus Christi College, die zum Erwerb des B.A. zugelassen waren, während der Name “Marley“ als der 199ste von 231 Studenten, auf der „Ordo Senioritatis“ im „Grace Book“ der Universität Cambridge 1583/84 gelistet wird. [13]. In Cambridge, wo er für die nächsten sieben Jahre offiziell eingeschrieben war, erwarb er 1584 sein B.A. und 1587 sein M.A. Während seines Studiums in Cambridge wird er ein Freund des gleichaltrigen 17jährigen „Thomas Walsingham“, dem jüngeren Vetter von Marlowes Gönner und einflussreichem „Geheimdienstchef“ der Königin Elisabeth, Sir Francis Walsingham (1530-1590)[14]. Francis Walsingham verdankte seine eigene Position am Hof und seinen Sitz im Kronrat (ab 1573) seinem mächtigen Gönner und Vertrauten Lord Burghley, Königlicher Schatzkanzler und Chefberater der Konigin und auch Kanzler der Universität Cambridge.[15]. Sowohl Francis und „Thomas Walsingham“ als auch Lord Burghley müssen, soweit die Quellen dies hergeben, in Marlowes Leben und Tätigkeit in Cambridge und London eine herausgehobene Rolle gespielt haben. Literaturhistoriker konnten bis heute nicht klären, wann Marlowes Freundschaft mit Thomas Walsingham begann. In Edward Blount’s Zueignung des Versepos “Hero & Leander“ an Thomas Walsingham kennzeichnet er die enge Beziehung zwischen Walsingham und dem Dichter Marlowe „the man that hath been dear unto us“, [16] Es ist belegt, dass „Thomas Walsingham“ mit seinem älteren Vetter Francis Walsingham und Philip Sidney in der sog. Bartholomäusnacht am 24. August 1572 in der „englischen Botschaft“ in Paris weilten, dem Massaker an den Hugenotten in Paris, über das Marlowe sein Drama „The Massacre at Paris“ schrieb. Francis Walsinghams einzige Tochter aus zweiter Ehe "Frances" heiratete 1583 in erster Ehe Sir Philip Sidney, „Earl of Essex“, in zweiter Ehe Robert Devereux 2nd Earl of Essex, in dritter Ehe Richard Burke, 4th Earl of Clanricarde(?) [17]. Thomas Walsingham, der schon im jugendlichen Alter bei seinem einflussreichen Vetter Francis Walsingham in Diensten stand, gilt als Freund und Patron und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als der Liebhaber Marlowes.
Mittels der erhaltenen Quellen der Abrechnungen des Stipendiums und Aufzeichnungen der Ausgaben aus dem College-Verkaufsraum („College Buttery“) ist man über seine tatsächliche Anwesenheit in Cambridge einigermaßen informiert.[18] Aus diesen Quellen wird deutlich, dass er häufiger für längere Zeiten abwesend war, z.B. sieben Wochen im Juni-September 1582, sieben Wochen im April – Juni 1583. Für das akademische Jahr 1584/85 (sein erstes Jahr als Dominus Marlowe, B.A.) scheint er weit weniger als die Hälfte der vorgeschriebenen Zeit anwesend gewesen zu sein. Obwohl Zahlungsunterlagen für das Akademische Jahr 1585/86 fehlen, zeigen seine Buttery Accounts, dass er offiziell nur zwischen April-Juni 1586 abwesend war.[19]. Über seine Aufenthalte während seiner Abwesenheiten gibt es wenig Kenntnisse bis auf einen Aufenthalt in seiner Heimatstadt Canterbury, bei dem er eine Unterschrift unter dem Testament der ansonsten unbekannten Person Catherie Benchkyn im August 1585 leistete. Von diesem Testament stammt Marlowes einzige erhalten gebliebene Handschrift, bei der er mit Christofer Marley unterschrieb, zusammen mit der Unterschrift seines Vaters. [20] Man vermutet, dass Francis Kett, der 1569 sein B.A. und 1573 sein M.A. am gleichen Corpus Christi College absolviert hatte und am14. Januar 1589 wegen Häresie in Norwich gehängt wurde, ein Fellow und Tutor an seinem College war und ihn in seinen religiösen Haltungen beeinflusst haben dürfte. [21] In Cambridge, wohl etwa im Jahr 1582/83 übersetzte er Ovid’s erotische Liebesgedichte “Amores“ und Lucan’s „Pharsalia, Erstes Buch“ (Gedicht über die Schlacht von Pharsalos) aus dem Lateinischen. Marlowes 1596 in Druck gelangte Ovid-Übersetzung erlag der Zensur und wurde 1599 auf Befehl des Erzbischofs von Canterbury John Whitgift und des Bischofs von London Richard Bancroft durch Verbrennung verbannt. Als sein erstes vollständiges Theaterstück aus der gleichen Zeit, das verloren gegangen ist, wird von einigen Experten „The True History of George Scanderbeg“ vermutet. Literarhistoriker gehen mehrheitlich davon aus, dass er Dido, Königin von Carthago unter Mithilfe von Thomas Nashe sowie „Tamburlaine“, Teil I noch in Cambridge innerhalb der Zeit etwa von 1584/86 konzipiert haben dürfte, mit dem er später in London großen Erfolg hatte. [22]
Soweit die Quellen und Rekonstruktionen dies hergeben, muss er in seinen letzten sechs Lebensjahren in London 1588-1593 unmittelbar für das Theater zu schreiben begonnen haben. Es folgten nacheinander Aufführungen seiner Theaterstücke, „Dido“, „Edward II“, „The Massacre at Paris“, „Doktor Faustus“, „The Jew of Malta“ aufgeführt von den Mitgliedern der Theatergruppen „Lord Admiral’s Company of Players“ unter der Führung des Theatermanagers und Schauspielers Edward Alleyn bzw. „Lord Strange’s oder The Earl of Pembroke’s men“. Zu Marlowes Lebzeiten trug keines seiner gedruckten Werke seinen Namen . Ausgaben von „Tamburlaine“ 1590 und 1592 enthielten keinen Namen auf dem Titelblatt. Alle anderen Werke, die mit dem Namen Marlowe assoziiert werden, wurden erst nach seinem Tod 1593 gedruckt.
1587
Bereits vor Bewilligung seines M.A. (13. März 1587) lässt sich aus einer Quelle ableiten, dass er für einen Aufenthalt am Katholischen Priesterseminar in Reims bestimmt war („was determined“). Zeitgleich mit Marlowes Abwesenheit ereignete sich die sog. Babington-Verschwörung [25], die am katholischen Seminar in Reims, das unter der Leitung von William Allen stand, konzipiert worden war. „Allen„ organisierte in jener Zeit den katholischen Widerstand gegen die protestantische „Herrschaft“ Königin Elisabeth I in England. Auch „nicht-katholische“ Studenten waren dort zugelassen und das in Cambridge eingetroffene Gerücht, dass Marlowe als konvertierter Katholik in Reims weilte, veranlasste die Leitung des Corpus Christi College in Cambridge, die Erlaubnis zur Erteilung seines Master Degrees (M.A) zurückzuhalten. Allen, 1587 zum Kardinal ernannt, errichtete an der von König Philip von Spanien in Douai (Nordfrankreich) 1559 gegründeten Universität 1569 das Englische Katholische Seminar, das 1578 Douai verlassen musste und bis 1593 in Reims weiterexistierte. Zu jener Zeit, wie Christopher Marlowe, im katholischen Priesterseminar am „Collège des Anglais“ in Reims vermutet zu werden, galt als ein Affront gegenüber dem protestantischen England. Von 1580 bis 1587 war Reims das Zentrum „katholischer„ Rebellion gegen England und Königin Elisabeth. [26] Marlowe appellierte an den Kronrat, ihn für nicht belastet zu erklären, was der Kronrat mit dem erhalten gebliebenen Brief vom 29. Juni 1587 an die Universität Cambridge in auffälliger Weise tat, unterschrieben u.a. vom Erzbischof von Canterbury, John Whitgift und vom Schatzkanzler, Lord Burghley.[27]
- Whereas it was reported that “Christopher Morley” was determined to have gone beyond the seas to Reames and there to remaine, Their Lordships thought good to certefie that he had no such intent, but that in all his accions he had behaved him selfe orderlie and discreetlie wherebie he had done her Majestie good service, & deserved to be rewarded for his fathfull dealinge: Their Lordships request that the rumor thereof should be allaied by all possible meanes, and that he should be furthered in the degree he was to take this next Commencement: Because it was not her Majesties pleasure that anie one emploied as he had been in matters touching the benefitt of his Countrie should be defamed by those that are ignorant in th’affaires he went about.” To this are appended the titles of the “Lord Archbishop” (John Whitgift), “Lord Chancelor” (Christopher Hatton), “Lord Thr[easur]er” (William Cecil), “Lord Chamberlaine” (Henry Carey) and “Mr. Comptroler” (James Crofts) “.
Diese Quelle macht deutlich, dass Marlowe in „höchsten“ offiziellen Diensten des Kronrats stand (wohl mindestens seit 1584) und zugleich ein starkes Interesse von Kronrat und Königin Elisabeth bestanden haben muss, dass Christopher Marlowe das Masters Degree (M.A.) von der Leitung der Universität nicht verwehrt werde, „by those that are ignorant in th’affaires he went about“.[28]. Königin Elisabeth bescheinigt Marlowe, das er in Sachen zum Wohle des Landes beschäftigt war und es verdient habe, dafür vertrauensvoll behandelt zu werden („deserved to be rewarded for his fathfull dealinge“). Hieraus wurde gefolgert, dass Marlowe bereits in einem Alter von 20 Jahren in einem hohen Ansehen bei den allerhöchsten Stellen der Krone und Regierung, wohl insbesondere bei Lord Burghley und Sir Francis Walsingham und dem Hofe um Elisabeth gestanden haben muss. Es ist bis heute nicht bekannt, ob Marlowes Regierungsdienste darin bestanden, Meldungen zwischen ausländischen Botschaften und Königshöfen zu überbringen oder ob er einer der regelmäßigen Informanten und (Reise)Begleiter und Diplomat von Francis Walsingham war. Es gilt als wahrscheinlich, dass er als Botschafter und Kundschafter tätig war. Es ist in keiner bekannten Quelle eindeutig belegt, dass er eine „regelrechte“ Spionagetätigkeit für Francis Walsingham ausübte. Er muss vom Kronrat mit weit höher angesehenen Aufgaben betraut gewesen sein[29].
Im Juli 1587 erhielt er prompt sein M.A., kehrte wohl nicht mehr nach Cambridge zurück und verbrachte die vermuteten letzten sechs Jahre seines Lebens in London. In einem erhaltenen von Utrecht („the Low Countries“) abgesandten offiziellen Brief von „Robert Ardern“ an Lord Burghley, datiert vom 2. Oktober 1587 wird ein „Morley“ unter den „ government messengers “ aufgeführt, von dem viele Experten [30] überzeugt sind, dass es sich nur um Christopher Marlowe gehandelt haben kann. [31]
1588
Der wachsende Erfolg von Marlowe`s Theateraufführungen in London zog die Aufmerksamkeit anderer Dichter wie Robert Greene nach sich, der seine „Rivalität“ zu Marlowe in mehreren seiner Schriften erkennen zu lassen scheint. In seinem Vorwort zu „Perimedes the Blacksmith“ (1588) gehen Experten davon aus, dass Robert Greene auf Marlowe anspielt. [32]
- “daring God out of heaven with that Atheist Tamburlan or blaspheming with the mad preast”, und “…intolerable poetrie: such mad and scoffing poets that have propheticall spirits, as bred of “Merlin’s” race”. [33].
1589
Auch in dem am 23. August 1589 erschienenen „Menaphon“ mit Vorwort von Thomas Nashe wird angenommen, dass Robert Greene Marlowe attackiert. Am 30.Februar 1589 wurde das Drama “Doktor Faustus a ‘ballad of the life and deathe of Doctor Faustus, the great Cungerer”[34] [35]. im „Stationer’s Register“ [36] bei der Gilde der Drucker, Verleger und Buchhändler eingereicht. Experten gehen davon aus, dass „The Jew of Malta“ bereits im Jahre 1589 in London aufgeführt wurde[37]. Während der Beginn seines Aufenthaltes 1587 in London weitgehend im Dunkeln liegt, wird er durch eine Quelle aus dem Jahre 1589 erkennbarer, aus der hervorgeht, dass er in „ Norton Folgate, Shoreditch, außerhalb und nördlich der Stadtgrenze von London in der Nähe des Dichters Thomas Watson lebte, wo die beiden wichtigsten Londoner Theaterhäuser The Theatre und The Curtain lagen.[38].
Trotz insgesamt geringer und z.T. unzuverlässiger und zumeist nur indirekter Quellen scheint Marlowe in London einen größeren Kreis von Freunden und Bekannten gehabt zu haben, hierunter insbesondere seinen Freund und Gönner „ Thomas Walsingham“[39], jüngerer Vetter des einflussreichen Geheimdienstchefs von Königin Elisabeth I, Francis Walsingham. In London gehörte er einem Kreis von Intellektuellen, gebildetem Adel, Philosophen und Dichtern um den Earl of Northumberland, Henry Percy (ebenfalls 1564 geboren) und Sir Walter Raleigh an, die eine geheime Gruppe von Freidenkern „The School of Night“ gebildet hatten, die hinter verschlossenen Türen „verbotenes Wissen“ diskutierte und als „ Kreis der Atheisten „ stigmatisiert wurde. Diesem Kreis gehörten auch der brilliante Mathematiker Thomas Hariot und Walter Warner, und die Dichter Matthew Royden und Philip Sidney an. Es kann mit guten Gründen angenommen werden, dass er die Verleger Edward Blount, Herausgeber von Shakespeares First Folio, und Thomas Thorpe, Herausgeber der Shakespeare’schen Sonette kannte ebenso wie die „University Wits“, einem Zirkel von Dichtern bzw. Bühnenautoren mit Thomas Nashe, Robert Greene, George Peele, John Lyly und Thomas Lodge, die sich in London zusammenfanden und für das Theater und die Öffentlichkeit schrieben. Da er sich in Theaterkreisen bewegte, muss er mit dem Theatermanager Philip Henslowe, der seine Stücke vertrieb und dem hühnenhaften Edward Alleyn, der die Hauptrollen in den meisten seiner Stücke spielte, bekannt gewesen sein. Ihm wird auch eine Bekanntschaft zu Lord Strange (dem zukünftigen Earl of Derby) zugeschrieben, dessen Schauspieler seine Stücke aufgeführt hatten.
Aus einer Quelle eines Briefes von Gräfin von Shrewsbury, Elizabeth Talbot an William Cecil, Lord Burghley vom 21. September 1592[40],[41]) wird deutlich, dass Christopher Marlowe zwischen 1589 und 1592 für drei-einhalb Jahre bei ihrer Enkelin Lady Arabella Stuart Tutor bzw. Hauslehrer (“reader“ und „attendant“) war, bevor er sie verließ [42].
- “…One Morley, who hath attended on Arbell and read to her for the space of three year and a half, showed to be much discontented since my return into the country, in saying he had lived in hope to have some annuity granted him by Arbell out of her land during his life, or some lease of grounds to the value of fourty pound a year, alleging that he was so much damnified by leaving the University ….I understanding by divers that Morley was so much discontended, and withall of late having some cause to be doubtful of his forwardness in religion (though I cannot charge him with papistry) took occasion to part with him. After he was gone from my house, and all his stuff carried from hence, the next day he returned again, very importunate to serve, without standing upon any recompense …. From my house at Hardwyck, the 21st Sept.1592. “-
Diese Quelle ist lange kaum beachtet worden[43], bis erkannt wurde, dass Lady Shrewsbury, Elisabeth Talbot am 18/28. September 1589 die “Zentrale ihres geschäftlichen Imperiums“ von Hardwick, Derbyshire nach London verlegte, und Arabella Stuart sich also zur gleichen Zeit wie Marlowe in London aufgehalten haben dürfte.[44] Da Arabella Stuart zu den unmittelbaren Thronfolge-Anwärterinnen von Königin Elisabeth gehörte (Nichte von Maria, Königin von Schottland und Cousine von James VI. von Schottland) und damit eine Gefahr für die Königin darstellte, wurde auch vermutet, dass die Einsetzung Marlowes als Tutor Arabella Stuarts durch den Kronrat als eine Informationsquelle für die Regierung (Francis Walsingham bzw. Lord Burghley ?) gedient haben könnte.
Aufzeichnungen („ Thomas Watson nuper der Norton ffowlgate in Comitatu Middlesex generosus' & Christoferus Marlowe' nuper Eadem yoman“) über einen Vorfall zur gleichen Zeit am 18. September1589 belegen, dass er in der Hog Lane (Gemeinde St. Giles-without-Cripplegate) in eine Auseinandersetzung verwickelt war, in der sein Dichterfreund Thomas Watson in Selbstverteidigung „William Bradley“, den Sohn eines Gastwirts, tötete. Er wurde zusammen mit Watson in das Gefängnis in Newgate verbracht, am 1. Oktober auf Kaution ausgelöst (bailed) und am 3.Dezember offiziell freigesprochen. (“reu &,del’p pclam “, d.h. “reuertiter et deliberatur per proclamacionem“) [45]. Thomas Watson war, wie Marlowe, mit Thomas Walsingham befreundet, dem er 1590 Meliboeus widmete, eine lateinische Elegie auf den Tod des mächtigen und einflussreichen Vetters Francis Walsingham[46].
1590
Am 14. August wurde sein Theaterstück „Tamburlaine“ bei der Gilde der Drucker, Verleger und Buchhändler, dem „Stationer’s Register“ eingereicht.
1591
Quellen belegen indirekt, dass er 1591 mit Thomas Kyd in London eine Wohnung teilte. (…“wrytinge in one chamber twoe yeares since…“) [47]. Im Januar 1592 wurde Marlowe (“ Christofer Marly „) auf dem Kontinent in Flushing (Vlissingen, Niederlande), einer damaligen englischen Garnisonsstadt von „Richard Baines“ (der ihn ein Jahr später der Häresie und des Atheismus beschuldigte) der Anschuldigung bezichtigt, falsche Schillinge gemünzt und verräterische Absichten gehegt zu haben, und verhaftet. Sir Robert Sidney, schickte ihn mit einem Brief vom 26. Januar 1591/2 [48] nach England zum Lordkämmerer William Cecil, Lord Burghley zurück, der seinen Fall entscheiden sollte. Aus dem Brief, der die Situation der gegenseitigen Vorwürfe von „Richard Baines“ und Marlowe recht genau schildert, wird erkennbar, dass Gouverneur Robert Sidney nicht davon überzeugt zu sein scheint, dass hier eine ernste Münzfälscherei beabsichtigt war
- …howsoever it hapned a dutch shilling was uttred, and els not any piece: and indeed I do not think that they would have uttred many of them : for the mettal is plain peuter and with half an ey to be discovered“) und dass Marlowe sich als gut bekannt mit Lord Northumberland und der Theatergruppe Lord Strange s Men auswies („the scholar sais himself to be very wel known to the Earle of Northumberland and my Lord strang“). „Richard Baines“ hatte den Gouverneur „Robert Sidney“ am Tag nach der Tat über den Vorfall informiert. Baines bezichtigt Marlowe ein Jahr später, wenige Tage vor dessen Tod, erneut schwerwiegendster Vergehen und kam hierbei auf diesen Vorfall der Münzfälschung zurück
- (“….that he (Marlowe) had as good Right to Coine as the Queen of England and that he was acquainted with one Pooly(Poley) a prisoner in Newgate who hath greate skill in mixture of mettals and having learned some thinges of him he ment through help of a Cunninge stamp maker to Coin French Crownes pistoletes and English shillinges”)
Es ist nicht bekannt, ob Marlowe im Rahmen dieses Vorfalls in irgendeiner Form zur Rechenschaft gezogen wurde. Aus anderen Quellen geht hervor, dass er zumindest drei Monate später auf freiem Fuß war. Eine Erklärung für sein rasches Freikommen wurde damit gegeben, dass seine einflussreichen Verbindungen und Aufträge zum Kronrat, speziell zu William Cecil, Lord Burghley bereits früher bestanden haben müssen.
1592
Am 12. März 1592 während der Belagerung von Rouen durch die Engländer, empfing der Englische Botschafter Sir Henry Unton einen „Mr. Marlin“ zusammen mit einer Delegation der Königin, die im Hafen von Dieppe lagen, mit einer Beschwerde der englischen Garnison wegen Verpflegungsmangel, Forderung einer Versorgung oder Erlaubnis zur Rückkehr. Von Dieppe wurde Marlowe („Mr Marlin“) mit einem Brief an Lord Burghley zurückgesandt, dessen Brief die Aufschrift trug
- „To the Lord Treasurer; by Mr. Marlin … this bearrer also they send, by whom I thought good to write to your Lordship to crave your furder directions in that behalfe, beinge sorry to see ther wants “ [49].
Man geht relativ sicher davon aus, dass sowohl das Drama „The Jew of Malta „ als auch die Tragödie „Edward II“ im Winter 1591/1592 von Pembrokes Men in London im Rose Theater aufgeführt worden sein muss, obwohl Edward II nicht in den Tagebüchern („Diaries“) des Theatermanagers Philip Henslowe notiert ist und damit keine exakten Daten über die ersten Aufführungen vorliegen. Es lässt sich für „Edward II“ dennoch relativ verlässlich aus indirekten Hinweisen (Textzeilen) insbesondere durch seine mächtige Wirkung auf seine zeitgenössischen Dichterrivalen (Kyd, Peele, Lodge, Nashe, anonymer Autor von „Arden Feversham“) auf den Zeitraum der ersten Aufführungen schließen [50].
Es ist heute mehrheitlich akzeptiert, dass Marlowe der Autor der Lateinischen mit C. M gezeichneten Widmung von Thomas Watson “Amintae Gaudia“ an Mary Sidney Herbert, Countess of Pembroke]] (1592) ist. [51] Am 23. Juni 1592 ließ der Kronrat, aufgestört durch Krawalle in Southwark alle Theater in London schließen. Die Schließung wurde durch einen schweren Pestausbruch verlängert und dauerte bis Juni 1594, bevor die Theater wieder öffneten [52]. Vom 15. September 1592 existiert eine Quelle eines Rechtsverfahrens in Canterbury, in dem es um die Kosten eines beschädigten Jackets in einer Auseinandersetzung zwischen Marlowe und einem alten Freund „William Corkine“ in Canterbury („near the chequers Inn“) ging. Offensichtlich wurde das Verfahren freundschaftlich außerhalb des Gerichts gelöst „settled out of court during the first week of October“, “on Monday the ninth“. Jahre später (1612) veröffentlichte sein Sohn William Corkine II in seinem Zweiten Liederbuch „Second Book of Ayres“ ein instrumentelles Arrangement des Marlowe’schen Gedichts „Come Live with Me“ („a sweet new tune“).[53] [54] Das am 20. September 1592 erschienene, nachgelassene Werk von Robert Greene, „Greene’s Groatsworth of Wit, bought with a million of Repentance“, [55] das angeblich auf Greene’s Sterbebett (er starb am3. September 1592) geschrieben wurde, enthält einen Brief an drei Stückeschreiberkollegen mit verschiedenen ermahnenden Warnungen.
- “I will send warning to my olde consorts, which have lived as loosely as my selfe, albeit weakenesse will scarce suffer me to write, yet to my fellowe Schollers about this Cittie, will I direct these few insuing lines. “ ….To those Gentlemen his Quondam acquaintance, that spend their wits in making Plaies, R. G., wisheth a better exercise, and wisedome, to prevent his extremities”.
Experten sind sich einig, dass mit den drei nicht mit Namen genannten Stückeschreibern Christopher Marlowe, Thomas Nashe, und am ehesten George Peele? (wohl nicht aber Shakespeare ?) gemeint gewesen sein müssen. In dem Textteil, der sich auf Marlowe bezieht, sorgt sich Greene um den weltmännischen Atheisten Marlowe, ohne ihn wirklich zu attackieren. Marlowe wird darin in einer längeren Betrachtung des Atheismus bezichtigt:.
- “ I doubt not but you will looke backe with sorrow on your time past, and indevour with repentance to spend that which is to come. Wonder not (for with thee wil I first begin), thou famous gracer of Tragedian, that Greene, who hath said with thee (like the foole in his heart)” There is no God”, should now give glorie unto his greatnes: for penetrating is his power, his hand lies heavie upon me, he hath spoken unto me with a voice of thunder, and I have felt he is a God that can punish enimies. Why should thy “”excellent wit, his gift””, bee so blinded, that thou shouldst give no glory to the giver? Is it pestilent Machivilian pollicy that thou hast studied? O peevish follie! What are his rules but meere confused mockeries, able to extirpate in small time the generation of mankind?. for if Sic volo, sic iubeo, hold in those that are able to commaund: and if it be lawfull Fas & nefas to do any thing that is beneficiall, onely Tyrants should possesse the earth, and they striving to exceed in tyrannie, should each to other bee a slaughter man; till the mightiest outliving all, one stroke were left for Death, that in one age man’s life should end. The brother of this Diabolicall Atheisme is dead,… “.
Auch mit dem folgenden Passus wendet sich der dem Tod geweihte Robert Greene noch einmal an Marlowe, Nashe und Peele(?) mit einer Warnung vor Atheismus, Blasphemie und Sinneslust.
- ”But now returne I againe to you three, knowing my miserie is to you no news: and let me hartily intreate you to bee warned by my harms. Delight not (as I have done) in irreligious oathes; for from the blasphermers house, a curse shall not depart. Despise drunkennes, which wasteth the wit, and maketh men all equall unto beasts. Flie lust, as the deathsman of the soule, and defile not the Temple of the holy Ghost. Abhorre those Epicures, whose loose life hath made religion lothsome to your eares: and when they sooth you wit htearmes of Mastership, remember Robert Greene”
Diese Bewertungen Greenes lassen bereits die drohend aufziehenden Gefahren, denen Marlowe in der unmittelbaren Folgezeit im repressiv puritanischen England ausgeliefert war, erkennen.
1593
Im Januar 1593 wird ’’Das Massaker in Paris’’ „neu“ aufgeführt, wie den Tagebucheintragungen des Theatermanagers Philip Henslowe („ne „ für neu) zu entnehmen und im Sommer 1594, als die Theater nach Ende der Pest wieder öffneten, zehn mal wiederholt .[56]
Kulminierende lebensbedrohende Situation
Ab Winter/Frühjahr 1592/1593 kam es zu einer Serie von Ereignissen, die Marlowe unzweifelhaft in eine äußerst bedrohliche Lage gebracht haben müssen. Das Jahr 1593 sah zugleich die Verhaftung und Einkerkerung bzw. Tortur von 2 Freunden Marlowes (Thomas Kyd und Thomas Nashe) sowie die Erhängung von religiösen Dissidenten John Penry (*1559–†29. Mai 1593) am Vorabend von Marlowe’s Tod, John Barrow und John Greenwood zusammen mit drei Druckern, die deren Werke veröffentlicht hatten. [59]. Am 5.Mai 1593 wurden „ausländerfeindliche“ Plakate, deren Drohungen sich gegen eingewanderte protestantische Kaufleute aus Holland und Frankreich richteten, in Blankversen, in der stilistischen Manier von Marlowe, an die Mauer der Dutch Churchyard in der Broad Street geklebt, heute bekannt als „Dutch Church Libel“ [60]. Eines der erhalten gebliebenen drohenden Plakate beginnt :
Dieses 1973 entdeckte Plakat aus dem Jahre 1593[61] war von einer anonymen Person mit dem Namen „Tamburlaine“ unterzeichnet, einer von Marlowes berühmten Hauptfiguren aus dem gleichnamigen Theaterstück und mit Bezügen zu zwei weiteren seiner Stücke („Das Massaker von Paris“, „Der reiche Jude von Malta“). Die Folge war, dass er auf Grund seiner Stücke zumindest indirekt dafür verantwortlich gemacht wurde, die öffentliche Unruhe zu schüren, die nachweislich der vom 16. April stammenden Texte bedroht war. [62], [63]. Die Plakate, die Königin Elisabeth zur Kenntnis gebracht wurden, forderten ihre Autorität heraus. Der Kronrat der Königin u.a. mit Sir Robert Cecil, Lord Archbishop, Earl of Derby, - befahl am 11.Mai 1593, die für den „Libel“ Veranwortlichen ausfindig zu machen und unter Tortur die Wahrheit herauszufinden und zu bestrafen.
- “ if you shal finde them dulie to be suspected and they shal refuze to confesse the truth, you shal by aucthoritie hereof put them to the torture in Bridewel, and by th’extremitie thereof, to be used at such times and as often as you shal thinck fit, draw them to discover their knowledge concerning the said libels” [64].
Die Suche nach Verantwortlichen schloss unzweifelhaft Marlowe als Autor von „Tamburlaine“ trotz fehlender Evidenz einer Beteiligung an einer Urheberschaft der Plakate ein. Am folgenden Tage, dem 12.Mai 1593 wurde der Dichter und Dramatiker Thomas Kyd verhaftet, der wohl als Hauptunruhestifter verdächtigt wurde, für das „Dutch Church Libel“ mitverantwortlich zu zeichnen. Sein Zimmer wurde durchsucht und vorgeblich häretische Schriften gefunden, in denen die Gottheit Jesu geleugnet wird und die er als aus dem Besitz von Marlowe darstellte [65] und ihrer gemeinsamen Zeit des Jahres 1591 stammten, als er noch mit Marlowe zusammen im gleichen Zimmer wohnte und beide gemeinsam schrieben. Obwohl Kyd hinsichtlich der primären Beschuldigung der „Dutch Church Libel“ wohl unschuldig war, wurde er im Gefängnis von Brideswell gefoltert. Er bezichtigte Marlowe – indem er versuchte, sich so stark wie möglich von ihm zu distanzieren - des Atheismus. Später wiederholte er seine Vorwürfe gegenüber Marlowe schriftlich.[66] Kyds niedergeschriebene Notizen kennzeichnen wahrscheinlich die Dinge, die er bei einer Befragung im Mai 1593 ausgesagt hatte, sie müssen allerdings nach dem 30.Mai 1593 niedergeschrieben worden sein, da auf einen toten Marlowe Bezug genommen wird.
- (Ausschnitt). „Pleaseth it your honorable Lordship toching „“marlowes” monstruous opinions as I but with an agreved conscience think on him or them so can I but particulariz fewe in the respect of them that kept him greater company, Howbeit in discharg of dutie both towards god your Lps & the world thus much haue I thought good breiflie to discover in all humblenes. „
In einem Brief Kyds an den Lord Keeper Sir John Puckering erweiterte Kyd seine Vorwürfe gegenüber Marlowe unter der offensichtlichen Bedrohung, des Atheismus verdächtigt und bezichtigt zu werden. [67] Die Lage muss sich für Marlowe so zugespitzt haben, dass er am 18 Mai 1593 von dem zum Aufenthaltsort Marlowes geschickten Henry Maunders[68] eine Vorladung zum Erscheinen vor dem Kronrat in Nonsuch, Surrey wegen Anschuldigung der Blasphemie, des Atheismus und des Freidenkertums erhielt
- to repaire to the house of Mr Tho: Walsingham in Kent, or any other place where he shall understand where Christopher Marlow may be remayning, and by vertue hereof to apprehend, and bring him to the Court in his Companie." [69]. [70]
Marlowe folgte dieser Auflage am 20.Mai 1593. Er hielt sich in jener Zeit der Pest in London bei seinem Patron und Freund „Thomas Walsingham“ (1561-1630) auf dem Landsitz der Walsinghams in Scadbury, Chislehurst Kent auf, das nach dem Tod Francis Walsinghams, 1590 in dessen Besitz gelangt war. Im Gegensatz zur Art der Behandlung von Thomas Kyd (Verhaftung und Tortur) wurde Marlowe auf Kaution freigelassen (realeased „“on bail“) mit der Auflage, sich täglich bis auf weiteres zu melden (“give his daily attendance on their Lordships, until he shall be licensed to the contrary“) .[71]. Es gibt keine Quellen darüber, ob Marlowe dieser Auflage nachkam.
Zeitgleich tauchten in rascher Folge weitere massiv belastende Dokumente auf, die alle bestätigen sollten, dass nicht nur Marlowe selbst ein Atheist war, sondern dass er auch andere in ihrem Atheismus ermutigt und bestärkt hatte. Es waren dies:
- die sog “Remembrances“ - Dokumente [72]
mit in der zweiten Maihälfte 1593 an William Cecil. gerichtete, höchstwahrscheinlich von einem „“Thomas Drury“ ausgehende Angriffe bzw. Anklagen gegen „“Richard Cholmeley'“, die zugleich Anschuldigungen von Marlowe’s werbender Tätigkeit für den Atheismus enthielten.
- (Ausschnitt) : That he saieth & verely beleveth that one “Marlowe ” is able to showe more sounde reasons for Atheisme then any devine in Englande is able to geve to :prove devinitie & that “Marloe” tolde him that hee hath read the Atheist lecture to Sir walter Raliegh & others. “.
- weitere “Anklagen“ [73]
erneut höchstwahrscheinlich von „Thomas Drury“ ausgehende Anschuldigungen gegen „Richard Cholmeley“, die zuerst an Justice Young gesandt wurden, die (laut Drury) an Sir „John Puckering“ and „Lord Buckhurst“ und von dort an Königin Elizabeth weitergeleitet wurden. Diese Anklagen bezogen sich auf die früheren Anschuldigungen .
- (Ausschnitt) “That with these fearefull horrible & damnable speeches, that Jhesus Christe was a bastarde St Mary a whore & the Anngell Gabriell a Bawde to the holy ghoste & that Christe was Justly persecuted by the Jewes for his owne foolishnes. that Moyses was a Jugler & Aaron a Cosoner the one for his miracles to Pharao to prove there was a god, & the other for takinge the Earerings of the children of Israell to make a golden calfe with many other blasphemous speeches of the devine essence of god which I feare to rehearse “
- die „Baines –Notizen “ [74] mit einer ganzen Liste von massivsten Anschuldigungen bzw. Denunziationen des Informanten Richard Baines gegen Marlowes Gotteslästerungen, die wahrscheinlich um den 27.Mai 1593 an den Kronrat ausgehändigt wurden. Von diesen Notizen existiert sowohl das Original [75] als auch eine Kopie [76], welche wahrscheinlich dem Kronrat und der Königin zugeleitet wurde. Obwohl die Baines Notizen oder Informationen 3 Tage vor Marlowes Tod geliefert wurden, wurde das Schriftstück einige Tage für Korrekturen zurückgehalten und erreichte Kronrat und Königin als etwas veränderte Kopie erst nach dem Tod (mit verändertem Datum). Es wurde argumentiert, dass die Belassung von Marlowe auf freiem Fuß und die Verzögerung des „Baines Berichts“ eine Notwendigkeit zum Zeitaufschub dargestellt haben könnte, Marlowes Rettung durch einen vorgetäuschten Tod zu planen und auszuführen. (s.William-Shakespeare-Urheberschaft). Es wurde vermutet, dass das offizielle Protokoll der so massiven Denunziation Marlowe’s durch Richard Baines für eine Weile zurückgehalten worden war, um es zu redigieren, bevor es den Kronrat und die Königin erreichte.
- (Ausschnitte): “A note Containing the opinion of one “Christopher Marly” Concerning his Damnable Judgment of Religion, and scorn of gods word…“
- “That one Ric Cholmley hath Confessed that he was persuaded by Marloe’s Reasons to become an Atheist”.
- “That the first beginning of religion was only to keep man in awe”.:
- ”That if he were put to write a new religion he would undertake both a more excellent and admirable method, and that all the new testament is filthily written ”
- “These thinges, with many other shall by good & honest witnes be aproved to be his opinions and Comon Speeches, and that this “Marlow” doth not only hould them himself, but almost into every Company he Cometh he perswades men to Atheism willing them not to be afeard of bugbeares and hobgoblins, and vtterly scorning both god and his ministers as I Richard Baines will Justify & approue both by mine oth and the testimony of many honest men, and almost al men with whome he hath Conversed any time will testify the same, and as I think all men in Cristianity ought to indevor that the mouth of so dangerous a member may be stopped, “
Diese Umstände der schriftlichen Fixierung der Baines Denunziationen wurden dahingehend interpretiert, dass es am Hofe, im höchsten Machtzentrum, einflussreiche Personen gegeben haben muss, die solche Berichte verzögern und ändern konnten, um Marlowe zu schützen. In diesem Fall könnte es sich nur um Königin Elisabeths „rechte Hand“ Lord Treasurer, William Cecil, Lord Burghley, zusammen mit seinem Sohn Sir Robert Cecil gehandelt haben. Die Zusammenfassung verschiedener Quellen lässt vermuten, dass Christopher Marlowe seit mindestens acht Jahren in enger Verbindung mit Lord Burghley stand. Marlowes Stipendium ging von „Jonathan Parker“, dem Sohn des Erzbischofs Matthew Parker aus, der wiederum ein enger Freund von Burghley war. Burghley war es, der Matthew Parker dazu überredet hatte, die Stelle des Erzbischofs von Canterbury (1559 bis 1575) zu übernehmen. Es ist belegt, dass Matthew Parker in der Phase einer Depression nach dem Tode seiner Frau eines der wenigen Kopien seines Werkes „De Antiquitate Ecclesiae“ Burghley geschenkt hatte. Robert Cecil hatte sein Studium zur gleichen Zeit wie Marlowe im Alter von 17 Jahren am gleichen College in Cambridge begonnen, und es ist nicht vorstellbar, dass er und Robert Cecil sich nicht – ebenso wie Thomas Nashe – begegnet sind, wahrscheinlich über „Jonathan Parker“, den Vermittler des Marlowe’schen Stipendiums und Freund der Familie der Cecils.
Die Tatsache, dass in so kurzer Zeit so ungeheures Material und solch massive Anschuldigungen gegen Marlowe „aufgefahren“ wurde, wurde dahingehend bewertet, dass hier eine „konzertierte Kampagne“ gegen Marlowe inszeniert worden sein muss. Die Frage, wer hinter dieser Kampagne gestanden haben mag, ist ausführlich diskutiert worden. [77]. Der stärkste Verdacht fällt auf „Richard Baines“ (ein zum Priester geweihter Mann, den man mit einem „Rektor“ von Waltham, nahe Cleethorpes in Lincolnshire - bis mindestens 1607- gleichsetzt), einem „Cambridge Mann“, dessen Hintermänner in der Führung der Kirche von England und damit beim Erzbischof von Canterbury John Whitgift gesehen werden, für den „Richard Baines“ seit mindestens 1587 arbeitete. Verschiedene Experten gehen heute davon aus, dass es kein Zufall gewesen sein kann, dass der der Tortur und Todesstrafe bedrohte Christopher Marlowe wegen einer vergleichsweisen „Nichtigkeit“ (Streit um die Bezahlung der Rechnung) exakt zur selben Zeit ums Leben kam.
Todeshergang
Im Meyerschen Konversationslexikon (1888) starb Marlowe noch “in einem Liebeshandel von seinem Nebenbuhler erstochen“. Noch 1917 konnte man als offizielle Version des Todes von Marlowe im englischen „“Dictionary of National Biography“ (DNB)“, die über Jahrhunderte bis heute vielfach kolportierte Feststellung lesen, dass Marlowe in betrunkenem Zustand in einer Wirtshausschänke bzw. Schlägerei ums Leben kam. (Sir Sidney Lee …“ „was killed in a drunken fight“…). Erst die späte, erstaunliche Entdeckung des „“Coroners Report““ durch Leslie Hotson[78] 1925 hat nur sehr allmählich die bis heute fixierte und fortdauernde Sichtweise des Todes von Marlowe („Wirtshausschlägerei“) ins Wanken geraten lassen. Folgt man dem auf Lateinisch gefassten Bericht („Coroners Report“) [79] des königlichen Untersuchungsrichters bzw. Leichenbeschauers „William Danby, Coroner of the Queen’s Household“, so traf sich Marlowe am Morgen des 30.Mai 1593 im Hause einer „gewissen“ Witwe „Eleanor Bull“ („about the tenth hour before noon of the same day met together in a room in the house of a certain Eleanor Bull, widow“) in Deptford, eine halbe Meile westlich des Greenwich Palastes von Königin Elisabeth mit drei Personen „Nicholas Skeres“ „Ingram Frizer“ und „Robert Poley“ (auch „Robin Poley“, „Roberte Pooley“, „Robte Poolie“, „Poolye“, u.a.). „Eleanor Bull“ muss eine respektierte Dame gewesen sein, Witwe von „Richard Bull“ mit Verbindungen zum Hof. Ihre Schwester Blanche war die Patentochter von Blanche Perry, der Amme von Königin Elisabeth und Cousine von Lord Burghley. [80] Eleanor Bulls Schwager Dr.John Bull stand ebenfalls in Diensten des „Begründers des britischen Geheimdienstes“ Sir Francis Walsingham mit ausgedehnten Reisen durch England und den Kontinent. Robert Poley’s Funktion als akkreditierter Courier und Überbringer wichtiger Briefe, Nachrichten und Botschaften von Lord Burghleys zwischen verschiedenen Fürstenhöfen und englischen Botschaften in der Zeit zwischen 1588 und 1601 ist gut belegt [81]. Die Auflistungen der Entlohnungen Poleys vor Marlowes Tod zwischen dem 17.Dezember 1592 und dem 23.März 1593 zeigen ihn länger am Hof von Schottland
- („…carrying lettres in poste for her heighness speciall servcice of great importance from Hampton Courte into Scotlande to the Courte there….“).
Dass man davon ausging, dass Thomas Kyds damalige Anschuldigungen gegenüber Marlowe der Wahrheit entsprachen, in Korrespondenz mit dem König von Schottland zu stehen und Menschen zu überreden, dorthin mit zu gehen
- “ (he (Marlowe) would pswade with men of quallitie to go unto th king of Scotts,whether I heare Royden is gon,and where if had livd, he told me, when I saw him last,he meant to be „) [82],
ließ die Schlussfolgerung entstehen, dass Poley ein Botschafter in Schottland unter Marlowe’s Aufsicht gewesen sei. Aus einem Brief von Lord Burghley an seinen Sohn Sir Robert Cecil vom 21.Mai 1593 [83] scheint hervorzugehen, dass die Cecils planten, Marlowe in der Sache der „Spanish Blanks“ nach Schottland zu entsenden [84]. „Poley“ war ebenso wie „Thomas Walsingham“ und „Nicholas Skeres“ in die Aufdeckung der „Babington-Verschwörung“ verwickelt, bei der Königin Elisabeth I umgebracht und Maria Stuart inthronisiert werden sollte. Alle drei beim Tode Marlowes anwesenden Männer hatten berufliche Verbindungen zur Machtzentrale bzw. standen in Diensten von Thomas Walsingham oder Lord Burghley und waren also ebenso wie Marlowe mit Walsingham bekannt. Sie hatten, folgt man dem „Coroners Report“, Mittagessen zusammen und verbrachten einen ruhigen Nachmittag im Hause von „Eleanor Bull“ und ergingen sich im Garten. Nach dem Abendessen saßen die anderen drei mit ihrem Rücken zu Marlowe, der auf einem Bett neben ihnen lag. Ein Streit („argument“) brach aus zwischen Marlowe und Frizer wegen der Bezahlung der Rechnung oder deren Berechnung („reckoning“). Marlowe zog Frizers Dolch von hinten und traf ihn und verletzte ihm am Kopf („hit him on the scalp wounding him“). Es entwickelte sich ein Kampf („struggle“) in dem Frizer den Dolch in Marlowes Kopf unmittelbar über dem rechten Auge stieß
- (“a mortal wound over his right eye of the depth of two inches & of the width of one inch“ ) und ihn sofort tötete („killed him instantly“ original lat. “instanter obiit”).[85]
Zwei Tage später bestätigten der Untersuchungsrichter der Königin „William Danby“ („Coroner of the Queens houshold“) und 16 Geschworene, dass Ingram Frizer in Selbstverteidigung gehandelt hatte. Er wurde innerhalb eines Monats auf freien Fuß gesetzt. Marlowe wurde am 1.Juni1953 auf dem Kirchhof von St.Nicholas Deptford begraben. (Register St.Nicholas Church Deptford, „Christopher Marlow slaine by ffrauncis ffrezer“, auffälligerweise nicht Ingram. [86])
Ungereimtheiten beim Todeshergang[87]
Bei dem dokumentierten „Todes-Szenario von Deptford“ sind von Experten verschiedene Ungereimtheiten erkannt bzw. analysiert worden, die der Zusammenkunft der Männer in einem Haus aus dem Umfeld von Lord Burghley (speziell in Anbetracht der im gleichen engen Zeitraum für Marlowe bestehenden akuten lebensbedrohlichen Situation) einen spezifischen Zweck zugeschrieben haben. Sie argumentieren (diese Argumente haben unzweifelhaft zur Shakespeare Urheberschaftsdebatte beigetragen , zusammen mit der Tatsache, dass die ersten Werke des zu Marlowe gleichaltrigen Shakespeares erst nach Marlowes Tod auftauchten), dass …
- … eine dokumentierte Zusammenkunft von 3 Männern einen Tag lang in einem Hause und Garten im direkten Umfeld von Lord Burghley in einer Zeitphase akutester Lebensbedrohung Marlowes eine bestimmte Bedeutung und Funktion gehabt haben muss
- … der Eindruck nicht zu verkennen ist, dass die bei der Leichenschau bzw. Feststellung des Todeshergang (“inquest“) ermittelte und dokumentierte Evidenz ausschließlich von drei anwesenden Personen „Robert Poley“, „Ingram Frizer“, und „Nicholas Skeres“ aus dem unmittelbaren Umkreis Thomas Walsinghams, [88] dem Freund und Schutzpatron Marlowes bzw. Lord Burghleys abhing. Experten gehen davon aus, dass den 16 Geschworenen die Person bzw. das Gesicht Marlowe’s nicht bekannt war und sie ihn somit nicht identifizieren konnten.
- … die Wahrhaftigkeit bzw. Glaubwürdigkeit der drei anwesenden Personen und Zeugen, die durchweg professionelle „Regierungs“mitarbeiter waren, in Zweifel gezogen werden müsse. Sie wurden als „“profoundly slippery trio““ (gerissenes Trio) als „“dodgy delusive trio““ (ausgekochtes Irreführungs-Trio) und als „“professional deceivers““ (professionelle Täuscher) [89] bezeichnet, so dass bei dem nur den drei Männern bekannten Leichnam nicht einmal eine Evidenz für das Vorliegen eines Leichnams des wirklichen Marlowe bestanden haben müsste. Unter Berücksichtigung aller Umstände (akute Todesbedrohung, Zeugen aus Umkreis Walsinghams und Umfeld von Lord Burghley etc) wäre ein vermeintlicher, vorgetäuschter Tod fast plausibler als der Tod Marlowes selbst.
- … der Leichnam Marlowes zugleich mit seinem offiziell registrierten Tod eiligst in einem nicht gekennzeichneten Grab im Kirchhof der St.Nikolas Kirche in Deptford beerdigt wurde.
- … “William Danby“ in seiner Rolle als „Coroner of the Queen“ zumindest für mehr als 4 Jahre in enger beruflicher Wechselbeziehung zu William Cecil gestanden haben muss, und beide möglicherweise gut miteinander bekannt waren, da sie zeitgleich ab Mai 1541 in den Anwaltskammern von Gray’s Inn/Lincoln’s Inn in London, zur gleichen Zeit wie auch „Thomas Walsingham“, der Vater von Marlowes Freund gleichen Namens „Thomas Walsingham“ arbeiteten.
- … der Tod Marlowes bis zum nächsten Tag nicht gemeldet wurde.
- … nur ein Mord, der in der 12 Meilenzone („within the verge“) der Königin passierte, unmittelbar den Auftrag des Untersuchungsrichters Sir „William Danby“ und damit der unmittelbaren Kontrolle des Kronrats bzw. der Königin unterstand, der den Coroner’s Court’ von 16 Geschworenen in Deptford zusammenrief,
- … der Ort, an dem der Mord geschah, das Anwesen von „Eleanor Bull“ war, deren enge Verbindungen zum Hof nach heutiger Auffassung über William Cecil und die Cecils gesehen werden.
- … es einen Leichnam des Marprelate-Aktivisten, John Penry gab, dessen um 4 Tage aufgeschobene Hinrichtung am Vorabend des Todes von Marlowe passierte, zu dem der „Coroner“ (Untersuchungrichter der Königin) „William Danby“ Zugang gehabt haben dürfte und bei dem engen zeitlichen Zusammenhang auch Vermutungen angestellt wurden, dass bei dem Termin des Untersuchungsrichters nicht die Leiche Marlowe’s sondern John Penrys vorgelegen haben könnte.-[90]
- … ein einziger Dolchstoß (nach dem lateinischen Originaltext oberhalb des rechten Auges, zwei Daumenbreit tief und ein Daumenbreit breit), Marlowe unmittelbar und sofort tötete („instanter obiit“) nach heutigem „neurochirurgischem“ Wissen nicht vorstellbar erscheint.
- … der Mörder Ingram Frizer ins Gefängnis kam, um die Begnadigung der Königin abzuwarten, die in einer außergewöhnlich kurzen Zeitspanne von 28 Tagen eintraf, der wohl kürzesten in den Annalen :[91]
- “Elizabeth by the grace of God of England France & Ireland Queen Defender of the Faith &c To our well-beloved William Danby, Gentleman, Coroner of our household, greeting. Wishing for certain causes to be certified upon an indictment made in your presence concerning the death of Christopher Morley, upon view of the body of the same Christopher, at Detforde Strande in our County of Kent within the verge lying dead and slain, whence a certain Ingram ffrysar, late of London, Gentleman, is indicted (as by the record thence remaining with you it fully appears) And whether the same Ingram slew the aforesaid Christopher in self-defence, & not feloniously or of malice aforethought, so that in no wise could he avoid his own death, or not; we command you to send the tenor of the indictment aforesaid with every-thing touching it and whatsoever names the parties aforesaid in that indictment are known by, to us in our Chancery under your seal distinctly & openly without delay, & with this writ. Witness myself at Westminster on the 15th day of June in the year of our reign the thirty-fifth. POWLE“
- … der Bericht der Leichenbeschau und der Todesursachen-Feststellung sehr sorgfältig kontrolliert erschien, mit dem möglichen Zweck Marlowe als tot und Frizer schuldlos wegen Selbstverteidigung erscheinen zu lassen.
Nach seiner Entlassung am 28.Juni 1593 kehrte Frizer als freier Mann sofort in den Dienst seines Herren Thomas Walsingham zurück, dessen besten Freund und bewunderten Dichter Christopher Marlowe er “soeben umgebracht“ hatte.
Posthume Ereignisse und Dokumente
Eine Quelle belegt, dass zwei Wochen nach Marlowes Tod einer der beim Tod von Marlowe anwesenden Männer Robert Poley 30 Pfund von der Schatzkanzlei ausgezahlt erhielt, und zwar „ für die Beförderung von Post der Königin in besondern und geheimen Affären von großer Wichtigkeit“ („…carrying lettres in poste for her heighness speciall service of great importance.“). Dieses Faktum wurden dahingehend interpretiert, dass Poley in der Phase des Dutch Libel und der Ermordung Marlowes Mai/Juni 1593 im Dienste des Kronrats bzw. Ihrer Majestät gestanden haben muss. Die Tatsache, dass Marlowes Tod nur Tage nach seiner Verhaftung und Anklage der Häresie mit drohendem Tod und Tortur erfolgte, trug wegen des hohen Maßes an Koinzidenz bzw. der Unwahrscheinlichkeit eines solchen Todeshergangs dazu bei, dass im Rahmen der Shakespeare’schen Urheberschaftsdebatte das einzig existierende literarische Genie Marlowe neben William Shakespeare (von dem zu seinen Lebzeiten keine Quelle existiert, dass seinem „literarischen“ Genie jemals jemand begegnet ist), als Kandidat zunehmend diskutiert wurde. Am 6.Juli 1593 wurde „Edward II“, am 28.September Marlowe’s Übersetzung von „Lucan’s First Book““ und „Hero and Leander“durch John Wolf bei der Druckergilde (Stationer’s Register) zum Druck angemeldet. 1594 folgte die Anmeldung zum Druck von „Der Jude von Malta“. (17.Mai 1594) und die Veröffentlichung von „Edward II“ und „Dido, Queen of Carthage“, vervollständigt von Thomas Nashe. 1596 wurde Marlowe’s Übersetzung von Ovid’s Elegien ohne Datum und Lizenz gedruckt und drei Jahre später zensiert und öffentlich verbrannt.
Dem Kanon Marlowe’scher Werke bis zu seinem Tode (1593) werden gegenwärtig folgende Arbeiten zugeschrieben
- Theaterstücke
- „Dido, Queen of Carthage“[94], „Tamburlaine the Great (Teil 1) “[95], „Tamburlaine the Great (Teil 2) “ [96], „The Jew of Malta“ [97], „The Massacre at Paris“[98], „Edward II“ [99], „The Tragicall History of Dr Faustus“ [100],
- Lyrik
- Das Versepos „Hero and Leander“ [101],Ein Gedicht „The Passionate Shepherd to his Love “ [102]
- Zwei Zueignungen (Marlowe zugeschrieben, Original in Lateinisch)
- Widmung an Mary Countess of Pembroke [105], Epitaph auf den Tod von Sir Roger Manwood [106]
Dramatisches Genie
Zeitgenössische Reputation und Rezeption
Im Gegensatz zur Person William Shakespeare's existieren für Marlowe zu Lebzeiten verschiedene Quellen von Zeitgenossen, die seine Genialität und seine herausragende literarische Begabung und Überlegenheit in einer personalen und nicht nur literarischen Form bekunden bzw. dokumentieren. Er stieg in seiner „Londoner Schaffensphase“ als ein neues Dichter- und Dramatiker-Genie empor.
- Gabriel Harvey c. 1545 – 1630, verfasste im September 1593 angesichts der zirkulierenden Nachricht über den Tod Marlowes (als Marlowes Todesursache nahm er die Pest an) ein Sonett [107] in einem „New Letter of Notable Content“, indem er sein Erstaunen („Wonder“) über das Jahr 1593 als das fatale Jahr („the fatall yeare of yeares is ninety three“) ausdrückt, in dem Marlowe stirbt („... the Tamburlaine voutsafes to dye“), Marlowe, den er als „gigantisches“ Gehirn „that Gargantuan minde“, als den höchsten Geist, „“highest minde that ever haunted Powles or haunted winde““ als überragenden Atem „sky-surmounting breath“, als Atem, der das Trommelfell zum Schwellen brachte „that breath taught the Timpany to swell“ als selbstüberheblichen, der weder Gott noch den Teufel fürchtete, “he that nor feared God nor dreaded Div’ll, nor ought admired but his wondrous self und als “hawty (haughty) man“ (als Mann von Stolz bzw. übermächtiger Überlegenheit) [108]
- George Peele 1556 – 1596, ein zeitgenössische Dramatiker, bezeichnete ihn 1593 kurz nach der wohl zirkulierenden Todesnachricht als den “Liebling der Musen“,[109]“Why hie they not, unhappy in thine end, Marley, the Muses darling, for thy verse Fit to write passions for the souls below"”
- George Chapman 1559?–1634 lobte Marlowes freien Geist („free soul“)
- Thomas Nashe 1567–1600?, schrieb in der Vergangenheitsform: “His pen was sharp-pointed like a poignard. No leaf he wrote on but was like a burning-glass to set on fire all his readers.” [110]
- Thomas Kyd 1558 – 1594, schieb über ihn “He wold perswade with men of quallitie to goe unto the King of Scotts whether I heare Royden is gon and where if he had livd he told me when I sawe him last he meant to be.” [111]
- Michael Drayton 1563 –1631, notierte, dass “he, Neat Marlowe, bathed in the Thespian springs, Had in him those brave translunary things that the first poets had,His raptures were all air and fire, which made his verses clear. For that fine madness still he did retain, which rightly should possess a poet's brain”.
- Thomas Thorpe c. 1569 -1635?, veröffentlichte 1600 Marlowes “Lucans First Booke Translated line for line, by Chr.Marlow” mit einer Widmung an Edward Blount, “his kind, and true friend” in the memory of that pure Elementall wit,Ch’r.Marlow, whose goast or genius is to be seen to walke the Churchyard in (at least) three of foure sheets”
- Robert Greene 1558 –1592, der Dramatiker und Dichter bezeichnete ihn als “Thou famous gracer of Tragedians”,
- Henry Petowe,1575/6 – 1636?. der elisabethanische Dichter, der Marlowes „Hero und Leander“ vervollständigte, kennzeichnete ihn ”Marlo admir ‘d, whose honey-flowing vaine No English writer can as yet attaine”,
- Thomas Heywood 1571-1641 neun Jahre jüngere als Marlowe, der Dramatiker “Marlo, renown’d for his rare art and wit”, oder „the best of Poets in that age’“, In seinem Vorwort zur Veröffentlichung 1633(!) von “The Jew of Malta” schrieb er 'composed by so worthy an Author as Master Marlo
- Ben Johnson 1572 – 1637, war sich bewusst, dass Marlowes dramatische Werke eine außerordentliche Wirkung auf das Englische Theater hatten. Er bezeichnete die Meisterschaft der neuen Theatersprache Marlowes mit seinem dramatischen Versmaß (Blankvers) eines reimlosen fünffüßigen Jambus, dessen Stil und bemerkenswerte sprachliche Intensität und emotionale Komplexität als „Marlowes mighty line“ (1.1415 line 30).
- Thomas Beard 1568–1632, Puritanscher Polemiker und Autor von “The Theatre of God’s Judgements” sah 1597 Marlowes Tod als warnendes Signal der Rache Gottes “the admirable Judgements of god upon the transgressors of his commandments”, a playmaker, and a Poet of scurrilitie whose manner of death was terrible (for hee even cursed and blasphemed to his last gaspe, and togither with his breath an oath flew out of his mouth.
Posthume Reputation und Rezeption
Nach seinem Tode ist Marlowe stetig zunehmend eine überragende literarische Genialität zugesprochen worden. Die zahllosen Attribute reichen vom „the father and founder of English dramatic poetry“ (John Addington Symmonds 1884) über den „the father of the English drama“ (A. H. Bullen 1885,), zu „that most indefinable thing, an original man... He was the herald that dropped dead“ (James Russell Lowell, 1887), und „ the brightest flower of the English Renaissance“ (Havelock Ellis 1887), oder „the most important of Shakespeare’s predecessors “ (Clifford Leech) 1960. usw.[112]
- Gotthold Ephraim Lessing (1729 -1781), der sich mit dem Faust-Stück auseinandersetzte schrieb :“…daß aber unsre alten Stücke wirklich sehr viel Englisches gehabt haben, könnte ich Ihnen mit geringer Mühe weitläuftig beweisen. Nur das bekannteste derselben zu nennen; Doctor Faust hat eine Menge Scenen, die nur ein Shakesspearsches Genie zu denken vermögend gewesen"“. [113].
- Der irische Dichter und Kritiker Edward Dowden 1843-1913, formulierte: „…hätte Marlowe länger gelebt und den schöpferischen Weg, der vor ihm lag, vollendet, er wäre Shakespeare ebenbürtig geworden.“.[114]
- Der Dichter Algernon Swinburne (1837-1909) [115] nannte ihn den Vater der „Englischen Tragödie“ und den absoluten und göttlich-begnadeten Schöpfer und Erfinder des Englischen Blankverses, der zugleich als Lehrer und Wegweiser für Shakespeare gesehen werden müsse.
- Der englische Literaturwissenschaftler Frederick S. Boas [116] sah das im tiefsten Sinne klassische Element von Marlowes Genius darin, wie er mit vollkommener Klarheit und Präzision Gedanken und Emotionen in rhythmische Sprache mit treffender Exaktheit übersetzte
- F.P. Wilson erkennt Marlowes dramatisches Genie bereits in seinem ersten aufgeführten Stück Tamburlaine. Er wurde nach seine Meinung nicht wegen irgendwelcher Umstände zum Bühnenautor, er war von Anfang an der „geborene Dramatiker“ [117].
- Stanley Wells, einer der führenden Shakespeareforscher formulierte seine Überzeugung folgendermaßen : „ …hätte Marlowe überlebt und wäre Shakespeare 1593 gestorben, wir würden nie von Shakespeare gewusst haben.“
- William Allen Nelson, formulierte, dass Marlowe „In der Breite und Intensität seiner Vorstellungskraft, der glänzenden Würde seiner Verse und der funkelnden Brillianz seiner Poesie das größte Genie der englischen Literatur repräsentiert [118]
Wirklich breiteste Anerkennung wurde ihm wohl erst im 20. Jahrhundert zuteil, als man ihn immer mehr als ebenbürtigen Zeitgenossen Shakespeares erkannte und würdigte, der in seinen Werken unorthodoxe Positionen einnahm. „I.Ribner“ ist davon überzeugt, dass die notwendige Aufgabe einer Neubewertung von Marlowe erst begonnen hat. (“Every facet of Marlowe’s genius is likely to be freshly explored and a new understanding may emerge to which we more generally give our assent ”). [119]
Marlowe wird heute als ein Dichter von überragender Originalität bzw. Genialität gesehen. Er entsprach in gewisser Weise in seiner gedanklichen und poetischen Kraft den literarischen Charakteren und Figuren, die er schuf. Er forderte den seinerzeitigen sozialen, politischen und religiösen Status quo ebenso heraus, wie seine Stücke die Machtverhältnisse und Glaubensrichtungen seiner Zeit in Frage stellten. Man mag ihn als Atheisten bezeichnen, aber man erkennt ihn in seinen Stücken unzweifelhaft als einen Moralisten. Studien und Untersuchungen über Marlowe in den letzten 50 Jahren verraten insofern eine große Divergenz der Bewertung, als einzelne Literaturkritiker Marlowe ganz unterschiedlich charakterisieren und bewerten, (z.B: als Romantischer Rebell (Levin) [122],als orthodox christlicher Dramatiker ([123], als Mann von moralischer Ambiguität (Bevington) [124] usw., dass es schwierig wird, so unterschiedliche Fazetten in einer einzigen Person zu erkennen und miteinander zu vereinbaren.[125] Die Literaturkritik hat wiederholt die Forderung vertreten, Marlowes Dichtungen in aller erster Linie als Kunstwerke und weniger als Spiegel des Charakter ihres Schöpfers zu betrachten. .[126] Jegliche Interpretation liefe ansonsten Gefahr, nicht das zu finden, was Marlowe zu bieten hat sondern das, was man – ausgerüstet mit vorgefassten Theorien und beeinflusst durch die ungesicherten biographischen Kenntnisse- vorzufinden wünsche. [127] Es sei nicht nur eine Frage der Breite des kritischen Ansatzes oder Standpunkts, wenn verschiedene Kritiker stets nur einen partiellen Apekt des dichterischen Werks Marlowes betrachten und Methoden verwenden, die nur ein Detail eines so mächtigen, in nur wenigen Jahren geschriebenen Werks beleuchten, weil keine noch so umfassende Analyse das Marlowe’sche Werk vollständig erfassen könnte. Marlowe, ein Shakespeare ebenbürtiger Dichter, sagt so viele Dinge zur gleichen Zeit und seine tiefgreifendsten Aussagen führen scheinbar Unvereinbares und Gegensätzliches zusammen. Man kann ihn nicht einerseits als einen modernen wagemutigen Freidenker haben, der die höchsten anerkannten Glaubensätze seiner Zeit in Zweifel zieht und herausfordert und andererseits als einen orthodoxen Christen, der die Bühne als eigentliche Kanzel für orthodoxe Behauptungen verwendet.
Literarischer Repräsentant des englischen Renaissance-Zeitalters
Marlowe gilt neben Shakespeare als bedeutendster Dichter und literarischer Repräsentant des englischen Renaissance-Zeitalters, das dadurch charakterisiert wird, dass es zu einer Abwendung von Kirche und Theologie führte und dass nicht mehr von Gott sondern vom Menschen selbst gesetzte Aufgaben und freiwillig unternommene Taten mit einer Kühnheit und Wagemut durchgeführt wurden, wie sie in früheren Jahrhunderten nicht ihresgleichen hatten.[128] Ein wesentliches Merkmal des Renaissance-Zeitalters ist der neu gewonnene Glaube an die Möglichkeiten menschlischer Vernunft und Willenskraft. Marlowe richtete sein Augenmerk auf die Taten großer Männer und wählte historische Gestalten als Helden aus der kriegerischen Überlieferung, aus Kreisen der Finanz oder der Diplomatie, die getragen werden von ihrer eigenen mächtigen Vitalität. Während die religiöse Einstellung des Mittelalters wesentlich himmelwärts gerichtet war, unterstreicht die neue Weltsicht die tiefe Bedeutung von Erfahrung und Abenteuer des irdischen Daseins. Die Erde – nicht der Himmel- wird zum Mittelpunkt des Lebens, wo gesammeltes Wissen reift, Pläne gelingen oder misslingen. Marlowes Helden (oder Übermenschen) haben sich der Erde verschworen, selbst „Dr.Faustus“ in seinem Bestreben, die Geheimnisse des Weltalls zu bezwingen. Für Marlowe ist die Geschichte der Institution Kirche die Geschichte der Behauptung ihres Willens zur Macht, der Verbindung ihres Ehrgeizes mit politischer Oberherrschaft. Damit erscheint Marlowe zugleich in seinen Werken als der Reformator schreiender Mißtände.
Innerhalb der englischen Renaissance-Literatur reihen viele Literaturwischaftler und Anglisten Marlowe als ein „Shakespeare ebenbürtiges Genie“ ein.[129]. Zugleich wird bereits zwischen seinen Dramen in der kurzen intensiven Schaffensphase von nur ca 5 Jahren (1588-93) eine starke Veränderung und eine immense Dynamik als Fähigkeit zur Weiterentwicklung seines dichterischen Stils erkennbar. [130]
Jeden einzelnen Helden versieht Marlowe mit der ihm entsprechenden Ausrichtung des Willens zur Macht. „Tamburlaine“ repräsentiert das Symbol des unwiderstehlichen Willens zur kriegerischen Macht, „Dr.Faustus“ die Macht über das Reich der Geistes und die Kräfte der Natur, der „Jude von Malta“ die Macht des Goldes und seine Gewalt über Märkte und Menschen. Marlowes Helden trotzen bestehenden Moralbegriffen, sie sagen sich los von den überlieferten Vorschriften christlicher Ethik, die die Handlungsfreiheiten für die Verwirklichung ihrer Ziele hemmen. Der Wille zur Macht ohne Ausrichtung auf ethische Ziele entlädt sich allerdings auch mit der Wut einer Katastrophe und hinterlässt Verwüstung, Staub und Asche und bittere Erinnerungen an Taten fraglichen Werts. Am deutlichsten findet sich dieses Motiv in “Die tragische Historie vom Doktor Faustus“, einer Bearbeitung des Faust-Stoffes. Sie wurde zwei Jahrhunderte später zur wichtigsten Vorlage für Goethes heute berühmtere Version. Der Kampf gegen die despotisch willkürlichen Götter wird auch in seinem epischen Gedicht „Hero und Leander“ behandelt. Er beließ es wohl absichtlich fragmentarisch. In seiner Bearbeitung umfasst es nur zwei Cantus. Marlowe überließ George Chapman die Rechte an dem Gedicht. Dieser vollendete die tragische Geschichte der beiden Liebenden Hero und Leander und erweiterte sie auf insgesamt sechs Cantus.
Werke[131]
Marlowe als Dramatiker
Dido, Queen of Carthage[132]
Wahrscheinlich schrieb er sein oft als Frühwerk bezeichnetes erstes Theaterstück „Dido, Queen of Carthage“ noch während seiner Studienzeit in Cambridge etwa 1584-1586 mit Unterstützung von Thomas Nashe. Die historische Grundlage und Quelle seines Stückes bildete das vierte Buchs von Vergils Versepos Aeneis. Das Stück erzählt in Zeiten des Krieges die tragische Liebesgeschichte der karthagischen Königin Dido und des aus Troja geflohenen Aeneas, der, vom eigentlichen Seeweg abgekommen, an [[Karthago|Karthago]’s Küste landet. Das Stück wurde zuerst durch „the Children of Her Majesty’s Chapel“ aufgeführt, das die einzige, 1594 erschienene, nicht lizenzierte Ausgabe den Titel „Played by the Children of her Maiesties Chappell“ enthielt. Das unvollendete Stück, das auffällige stilististische Parallelen zu Tamburlaine“ aber auch zu „Edward II“ und „Hero und Leander“ zeigt, wurde von Thomas Nashe komplettiert. Das Frühwerk „Dido“ ebenso wie „Tamburlaine“ steht für die grenzenlosen Möglichkeiten des Menschen als Ausdruck des optimistischen Individualismus der Cambridger Jahre .
Tamburlaine the Great [133]
Man vermutet, dass Marlowe die Arbeit an dem Stück noch in Cambridge begonnen hat, da das Stück [134] Tamburlaine“ (Teil II) bereits Herbst 1587 in London uraufgeführt worden sein muss. Dies wurde aus Robert Greenes Vorwort von „Perimedes“ (lizenziert 29.März.1588) geschlossen, in der er Tamburlaine II und damit Marlowes Atheismus und Gottlosigkeit erwähnt. Aus dem Prolog von Tamburlaine II ließ sich zugleich entnehmen, dass Teil II von Tamburlain nur wegen des großen Bühnenerfolgs des ersten Teils zustande kam, so dass die Aufführung von Tamburlain Teil I mindestens Anfang 1587 stattgefunden haben muss. Seine Dramen wurden für Philip Henslowe durch die „Lord Admirals Company“ unter der schauspielerischen Leitung des Schauspielers und Theaterdirektors Edward Alleyn aufgeführt.[135] Tamburlaine wurde am 14. August 1590 bei der Druckergilde (Stationers’ Register) eingereicht . Das Stück basiert auf der historischen Figur des turko-mongolischen Eroberers Timur 1336-1405 (latinisiert Tamerlan und Tamburlaine). Marlowes primäre Vorlagen waren wahrscheinlich Pedro Mexia’s „Sylva de Varia lecion“ (Sevilla 1543) und Perondinos „Vita Magni Tamerlanis“ (Florenz 1551) Der „Tamburlaine “ von Marlowe war in seiner Zeit ein revolutionäres Epos, dessen Popularität und Erfolg den Blankvers als Ausdrucksmittel der dramatischen Sprache im Elisabethanischen Theater nachhaltig festigte, wobei die grundlegenden Neuerungen der „Theatersprache“ des Tamburlaine in ihrer Sprachgewalt, Poesie, Differenziertheit, Wagemut und veränderten Weltsicht kaum überschätzt werden können. Der Erfolg des Tamburlaine (Teil I) war so groß, dass eiligst eine Fortsetzung(Teil II) geschrieben und bereits 1587 produziert wurde.
The Tragical History of Doctor Faustus
Wahrscheinlich bereits ein Jahr nach der Erstauflage (1587) des Deutschen Faustbuches folgte 1588 die erste englische Übersetzung. Von dem ersten überlieferten Druck der Englischen Übersetzung des Faustbuchs “ „Historie of the Damnable Life, and Deserved Death of Doctor Iohn Faustus” ist heute nur noch eine Ausgabe von 1592 bekannt. Der englischen Übersetzung des deutschen Faustbuches folgte 1588 zuerst Marlowes „A Ballad of the life and death of doctor Faustus the great conquerer Doctor Faustus“, die am 28.Februar 1589 dem „Stationers Register“ vorgelegt wurde und danach Marlowes „Tragicall history of Doctor Faustus“ mit Anmeldung am 18.Dezember 1589 im „Stationers Register“, deren Hauptrolle Ned Alleyn for the Admiral’s Men in Henslowe’s Rose Theater 1589 spielte. Die später veröffentlichten, bereits 1588 gespielten Theaterfassungen des Dr.Faustus existieren in 2 Variationen, der A-Ausgabe 1604 and B Ausgabe 1616, beide sind erheblich veränderte „korrumpierte“ Texte . Robert Greene in seinem Menaphon war der erste, der Marlowe für seine Darstellung des Dr.Faustus attackierte. Die Figur des Dr. Faustus stellt den macht- und wissensgierigen Menschen dar, der keine Grenzen kennt und sich sogar mit dem Teufel verbündet, um seine hoch fliegenden Wünsche zu befriedigen, der die menschlichen Grenzen zu überschreiten und die tief sitzenden Begierden und Sehnsüchte zu verwirklichen sucht. Das Stück kennzeichnet die Sprengung des engen gesellschaftlichen und geistigen Korsetts der Zeit, die Suche nach dem Absoluten, das bei Goethe später weiter differenziert wird. Faust muss schließlich scheitern, weil es bei dieser Suche keinen Kompass gibt für den richtigen Kurs gibt. Marlowe markiert den Abgesang des unmäßigen Faust in einem hintergründig verzweifelten Schlussmonolog. Dieser letzte Monolog stellt sich als Wiederholung der vertanen Chancen und Imagination des kommenden Grauens sowie als verzögerte Fortsetzung des so zukunftsgläubigen und machtbesessenen Anfangsdialogs dar. Man kann darin unschwer die Metapher des menschlichen Lebens sehen. Marlowes Geschichte vom besessenen Faustus ist gleichermaßen ein Volksstück mit reichlich plastischer Moral als auch ein Drama mit erheblichem philosophischen Tiefgang.
Man vermutet, dass wahrscheinlich Thomas Nashe, Thomas Dekker und William Rowley zu einem späteren Zeitpunkt an dem Stück Veränderungen vorgenommen haben . Die erste Ausgabe von Doctor Faustus hatte 1485 Zeilen, während die zweite auf 2131 Zeilen anwuchs. Henslowe’s Aufzeichnungen (1602) über Zahlungen an William Bird und Samuel Rowley für Hinzufügungen (adicyones to doctor fautus. „additions”) sprechen in dieser Richtung.
The Jew of Malta
Es ist durch Quellen belegt, dass am 26 Februar 1592 die Theatergruppe Lord Strange’s men The Jew of Malta“ aufführte. Am 17 Mai 1594 wurde das Stück zur Veröffentlichung im Stationer’s Register eingereicht, aber erst vierzig Jahre später gedruckt. Das Stück bezieht sich auf ein damals wenige Jahrzehnte zurückliegendes Ereignis der Belagerung Maltas durch die Türken 1565, die mit dem Sieg der katholischen Johanitter-Ritter endete. Die Schlacht ist Grundlage des Stücks über den reichen Barabas über den zerstörerischen Selbstlauf privater und staatlicher Racheakte und über den mörderischen Unsinn religioser Intoleranz.
- Inhalt Die Kriegsflotte der Türken belagert Malta um Tribut einzunehmen oder die Insel zu besetzen. Der Gouverneur Farnese ordnet an, dass die Juden Maltas zum Christentum konvertieren müssen, falls sie sich weigern, allein die gesamte Tributsumme aufzubringen. Da sich der reiche Jude Barabas widersetzt, rauben ihm die Malteserritter seinen Besitz und machen sein Haus zu einem Nonnenkloster. Er überredet seine Tochter Abigail zum Schein Nonne zu werden, und kommt so wieder an Schätze, die er für Notfälle im Hause versteckt hatte. Von dem Geld kauft er ein neues Haus und den Türken Ithamore, einen der Skalven aus dem Besitz des christlichen Admirals del Bosco. Mit Hilfe Ithamores beginnt Barabas seinen Rachfeldzug, der im Krieg der Türken gegen die Malteser mündet.
Sowohl Thomas Kyd’s “ The Spanish Tragedy or Hieronimo is Mad Againe”, als auch Marlowe’s The Jew of Malta wurde von der Theatergruppe The Admiral’s Men 1589/90 aufgeführt. The Jew of Malta war ein sofortiger Erfolg und blieb sein populärstes Stück, bis die Theater 1642 geschlossen wurden. Der Prolog wird von Machiavell gesprochen, auch Barabas soll als ein „machiavellistischer“ Schurke gesehen werden. Der „Jude von Malta“ und das „Massaker von Paris“ illustrieren die Fragwürdigkeit des amoralischen Übermenschen Die erstmals 1633 edruckte und veröffentlichte Version des Jew of Malta enthält verschiedenste Textrevisionen, von denen man sicher annehmen kann, dass sie von Thomas Heywood, der das Vorwort schrieb,vorgenommen worden sein müssen.
The Massacre at Paris [136]
Am 26. Januar 1592 wird erstmals’’The Massacre at Paris’’ wie aus den Tagebucheintragungen des Theatermanagers Philip Henslowe („ne „ für new) zu entnehmen, von der Theatergruppe Lord Strange’s Men aufgeführt und im Sommer 1594, als die Theater nach der Pest wieder öffneten, zehn mal wiederholt bei hohen Einnahmen zu Anfang der Aufführungen.[137] Das Stück wurde ca 1601 veröffentlicht. Christopher Marlowe entwickelt sein Stück vor dem Hintergrund der erst kurz zurückliegenden politischen Wirren und Krisen in Frankreich, die in der historischen Bartholomäusnacht oder Bluthochzeit von Paris des 24.August 1572 explodierten. Sie ereignete sich Tage nach der Heirat zwischen dem protestantischen Heinrich von Navarra mit der Schwester König Karls IX von Frankreich, die auch der Aussöhnung zwischen den Konfessionen dienen sollte. Im Namen des Königs von Frankreich und seiner Hintermänner wurden Tausende Menschen vorwiegend Hugenotten (die protestantische Bevölkerung) ermordet. Der primäre Anlass der verheerenden Gewalttätigkeiten war ein Racheakt, der eine Spirale der Gewalt und Gegengewalt nach sich zog. .Das Drama konfrontiert 2 mächtige und ehrgeizige Figuren, dem Herzog von Guise und dem Herzog von Anjou (später König Heinrich III). Die Ermordung von Heinrich III, mit der das Stück schließt erfolgte am 2.August 1589. In Henslowes Aufzeichnungen wird das Stück „The Guise“ genannt, sodass der Titel „Das Massaker von Paris“,. wahrscheinlich viel später eingeführt wurde, als das Interesse am Herzog von Guise erlosch. Der heute noch verbliebene unbefriedigende Zustand des Texts (1250 Zeilen) entspricht wahrscheinlich einem Bruchteil des früheren Gesamtwerks, er ist erkennbar erheblich verändert worden .
- Inhalt Das Stück dramatisiert die Ermordung des Herzogs und Kardinal von Guise (1588) und des Herzogs von Anjou, später Heinrich III (1589). Der spätere Teil des Stücks steht im Kontrast zum ersten Teil , dem Massaker von Paris 1572. Der divergierende Ansatz in den zwei Hälften des Stückes , Pro-Protestantisch und Pro-Militant-Katholisch , beschäftigt sich a) mit Fragen, ob Gewalt auf beiden Seiten und die Zerstörung anderer für einen politischen Gewinn zu rechtfertigen seien (verborgen hinter einem Mantel religiöser Ehrbarkeit und Korrektheit), und b) mit den zweifelhaften Methoden, mit denen Heinrich IV auf den Thron kam.
Edward II
Das Drama Edward II (The Troublesome Reign and Lamentable Death of Edward the Second) wurde 1592 von der Theatergruppe der Pembrokes Men aufgeführt, am 6. Juli 1593 (also 2 Monate nach Marlowes Tod) im sog. Stationer’s Register zur Veröffentlichung angemeldet und 1594 (wahrscheinlich auch 1593) erstmals gedruckt und veröffentlicht. Es gehört zu den wenigen Stücken, die nicht in Henslowe’s Tagebuch (Diary) aufgeführt werden, sodass nichts über Zeitpunkte der ersten Aufführung gesagt werden kann. Diese können aber teilweise aus dem erheblichen Echo ungewöhnlich zahlreicher Zeileninhalte aus Edward II, die bei zeitgenössischen Dichterkollegen zu finden waren, abgelesen werden . (6 Entlehnungen in Arden of Feversham, lizenziert 3.April 1592,1592 gedruckt, 5 in Kyd’s Soliman and Perseda lizenziert 20. November 1592, 4 in George Peele Edward the First, lizenziert 8. Oktober 1593.) . Daneben in Lodge‘s Wound of of Civil War, lizenziert 24. Mai 1594, in Nashes Summers Last Will, In The Battle of Alcazar veröffentlicht 1594, in Peele’s Honour of Garter 1593. Aus diesen Beobachtungen wurde abgeleitet, dass das Stück Edward II in der zweiten Hälfte 191 bzw. ersten Hälfte 1592 öffentlich aufgeführt worden sein muss.
Edward II reflektiert ein Drama, in der nicht mehr das Panorama der historischen Hintergründe vorrangig ist, sondern der Charakter des Herrschers selbst. Ihn herauszuarbeiten sind alle Szenen arrangiert. Zugleich wird auch ein Frauencharakter, Königin Isabella die Ehefrau Edwards, in seiner Wandlung zum Bösen begründet. Marlowe zeigt einen Staat, der auf seinen Untergang zutreibt, in dem Macht und Recht nur leere Floskeln sind und der in seiner Willkür grausam und absurd erscheint.
- Inhalt. König Edward liebt öffentlich seinen Günstling Gaveston. Er vergisst darüber die Regierungsgeschäfte und gibt seine Königswürde der Lächerlichkeit preis. Der Hof stellt sich offen gegen ihn, an ihrer Spitze der taktierende Mortimer. Edward wird gezwungen, sich von seinem Geliebten zu trennen. Königin Isabella versucht die Gunst ihres Mannes zurückzugewinnen. Schließlich erzwingen weitere Konflikte die kriegerische Auseinandersetzung. Gaveston wird gefasst und ermordet. Edward sammelt alle ihm noch verfügbare Macht und beginnt gegen seine Gegner bestialisch zu wüten. Seinem Rachefeldzug fallen alle führenden Aristokraten zum Opfer– bis auf seinen Gegenspielers Mortimer. dem es gelingt, sich nach Frankreich zu retten, wo bereits seine gedemütigte Isabella mit ihrem Sohn, dem späteren Edward III., auf ihn wartet. Sie bilden ein Heer und ziehen siegreich gegen den König von England. Edward wird zum Verzicht auf die Herrschaft gezwungen, die er nominell weiterführen muss. In Wirklichkeit führen Königin Isabella und Mortimer, der ihr Geliebter geworden ist, die Regierung. Während der einst verblendete und hochfahrende Edward mehr und mehr zur stillen Leidensfigur wird, entpuppen sich nun die neuen Herrscher als Tyrannen. Es bleibt der nackte, gedemütigte schließlich bestialisch ermordete Edward zurück, verloren und aller Illusionen beraubt. Der Mord ruft Edwards Sohn auf den Plan, der die Macht ergreift, Mortimer tötet und die Mutter verstößt.
Zugleich sei Shakespeare hier durch Marlowe in hohem Masse zur Form seines Heinrich VI gebracht worden. Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger legten im 1923 eine Bearbeitung des Dramas von Marlowe vor.
Marlowe als Lyriker
Von Marlowe sind zwei lyrische Texte erhalten geblieben, das (vermutlich unvollendete) Versepos Hero and Leander sowie das bekannte, oft auch in anderen Werken zitierte und später gern parodierte Gedicht „The Passionate Shepherd to His Love“ (Der verliebte Schäfer an seine Geliebte)
Hero and Leander
Als Vorlage für das Versepos "Hero and Leander" diente Marlowe die spätgriechische Fassung des alexandrinischen Dichters und Grammatikers Musaios (5. Jhd. n. Chr.). Seine Sprache ist äußerst prunkvoll und bilderreich und von antiken Anspielungen gefüllt
- “About her neck hung chains of pebble-stone/ Which, lightened by her neck, like diamonds shone./ She ware no gloves, for neither sun nor wind/ would burn or parch her hands, but to her mind/ Or warm or cool them, for they tool delight/ To play upon those hands, they were so white... ” - Um ihren Hals hingen Ketten von Kieselstein/ die, beleuchtet von ihrem Hals, wie Diamanten erstrahlten./ Sie trug keine Handschuhe, denn weder Sonne noch Wind/ Wollten ihre Hände verbrennen oder austrocknen, sondern, ganz wie es ihr beliebte/ Wärmten oder kühlten sie sie, denn es gefiel ihnen/ Auf diesen Händen zu spielen, so weiß waren sie...).
Auf Grund der Eleganz seiner Verse und durch die von subtiler Erotik und Leidenschaft geprägte Grundstimmung wird Hero and Leander zu den schönsten poetischen Schöpfungen der englischer Renaissance gezählt. - Das Liebesepos, welches Literaturwissenschaftler zu den Spätwerken Marlowe’s zählen, erschien 1598 in zwei verschiedenen Versionen, der ersten unvollendeten, unfertigen Version als 818 zeiliges Gedicht, das mit des Herausgebers Einschub endet „desunt nonnulla“ („etwas fehlend“) bzw. der zweiten Version, in der das Gedicht in zwei „Sestiaden“ geteilt ist, die von George Chapman fortgesetzt wurden, der 4 weitere Sestiaden hinzufügte. [138]
The Passionate Shepherd
Obwohl die Entstehungszeit des berühmten Gedichts “The Passionate Shepherd“ (Der verliebte Schäfer) mit dem lyrischen Gedicht “Come Live with Me and Be My Love” unbekannt ist, wird es insbesondere deshalb den späteren 1580er Jahren zugeordnet weil es in dieser Zeit häufig, auch von Marlowe selbst, in Zitaten aufgegriffen wurde z.B. in Dido, Tamburlaine, The Jew, and Edward II;. Ein solches lyrisches Lied taucht z.B. auch in der Festsaal-Szene am Anfang des von Richard Loncraine inszenierten Shakespeare-Films Richard III auf (“Come live with me, and be my love, and we will all the pleasures prove”). Es erschien in verschiedenen Druckausgaben von vier bis sieben Stanzen, mit einer Vier-Stanza Version, gedruckt in "The Passionate Pilgrim" (1599) und einer Sechs-Stanza Version in Englands Helicon. [139]
Marlowe als Übersetzer
Ovidsche Elegien
In der Regel wird die freie zeilengetreue Übersetzung von Ovid’s Amores aus dem Lateinischen als erstes poetisches Werk Marlowes angesehen, das er wahrscheinlich als Student in Cambridge um 1584-85 verfasst hat. Das Datum der Erstveröffentlichung ist nicht bekannt. Experten gehen davon aus, dass es in der zweiten Hälfte der 1590er Jahre gedruckt worden sein muss. Sie wurden 1599 im Rahmen der Zensur der Kirche öffentlich verbrannt. Die Ovidschen Elegien erschienen in drei unterschiedlichen Ausgaben, die ersten zwei enthielten nur zehn Gedichte, während die dritte komplette Ausgabe drei Bücher mit 48 Gedichten enthielt.
Lucans Erstes Buch [140]
Marlowes Übersetzung von Lucans Erstem Buch, (The Pharsalia), einem epischen Gedicht über die Schlacht von Pharsalos 48 v.Chr. zwischen Caesar und Pompeius Magnus wurde am 28 September 1593 zusammen mit Hero and Leander im Stationer’s Register eingereicht . Die Veröffentlichung erfolgte nicht vor 1600. Experten sind sich nicht völlig einig, ob die Übersetzung einer frühen oder späten Schaffensperiode Marlowe’s zuzuordnen ist.
Marlowes Zueignungen
Grabschrift für Sir Roger Manwood
Ein Gedicht Marlowes in Form einer kurzen lateinische Grabschrift für Sir Roger Manwood (1525—1593) Lord Chief Baron of the Exchequer, einem Juristen aus Canterbury ist als Manuskript erhalten geblieben. Man kann mit einer gewissen Plausibilität annehmen, dass es zwischen December 1592, dem Todeszeitpunkt Roger Manwoods, and Mai 1593, dem Todeszeitpunkt Marlowe verfasst worden sein muss. Das lateinische Epitaph fand sich auf der Rückseite des Titelblatts einer Kopie (1629) von Marlowe und Chapmans “Hero und Leander“ [141].
Mary Sidney Herbert, Countess of Pembroke zugeignete Versepistel
Außerdem gilt Marlowe als der Autor einer lateinischen Prosa einer Mary Sidney Herbert, Countess of Pembroke (Schwester von Philip Sidney) zugeigneten Versepistel, welche als Vorwort zu Thomas Watsons 1592 Gedicht, „Amintae gaudia“ diente, und welche ein erstaunliches Licht auf Marlowe’s Karriere als Dichter wirft und deshalb heute neben seinen Gedichten gedruckt wird.
Marlowe-Shakespeare Theorie
Hauptartikel: William-Shakespeare-Urheberschaft
Der Hauptgrund dafür, dass eine Jahrhunderte anhaltende Autorschaftsdebatte über den Verfasser der William Shakespeare zugeschrieben Werke entstand, muss darin gesehen werden, dass während der gesamten Lebenszeit von William Shakspeare aus Stratford (1564-1611) niemand je dem Dichter und Genie d.h. der literarischen Person William Shakespeare begegnet ist. Es wurde argumentiert, dass es einen Grund bzw. ein Motiv dafür geben muss, dass weder ein historischer Beleg dafür gefunden wurde, dass der Verfasser der literarischen Werke aus Stratford kam, noch dass der Mann aus Stratford je eine Verbindung zu irgendeiner literarischen Aktivität hatte d.h. sich als ein Autor, Dramatiker und Dichter ausgegeben oder dargestellt hat bzw. als solcher beschrieben, dargestellt oder von seiner Umwelt wahrgenommen wurde. Aus zeitgenössischen Quellen speziell über die Geschichte von Stratford-on-Avon ließen sich keine Informationen auffinden, die nahe legen, dass der dort ansässige Shaksper als Dichter oder Dramatiker bekannt war.
Insbesondere über die Zeit von mehr als 20 Jahren, in der Shaksper aus Stratford wahrscheinlich in London lebte und die die eigentliche literarische Schaffensphase von Shakespeare repräsentiert haben müsste, gibt es keine Erinnerungen von ihm selbst oder anderen, Berichte, Gesprächsnotizen, Anekdoten oder Darstellungen über Begegnungen mit ihm von zeitgenössischen Schriftstellern, Tagebuchschreibern, Chronisten etc., und niemanden, der jemals berichtet hätte, dass er dem Schriftsteller, Dichter, Dramatiker namens William Shakespeare also der literarischen Person begegnet wäre oder auf irgendeine Weise mit ihm kommuniziert habe. Zahlreichere Dokumente aus den frühen 90er Jahren des 16.Jahrhunderts zeigen hingegen, dass Shakspeare aus Stratford so viele finanzielle Einnahmen hatte, dass er Personen Anleihen bzw. Darlehen geben konnte in der Größenordnung mehrerer Tausend Dollars (nach heutigem Wert) und diese von den Schuldnern bzw. deren Bürgen über Gerichtsprozesse eintrieb.
Die Erkenntnis, dass weitestgehend fehlende biographische Fakten zu Lebzeiten von William Shakspear aus Stratford und ein gigantisches literarisches Werk rational nicht mit vernünftiger Plausibilität in Übereinstimmung gebracht werden können, ließ eine größere Gemeinde von sog. Anti-Stratfordianern entstehen. Sie fahndeten nach möglichen Motiven und Fakten für eine lebenslange Anonymität bzw. eine maskierte Identität, Tarnung oder das Pseudonym eines welterfahrenen weitgereisten Schriftstellers und Poeten von überragender sprachlicher Kompetenz und höchster Bildung, der unter dem Pseudonym SHAKE-SPEARE schrieb und dem es nicht erlaubt war, der Welt seinen Namen zu nennen und für den man (posthum? sieben Jahre nach dessen Tod?) den Schauspieler Shaksper aus Stratford diese Funktion ausüben ließ. Die seit langem geführte Diskussion um die Urheberschaft der Werke von Shakespeare mündete immer deutlicher in der Annahme Marlowe’s als eigentlichem Autor.
Argumente für Marlowe
Zeitlicher Ablauf
- Ein primärer Punkt in der Argumentation der zeitgleich geborenen Dichter Shakespeare und Marlowe ist, dass „William Shakespeare’s“ Werke für seine Zeit unverhältnismäßig spät und erst nach Marlowes vermeintlichem Tod im 30.Lebensjahr zu erscheinen begannen. Kein einziges Shakespeare zugeschriebenes Werk ist je aufgetaucht, bevor Marlowe offiziell begraben bzw. für tot erklärt worden war.
Motive
- Bei Marlowe ließe sich ein eigenständiges Motiv (anders als bei den anderen ins Auge gefassten Kandidaten (Francis Bacon, Edmund de Vere Earl of Oxford) erkennen, nämlich der eines zur Lebensrettung absolut notwendigen Verzichts (d.h. Aufgabe) der Identität. Die eingehend dargestellten Todesumstände des Jahres 1593 (s.o.) legen nahe, dass der vor der Justiz flüchtige Marlowe die Autorschaft der ab Juni 1593 folgenden Werke nicht offen legen konnte, da er innerhalb von 10 Tagen (ab dem 18.5.1593), in denen er wegen einer persönlichen Anhörung vor dem Kronrat wegen des Kapital-Verbrechens der Häresie (und damit der Todesstrafe) angeklagt und extrem bedroht aber noch auf freiem Fuß belassen war, der Folter nur entkommen und sein Leben nur mittels einflussreicher Freunde retten konnte. Nach gegenwärtigen Kenntnissen könnten dies nur William Cecil , Robert Cecil und Thomas Walsingham gewesen sein. Letzterer konnte auf langjährige Erfahrungen in der Inszenierung von Täuschungen bei seinem Vetter, und Lehrmeister (?), dem „Spionagechef“ Francis Walsingham der Königin verweisen. Durch einen fingierten Tod (30.6.1593) ermöglichten sie es Marlowe, der anhaltenden Gefahr einer Todesstrafe dauerhaft zu entgehen. Eine spätere Offenlegung seiner Identität hätte ihm eine Wiederaufnahme der „Fahndung“ eingebracht. Seine eigenen Werke hörten nicht auf, in späteren Jahren zu erscheinen, wurden aber einem toten Dichter zugeschrieben.
Marlowe-Burghley-(Walsingham)-Allianz
- Lord Burghley hatte bis zu seinem Tod 1598 eine einflussreiche und herausragende Position in der Regierung Elisabeths. Er war- wie Marlowe- ein Renaissance-Humanist und Förderer der Künste[142]. Sein jüngerer Sohn, Sir Robert Cecil (später zu Baron Cecil, Viscount Cranborne und schließlich Earl of Salisbury ernannt), übernahm seinen politischen Anhang und die Rolle des Premierministers und war ähnlich einflussreich.
- In der Biographie wird eine “Marlowe- Burghley-(Walsingham)-Allianz“ erkennbar u.a.:
- Marlowe wurde 1587 sein Masters Degree(MA) der Universität Cammbridge nur durch Intervention von Lord Burghley zuerkannt
- Gräfin von Shrewsbury, Elizabeth Talbot wendet sich in einem Brief „in Sachen“ Marlowe an William Cecil, Lord Burghley (s.o.)
- Am 12. März 1592 wurde Marlowe („Mr Marlin“) während der Belagerung von Rouen (s.o.) mit einem Brief an Lord Burghley zurückgesandt, dessen Briefkopf die Aufschrift trug „To the Lord Treasurer; by Mr.Marlin
- Marlowe wurde von Flandern 1591/2 durch Sir Robert Sidney zu Burghley zurückgeschickt
- Marlowe wurde vom Kronrat am 20.Mai 1593 durch Vermittlung von Lord Burghley auf freiem Fuß belassen trotz maximaler Anschuldigungen.
- Marlowe wurde am 30.Mai 1593 in einem „sicheren“ Anwesen aus dem familiären Umkreis von Lord Burgley in Deptford „umgebracht“ in Anwesenheit von drei Mitarbeitern aus dem Umkreis von Burghley bzw. Thomas Walsingham.
- Diese Fakten scheinen nahezulegen, dass die Cecils ( William und Robert) stets davon ausgingen, dass der ihnen von früh her bekannte Marlowe nichts Verwerfliches getan hatte und unschuldig war. Auf Grund der Faktenläge würde eine „Rettungsaktion“ Marlowes durch William und Robert Cecil mit Hilfe der Verschaffung einer neuen Identität durchaus plausibel erscheinen.
Christopher Marlowe als Person und Dichter anerkannter Genius
- Im Gegensatz zu Shakespeare (Stratford) gibt es bei Marlowe neben seinem literarischen Werk ausreichende Anhaltspunkte, dass er bereits zu Lebzeiten eine überragende, außergewöhnliche und normale Maße sprengende schöpferische und intellektuelle Persönlichkeit gewesen sein muss, wie man sie unzweifelhaft in gleicher Weise von dem Verfasser der Werke William Shakespeare’s annehmen muss.
Vermeintlicher Tod als unüberwindliche Denkgewohnheit
- In den Naturwissenschaften hat die Beweisführung für eine Hypothese häufig eine (oder mehrere) Grundannahmen zu Voraussetzung. Würde man bei Christopher Marlowe nur eine einzige, normalen Denkgewohnheiten zuwiderlaufende Grundannahme machen, dass nämlich angesichts der dargestellten Tatsachen (s.o.) die in hohem Maße denkbare und plausible Hypthese eines zum Lebenserhalt zwingend notwendigen vorgetäuschten Todes der Wahrheit entspräche, so stellte sich heraus, dass die weitere Beweisführung für die Autorschaft Christopher Marlowes [143] [144] [145] [146] [147] [148] als dem literarischen William Shakespeare in erstaunlicher Breite schlüssig würde, also die Annahme der Hypothese gerechtfertigt wäre. In den Geisteswissenschaften ist eine solche logische Form der Beweisführung kaum bekannt bzw. akzeptiert.
Die Idee eines vorgetäuschten Todes scheint darüberhinaus bei den Cecils nicht neu . Francis Tresham wurde am 12th November 1605 verhaftet. Er schrieb ein volles Geständnis über seine Beteiligung im Gunpowder Plot. und starb offiziell am 22.Dezember 1605 im Tower von London .Er wird von verschiedenen Experten als Doppelagent für Robert Cecil gesehen. Ein führender Literaturhistoriker, F.S.J. Edwards vertritt die Theorie, dass Francis Treshham ins Ausland (Spanien) entweichen durfte, wo er unter dem Namen Matthew Brunninge weiterlebte...[149]
Einzelnachweise
- ↑ JA Downie JT Parnell,Constructing Christopher Marlowe, Cambridge Press, 2000
- ↑ http://www2.prestel.co.uk/rey/names.htm
- ↑ William Urry „Marlowe and Canterbury“ TLS, February 13, 1964
- ↑ Peter Farey CHRISTOPHER MARLOWE - Some biographical facts,
- ↑ http://www2.prestel.co.uk/rey/biog.htm
- ↑ P.D:Mundy The ancestry of Christopher Marlowe N&Q 1954 p328-331
- ↑ C.F. Tucker Brooke. The life of Christopher Marlowe, London: Methuen N.Y. Dial Press 1930
- ↑ D.Grantley und P.Roberts Hrsg,Christopher Marlowe and English Renaissance Culture, 1996
- ↑ R.I.Page, Christopher Marlowe and the Library of Matthew Parker, N&Q 1977
- ↑ http://www.perseus.tufts.edu/cgi-bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.03.0008
- ↑ W.F.Prideaux, N&Q,1910
- ↑ William Urry „Marlowe and Canterbury“ TLS, February 13, 1964
- ↑ JA Downie JT Parnell, Constructing Ciristopher Marlowe, Cambridge UnivPress 2000
- ↑ K.Stählin, Sir Francis Walsingham und seine Zeit, Heidelberg, 1908
- ↑ C.Read Walsingham and Burghley in Queen Elizabeths Privy Concil,The Englisch Historicl Review, 28, 1913
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Marlowe als historische Romanfigur
Die Brillianz der Person Marlowes und die Umstände seines Lebens und Todes haben verschiedenste Autoren und Schriftsteller im Laufe der Jahrzehnte dazu veranlasst, ihn als historische Romanfigur in verschienster Form zu implementieren.
- In Harry Turtledoves Roman Ruled Britannia (A Novel of Alternate History) (2002), das in einem fiktiven von den Katholiken regierten England spielt, erscheint Marlowe als Zeitgenosse und Freund Shakespeare’s.
- Rupert Everett spielt Marlowe in dem Film Shakespeare in Love (1998), in dem er Shakespeare beim Schreiben von Romeo and Julia hilft. His last line is a cheery “Well, I’m off to Deptford!”
- Melissa Scott und Lisa A. Barnett zeichnen Marlowe in ihrem „alternativen historischen“ Roman „Armor of Light“ als einen Mann, der seine versuchte Ermordung durch die Rettung von Sir Phillip Sidney überlebte
- In Neil Gaiman’s comic „The Sandman“, erscheinen Marlowe und Shakespeare kurz in einem Lokal. Marlowe wird als großer Schriftsteller dargestellt zusammen mit dem jungen unerfahrenen Shakespeare.
- In Lisa Goldsteins phantastischem Roman Strange Devices of the Sun and Moon ist Marlowe eine zentrale Figur.
- In Connie Willis’ „Winter’s tale“ ist Marlowe einer der Hauptfiguren.
- Louise Welshs Roman „Tamburlaine Must Die“ ist ein Roman der auf einer fiktiven Theorie der letzten zwei Lebenswochen Marlowes basiert.
- Leslie Silberts Roman „The Intelligencer“, verknüpft Marlowe als einen möglichen Spion seiner Zeit mit Ereignissen der Gegenwart, Washington Square Press, 2004. ISBN 0-7434-3292-4
- Anthony Burgess „A Dead Man in Deptford“ beinhaltet eine Beschreibung über Marlowe und seinen Tod. Nach Burgess handelt es sich um eine Fiktion, die aber nirgends von historischen Fakten abweicht.
- Alan Walls „The School of Night“ (ISBN 0-312-28778-X), konstruiert mit Hilfe eines Protagonist/Erzähler Modells eine Theorie, in der er einen nicht-wirklich-toten Marlowe als den Autor der Shakespeare’schen Werke identifiziert
- Philip Lindsay „One Dagger for Two“ behandelt Marlowe als Zentralfigur mit verschiedenen Spekulationen über seinen Tod.
- Andy Lanes „The Empire of Glass“ beschreibt Marlowe, der seinen Mörder um 16 Jahre überlebt hat.
- in Antonia Forests Kinderbuch „The Player’s Boy“ erscheint Marlowe in vier Kapiteln . Eine fiktionale Figur Nicholas ist Zeuge von Marlowe’s Tod im Haus in Deptford, der später ein Schauspieler in der gleichen Gesellschaft wie William Shakespeare wird.
Weblinks
- Bibliographie von Marlowe
- Werke von Christopher Marlowe
- The Marlowe Society
- Marlowe Lives!
- Werke von Marlowe im Perseus-Project
- Peter Fareys Marlowe-Seite
- Sonette Peter Bull
- Große Monologe aus Marlowes Dramen
- John Baker's Homepage
Personendaten | |
---|---|
NAME | Marlowe, Christopher |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Dichter |
GEBURTSDATUM | 6. Februar 1564 |
GEBURTSORT | Canterbury |
STERBEDATUM | 30. Mai 1593 |
STERBEORT | Deptford |